ZitatDer 1. August ist bei Felizia Möhle und Luna Karsubke vorgemerkt: An diesem Tag werden sie im Standesamt Erfurt anrufen und ihre Namensänderung ankündigen. Die beiden sind transgeschlechtliche Frauen. Das heißt, sie sind Frauen. Aber die Menschen, mit denen sie aufgewachsen sind, haben sie als Jungen betrachtet. In ihren Personalausweisen stehen männliche Vornamen.
ZitatIch kenne meine Chromosomen nicht. Viele Menschen wissen bspw. garnicht, dass sie intergeschlechtlich sind, weil sie sich nie Humangenetisch haben untersuchen lassen. Mein Körper ist weiblich, sowohl hormonell, psychisch, sowie alle sexundären und primären Geschlechtsmerkmale. Ich bin also biologisch eine Frau und gehe ganz normal zum Frauenarzt, lediglich mein Pass enthält einen "männlichen" Vornamen.
Zitat"Ich halte es grundsätzlich für sehr theoretisch, dass Kriminelle oder gar Terrorverdächtige, zu diesem Mittel greifen, um zu verschleiern, wo sie sich aufhalten. Man darf ja nicht vergessen, dass es insbesondere für Rechtsextremisten und Islamisten ideologisch gerade bei dem Thema eigentlich nicht vorstellbar ist, dass sie ihr Geschlecht wechseln und sei es auch nur behördlich wechseln. Und insofern ist der Kreis, der dann am Ende übrig bleibt relativ überschaubar."
ZitatSchaut man nach Finnland, drängt sich also die Gegenfrage auf: Macht eine Sprache, die bereits viele dieser inklusiven Kriterien erfüllt, eine Gesellschaft gerechter? Und ist hän tatsächlich jenes Geschenk an die Welt, das das Finland Promotion Board verspricht?
Die Linguistin Laura Hekanaho forscht an der Universität Helsinki zum Thema Sprache, Identität und Gender und sieht das ein bisschen anders. "Ich finde diese Aussage aus mehreren Gründen problematisch", sagt sie. "Finnisch ist zufällig eine Sprache, die keine geschlechtsspezifischen Pronomen hat, aber keine Person oder Gruppe von Menschen hat das Finnische auf diese Weise gestaltet, um Gleichheit herzustellen. Nur weil eine Sprache keine geschlechtsspezifischen Pronomen hat, bedeutet das nicht, dass diese völlig neutral ist oder dass die Gesellschaft, in der die Sprache gesprochen wird, eine der Chancengleichheit wäre."
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Die Mehrheit der Finnen scheint also mit dem traditionellen Sprachgebrauch ganz zufrieden. Aber was sagen eigentlich Menschen dazu, die sich als trans oder nicht binär identifizieren – und für die hän auch ein Schutz davor sein könnte, absichtlich oder versehentlich mit einem falschen Pronomen angesprochen zu werden? Ist das Wörtchen für sie ein linguistischer Segen? Meri Lindeman promoviert zum Thema Sprache und Queerness an der Universität Turku und verwendet für sich im Englischen die Pronomen they/them. "Ich wünschte, es wäre so einfach", sagt Lindeman und seufzt. Einerseits gebe es im Finnischen tatsächlich die Möglichkeit, als nicht binäre Person unerkannt zu bleiben, was manchmal eine sicherere Variante sei als aufzufallen. Aber es erschwere auch den Akt, sich sichtbar zu machen und durch ein selbst gewähltes Pronomen eine eingefahrene Ordnung zu stören. "Jemandem seine Pronomen zu nennen, ist nicht so intim, wie sich explizit als nicht binär zu outen", sagt Lindeman. "Diese Möglichkeit des queeren Sprechens bietet das Finnische nicht."
ZitatErträge aus blockierten Devisenreserven der russischen Zentralbank sollen künftig der Ukraine zugutekommen. Allein dieses Jahr will die EU bis zu drei Milliarden Euro weitergeben. Russland protestierte vergebens gegen den Schritt.