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NA: Pseudoliberalität der Homo-Ehen-Debatte

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Begonnen von Ratiomania, 04. Mai 2013, 08:06:52

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Ratiomania

Kann mir wer helfen?  ;D

Erstmal den Text lesen:

http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001300

Der Autor schreibt dann als Klarstellung im Kommentar:

ZitatMir erschien es überflüssig, noch einmal explizit darauf hinzuweisen, dass es mir bei der Frage der verfassungsrechtlichen Privilegierung der ehelichen Familie natürlich nicht um die altbackenen nationalistischen Kamellen von der "Keimzelle der Nation" u. Ä. geht. Vielmehr ist es wichtig zu sehen, dass es historisch neben den reaktionären Erwägungen eben auch um die historische Einbettung des Individuums in eine intergenerationelle Dynamik geht, die bei der Verfassunggebung sehr wohl eine Rolle spielte.

Aber das soll hier nicht der Hauptpunkt sein. Mir geht es vielmehr darum, die Stoßrichtung meiner Argumentation noch einmal zu klären: WEIL Ehe und Familie historisch die sonst nirgends vergleichbar vorzufindende Kombination positiver Eigenschaften aufweisen, ist es sinnvoll, sie im rechtlichen Überbau mit einer besonderen Wertschätzung, die eben eine bestimmte Hierarchisierung mit sich bringt, zu versehen. WEIL also die heterosexuelle Ehe historisch gewachsen auf eine sonst nirgends so vorzufindende Art dauerhafte Verbindlichkeit, gesellschaftliche Reproduktion und Privatsphäre kombiniert, kann man es als gerechtfertigt erachten, ihr in der Verfassung eine hervorgehobene Stellung zu geben. Die Argumentation lautet NICHT: ich befürworte die rechtliche Priviligierung der Ehe, UM auf diese Weise positive gesellschaftliche Effekte hervorzurufen. Das ist keine Haarspalterei, sondern der kleine aber feine Unterschied.

Ist das Argument nun:

Da heterosexuelle Ehen historisch gewachsen sind (muhahaha homosexuelle Ehen eher nicht) und auch noch tolle Eigenschaften haben (ja ne, Scheitungsrate beachten wir jetzt mal nicht, sind zu ahistorisch, zu jung!) sollte sie ein gesetzliches Denkmal bekommen.

Mehr Respekt vor Geschichte!

[ironie]Vielleicht sollte man dieses Motto auch noch auf andere Bereiche ausdehnen, wie Juden, stärker pigmentierte Mitmenschen... [/ironie]

Ähm ja.

Mag sein das es ein "neues Argument" darstellt. Aber ich verstehs trotzdem nicht. Erstrecht nicht wo da der "echte Liberalismus" dadrin zu finden wäre...

Landratte

Zitat von: Ratiomania am 04. Mai 2013, 08:06:52
Ist das Argument nun:

Da heterosexuelle Ehen historisch gewachsen sind (muhahaha homosexuelle Ehen eher nicht) und auch noch tolle Eigenschaften haben (ja ne, Scheitungsrate beachten wir jetzt mal nicht, sind zu ahistorisch, zu jung!) sollte sie ein gesetzliches Denkmal bekommen.

Mehr Respekt vor Geschichte!

[ironie]Vielleicht sollte man dieses Motto auch noch auf andere Bereiche ausdehnen, wie Juden, stärker pigmentierte Mitmenschen... [/ironie]

Ähm ja.

Mag sein das es ein "neues Argument" darstellt. Aber ich verstehs trotzdem nicht. Erstrecht nicht wo da der "echte Liberalismus" dadrin zu finden wäre...

Wo nix ist, kann man auch nix finden.

Es sei denn, man versteht Liberalismus als Traditionalistisch und Reaktionär.
Hier wird meines Erachtens nach verzweifelt nach Argumenten gesucht, wie man die geheiligte heterosexuelle Ehe doch noch sichern und erheben kann.
ZitatDer F.A.Z.-Redakteur Reinhard Müller bemerkt dunkel, dass die Relativierung der ehelichen Familie zwischen Mann und Frau den ,,Fortbestand" unseres Gemeinwesens in Frage stellt.
ZitatDie eheliche, aus einer heterosexuellen Verbindung hervorgehende Familie kombiniert Verbindlichkeit und gesellschaftliche Reproduktion mit einer die Generationen übergreifenden Dynamik.

Als wenn mithilfe der modernen Medizin keine familiären Strukturen in der homosexuellen Ehe möglich wären, die genauso über Generationen sich reproduzieren und damit Vergangenheit und Zukunft abbilden. Und als wenn sich die Gesellschaft in all den Jahrzehnten nicht verändert hätte und Ehen immer noch lebenslang und vor allem nicht aus Liebe, sondern einzig zu dem Zwecke geschlossen würden, sich fortzupflanzen.

KranzFonz

ZitatDie Argumentation lautet NICHT: ich befürworte die rechtliche Priviligierung der Ehe, UM auf diese Weise positive gesellschaftliche Effekte hervorzurufen.

Hier ist ein fanatischer Ideologe am Werk. Es geht ihm nicht um das Wohl der Gesellschaft, sondern um das Prinzip. Schön, dass er sich so bereitwillig demaskiert.

Nach seiner Vorstellung müssen sich Schwule wohl erst noch bewähren bis ihnen die Ehre zuteil werden kann, sich verheiraten zu dürfen. Absurder Gedankengang.

Hildegard

Zitat von: Landratte am 04. Mai 2013, 10:30:10
Als wenn mithilfe der modernen Medizin keine familiären Strukturen in der homosexuellen Ehe möglich wären, die genauso über Generationen sich reproduzieren und damit Vergangenheit und Zukunft abbilden.
Äh, das ist doch wohl noch etwas Zukunftsmusik.

Das mit der Reproduktion und der Stabilität sind in der Tat die einzigen Argumente, die man für die priveligierte Stellung der Hetero-Ehe anführen kann. Es geht also um eine Art Biotop, in dem die Leute sich fortpflanzen und die Kinder behütet aufwachsen, damit die Deutschen nicht aussterben und auch in der nächsten Generation noch jemand da ist, der unsere Rente zahlt.

Beide Argumente lassen sich jedoch entkräften.

Erstens stabilisiert die Homo-Ehe die Gesellschaft ja wohl mindestens genauso wie die Hetero-Ehe. Und zweitens lässt sich das Thema Rentenzahler auch durch Anwerbung von externen Arbeitswilligen regeln. Wer dies nicht als vollwertigen Ersatz ansieht, hat ein ganz anderes Problem: Er möchte offensichtlich partout etwas erhalten, das er für "deutsch" hält.
Wenn keine Arbeit da ist, hat sich das mit den Rentenzahlern - egal welcher Hautfarbe oder Religion - allerdings sowieso erledigt.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

Groucho

Und das steht bei Novo? Gruselig. Schließe mich mal Hildegard an.

Landratte

Zitat von: Hildegard am 04. Mai 2013, 11:26:35
Zitat von: Landratte am 04. Mai 2013, 10:30:10
Als wenn mithilfe der modernen Medizin keine familiären Strukturen in der homosexuellen Ehe möglich wären, die genauso über Generationen sich reproduzieren und damit Vergangenheit und Zukunft abbilden.
Äh, das ist doch wohl noch etwas Zukunftsmusik.
Ja klar - es geht doch um die Zukunft. Die Gesellschaft ist bereits im Wandel und die alten Strukuren greifen immer weniger. In dem Artikel versucht man an Altem festzuhalten, an einer Form von Familie, die in ein paar Jahrzehnten eine Form von vielen sein wird.

Nogro

Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

Ratiomania

Zitat von: Nogro am 04. Mai 2013, 12:53:37
Zitat von: Hildegard am 04. Mai 2013, 11:26:35
Äh, das ist doch wohl noch etwas Zukunftsmusik.
Robert Merle hats vorausgesehen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_gesch%C3%BCtzten_M%C3%A4nner

Dadurch das die Homosexuellen mehr Rechte bekommen, werden die heterosexuellen männlichen Machthaber entgültig entmannt (Teilentmannung waren ja schon Sachen wie Frauenwahlrecht, Reformiertes Scheidungsrecht, Arbeitsrecht etc. etc.) und das nutzen natürlich die bösartigen machthungrigen Weiber um die Macht an sich zu reißen?

Die Werlhof wird jubelieren!

nejtysk

Hmmm ein Hauptargument scheint zu sein, dass eben Ehen heterosexueller Menschen noch am ehesten Kinder zeugen, was stimmt. Es wäre in der Tat von keinem Vorteil für den Staat homosexuelle Paare steuerlich gleichzustellen während die Steuererleichterung von Ehepaaren dem Zweck dient künftige Generationen zu produzieren, was im derzeitigen Europa ausser in Island und Irland überall ein Problem ist. Aber wenn man sich einmal die tatsächlichen Summen anschaut die hierfür ausgegeben würden, wenn man es so macht, und die für andere sinnlose Dinge ausgegeben werden, dann ist dieses ganze Homo Ehen Thema eher eine Frage des Prinzips obwohl eh immer weniger heiraten wollen. Die einen wollen es aus Prinzip und die anderen lehnen es aus Prinzip ab. Es gibt wirklich wichtigeres. Bei sowas finde ich in Demokratien Volksbegehren immer recht sinnvoll, da ja immernoch das Volk regieren soll, auch wenn die Unken rufen, wir wären in einer Postdemokratie. Wills die Mehrheit oder nicht? Wenn es das Begehren gäbe würde ich erhlich gesagt nicht hingehen.

KranzFonz

Zitat von: nejtysk am 19. Mai 2013, 03:02:15
Hmmm ein Hauptargument scheint zu sein, dass eben Ehen heterosexueller Menschen noch am ehesten Kinder zeugen, was stimmt. Es wäre in der Tat von keinem Vorteil für den Staat homosexuelle Paare steuerlich gleichzustellen während die Steuererleichterung von Ehepaaren dem Zweck dient künftige Generationen zu produzieren, was im derzeitigen Europa ausser in Island und Irland überall ein Problem ist.

Hmmm, wenn man Kinder fördern will: Warum fördert man diese dann nicht direkt?

Wenn Kinder wirklich DAS Argument wären, müsste man das Splitting komplett abschaffen. Denn mit dem Splitting-Vorteil fördert man nicht Kinder, sondern Ehepaare mit unterschiedlichen Einkommen. Und natürlich hat der Staat Vorteile von der Homo-Ehe, die sich beispielsweise zeigen, wenn jemand zum Pflegefall wird.

Ratiomania

Zitat von: KranzFonz am 19. Mai 2013, 07:30:17
Zitat von: nejtysk am 19. Mai 2013, 03:02:15
Hmmm ein Hauptargument scheint zu sein, dass eben Ehen heterosexueller Menschen noch am ehesten Kinder zeugen, was stimmt. Es wäre in der Tat von keinem Vorteil für den Staat homosexuelle Paare steuerlich gleichzustellen während die Steuererleichterung von Ehepaaren dem Zweck dient künftige Generationen zu produzieren, was im derzeitigen Europa ausser in Island und Irland überall ein Problem ist.

Hmmm, wenn man Kinder fördern will: Warum fördert man diese dann nicht direkt?

Wenn Kinder wirklich DAS Argument wären, müsste man das Splitting komplett abschaffen. Denn mit dem Splitting-Vorteil fördert man nicht Kinder, sondern Ehepaare mit unterschiedlichen Einkommen. Und natürlich hat der Staat Vorteile von der Homo-Ehe, die sich beispielsweise zeigen, wenn jemand zum Pflegefall wird.

Nunja imho sollte man alle steuerlichen Vorteile der Ehe abschaffen.

Aber wenn man diese Lebensform fördern will, dann sollte man das nicht davon abhängig machen welche sexuelle Orientierung beide Partner haben.

Und wie schon oft gesagt - wer "Kinder haben & großziehen" fördern will der soll das direkt machen und endlich im 21. Jahrhundert ankommen anstatt geistig noch in der Adenauerzeit zu verweilen!

sweeper

Welche Gründe gibt es heutzutage überhaupt, eine Ehe einzugehen? - mal ganz ungeachtet der Homo-/Hetero-/ Kinder- Frage?
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

general winter

Ganz unromantisch gesehen: nur steuer- und erbrechtliche Gründe.
Im Zweifel für die Freiheit.

KranzFonz

Zitat von: sweeper am 19. Mai 2013, 09:08:52
Welche Gründe gibt es heutzutage überhaupt, eine Ehe einzugehen? - mal ganz ungeachtet der Homo-/Hetero-/ Kinder- Frage?

Man kann es auf den Spruch runterbrechen: "in guten und in schlechten Zeiten". Man übernimmt Verantwortung gegenüber einen anderen Menschen und sichert sich gegenseitig ab (z.B. durch die gegenseitige Unterhaltsverpflichtung). Diese Verpflichtung bringt der Gemeinschaft Vorteile und deswegen kann man die steuer- und erbrechtliche Bevorteilung der Ehe durchaus begründen. Wenn man das allerdings tut, dann auch bitte für die Homo-Ehe, denn letztendlich besteht der einzige Unterschied in der Zeugung von Kindern.

Groucho

Zitat von: general winter am 19. Mai 2013, 10:12:18
Ganz unromantisch gesehen: nur steuer- und erbrechtliche Gründe.

Na, na. Ene schöne Feier und Hochzeitsgeschenke nicht vergessen!