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Energiewende - es bleibt schwierig

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Begonnen von zwingenberger, 09. Oktober 2012, 09:29:37

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Groucho

Zitat von: Pelacani am 06. Juli 2015, 12:16:55
Zitat von: Groucho am 02. Juli 2015, 12:14:31
Erdkabel vergeuden zudem Strom, indem sie den Boden aufheizen. -> Kostensteigerung für Strom.

Mal eine Frage zum Verständnis: wieso sollten die Verluste in der Erde höher sein als bei Hochspannungsmasten?

Liegt am erhöhten Blindleistungsbedarf. Bei Wiki ist es gut erklärt:

ZitatDie relativen Verluste von rund 1 % auf 100 km Länge bleiben bei einer Freileitung auch bei geringeren Übertragungsleistung in etwa konstant. Bei Erdkabeln hingegen kommen die lastunabhängigen Kompensationsverluste als wesentliche Verlustkomponente hinzu, dafür verringern sich die ohmschen Verluste, da bei Erdkabelsystemen größere Leiterquerschnitte gewählt werden. Ein zu obiger Freileitung ähnliches 380-kV-Erdkabelsystem weist aufgrund des höheren kapazitiven Belages einen ca. 15 mal so hohen Blindleistungsbedarf auf, was bei einer typischen Jahresauslastung von 30 % im Erdkabelsystem im Vergleich zum Freileitungssystem zu etwa 25 % höheren Verlusten führt.

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbertragungsverlust

Edit: Was Mr. Spock sagt, kommt natürlich noch hinzu, wobei man ehrlichkeitshalber sagen muss, dass bei einer neuen Technik sicher noch einiges an Optimierungen drin ist. Die grundsätzliche physikalische Problematik bleibt aber.

Groucho

Ergänzend: Die Standortwahl für Kraftwerke war schon immer eine strategische Entscheidung: So nah wie möglich an die großen Verbraucher ran, aber weit genug weg, dass es nicht stört. Manchmal zogen die Verbraucher auch zu den Kraftwerken, ist aber heutzutage eher nicht mehr so, da es für die Standortwahl ja noch andere wichtige Kriterien gibt. Alles in allem hatten wir die viel geforderte dezentrale Energieversorgung bereits (ist ja auch höchst sinnvoll). Jetzt stellt man das auf den Kopf und fängt sich das Problem der langen Transportwege ein. Manche meinen ja, dass die Industrie jetzt in den Norden ziehen soll ...

MrSpock

Zitat von: Groucho am 06. Juli 2015, 12:48:11
Manche meinen ja, dass die Industrie jetzt in den Norden ziehen soll ...

BMW verlegt seine Werke nach Flensburg, Audi nach Kiel und Siemens zieht nach Husum.  :rofl
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Nogro

Zitat von: Groucho am 06. Juli 2015, 12:48:11
Manche meinen ja, dass die Industrie jetzt in den Norden ziehen soll ...
Auch das noch, da wird der Rest der Republik doch noch "Industrie in Bayern bleibe Abgaben" zahlen müssen!
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

Groucho

Hier noch was zur Ökologie:

http://www.50hertz.com/de/Netzausbau/Leitlinien-der-Planung/Freileitung-versus-Kabel

ZitatBei der Verlegung eines Erdkabels muss der Boden ausgetauscht werden. Anschließend müssen die Kabeltrassen nicht nur von tief wurzelnden Pflanzen freigehalten werden. Sie dürfen auch anderweitig nicht bebaut werden. Darüber hinaus strahlen Erdkabel Wärme ab. Das nimmt Einfluss auf die Bodenfeuchtigkeit, was zum Beispiel zu einer Drainage oder Austrocknung von Mooren führen kann. Hinzu kommt, dass bei der Verlegung von Erdkabeln der Bau von Muffenbauwerken in Abständen von 500 bis 700 Metern sowie von Kompensationseinrichtungen entlang der Kabelstrecke nötig ist. So werden vorhandene Biotope bleibend zerschnitten. Da es noch keine Langzeit-Erfahrungen mit erdverlegten 380-kV-Kabeln gibt, ist zudem unklar, wie sich der Zersetzungsprozess der Kunststoff-Kabelummantelung auf das Erdreich auswirkt.

Das mit der Langzeiterfahrung halte ich für Quatsch, ist wie ein Impfgegnerargument. Wäre das Ganze in der Gesamtschau sinnvoll, muss man halt das geringe Risiko diesbezüglich eingehen, dass das ev. nicht so lange hält. Ansonsten scheint für Manche Umweltschutz darin zu bestehen, dass es nur idyllisch aussehen muss.

Groucho

Zitat von: MrSpock am 06. Juli 2015, 13:18:45
Zitat von: Groucho am 06. Juli 2015, 12:48:11
Manche meinen ja, dass die Industrie jetzt in den Norden ziehen soll ...

BMW verlegt seine Werke nach Flensburg, Audi nach Kiel und Siemens zieht nach Husum.  :rofl

Oder gleich auf Plattformen in der Nordsee. Was unsinnige Investitionen angeht, da darf man sich bez. Kritik an Griechenland  nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen.

MrSpock

Richtig, aber unsinnige Investitionen werden i. d. R. durch die öffentliche Hand getätigt, weniger durch Konzerne, noch weniger durch mittelständische Unternehmen.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Groucho

Zitat von: MrSpock am 06. Juli 2015, 13:45:05
Richtig, aber unsinnige Investitionen werden i. d. R. durch die öffentliche Hand getätigt, weniger durch Konzerne, noch weniger durch mittelständische Unternehmen.

Schon richtig. Aber wenn die Politik Rahmenbedingungen vorgibt, die unsinnige Investitionen ertragreich machen, sind sie aus Firmensicht nicht mehr unsinnig und werden getätigt. Wenn mir morgen der Staat verspricht, dass mir alle Läden in der Umgebung Brötchen zum Festpreis in jeglicher Menge abnehmen müssen, wenn sie in Steinöfen mit Eichenholzbefeuerung betrieben werden, baue ich als Firma einen Ofen nach dem anderen und überschwemme die Gegend mit meinen Semmeln. Was man damit macht, ist mir doch egal.

MrSpock

Dazu müsste man einen neuen Thread eröffnen: Sinn und Unsinn von Subventionen.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Groucho


sumo

zum Vergleich Erdkabel--Freileitung:
Es gab in den letzten Jahren immer mal wieder Eisstürme in Nordamerika, welche oft zur Folge hatten, daß Freileitungen in gehörigem Maß zusammenbrachen und die Stromversorgung für längere Phasen unterbrochen wurde. (in erheblichem Maße)
Nun hoffe ich, daß es solche Eisstürme hier nicht geben wird, bin mir allerdings nicht sicher.
Inwieweit sind solche unvorhergesehenen Kosten in der Gesamtbilanz der Kabeltrassen eingeflossen?

Groucho

Zitat von: sumo am 06. Juli 2015, 20:13:54
Nun hoffe ich, daß es solche Eisstürme hier nicht geben wird, bin mir allerdings nicht sicher.
Inwieweit sind solche unvorhergesehenen Kosten in der Gesamtbilanz der Kabeltrassen eingeflossen?

Keine Ahnung, aber typischerweise eher nicht. Man müsste auch erstmal gucken, warum die Netze in USA wirklich zusammengebrochen sind, man hört, es wäre stellenweise ziemlich marode. Eine Freileitung hält ja fast jeden Sturm aus, bis auf diese ganz speziellen Wetterlagen mit Eisregen, wo dann auch hier Bäume und Strommasten umknicken aufgrund der aufgefrorenen Last. Umgekehrt kann man sich auch Wetterlagen vorstellen, bei denen Reparaturen an Erdkabeln schwierig werden. Ein Killerargument ist es sicher nicht, das die gigantischen Mehrkosten rechtfertigt. Glaube ich.

sumo

es mag auch an meiner medial bedingten Wahrnehmungsverzerrung liegen. Ich sehe bei Berichten über solche in Nordamerika nicht ganz seltenen Eisstürme immer völlig vereiste Bäume und Freileitungen, die irgendwie zusammengebrochen in der Gegend rumliegen und dafür sorgen, daß größere Bereiche ohne Strom sind, und das bei den dann herrschenden Temperaturen. Ich bin dann immer froh, daß einerseits solche Eisstürme hier sehr selten sind und andererseits meine Stromversorgung über Erdkabel läuft.

Völlig laienhaft halte ich Erdkabel aber für ausfall-und störungsunanfälliger.

Groucho

Zitat von: sumo am 07. Juli 2015, 10:06:04
Völlig laienhaft halte ich Erdkabel aber für ausfall-und störungsunanfälliger.

Das wäre die erste Annahme, wenn man keine Details kennt. Die Probleme liegen wie so oft in der Skalierbarkeit. Was wir als Hauptschalter, Sicherungen und Erdkabel für den Hausanschluss kennen und was problemlos funktioniert, kann man nicht 1:1 auf Starkstromleitungen dieser Dimension übertragen. Alleine dass alle paar hundert Meter die Kabel gemufft werden müssen (mehr Kabel passt auf keinen LKW) macht das alles nicht zuverlässiger. Vorsichtsmaßnahmen gegen Kurzschlüsse müssen wesentlich ausgeprägter sein, wenn da was passiert, haut's eben nicht nur eine Sicherung raus, sondern dann schepperts gewaltig - und die Reparaturen dauern dann nicht Tage, sondern vielleicht Wochen. Technisch machbar ist das sicher alles, nur hat man eben in dieser Dimension bisher noch kaum Erfahrung. Kurze Stücke, wo es baulich sinnvoll und angebracht ist, wird man sicherlich relativ schnell realisieren können, 100erte von km am Stück: reine Zukunftsmusik. Alleine die Querung von Straßen, Gewässern, Feuchtgebieten wird riesige Probleme (vor allem kostentechnische) schaffen.

Man müsste übrigens noch klären, was diese USA-Bilder denn immer zeigen. Womöglich sind das hauptsächlich überirdische Stromversorgungen von Straßenzügen und Einzelhäusern. Dass in dem Bereich Erdkabel viel besser sind, ist klar.

Groucho

Noch etwas Futter, sind recht neutrale Infos:
http://www.forum-netzintegration.de/uploads/media/DUH_Factsheet_Erdkabel-oder-Freileitung_03.pdf

ZitatFazit
Erdkabel werden auf der Nieder- und Mittelspannungsebene
standardmäßig verlegt. Auf der Hochspannungsebene
sind Erdkabel Stand der Technik. Neue 110-kVLeitungen
sollen künftig unter die Erde gelegt werden.
Aber die praktische Umsetzung ist schwierig und noch
mit Unsicherheiten behaftet.

Auf der Höchstspannungsebene sind Teilverkabelungen
technisch möglich. Unwägbarkeiten bezüglich der Systemzuverlässigkeit
und Mehrkosten einerseits müssen gegen verbesserte Akzeptanz und eine zu erwartende
Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und der Realisierung andererseits abgewogen werden. Gesetzlich
sind Erdkabel zurzeit nur sehr begrenzt zugelassen: auf vier Pilotstrecken im Rahmen des EnLAG und zusätzlich
auf einer noch zu bestimmenden »Stromautobahn«. Damit will der Gesetzgeber die Stabilität im Stromsystem
absichern, die einen vorsichtigen Umgang mit 380-kVErdkabeln erfordert.

> Für die 110-kV-Ebene muss der Rechtsrahmen noch
eindeutiger formuliert werden, damit die Erdverkabelung
tatsächlich zum Standard wird.

> Auf der 380-kV-Ebene sollten Erdkabel zunächst
großzügig auf Teilstrecken eingesetzt werden,
um die Auswirkungen auf die Systemstabilität zu
überprüfen. Eine Drehstrom-Vollverkabelung ist
wegen den notwendigen und sehr teuren Anlagen
zur Kompensation von Blindleistung nicht sinnvoll