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ist Intelligenz erblich?

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Begonnen von Hildegard, 27. Dezember 2012, 19:12:52

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El Schwalmo

Zitat von: sciencelover am 05. Januar 2013, 00:07:06
El Schwalmo auf dem Kriegszug gegen die wissenschaftliche Methode.

hmmmm, wie Sie es schaffen, sich Feinde zu machen, haben Sie nun hinreichend gezeigt. Warum tun Sie sich, oder sollten Sie wider Erwarten nicht Peter Mersch sein, Ihrem Meister so etwas an?

Monteverdi

edit ... kommt gleich neu der Text ...

Monteverdi

Zitat von: El Schwalmo am 04. Januar 2013, 09:41:26
Zitat von: S. 186, im Kapitel Klassische Genetik, Cytogenetik und HumangenetikIntelligenz ist ein Merkmal, dessen Grundlagen sehr kontrovers beurteilt werden. Auch die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien sind uneinheitlich. Das hängt schon damit zusammen, dass es keine allgemein anerkannte Definition von Intelligenz gibt.

Die Frage ist, ob es die jemals geben wird.  Mir scheint jedenfalls Robert Sternbergs Theorie recht umfassend zu sein. Ich übernehme mal aus Wikipedia:

ZitatRobert Sternberg (1985) entwickelte, basierend auf Raymond Bernard Cattells Theorien, die triarchische Theorie, wonach die Intelligenz aus drei voneinander abhängigen Aspekten besteht.

1. Kontextuelle Intelligenz oder praktische Intelligenz:
individuell spezifische Fähigkeit sich an die kulturbeeinflusste Umwelt, mit dem Ziel des Überlebens und der Bedürfnisbefriedigung anzupassen, sie auszuwählen und, falls möglich, zu verändern.

2. Komponentenbezogene oder analytische Intelligenz:
universelle, die kontextuelle Intelligenz unterstützende, psychometrisch erfassbare Aspekte des Wissenserwerbs (Integration neuer Erfahrungen, Vergleiche, Kombinationen), der Metakognition (Kontrollprozesse bezüglich Planung, Vorgehen, Überprüfung und Schlussfolgerung) und Verarbeitung (Kodierung, Zuordnung).

3. Kreative Intelligenz (erfahrungsbezogene Intelligenz):
mit der analytischen Intelligenz interagierende, universelle Fähigkeit des Austausches zwischen neuen Anforderungen und bestehenden Erfahrungen, automatisierten Denk- und Handlungsabläufen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Praktische_Intelligenz#Theorien_.C3.BCber_Intelligenzsysteme

Siehe auch:

Zitat von:  Robert J. Sternberg: Toward a triarchic theory of human intelligence
Abstract:

This article is a synopsis of a triarchic theory of human intelligence. The theory comprises three subtheories: a contextual subtheory, which relates intelligence to the external world of the individual; a componential subtheory, which relates intelligence to the individual's internal world; and a two-facet subtheory, which relates intelligence to both the external and internal worlds. The contextual subtheory defines intelligent behavior in terms of purposive adaptation to, shaping of, and selection of real-world environments relevant to one's life. The normal course of intelligent functioning in the everyday world entails adaptation to the environment; when the environment does not fit one's values, aptitudes, or interests, one may attempt to shape the environment so as to achieve a better person-environment fit; when shaping fails, an attempt may be made to select a new environment that provides a better fit. The two-facet subtheory further constrains this definition by regarding as most relevant to the demonstration of intelligence contextually intelligent behavior that involves either adaptation to novelty, automatization of information processing, or both. Efficacious automatization of processing allows allocation of additional resources to the processing of novelty in the environment; conversely, efficacious adaptation to novelty allows automatization to occur earlier in one's experience with new tasks and situations. The componential subtheory specifies the mental mechanisms responsible for the learning, planning, execution, and evaluation of intelligent behavior. Metacomponents of intelligence control one's information processing and enable one to monitor and later evaluate it; performance components execute the plans constructed by the metacomponents; knowledge-acquisition components selectively encode and combine new information and selectively compare new information to old so as to allow new information to be learned.

http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract;jsessionid=A7EC186C872074436D2146F6CF5E8D7C.journals?fromPage=online&aid=6710460






Zitat von: Bartimaeus am 04. Januar 2013, 23:32:16
Zitat von: sciencelover am 04. Januar 2013, 19:12:30
Das bemerkenswerte an diesen Tests ist unter anderem, dass sie bei eineiigen Zwillingen, die zusammen aufwachsen mit 0.86 korrelieren. Testet man die gleiche Person mehrmals, kommt eine mittlere Korrelation von 0.87 heraus. D.h.: Die beiden eineiigen Zwillinge verhalten sich bei IQ-Tests praktisch wie identische Personen.
Das halte ich für nicht plausibel. 0.86 und 0.87 liegen einfach zu nah aneinander. Die englische Wikipediaseite gibt auch etwas andere Zahlen an:
Same person (tested twice) .95
Identical twins—Reared together .86
http://en.wikipedia.org/wiki/Heritability_of_IQ#Correlations_between_IQ_and_degree_of_genetic_relatedness
Das ist schon deutlich realistischer, aber natürlich immer noch nah aneinander.

Noch interessanter wird es, wenn man sich diese Daten (Kaufman 2009) nach gemeinsam oder getrennt aufgezogenen Zwillingen betrachtet:
Identical twins—Reared together .86
Identical twins—Reared apart .76
Fraternal twins—Reared together .55
Fraternal twins—Reared apart .35
Sowohl bei ein- als auch zweieiigen Zwillingen ist die Korrelation bei getrennter Erziehung niedriger. Bei "normalen" Geschwistern ist die Differenz fast gleich groß wie bei zweieiigen Zwillingen, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau ( .47 zu .24). Die Henderson-Daten von 1982 Daten im Vergleich: .41 zu .24 (Quelle: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/mitarb/jf/intelligenz.pdf, S. 30).

Die Frage des Threads "ist Intelligenz erblich? " ist m.E. zu bejahen. Das Verhältnis "nature vs. nurture" ist aber wohl schwer zu bezifferen bzw. von Messmethode/Studiendesign abhängig.

In der o.a. Präsentation findet sich übrigens folgender Text:

Zitat von: Joachim Funke: Intelligenz Die psychologische Perspektive

Empfehlung von Earl Hunt (1997):
- kein Zweifel, daß ein erheblicher Anteil intelligenten Verhaltens erblich bedingt ist (Verhaltensgenetik!)
- genauso wenig Zweifel, daß der verbleibende Rest durch Umweltbedingungen beeinflußt wird
- Schluß der Debatte und weiter mit anderen, produktiveren Themen!

http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/mitarb/jf/intelligenz.pdf, S. 31

Wenn mit den "produktiveren Themen" z.B. gemeint ist, wie man die Entfaltung von Intelligenz fördern kann bzw. es schafft, dass sie erst gar nicht unterdrückt wird, dann finde ich das gut.

sciencelover

Zitat von: El Schwalmo am 05. Januar 2013, 00:16:18
hmmmm, wie Sie es schaffen, sich Feinde zu machen, haben Sie nun hinreichend gezeigt. Warum tun Sie sich, oder sollten Sie wider Erwarten nicht Peter Mersch sein, Ihrem Meister so etwas an?

Für Mersch kann ich nicht sprechen. Ich jedenfalls bin gerne der Feind von Leuten wie Ihnen von von Bello zwei. Denn ich halte Personen mit solchen Verhaltensweisen und Auffassungen für gefährlich.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: sciencelover am 05. Januar 2013, 00:50:30
Für Mersch kann ich nicht sprechen. Ich jedenfalls bin gerne der Feind von Leuten wie Ihnen von von Bello zwei. Denn ich halte Personen mit solchen Verhaltensweisen und Auffassungen für gefährlich.

Wenn Sie nicht in der Lage sind, ohne permanente ad hominems auszukommen, ist der Thread hier zu und Sie weg aus dem Forum. Nur, weil wir hier sehr viel zulassen, ist das noch lange kein Grund, alles und jeden zu beleidigen. Minimale Umgangsformen gelten auch hier.
Nehmen sie es als ersten und letzten Hinweis.

sciencelover

Zitat von: Flaneur am 05. Januar 2013, 00:27:51

Die Frage des Threads "ist Intelligenz erblich? " ist also zu bejahen. Das Verhältnis "nature vs. nurture" ist wohl schwer zu messen bzw. von  Messmethode/Studiendesign abhängig.

Ja, ich glaube das ist ein kaum lösbares Problem, jedenfalls haben mich die Prozentangaben bislang noch nie wirklich überzeugt. Hinter jede der bisherigen Abschätzmethoden kann man etliche Fragezeichen machen.

Ich stelle mir das auch bei ähnlichen Fragen als kaum lösbar vor: Wie groß ist der genetische Anteil an der Laufleistung Usain Bolts? Die Antwort, dass bei ihm die Anlage eine wesentliche Rolle gespielt hat, finde ich unmittelbar einleuchtend. Die Angabe: Zwischen 50-70 Prozent käme mir albern vor.

Zitat von: Flaneur am 05. Januar 2013, 00:27:51
Wenn mit den "produktiveren Themen" z.B. gemeint ist, wie man die Entfaltung von Intelligenz fördern kann bzw. es schafft, dass sie erst gar nicht unterdrückt wird, dann finde ich das gut.

Ja, das finden sicherlich die meisten Menschen gut. Jeder soll möglichst gut - und gemäß seinen Interessen und Anlagen - gefördert werden.

Man sieht es bereits an Carl Friedrich Gauß: Ohne eine entsprechende Förderung (inkl. Schulsystem) hätte er niemals seine spätere Bedeutung erlangen können. Der erbliche Teil scheint ebenfalls eine entscheidende Rolle gespielt zu haben, Wikipedia schreibt u. a. : "... Die Mutter, eine nahezu analphabetische, jedoch hochgradig intelligente Tochter eines armen Steinmetzen ...". Kindheit und Jugend von Gauß liest sich wie eine einzige Förderungsgeschichte.

Bartimaeus

Zitat von: sciencelover am 05. Januar 2013, 01:06:29
Wie groß ist der genetische Anteil an der Laufleistung Usain Bolts?
Die Frage kann man nicht beantworten. Angenommen Usain Bolt würde aufhören zu essen(Umwelteinfluss), dann könnte er gar nicht mehr laufen. Ist seine Fähigkeit zu laufen also 100% von der Umwelt bedingt? Angenommen er hätte einen Gendefekt, welcher seine Beine bewegungslos macht. Also ist seine Fähigkeit zu laufen 100% genetisch bedingt?
Man sieht also, warum man für eine einzelne Person nicht sagen kann, wie stark seine Fähigkeiten von den Genen bzw. von der Umwelt bestimmt sind. Von beidem braucht man ein gewisses mindestmaß, damit sich die Fähigkeit überhaupt entwickelt.
Was man aber wiederum sagen kann, ist wie stark die Unterschiede in einem Merkmal zwischen Individuen in einer Population zu einem bestimmten Zeitpunkt und einer bestimmten Umwelt durch die Gene bzw. die Umwelt bedingt ist (Heritabilität).

El Schwalmo

Zitat von: Flaneur am 05. Januar 2013, 00:27:51
Wenn mit den "produktiveren Themen" z.B. gemeint ist, wie man die Entfaltung von Intelligenz fördern kann bzw. es schafft, dass sie erst gar nicht unterdrückt wird, dann finde ich das gut.

sehe ich auch so. Bevor man mit Vorschlägen, die auf den möglichen Auswirkungen einer möglichen Vererbbarkeit von kaum definierbaren Merkmalen beruhen, die Welt retten will, sollte man erst das Potenzial fördern, das hier und heute offensichtlich zur Verfügung steht.

sciencelover

Zitat von: El Schwalmo am 05. Januar 2013, 08:10:09
sehe ich auch so. Bevor man mit Vorschlägen, die auf den möglichen Auswirkungen einer möglichen Vererbbarkeit von kaum definierbaren Merkmalen beruhen, die Welt retten will, sollte man erst das Potenzial fördern, das hier und heute offensichtlich zur Verfügung steht.

Das ist eine sehr problematische Aussage. Denn hinter dieser Aussage verbirgt sich - vielleicht auch aufgrund mangelnder Kenntnisse in Biologie und Evolutionstheorie - eine Plünderungsstrategie.

Diejenigen, die der Auffassung sind, dass das demografisch-ökonomische Problem ein ernst zu nehmendes Problem darstellt, haben im Allgemeinen die nächsten Generationen im Sinn. Sie denken in Kategorien wie Generationengerechtigkeit, Schuldenproblematik, Ressourcenplünderung, Klimawandel etc. Sie denken meist evolutionstheoretisch. Meist treten sie zugleich für eine optimale Bildung der jetzt lebenden Menschen ein.

Diejenigen, die der Auffassung sind, man könne und solle das Problem ignorieren und man dürfe dazu auch keine sozialpolitischen Vorschläge erarbeiten (die dann sofort mit entsprechenden Schimpfwörtern belegt werden), denken nicht generationenübergreifend. Sie sind der Meinung, die Lösung des Problems liege in der Plünderung der noch vorhandenen, ungenutzten Ressourcen (Verbesserung der Bildung aller noch nicht ausreichend gebildeten Menschen, sodass auch deren Fertilitätsrate sinkt). Sie glauben, dass man generationenübergreifende Gesichtspunkte generell ignorieren könne und sich auf die Interessen der aktuellen Generation konzentrieren solle.

Auch wenn solche Beispiele immer mit hassvollen Kommentaren überzogen werden, will ich trotzdem mal eins nennen, weil selbst Richard Dawkins entsprechend argumentierte:

Bei Pferden hängt die Lauf- und Springleistung ebenfalls von den Genen, aber auch vom harten Training, einer optimalen Ernährung und diversen anderen Umweltbedingungen ab. Die Gene selbst kennt man nicht. Es handelt sich keineswegs um einzelne Gene. Auch kennt man nicht den genauen Anteil der Gene an der Endleistung.

Ein Gestüt könnte nun ähnlich vorgehen, wie es unsere Gesellschaft tut: Diejenigen jungen Pferde, die nach der Beendigung der Ausbildung die besten Ergebnisse erzielen, werden auf die Rennbahn oder in die Spring-Wettkämpfe geschickt, um möglichst viel Geld zu verdienen, und zwar Hengste wie Stuten. Hierdurch haben sie kaum Zeit für die Fortpflanzung. Die überlässt man überproportional häufig den Pferden, die nach Beendigung der Ausbildung eher schlecht abschnitten.

Sollten sich nun Kritiker innerhalb des Gestüts zu Wort melden und darauf hinweisen, dass diese Strategie zur "Abschaffung" des Gestüts führe, würde ihnen von anderen (den "Gutpferdlern")  entgegengehalten: "Dies ist eine Lebensborn-Ideologie. Sinnvoller wäre es, die langsameren Pferde besser zu trainieren, sodass auch sie in den Rennen und Wettkämpfen ausreichend Geld machen können.

Beim Gestüt würden - anders als bei unserer Gesellschaft - die meisten neutralen Beobachter wohl sagen: "Oh oh oh, da hat aber einer die Biologie nicht verstanden." Und: "Da versucht jemand, die letzten vorhandenen Pferde-Ressourcen noch zu plündern. Durch solche  Vorschläge würde sich das Gestüt noch schneller abschaffen."

So wäre das bei den Pferden. Nur beim Menschen glauben wir, es sei alles ganz anders. Da würde das, was bei Pferden noch offenkundig ist, schon gar nicht mehr gelten.

Trotz Darwin und Darwin-Jahr scheint alles beim alten geblieben zu sein: Wir Menschen halten uns noch immer für Gottes Schöpfung, für die Biologie und Evolutionstheorie keine Bedeutung mehr besitzen.

Belbo zwei

Zitat von: sciencelover am 05. Januar 2013, 10:53:40
Zitat von: El Schwalmo am 05. Januar 2013, 08:10:09
sehe ich auch so. Bevor man mit Vorschlägen, die auf den möglichen Auswirkungen einer möglichen Vererbbarkeit von kaum definierbaren Merkmalen beruhen, die Welt retten will, sollte man erst das Potenzial fördern, das hier und heute offensichtlich zur Verfügung steht.

Das ist eine sehr problematische Aussage. Denn hinter dieser Aussage verbirgt sich - vielleicht auch aufgrund mangelnder Kenntnisse in Biologie und Evolutionstheorie - eine Plünderungsstrategie.

Diejenigen, die der Auffassung sind, dass das demografisch-ökonomische Problem ein ernst zu nehmendes Problem darstellt, haben im Allgemeinen die nächsten Generationen im Sinn. Sie denken in Kategorien wie Generationengerechtigkeit, Schuldenproblematik, Ressourcenplünderung, Klimawandel etc. Sie denken meist evolutionstheoretisch. Meist treten sie zugleich für eine optimale Bildung der jetzt lebenden Menschen ein.

Diejenigen, die der Auffassung sind, man könne und solle das Problem ignorieren und man dürfe dazu auch keine sozialpolitischen Vorschläge erarbeiten (die dann sofort mit entsprechenden Schimpfwörtern belegt werden), denken nicht generationenübergreifend. Sie sind der Meinung, die Lösung des Problems liege in der Plünderung der noch vorhandenen, ungenutzten Ressourcen (Verbesserung der Bildung aller noch nicht ausreichend gebildeten Menschen, sodass auch deren Fertilitätsrate sinkt). Sie glauben, dass man generationenübergreifende Gesichtspunkte generell ignorieren könne und sich auf die Interessen der aktuellen Generation konzentrieren solle.

Auch wenn solche Beispiele immer mit hassvollen Kommentaren überzogen werden, will ich trotzdem mal eins nennen, weil selbst Richard Dawkins entsprechend argumentierte:

Bei Pferden hängt die Lauf- und Springleistung ebenfalls von den Genen, aber auch vom harten Training, einer optimalen Ernährung und diversen anderen Umweltbedingungen ab. Die Gene selbst kennt man nicht. Es handelt sich keineswegs um einzelne Gene. Auch kennt man nicht den genauen Anteil der Gene an der Endleistung.

Ein Gestüt könnte nun ähnlich vorgehen, wie es unsere Gesellschaft tut: Diejenigen jungen Pferde, die nach der Beendigung der Ausbildung die besten Ergebnisse erzielen, werden auf die Rennbahn oder in die Spring-Wettkämpfe geschickt, um möglichst viel Geld zu verdienen, und zwar Hengste wie Stuten. Hierdurch haben sie kaum Zeit für die Fortpflanzung. Die überlässt man überproportional häufig den Pferden, die nach Beendigung der Ausbildung eher schlecht abschnitten.

Sollten sich nun Kritiker innerhalb des Gestüts zu Wort melden und darauf hinweisen, dass diese Strategie zur "Abschaffung" des Gestüts führe, würde ihnen von anderen (den "Gutpferdlern")  entgegengehalten: "Dies ist eine Lebensborn-Ideologie. Sinnvoller wäre es, die langsameren Pferde besser zu trainieren, sodass auch sie in den Rennen und Wettkämpfen ausreichend Geld machen können.

Beim Gestüt würden - anders als bei unserer Gesellschaft - die meisten neutralen Beobachter wohl sagen: "Oh oh oh, da hat aber einer die Biologie nicht verstanden." Und: "Da versucht jemand, die letzten vorhandenen Pferde-Ressourcen noch zu plündern. Durch solche  Vorschläge würde sich das Gestüt noch schneller abschaffen."

So wäre das bei den Pferden. Nur beim Menschen glauben wir, es sei alles ganz anders. Da würde das, was bei Pferden noch offenkundig ist, schon gar nicht mehr gelten.

Trotz Darwin und Darwin-Jahr scheint alles beim alten geblieben zu sein: Wir Menschen halten uns noch immer für Gottes Schöpfung, für die Biologie und Evolutionstheorie keine Bedeutung mehr besitzen.


Eine Gesellschaft aufgebaut auf den prinzipien der Rassepferdezucht, und sie werfen mir Nazimethoden vor, ganz interessant wird der gedanke vorallem wenn man ihn mit Ihren Hausfrauenplanungen kombiniert............

El Schwalmo

Zitat von: sciencelover am 05. Januar 2013, 10:53:40
Zitat von: El Schwalmo am 05. Januar 2013, 08:10:09
sehe ich auch so. Bevor man mit Vorschlägen, die auf den möglichen Auswirkungen einer möglichen Vererbbarkeit von kaum definierbaren Merkmalen beruhen, die Welt retten will, sollte man erst das Potenzial fördern, das hier und heute offensichtlich zur Verfügung steht.

Das ist eine sehr problematische Aussage. Denn hinter dieser Aussage verbirgt sich - vielleicht auch aufgrund mangelnder Kenntnisse in Biologie und Evolutionstheorie - eine Plünderungsstrategie.

ich habe Ihnen schon mehrfach gesagt, dass Sie eine Partei gründen sollten anstatt als Privatgelehrter unter dem Deckmäntelchen des Wissenschaftlers durch Foren zu touren. Das wäre auf jeden Fall effektiver für Ihre Ziele.

Conina

Aus der Vererblichkeit von Merkmalen, sozialpolitische Maßnahmen abzuleiten, ist verwerflich, nicht die Erblichkeit.

So etwas darf sich ein Staat nicht anmaßen.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

El Schwalmo

Zitat von: Conina am 05. Januar 2013, 11:49:05
Aus der Vererblichkeit von Merkmalen, sozialpolitische Maßnahmen abzuleiten, ist verwerflich, nicht die Erblichkeit.

So etwas darf sich ein Staat nicht anmaßen.

es sei denn, man gründet eine Partei und kommt so, mit der Mehrheit der Bevölkerung hinter sich, an die Macht. Dann kann das legitim werden.

Aus Kenntnissen aus der Naturwissenschaft abgeleitet ist derartiges zu fordern Biologismus in Reinform.

Nur nebenbei, Eugenik war schon immer ein Hobby vieler Evolutionstheoretiker, glücklicherweise hat nur selten die Politik darauf gehört.

bayle

Zitat von: Conina am 05. Januar 2013, 11:49:05
Aus der Vererblichkeit von Merkmalen sozialpolitische Maßnahmen abzuleiten, ist verwerflich, nicht die Erblichkeit.
So etwas darf sich ein Staat nicht anmaßen.
That's it.
Zitat von: El Schwalmo am 05. Januar 2013, 12:02:25
es sei denn, man gründet eine Partei und kommt so, mit der Mehrheit der Bevölkerung hinter sich, an die Macht. Dann kann das legitim werden.
Nein, ich widerspreche. Es gab schon einmal eine Mehrheit, die dafür war.

El Schwalmo

Zitat von: bayle am 05. Januar 2013, 12:15:53
Zitat von: El Schwalmo am 05. Januar 2013, 12:02:25
es sei denn, man gründet eine Partei und kommt so, mit der Mehrheit der Bevölkerung hinter sich, an die Macht. Dann kann das legitim werden.
Nein, ich widerspreche. Es gab schon einmal eine Mehrheit, die dafür war.

das ist ein echtes Problem. Wie willst Du gegebenenfalls Deine Minderheiten-Position rechtfertigen? Wenn ich im Ethik-Studium eins gelernt habe, dann das: diese Begründung gibt es nicht. Zumindest ist es im Lauf der Geschichte noch niemals gelungen, ein System zu entwickeln, das allgemein anerkannt wird. 'Legitim' ist eine relationale Aussage hinsichtlich eines absoluten Standards, den es nicht gibt.

Solange unser Grundgesetz derartigen Maßnahmen nicht widerspricht, wirst Du keine Chance haben. Und selbst das Grundgesetz dürfte, hinreichende Mehrheiten vorausgesetzt, geändert werden können, zumindest dessen Auslegung.