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Broder endgültig ein Fall für das Wiki

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Begonnen von Belbo zwei, 24. Mai 2013, 20:17:40

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sweeper

Zitat von: The Doctor am 29. Mai 2013, 09:19:53
Zitat von: Conina am 28. Mai 2013, 22:12:14
Nachvollziehbar1 Dich auszudrücken, du lernen musst, junger Padawan.

Die Fussnote erschliesst sich mir nicht wirklich.
"None" .

Sollte es nicht außerdem, auf gesine bezogen, korrekter "junge Padawana" heißen?
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

sweeper

Um wieder in Richtung "on topic" zu steuern -
achgut hat einen neuen Kommentar, der ursprünglich bei NOVO erscheinen ist:

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_gruene_fee

Und da wir grad beim Lyrische Bilderrätsel-Lösen sind: was hat Absinth mit dem UBA zu tun??  :gruebel

Zitat...hier geht ganz profan um Wissenschaft, Amtsmissbrauch und braune Listen...

...Was das Bundesumweltamt sich gerade leistet, liegt irgendwo zwischen Dreistigkeit, Rufmord und Propaganda vom Feinsten – und lässt mich wiederum wünschen, eine gute Fee möge denen mal erklären, dass der Staat nicht dazu befugt ist, eine ideologisch gefärbte Partei in einer öffentlich geführten Diskussion zu ergreifen...

...Man muss nicht extra Wissenschaftsphilosophen wie Paul Feyerabend bemühen, um festzustellen, dass Forscher stets auch in einem gesellschaftlichen Kontext arbeiten und es eine absolute Wahrheit nicht gibt. Aber den Wahrheitsgehalt von Wissenschaft diskutieren in Demokratien kritische Kollegen, freie Geister und recherchierende Journalisten – keinesfalls legen Behörden die ,,Wahrheit" und einen ,,Kenntnisstand der Wissenschaft" fest...

Und schließlich der Knüller:
ZitatDen Wissenschaftlern damals kann man noch zugutehalten, nicht Qualitätsstandards wie heute entwickelt zu haben.
Folgerichtig müsste es heißen:

"Leider gab es damals noch keine freien Geister und recherchierenden Journalisten, um in einer öffentlichen Debatte Qualitätsstandards für die Wissenschaft (des Absinth...) festlegen zu können."

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ajki

Zitat von: sweeper am 29. Mai 2013, 09:25:17
... korrekter ...

In einer "weit, weit entfernten Galaxie" "vor langer, langer Zeit" hatten die das mit dem Geschlechtsbestimmungswörteranhängsel/Innen/ auch noch nicht überwunden? Schlimm, ganz schlimm. ;-)
every time you make a typo, the errorists win

bayle

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 29. Mai 2013, 09:12:20Es war ja nicht der Vergleich, der kratzte, sondern Grouchos Erwiderung zum Vergleich, insofern passt es.
Ich hatte es befürchtet. Es liegt also auch an mir.

Omikronn

ZitatUnd da wir grad beim Lyrische Bilderrätsel-Lösen sind: was hat Absinth mit dem UBA zu tun??  :gruebel

Hier wird ein Vergleich mit den Prohibitionsbewegungen angestellt; dass das UBA einen Feldzug führt um eine ideologie als "Wahrheit" wissenschaftlich zu untermauern.

ZitatDas Umweltbundesamt erinnert an die Geschichte der grünen Fee – um damit jetzt auch den Titel des Beitrags zu rechtfertigen. Diese Geschichte ist weniger bekannt als das Bezweifeln der Erde als Scheibe oder das Los von Ignaz Semmelweis, der die Hygiene in Krankenhäusern einführte und für den ,,spektakulären Unfug" an Keime zu glauben im Irrenhaus büßte. Die Geschichte der grünen Fee ist aber ein weiteres Beispiel für die Vehemenz und Aggressivität mit der eine ,,wissenschaftliche Wahrheit" durchgesetzt wurde.

Die Short-Story geht so: Absinth, genannt ,,die grüne Fee", war ein um 1900 äußerst beliebtes Getränk. Berühmte Absinth-Liebhaber waren unter anderen Vincent van Gogh, Ernest Hemingway und Edgar Allan Poe. Europäische Prohibitionsbewegungen (wie die Blaukreuzer) sahen in der ,,Grünen Fee" jedoch ein Teufelszeug und bemühten zahlreiche Wissenschaftler zum Nachweis seiner ,,immensen Schädlichkeit". Die damaligen Experten fanden schließlich ,,eindeutig" heraus, dass Absinth wegen seines Thujon-Gehalts abhängig mache und schwerwiegende gesundheitliche Schäden nach sich ziehe: ,,Absinth macht kriminell, führt zu Wahnsinn, Epilepsie und Tuberkulose und ist verantwortlich für den Tod tausender Franzosen. Aus dem Mann macht Absinth ein wildes Biest, aus Frauen Märtyrerinnen und aus Kindern Debile, er ruiniert und zerstört Familien und bedroht die Zukunft dieses Landes", hieß es. Kritische Gegenstimmen wurden teilweise sogar mit Haft verfolgt, bis die grüne Fee in fast ganz Europa verboten wurde. Erst Anfang dieses Jahrhunderts haben neue Studien den Verdacht der Schädigung durch Absinthkonsum jedoch widerlegt. Die damals festgestellten gesundheitlichen Schäden der ,,überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler" werden heute auf einzelne Pantscher und deren schlechte Qualität des Alkohols zurückgeführt. Der Feldzug gegen das Getränk war ideologisch geführt worden und Wissenschaftler hatten sich dem damaligen ,,Mainstream" gebeugt. Nach und nach wurde Absinth jetzt wieder in Europa erlaubt, er überlebte heimlich 100 Jahre Verbot.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

sweeper

@ Omikronn:
Was wissenschaftlich "wahr" ist, legt also eine kritische öffentliche Debatte fest?

ZitatDen Wissenschaftlern damals kann man noch zugutehalten, nicht Qualitätsstandards wie heute entwickelt zu haben.

Folgerichtig im Sinne des Artikels müsste es heißen:

"Leider gab es damals noch keine freien Geister und recherchierenden Journalisten, um in einer öffentlichen Debatte Qualitätsstandards für die Wissenschaft (zur Erforschung der Wirkungen des Absinth...) festlegen zu können."
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Ratiomania

Das Märtyrer-Argument. Wer verfolgt wird muss recht haben.  :-X

Nogro

Zitat...Was das Bundesumweltamt sich gerade leistet, liegt irgendwo zwischen Dreistigkeit, Rufmord und Propaganda vom Feinsten – und lässt mich wiederum wünschen, eine gute Fee möge denen mal erklären, dass der Staat nicht dazu befugt ist, eine ideologisch gefärbte Partei in einer öffentlich geführten Diskussion zu ergreifen...
Sehr schön, das kommt mir irgendwie bekannt vor. Während meines Studiums tobte im Osten gerade die Auseinandersetzung zwischen Fixisten (Geosynklinaltheorie) und Mobilisten (Kontinentalverschiebung). Die Partei und somit der Staat und damit der Parteisekretär (auch Professor) waren Fixisten, der Sektionsleiter Mobilist. Aber trotz der Parteimeinung, dass die Fixisten recht haben, setzten sich dann kurze Zeit später Fixisten auch im Osten durch (wobei ich bei obigem Thema so ziemlich die Meinung von Groucho vertrete).
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

sweeper

@ Nogro:

Mich stört in dieser ganzen wechselseitigen Aufgeregtheit, dass der Eindruck erweckt wird, als ob es vorrangig um eine Entscheidung zugunsten bestimmter Energieerzeugung geht bzw das Paradigma, hier handele es sich um eine primär weltanschaulich motivierte Debatte.

De facto stellen sich aber Stadtplaner, Forstleute, Wasserbauer etc schon jetzt ganz konkret auf den Klimawandel ein.
Hier ein Beispiel für Klimaszenarien der Schweiz:

http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/forschung/publikationen/alle_publikationen/Klimaszenarien_Schweiz_2013.Par.0001.DownloadFile.tmp/fb243klimaszenarien2013.pdf

Oder die Suche nach stressresistenten Stadtbäumen:
http://www.handelsblatt.com/technologie/energie-umwelt/umwelt-news/baumsterben-in-der-stadt-klimabaum-gesucht/7825764.html
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Omikronn

ZitatWas wissenschaftlich "wahr" ist, legt also eine kritische öffentliche Debatte fest?
Natürlich nicht, aber das ist genau das was dem UBA vorgehalten wird, ...u.a. indem eben dieser Vergleich bemüht wird.
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sweeper

Zitat von: Omikronn am 29. Mai 2013, 10:19:02
ZitatWas wissenschaftlich "wahr" ist, legt also eine kritische öffentliche Debatte fest?
Natürlich nicht, aber das ist genau das was dem UBA vorgehalten wird, ...u.a. indem eben dieser Vergleich bemüht wird.

Das UBA ist nach meinem Kenntnisstand eine Bundesbehörde, welche den Auftrag hat, die gesamte verfügbare wissenschaftliche Evidenz auszuwerten und damit eine sachliche Basis für anstehende politische Entscheidungen zu schaffen.
Der durchgängige implizite Vorwurf gegenüber dem UBA lautet, dass hier einseitig nach politischem/grünen Gusto favorisiert würde; so auch hier:
ZitatDie damals festgestellten gesundheitlichen Schäden der ,,überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler" werden heute auf einzelne Pantscher und deren schlechte Qualität des Alkohols zurückgeführt. Der Feldzug gegen das Getränk war ideologisch geführt worden und Wissenschaftler hatten sich dem damaligen ,,Mainstream" gebeugt.

Es wird im öffentlichen Diskurs m.E. nicht zwischen wissenschaftlicher Evidenz  (die kann nicht durch öffentliche Debatten festgelegt werden) und den politischen Implikationen unterschieden (hier ist sehr wohl eine öffentliche Debatte nötig). Vahrenholt etc sind (allein aufgrund ihrer Qualifikation) Teilnehmer der öffentlichen, nicht aber der wissenschaftlichen Debatte - erwecken aber in irreführender Weise den Eindruck, als seien sie kompetente (aber unterdrückte) Teilnehmer des wissenschaftlichen Diskurses.
Das ist ein bisschen so wie bei Hüther etc und ADHS...
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sweeper

Das UBA hat sich auf seiner Facebook-Seite zu den Vorwürfen geäußert:

https://www.facebook.com/umweltbundesamt.de
ZitatUmweltbundesamt
23. Mai
Unsere Publikation "Und sie erwärmt sich doch" (online erhältlich unter http://bit.ly/16a1Sfa
) hat viele Reaktionen ausgelöst.
Neben Zuspruch gibt es auch deutliche Kritik, insbesondere daran, dass in der Veröffentlichung auch Journalisten und Autoren genannt werden. Wir begrüßen jede öffentliche Debatte über den Klimawandel – gerne auch robust und mit Leidenschaft geführt. Jede und jeder soll sich beteiligen. Darum haben wir diese (hoffentlich) gut verständliche Broschüre erstellt. Wir möchten – so wie unser gesetzlicher Auftrag ist - gerade Nichtexpertinnen und -experten die Klima-Debatte näherbringen; Menschen, die oft keine Zeit oder Lust haben, sich durch dicke Klimaberichte zu quälen. Wir sprechen auch niemandem das Recht ab, mitzudiskutieren – egal ob fachlich bewandert oder nicht. Im Gegenteil: Unsere Broschüre ermöglicht Teilhabe an demokratischer Meinungsbildung.

Dabei ist es egal, ob man die von uns dargestellten Positionen der Mehrheit der Klimaforscherinnen und -forscher nun für richtig und überzeugend hält oder nicht. Jede und jeder mag das selbst entscheiden. In einer Demokratie mit grundrechtlich garantierter Meinungs-, Gewissens- und Forschungsfreiheit ist das zu Recht ein hohes Gut. Zur Meinungsfreiheit gehört aber auch, Kritik an der eigenen Position ertragen zu können. Auch von staatlichen Stellen. In der aktuellen Debatte über unsere Broschüre wird die Meinungsfreiheit immer wieder hochgehalten. Manche sehen sie verletzt, mitunter ist von staatlichem Rufmord die Rede. Wir halten diese Kritik für nicht berechtigt. Wir sagen schlicht, dass mitunter Positionen vertreten werden, die nicht mit Ansichten der überwältigenden Mehrheit der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler übereinstimmen. Damit sprechen wir aber keine Denk-, Sprech-, Schreib- oder sonstigen Verboten aus, wie oft zu lesen war. Wir verlinken sogar Artikel, denen wir uns wir inhaltlich nicht anschließen. All das schafft Transparenz, ermöglicht Debatte und stützt so die Meinungsfreiheit.

In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ist es völlig üblich, Quellen und Autoren zu nennen und dementsprechend kenntlich zu machen. Daher haben wir Ross und Reiter benannt. Dass wir im Gegenzug unsere Autorinnen und Autoren nicht namentlich nannten, war ein Fehler. Wir haben die Namen im Impressum bereits am Dienstagmittag online ergänzt. Im gleichen Atemzug haben wir die Gilbung einzelner Personen herausgenommen, die wissenschaftlich zumindest unüblich ist und daher auf berechtigte Kritik gestoßen ist.

Ein letzter Punkt: Es ist nicht der Anspruch des Umweltbundesamtes festzulegen, was wissenschaftlich letztlich richtig ist. Das kann niemand. Und eine staatliche Institution schon gar nicht. Wissenschaft lebt vom Zweifel und von Zweifelnden. Die vielen hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Umweltbundesamt leben diesen Grundsatz täglich. Wissenschaft muss aber auch lernen, mit Unsicherheiten umzugehen, muss praktikable Lösungen für Umweltprobleme vorschlagen, bevor Dinge zu 100 Prozent durchdrungen sind. Wer der letzten Gewissheit nachjagt, wird selten fündig. Was sollen wir Menschen in Bangladesch raten, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind? Sollen wir warten, bis in der Wissenschaftsgemeinschaft eine wirklich 100-prozentige Einigkeit darüber besteht, dass es die Treibhausgase sind, die das Leben am anderen Ende des Planeten bedroht? Kurz: Wer auf vollständigen Konsens, also die 100-prozentige Gewissheit aus ist, der lähmt sich und andere – mit allen Konsequenzen. Aus diesen Grund stützt sich unsere Broschüre – sehr pragmatisch und anwendungsorientiert – auf die ganz überwiegende Meinung innerhalb der Klimawissenschaft.

Die Diskussion und insbesondere die sachliche Kritik an unserer Veröffentlichung nehmen wir ernst. Wir werden die Debatte darüber intern und auch mit Externen weiter führen und dies in unsere künftige Publikationstätigkeit einfließen lassen.
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Terry Pratchett

Belbo zwei

ZitatDas Umweltbundesamt erinnert an die Geschichte der grünen Fee – um damit jetzt auch den Titel des Beitrags zu rechtfertigen. Diese Geschichte ist weniger bekannt als das Bezweifeln der Erde als Scheibe oder das Los von Ignaz Semmelweis, der die Hygiene in Krankenhäusern einführte und für den ,,spektakulären Unfug" an Keime zu glauben im Irrenhaus büßte. Die Geschichte der grünen Fee ist aber ein weiteres Beispiel für die Vehemenz und Aggressivität mit der eine ,,wissenschaftliche Wahrheit" durchgesetzt wurde.

Das ist allerdings das Argumentationsmuster auch aller Verschwörungstheoretiker, weil früher mal eine Regierung Tatsachen verschleiert hat bedeutet das zwangsweise dass heute auch alle an einer grossen Verschwörung arbeiten. Sehr weit zum Galileogambit ist es dann auch nicht mehr.

sweeper

ZitatArgumentationsmuster auch aller Verschwörungstheoretiker
@ Belbo:

Faszinierend, dass das hier nicht als Argument benutzt wird (dann wäre es sofort durchschaubar), sondern als lockere Assoziation, quasi Anmutung.
Im Gedächtnis bleibt unscharf: "UBA-Broschüre - ach ja, das ist so ähnlich wie damals mit der 'Grünen Fee'..."

Ist mir schon öfter aufgefallen, dieses Koppeln einer "Sach"-Diskussion mit einprägsamen aber unzutreffenden Vergleichen -  gerade auch z.B. bei Science Skeptical.
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Terry Pratchett