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Energiewende - es bleibt schwierig

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Begonnen von zwingenberger, 09. Oktober 2012, 09:29:37

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Conina

Aus dem Artikel oben, den wir alle nicht gelesen haben:
ZitatDass Deutschland erstmals wieder ein bisschen mehr Strom importiert als exportiert, seit die Atomkraftwerke aus sind, will Bruno Burger gar nicht bestreiten. Auch das sind ja Fakten. Netto hat Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten 23 Terawattstunden importiert, in den zwölf Monaten davor wurde fast die gleiche Menge exportiert. Und ja, das sei ,,schon diskussionswürdig", sagt Burger. Was aus den Importzahlen gemacht wird, findet er aber noch sehr viel diskussionswürdiger. Deutschland, der ,,Strombettler"? Das abhängige Deutschland, das nur mit französischem Atomstrom über den Winter kommt?
Auch das hat er im Internet alles widerlegt. Aber Bruno Burger erklärt gern auch noch mal hier in diesem Besprechungszimmer, warum die Geschichte vom Strombettler falsch ist. Weil Deutschland nicht bettelt, sondern nach wie vor genug Kapazitäten habe, um seinen kompletten Stromverbrauch jederzeit selbst zu decken, auch ohne Sonne und Wind. 75 Gigawatt sei die maximale Last, also der maximale Bedarf im deutschen Stromnetz, sagt er. Wenn alle verfügbaren Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke laufen, stünden aber ungefähr 100 Gigawatt bereit. Mehr als genug.

Jetzt ist gerade Zahltag, Dunkelflaute.
Deutschland importiert aus allen Nachbarländern außer Luxemburg Strom.
Sonne und Wind haben., trotz über 100 GW installierter Leistung heute praktisch nichts geliefert. Übernommen haben die Backupkraftwerke und das Ausland.

Die Energiewende ist ein scharlatanöses Schlauschwätzerding und ein schönes Beispiel , wie kluge Leute aus Gruppendynamik und Überzeugung heraus motivated reasoning betreiben.


Ich geh dann mal Gras lutschen (im Dunkeln).  :Opa:

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

Hier kann man sich die Malaise anscheuen:
https://app.electricitymaps.com/zone/DE/24hYou cannot view this attachment.

Die Streifen im oberen Vierte sind Alles verschiedene Nachbarländer, die Strom liefern. Der kleine gelbe Fleck um die Mittagszeit herum ist der Solaranteil und der Wind ist die schmale hellblaue Linie in der Mitte.


Es gibt lächerlich kleine Speicher, es gibt keinen Wasserstoff, es gibt kein billiges Russengas, es gibt nur warme Worte und Geplapper für Leute, die im Physikunterricht aus dem Fenster gestarrt und geträumt haben.

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

12 Uhr Mittags haben 64,8 installierte GW Solarzellen 3,65 GW geliefert.
Da stand die Sonne am Höchsten.
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Die 70 GW installierte Windradleistung trug dann noch 0,4 GW bei.
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Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

https://swedenherald.com/article/busch-on-electricity-prices-does-not-rule-out-support

ZitatBusch on Electricity Prices: Does Not Rule Out Support

The electricity prices have risen sharply in recent days and among the opposition, there is sharp criticism of the government's handling of the electricity system. Minister for Energy and Industry Ebba Busch (Christian Democrats) does not rule out support to households – but not right now.


.......
"Furious at the Germans"

The high electricity prices in recent days have their explanation in another EU country, whose phasing out of nuclear power the Minister is now criticizing:

    I am furious at the Germans. They have made a decision for their own area, which they have the right to make. But it has had very large consequences, says Busch and adds:

    It is also the case that they are neglecting to introduce electricity price zones in Germany, and that means we are affected much more by the irresponsible energy policy in Germany.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

https://www.ft.com/content/f0b621a1-54f2-49fc-acc1-a660e9131740

Norway campaigns to cut energy links to Europe as power prices soar
Country's energy minister describes 'shit situation' as domestic prices hit highest level since 2009
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

Unsere Stromnachbarn steigen uns aufs Dach und der "rechte Kampfbegriff" "Dunkelflaute" hat es als Lehnwort in die englische Sprache gebracht.

Jetzt können sie in Berlin so langsam noch und nöcher Realpolitik machen.

Deutschland macht sich gerade in Europa sehr unbeliebt.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Juliette

Zitat von: Conina am 13. Dezember 2024, 13:35:48Deutschland macht sich gerade in Europa sehr unbeliebt.

Nun, in Frankreich macht Deutschland sich momentan vor allem unbeliebt, weil sie Mercosur der deutschen Autoindustrie zuliebe durchgedrückt haben. Jeder sieht es anders.

RPGNo1

ZitatUnter vielen Schweden herrscht Frust über die derzeit hohen Strompreise besonders im Süden ihres Landes. Dafür verantwortlich gemacht wird unter anderem auch Deutschland, das immer dann viel Strom aus dem skandinavischen Land importiert, wenn wenig Strom aus Sonne und Wind gewonnen wird – während der sogenannten Dunkelflaute. Dann steigen auch die Preise in Teilen Schwedens.
[...]
Zugleich übernahm auch Busch einen Teil der Verantwortung: Die Strompreise in Südschweden seien auch deshalb so hoch, weil dort Kernkraftwerke stillgelegt worden seien. Um Barsebäck etwa hatte es auch jahrelange Diskussionen mit dem Nachbarland Dänemark gegeben. Nun versprach Busch jedoch: »Wir ebnen jetzt den Weg für neue Kernkraft.« Kurzfristig wolle man das Öresund-Kraftwerk zurückkaufen.
[...]
Dass es die Preisunterschiede zwischen den Staaten gibt, liegt daran, dass die Kapazitäten der grenzüberschreitenden Leitungen und Kuppelstellen begrenzt sind. In einem perfekt integrierten EU-Strommarkt gäbe es diese Unterschiede theoretisch nicht. Staaten mit hohen Strompreisen wünschen sich tendenziell eine stärkere Marktintegration, Staaten mit niedrigen Strompreisen wollen sich tendenziell lieber abschotten von den Hochpreisnachbarn.

Eine Lösung für das Problem könnte neben dem Bau neuer Gaskraftwerke auch der Ausbau von Speicherkapazitäten sein. Große Batteriespeicher können die Energie in günstigen Stunden aufnehmen, in teuren Stunden wieder abgeben und somit die Preisspitzen glätten.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/strompreis-warum-die-schwedische-energieministerin-auf-deutschland-schimpft-a-fbb1b693-1572-4931-a50f-97685852a690

Zusammengefasst heißt das: "Die Deutschen sind Schuld" ist eine wenig zu kurz gedacht. Es ist ein EU-Problem.
(At Bhaal Temple)
Karlach: What a pesthole! Can't wait to clear this place out.
Minsc: There will be much trading of threats and insults, no doubt. But Minsc will be ready when it is time for boot to meet butt.
Karlach: You and me both, pal.

Conina

Große Batteriespeiche haben ein G vor den Wattsunden. Wir brauchen aber etwas mit T.

Deutschland braucht pro Tag etwa 1,5 TWh Strom.

Den Spiegel kann man zu solchen Themen doch komplett vergessen, der ist da so deutsch wie nur irgendwas.

Ich würde keinen Cent mehr auf die Energiewende wetten. Irgendwann kommt das auch am Küchentisch an.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Daggi

Es ist ein Wettrennen der steigenden Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen und der Kapazität der Speicher für elektrische Energie (die einen Wirkungsgrad von 90% haben). Letzere können der ersten aber nicht schnell genug folgen. In den nächsten Jahren sollen die Großspeicher das 5-fache der aktuellen Kapazität haben (16 GWh, Frühjahr: 13 GWh). Viele PV-Anlagen haben aktuell eigene Zwischenspeicher. Pumpspeicher gibt es in Deutschland kaum wegen der Geographie. Im November dieses Jahres (2024) schrieb der Spiegel einen Artikel dazu: "Ein Batterie-Tsunami rollt heran - Eine Kolumne von Christian Stöcker - Die Union zweifelt an erneuerbaren Energien, dabei bahnt sich ein zweites deutsches Energiewunder an: Netzbetreiber melden einen »Boom« bei Anträgen für Großspeicher. Der könnte Strom billiger machen denn je."

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/energiewende-riesige-speicher-fuers-stromnetz-ein-batterietsunami-rollt-heran-a-59e79edc-91a7-421b-a1b8-8c3b5e39645b

In Deutschland kommt es ca alle 5 Jahre zu längeren Stromunterbrechungen bei Kunden. In den letzten Jahren pro Jahr etwa 12 Minuten / Kunde / Jahr. Meistens wegen Sturmschäden, Eis/Schnee auf Leitungen oder Blitzeinschlägen. (die Unterbrechungen an die ich mich selbst aus den rund letzten zehn Jahren erinnern kann: 1 x einige Stunden nach Orkanwind, einmal rund eine Stunde bei Sturm und einmal kurz wegen einer Verlegung einer Hochspannungsleitung unter die Erde mit lange vorab angekündigter Abschaltung einer ganzen Region. Noch nie hörte ich daß Stromkapazität "gefehlt" habe.) In anderen Gebieten in Südeuropa sieht das mit den Unterbrechungen ganz anders aus.

Apokalyptische Erzählungen zu diesem Thema nennt man auch "Blackout Märchen".

Schwuppdiwupp

Zitat von: Daggi am 13. Dezember 2024, 15:21:31Noch nie hörte ich daß Stromkapazität "gefehlt" habe.

Ich auch nicht.

Ehrlich gesagt nehme ich das Gejammer rund um die Energiewende nicht ernst. Ich halte der Wandel hin zum Energiesparen und den regenerativen Energien für dringend geboten.

Aber es lag noch nie in der Natur des Menschen, sehr langfristig zu denken. (Siehe auch "12 Gesetze der Dummheit".)
Ach, was weiß denn ich ...

eLender

Mal ein paar Bemerkungen, was eigentlich das Problemchen mit den Dunkelflauten ist.

ZitatDer zentrale Fehler der Energiewende ist, dass es offensichtlich kein Programmmanagement mit Controlling und einem abgestimmten Plan-Do-Check-Act-Prozess gibt. Sonst würde man nicht von solchen Entwicklungen überrascht. Denn ein zentrales Element einer sicheren Stromversorgung und generell in der Versorgung ist, dass ausreichend Puffer und Speicher im System vorhanden sind, um jederzeit ausgleichend auf Schwankungen reagieren zu können.

Wir haben in den letzten Jahren immer wieder beobachten können, was in der Logistik alles schiefgehen kann, wenn diese Puffer durch ein Übermaß an Effizienzsteigerung und Optimierung nicht mehr vorhanden sind. Es kommt zu Schwankungen, Preissprüngen und Engpässen. Das sehen wir jetzt auch in der Stromversorgung.

An dieser Stelle wird gerne auf die Batteriespeicher verwiesen, die sich derzeit im Aufbau befinden. Das ist sehr wichtig, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese auf absehbare Zeit nur einen Bruchteil der Probleme lösen können. Und dass die Probleme z.B. durch einen weiteren massiven PV-Ausbau viel schneller eskalieren, als man sie eindämmen kann. Denn im Stromversorgungssystem müssen Puffer für einen Zeitbereich von 12 Zehnerpotenzen bereitgehalten werden. Das beginnt mit dem Ersatz der für die Systemstabilität zentralen Momentanreserve, geht über Minuten, Stunden, Tage bis hin zu saisonalen Speichern.
https://www.focus.de/wissen/nah-am-kollaps-energie-spezialist-die-dunkelflaute-offenbart-massive-planungsfehler_id_260564773.html

Batterien werden ganz sicher nicht das Problem lösen, sie sind nur für einen kleinen Aspekt überhaupt relevant. Das eigentlich Problem wird bleiben, und momentan haben wir keine Lösung, außer der weiteren Verfeuerung fossiler Energien (das ist einer der Hauptgründe, warum die Lichter nicht ausgegangen sind). Saisonale Speicher sollen via Waserstoff realisiert werden, es gibt dazu eigentlich keine Alternative. Ob das realistisch ist, darüber darf man gerne streiten. Man hätte natürlich auf die Kernenergie setzen können, aber das ist ja nicht gut fürs Klima.

Beides ist dumm: die übertriebene Verteufelung der EE, aber auch das totale Ignorieren der Risiken.
Wollte ich nur mal gesagt haben!