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Sind Bio-Produkte wirklich besser?

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Begonnen von Binky, 05. März 2012, 18:27:02

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HorstHuber

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26
Ich verstand das so, dass das "Verteilungsproblem" derart aussieht, dass wir in Europa viel haben, die in Afrika aber nicht. Das Verteilungsproblem existiert aber innerhalb der betroffenen Länder. Wenn das so gemeint war, ist ja alles ok.
Ein Problem besteht vorallem darin die Produkte ordentlich zu lagern. Man schätzt das in den Ländern ca. 50% bis 100% Vorernteverluste (d.h. Befall durch Krankheiten, Insekten, Beikraut) und nochmals 40% - 70% Nachernteverluste (d.h. z.B. Pilze, Insekten und sonst. Tiere, etc.) entstehen. In DE (bei ordentlicher Landw.) betragen die Vorernteverluste nur ca. 20% bis 50% (teilweise 100% wie dieses Jahr durch auswinterungsschäden, doch dies fällt nicht so stark auf da die Felder durch eine vernünftige Infrastruktur mit vorhandenem Sommerungsaatgut bestellt werden können - dies ist in Entwicklungsländern auch nicht gegeben) und die Nachernteverluste ca. 20% bis 40% (Quelle DLG).
Ohne Pflanzenschutzmittel in DE würde die Produktion um ca. die hälfte Fallen (vorsichtige Schätzung siehe statis und die Testbiobetriebe melden jedes Jahr weniger Ertrag). Ich gehe sogar noch weiter das dieser Wert noch stärker fallen würde weil bisher sind die Bioflächen durch die "herd immunity" geschützt. Soll heißen Insekten und Pflanzenkrankheiten können sich nicht flächendeckend so schnell ausbreiten da immer wieder Flächen im Weg sind die den Befallsdruck erheblich senken.



Zitat?? Die Erosion steigt doch durch zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft? Du meinst also, dass man deshalb am besten noch weiter industrialisiert?

Wo Verwüsten Anbauflächen? Hast du einen entsprechenden Link, dass Verwüstung nicht Folge der menschengemachten Degradation ist?
Mir ist das nicht ganz klar, du möchtest die Ursachen für diese Probleme noch weiter fördern, damit diese Probleme behoben werden? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Mit zunehmender Professionalisierung der Landwirtschaft sinkt die Erosion (stichwort direktsaat, Mulchsaat, strip tilling) und dies ist bei Biolandw. so gut wie nicht möglich.
Ein weiteres Problem ist das nur durch vernünftige Mineraldünger die Früchte angebaut werden können. Nur als Bsp. Bordüngung ist essenziell um z.B. Zuckerrüben oder Raps mit ordentlichen Erträge anbauen zu können.
Die meisten Bioflächen weisen nach nur 20  Jahren erhebliche Sulfatmängel auf und die Folge ist das die Leguminosen immer bescheidener wachsen (Quelle für beides DLG)
Biolandwirtschaft ist absoluter Raubbau an der Natur und bedarfsorientierte Düngung ist dort ein Fremdwort.

ZitatDesweiteren sehe ich Deutschland nicht in der Verantwortung, Nahrung für die Welt herzustellen. Mit Nahrungsmittelexport in Drittweltländer einhergehende Probleme sind dir ja höchstwahrscheinlich bekannt, ich brauche darauf wahrscheinlich nicht weiter einzugehen.
Deutschland muss mindestens die Fläche die sie importieren wieder exportieren. Soll heißen: Die Fläche auf denen z.B. Baumwolle angebaut wird könnte auch mit z.B. Mais bestellt (bestimmter Ertrag) werden. Diese Menge muss mindestens aus DE in die Länder exportiert werden.
Baumwolle wächst ja aus bestimmten Gründen nicht in DE. Das gleiche gilt für alle andere importierten Agrargüter wie Kaffee, Tabak, Tee, Citrusfrüchte, Pflanzenöle etc.
Im übrigen es gibt so gut wie keine Exportsubventionen mehr.
Europa ist ein absolut kleines Licht im internationalen Agrarexport. Neuseeland (eine Firma und zwar Frontera) dominiert zu 90% den Milchprodukt-Sektor (vorallem Milchpulver) und bei den sonst. Agrargütern dominieren vorallem Argentinien, Brasilien, Australien, Ukraine, Kanada und die USA den Weltmarkt. Wer noch an die Märchen glaubt Deutschland bzw. Europa ist ein böser Exporteur der glaubt auch an den Weihnachtsman (Europa schafft im übrigen auch gerade so 100% Selbstversorgung Quelle Agrarbericht der Bundesregierung und der EU)


ZitatAuch Industrienationen sollten sich bewusst machen, dass ihre Ressourcen endlich sind. Die USA mit ihrer hochgezüchteten Landwirtschaft, größter Agrarexporteur der Welt, werden zeigen, wohin dieser Weg führen soll.
Die Wasserentnahme aus dem Ogallala-Aquifer, der die landwirtschaftliche Wasserversorgung der USA größtenteils gewährleistet, entspricht meines Wissens dem 25fachen des nachfließenden Wassers. Man darf gespannt sein.....
Die Landwirtschaft in DE ist um ein vielfaches leistungsfähiger als in den USA. Nur wenige Länder schaffen so hohe Erträge pro ha wie Deutschland (und die anderen die an diesen Wert rankommen liegen auch fast alle in Europa - wobei Israel mW am besten ist).

Deutschland /Europa hat eines der wertvollsten Resourcen überhaupt. Sehr gute Böden und ein gutes Klima, ausreichend Wasser, eine perfekte Infrastruktur (viele Flüsse) für nachwachsende Rohstoffe sprich Lebensmittel.

D
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

heterodyne

Horst, vielen Dank für deine spannenden Ausführungen.
Wie stehst du zu privatgärten? Komposthaufen? sinnvoll? lieber düngen?
oder hast du da quellen?

Zu Sortenvielfalt: Im Supermarkt werden 2-3 Sorten Kartoffeln angeboten. Die vielen, vielen anderen kenne ich nur aus Privatanbau, bzw Arche Noah uä.
Abgesehen vonden interessanten Farbeffekten schmecken sie auch sehr gut. Ob der Ertrag besser oder auch nur vergleichbar ist kann ich leider überhaupt nicht sagen...
Worauf ich hinaus will: Diese Abwechslung durch die verschiedenen Sorten finde ich sehr positiv. Das gilt auch für Paprika, Gurken, Kürbisse,...

Ridcully

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26Ich verstand das so, dass das "Verteilungsproblem" derart aussieht, dass wir in Europa viel haben, die in Afrika aber nicht. Das Verteilungsproblem existiert aber innerhalb der betroffenen Länder. Wenn das so gemeint war, ist ja alles ok.

Wer da wem was abgeben müsste, darüber kann man sich streiten. Und natürlich stellt längst nicht jedes Land genug Nahrung her, um seine Bevölkerung zu ernähren. Gibt schliesslich auch Wüstenstaaten. Allerdings reicht die weltweit produzierte Nahrung locker aus, um alle Menschen und auch noch deutlich mehr durchzufüttern. Nahrungsmittelknappheit gibt es zur Zeit nicht, nur Armut.

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26
?? Die Erosion steigt doch durch zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft?

Nein, die steigt bei schlechter Bewirtschaftung und bei Klimaveränderungen. Dass die böse "industrialisierte" (auch so ein Propagandawort) Landwirtschaft die generell erhöht und die altmodische und/oder ökobiolinksgerührte die generell vermeidet, ist Unsinn.

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26Wo Verwüsten Anbauflächen?

Am Rand der Wüsten? In Europa ist Spanien z.B. erheblich gefährdet, und die Bodenerosion hängt damit direkt zusammen.

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26
Hast du einen entsprechenden Link, dass Verwüstung nicht Folge der menschengemachten Degradation ist?

Kann so sein, kann auch anders sein, kommt auf die Gegend drauf an. Was sollen diese pauschalen Aussagen? Und was hat z.B. Überweidung und das Abholzen von Bäumen am Rande der Sahara mit "industrialisierter" Landwirtschaft zu tun? Das ist alles total öko und natürlich.

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26
Mir ist das nicht ganz klar, du möchtest die Ursachen für diese Probleme noch weiter fördern, damit diese Probleme behoben werden? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Vielleicht solltest du erst mal darlegen, wo du hier warum die Ursache von welchen Problemen siehst. Ich halte die hier angeklagte moderne Landwirtschaft erst mal nach dem alterwührdigen Grundsatz in dubio pro reo für unschuldig.

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26Desweiteren sehe ich Deutschland nicht in der Verantwortung, Nahrung für die Welt herzustellen. Mit Nahrungsmittelexport in Drittweltländer einhergehende Probleme sind dir ja höchstwahrscheinlich bekannt, ich brauche darauf wahrscheinlich nicht weiter einzugehen.

Ja klar, wenn die Leute eh schon zu arm sind um sich Lebensmittel zu leisten, dann sollen sie sich doch wenigstens die überteuerten lokalen Produkte kaufen. Lebensmittel über die Welt schippern ist Luxus, und den dürfen nur wir uns erlauben. Und wenn es da nicht genug zu essen gibt, sollen sie halt hierher kommen oder so. Ach ich vergaß, das ist ja auch nicht erwünscht.

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26Auch Industrienationen sollten sich bewusst machen, dass ihre Ressourcen endlich sind. Die USA mit ihrer hochgezüchteten Landwirtschaft, größter Agrarexporteur der Welt, werden zeigen, wohin dieser Weg führen soll.
Die Wasserentnahme aus dem Ogallala-Aquifer, der die landwirtschaftliche Wasserversorgung der USA größtenteils gewährleistet, entspricht meines Wissens dem 25fachen des nachfließenden Wassers. Man darf gespannt sein.....

... wie du uns erklärst, wie ineffizienterer Ökoanbau dabei hilft, diese Ressourcen zu schonen. Die Alternative für die Great Plains (und nicht etwa die ganzen USA), falls der Wasserverbrauch der Bewässerungskulturen nicht hinreichend gesenkt werden kann, wäre doch wohl eher mehr Weidewirtschaft. Da heulen uns die Ökoveganen dann wieder vor wie furchtbar ineffizient das ist und was für unglaubliche Wassermengen wir verspeisen.



prime-pippo

Sehr interessanter Beitrag HorstHuber.
Ich bin auch nicht auf Teufel komm raus für den Biolandanbau, was z.B. die bedarfsgerechte Düngung angeht, bin ich ganz bei dir.
Die Agrarexporte betreffend ist es mir gar nicht so wichtig, ob dies von Europa ausgeht. Generell sehe ich die dadurch entstehende Abhängigkeit problematisch.

Dass sich Erosion durch den Verzicht der Bodenbearbeitung eindämmen lässt ist völlig logisch, die Nachteile dieser Systeme sind dir aber ja sicher ebenfalls bekannt. Was überwiegt kann ich nicht beurteilen.

Was die Professionalisierung der Landwirtschaft, speziell in Afrika, angeht bin ich mittelfristig ehrlich gesagt immer relativ skeptisch. Sicher, es gibt auch Gegenden mit viel "westlicher" Landwirtschaft, die weitere angestrebte Professionalisierung setzt aber auch entsprechende Qualifikation der Landwirte vorraus. Inwieweit das verwirklicht wird bin ich gespannt.

Ich sagte nicht, dass die Landwirtschaft der USA effektiver als unsere sei. Ich sagte, dass die USA hier über ihre Verhältnisse gehen, die Niederschlagsmengen sind doch erheblich geringer als bei uns..... Ich habe mich eben nochmal vergewissert, aus dem Ogallala Aquifer entnehmen sie die 25fache Menge des nachfließenden Wassers.

@Ridcully: Wie gesagt, ich bin nicht generell pro "Bio". Die Great Plains betreffend soll das keine Lösung sein, man soll sich lediglich auf Notwendiges beschränken und nicht auf Teufel komm raus Überschüsse erzielen.

HorstHuber

Zitat von: heterodyne am 06. März 2012, 15:17:47
Horst, vielen Dank für deine spannenden Ausführungen.
Wie stehst du zu privatgärten? Komposthaufen? sinnvoll? lieber düngen?
oder hast du da quellen?

Zu Sortenvielfalt: Im Supermarkt werden 2-3 Sorten Kartoffeln angeboten. Die vielen, vielen anderen kenne ich nur aus Privatanbau, bzw Arche Noah uä.
Abgesehen vonden interessanten Farbeffekten schmecken sie auch sehr gut. Ob der Ertrag besser oder auch nur vergleichbar ist kann ich leider überhaupt nicht sagen...
Worauf ich hinaus will: Diese Abwechslung durch die verschiedenen Sorten finde ich sehr positiv. Das gilt auch für Paprika, Gurken, Kürbisse,...
zwar OT aber ich denke es ist schon in Ordnung.
In der Regel sind die meisten Privatgärten überdüngt (bei einer Untersuchung von Schrebergärten wurden die zulässigen N-gehalte ums 500fache überschritten - Quelle finde ich gerade nicht mehr).

Zur Düngung: Als erstes sollte man so nette Werte des bewirtschaftenden Bodens kennen wie:
N min, pH-Wert, Phosphat-Gehalt, Kali-Gehalt, Bodenart, Nährstoffentzug der Pflanze etc.

Es gibt zwar für den pH-Wert, Phosphatgehalt etc. ein paar nette Schnelltests in jedem guten Gartencenter, doch mE ist dies rausgeworfenes Geld.
Vielmehr würde ich eine Bodenuntersuchung machen lassen (Kosten so ca. 20 bis 50 Euro - je nach Umfang) denn dann hat man die besseren Werte.
Kontakt zu entsprechenden Labors bekommt man über die Landwirtschaftsämter (am besten googlen für den entsprechenden Landkreis).
Denn auch wenn es schon älteres Wissen ist: Liebigs Fass gilt immer noch.
Mögliche Nährstoffentzugstabellen verschiedener Kulturen bekommt man dort auch (am besten mit den entsprechenden Pflanzenbauberater dieser Ämter kontaktieren - wenn man Glück hat ist dieser sogar sehr motiviert).
Ist auch interessant den Kompost getrennt untersuchen zu lassen.

Ich würde Kompost als Grunddünger verwenden (auch gut für die Humusbilanz) und die entsprechenden Kulturen falls notwendig mit Mineraldünger sachte düngen. Am besten die entsprechende Menge mal genau abwiegen denn in der Landw. rechnet man immer pro ha und wenn z.B. 100 kg Mineraldünger pro ha ausgebracht werden dann sind dies nur 10 g pro qm. Soll bedeuten das man verdammt schnell überdüngt wenn man 20 qm Garten hat.
Fruchtwechsel sollte ja auch im Garten standard sein (Pflanzenart, Vegetationszeit etc). Ab und an wäre es vernünftig auch mal etwas Phacelia, Buchweizen, Lupinie im August auf abgeerntete Flächen auszubringen denn diese Pflanzen hinterlassen einen sehr guten Boden (sind nicht Forsthart und erfrieren über den Winter, im zeitigen Frühjahr Mitte Feb. bis Anfang März einarbeiten uU mit dem Rasenmäher zuvor mulchen).

Ich habe kein Problem mit alten Sorten und finde es gut wenn diese angebaut werden und auch das Saatgut nachfragt (erhält dadurch auch einen interessanten Genpool).
Doch die meisten Sorten sind einfach nicht wirtschaftlich da es nur einen kleinen Kundenkreis gibt die diese wollen (in Umfragen sind es immer mehr als 90% aber an der Kasse dann immer weniger als 10%).

Wer diese Anbaut muss natürlich damit rechnen das die Düngeempfehlungen für moderne Sorten zu hoch sind (richtwert so ca. 50% der empfohlene Menge für mod. Sorte)

Hoffe ich konnte Dir damit etwas helfen

The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

heterodyne


prime-pippo

Inwieweit wird eigentlich nach Alternativen zu unseren Hauptanbaupflanzen Weizen, Reis, Mais und Soja gesucht?
Vielleicht gibt es ja viel bessere Alternativen?

HorstHuber

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 15:49:47
Sehr interessanter Beitrag HorstHuber.
Ich bin auch nicht auf Teufel komm raus für den Biolandanbau, was z.B. die bedarfsgerechte Düngung angeht, bin ich ganz bei dir.
Die Agrarexporte betreffend ist es mir gar nicht so wichtig, ob dies von Europa ausgeht. Generell sehe ich die dadurch entstehende Abhängigkeit problematisch.
Soll kein Angriff sein aber manche Argumente verstehe ich einfach nicht.
Bei der Energiegewinnung aus Windkraft und Solar etc. wird die ganze Zeit davon gesprochen das man möglichst große Flächen vernetzen soll damit eine kont. Energieerzeugung möglich ist (am besten ganz Europa und Nordafrika).
Bei der Lebensmittelerzeugung will man aber immer den anderen Weg gehen. Trockenperioden oder sonst. Starkwetterereignisse scheinen ja nur die erneuerbaren Energien zu betreffen.
Das Klima scheint ja auch nur wichtig für die Urlaubsplanung zu sein, aber bei Lebensmittel sollen Bananen im Allgäu  und Meeresfürchte im Bodensee wachsen.

Ich habe auch kein Problem mit Bioanbau den jede Glaubensrichtung soll ja bedient werden (denn die Regeln für den Anbau sind nicht wissenschaftlich begründet sondern werden - kein Witz - durch demokratische Abstimmungen der Mitglieder in den Verbänden beschlossen). Doch Bio ist nicht besser für die Umwelt und die Gesundheit. (ganz abgesehen das ich es für unsozial halte denn die deutlich höheren Zahlungen werden von jedem getragen aber die somit verbilligten Produkten werden meistens von den Kunden mit einem höheren Einkommen konsumiert)

ZitatDass sich Erosion durch den Verzicht der Bodenbearbeitung eindämmen lässt ist völlig logisch, die Nachteile dieser Systeme sind dir aber ja sicher ebenfalls bekannt. Was überwiegt kann ich nicht beurteilen.
Nachteile hat jedes System doch in der prof. Landwirtschaft werden i.d.R. je nach Boden und oder Fruchtart meistens die richtigen Methoden gewählt.

ZitatWas die Professionalisierung der Landwirtschaft, speziell in Afrika, angeht bin ich mittelfristig ehrlich gesagt immer relativ skeptisch. Sicher, es gibt auch Gegenden mit viel "westlicher" Landwirtschaft, die weitere angestrebte Professionalisierung setzt aber auch entsprechende Qualifikation der Landwirte vorraus. Inwieweit das verwirklicht wird bin ich gespannt.
Diese wird mE  kommen, davon bin ich überzeugt.

ZitatIch sagte nicht, dass die Landwirtschaft der USA effektiver als unsere sei. Ich sagte, dass die USA hier über ihre Verhältnisse gehen, die Niederschlagsmengen sind doch erheblich geringer als bei uns..... Ich habe mich eben nochmal vergewissert, aus dem Ogallala Aquifer entnehmen sie die 25fache Menge des nachfließenden Wassers.
An diesem Problem wird gerade heftig gearbeitet. Ein zusätzliches Werkzeug ist z.B. die Gentechnik wodurch trockentolerantere Sorten entstehen könnten. Aber auch vernünftige Bewässerung ist notwendig wobei hier extrem aufgepasst werden muss.
Länder mit einem ähnlichen Klima wie Israel die die geniale Tröpfchenbewässerung einfach kopieren wollten hatten auf einmal verdammt viele Probleme da diese nicht an die entsprechende Drainage dachten ... Folge Versalzung der Böden.

Soll heißen, eine Methode ist nie die alleinige Lösung und dazu passt ja auch die nächste Frage:

ZitatInwieweit wird eigentlich nach Alternativen zu unseren Hauptanbaupflanzen Weizen, Reis, Mais und Soja gesucht?
Vielleicht gibt es ja viel bessere Alternativen?
Nein es gibt (noch) keine bessere Alternativen.
Grund ist das die erwähnten Pflanzen schon seit ca. 100 Jahren prof. weiter gezüchtet werden.
Hierdurch konnten so unschöne Eigenschaften wie instabile Fruchtstände (Bei der Reife fallen die Körner von der Ähre ab), ungleichmäßige Reifung (bei sehr alten Sorten kann es schon vorkommen das oben die Körner schon wieder Keimen während die unteren noch nicht einmal Reif sind), geringe Giftstoffe (z.B. Solanin), Lagerung (Maniok kann z.B. nicht gelagert werden), toleranz geg. Kurz und Langtagbed. (dem Mais wurde dies z.B. angezüchtet), größere Kältetoleranz (Maissorten von vor 50 Jahren konnten nahezu nur in Gunstregionen angebaut werden) gute technische Be und Verarbeitung (ist wichtig, da niemand in mehr in den Städten z.B. den ganzen Winter mit dem Drechflegel Getreide dreschen will ...) etc. pp.

Um auf das Urthema zurückzukommen. Hätte die Bundesregierung das Geld z.B. für die Bioforschung  (was zu ca. 70% für Marketing von Seiten der Bioverbände zweckentfremdet wurde) in die klassische Zucht z.B. von Teff, Zuckerhirse, Amarant, Lupinien, Erbsen, Bohnen, Maniok, Buchweizen, Quinoa investiert (wenn man schon keine gentechnisch gezüchteten Pflanzen zum Anbau zulassen will) dann hätte man zum einen in DE sehr viele interessante Sorten (Stichwort Vielfalt und Fruchtfolge) und zum anderen könnten in Entwicklungsländern durch das überlassen von Zuchtlinien der Ertrag dieser Kulturen kostengünstiger verbessert werden. Denn klass. Züchtung hat nicht ausgedient sondern diese Methoden werden uU nur durch moderne biotechnologische Methoden ergänzt – und dieser Meinung sind die meisten Pflanzenzüchter – obwohl Gr€€npeace & Co immer wieder etwas anderes behaupten wollen. Auch wären dann vernünftige Arbeitsplätze entstanden und die ehemalige Pflanzenzuchthochburg (vor dem 2. Weltkrieg) in Sachsen-Anhalt würde dann nicht so hart vom BASF und KWS Abzug betroffen sein

Das Geld wäre auch besser angelegt gewesen als einer saturierten gesellschaftlichen Gruppen zu abartig hohen Kosten das Gefühl von back to the nature (unter Disney Park Bedingungen) zu ermöglichen.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

prime-pippo

Wie gesagt, für die Umwelt  kann ich im örtlichen, natürlich aber nicht im globalen, Kontext klar sagen, dass der Artenvielfalt auf dem Feld geholfen wird. Ich weiß nicht, ob solche Aspekte nicht unter Umweltschutz fallen sollen (weil ihr ja beharrlich sagt, dass es für die Umwelt keinen Unterschied mache ;D).
Die Einsaat von Wildpflanzen im Randbereich von Feldern dürfte aber ja z.B. nicht an "Bio" gekoppelt sein, insofern erreicht man dieses für mich sinnvolle Ziel vielleicht auch auf anderem Wege.


Die weitere Erforschung der von dir genannten Anbaupflanzen vermisse ich auch immer.Beim Mais hat es ja auch geklappt, warum forciert man das nicht weiter?


Wäre nicht theoretisch auch der vermehrte Einsatz mehrjähriger Agrarpflanzen ebenfalls vernünftig, das gibt es ja gar nicht in nennenswertem Umfang. Dies dürfte doch z.B. die Erosion verringern, da Bodenbearbeitung reduziert werden könnte. Eingewachsene Pflanzen sind ja (wenn man jetzt mal von Gartenstauden ausgeht) theoretisch erheblich widerstandfähiger gegen Trockenheit und Schädlinge, insofern würden sich Wasser- und Pestizideinsatz verringern.

HorstHuber

Zitat von: prime-pippo am 08. März 2012, 00:00:46
Wie gesagt, für die Umwelt  kann ich im örtlichen, natürlich aber nicht im globalen, Kontext klar sagen, dass der Artenvielfalt auf dem Feld geholfen wird. Ich weiß nicht, ob solche Aspekte nicht unter Umweltschutz fallen sollen (weil ihr ja beharrlich sagt, dass es für die Umwelt keinen Unterschied mache ;D).
Nur zur Info, Umweltschutz ist nicht gleich Naturschutz. Umweltschutz betrachtet diese Dinge globaler während Naturschutz immer regional ist.

ZitatDie Einsaat von Wildpflanzen im Randbereich von Feldern dürfte aber ja z.B. nicht an "Bio" gekoppelt sein, insofern erreicht man dieses für mich sinnvolle Ziel vielleicht auch auf anderem Wege.
Weshalb soll man dies fördern? mMn wäre es sinnvoller bescheuerte Bewirtschaftunsvorgaben wieder zu lassen. Denn dadurch müssten die Landwirte keine Angst haben, dass falls seltene Pflanzen/Tiere gefunden werden keine Einschränkungen in der Bewirtschaftung des angrenzenden Feldes erfolgt. Falls die Pflanzen dann aber durch die Bewirtschaftungsvorgaben der UNB wieder verschwinden (weil das Wetter in dem Jahr nicht passte etc.) dann ist nicht die UNB verantwortlich sondern der Landwirt und dieser muss dann nicht nur Strafen bezahlen sondern auch das für die letzten Fünf Jahren ein Teil der Fördergelder für den ganzen Betrieb zurückgezahlt werden muss. Deshalb haben mMn die meisten Landwirte kein Interesse (obwohl mE die meisten dies sonst sehr gerne machen würden) mehr für den Naturschutz als unbedingt nötig zu machen.
Soll heißen. Die Naturschutzbemühungen vernichten mehr Arten als geschützt werden.


ZitatDie weitere Erforschung der von dir genannten Anbaupflanzen vermisse ich auch immer.Beim Mais hat es ja auch geklappt, warum forciert man das nicht weiter?
Weil der Schutz der geleisteten Arbeit von vielen verhindert wird. Nur wenn man Geld verdienen kann erfolgen auch die entsprechenden Vorleistung.

ZitatWäre nicht theoretisch auch der vermehrte Einsatz mehrjähriger Agrarpflanzen ebenfalls vernünftig, das gibt es ja gar nicht in nennenswertem Umfang. Dies dürfte doch z.B. die Erosion verringern, da Bodenbearbeitung reduziert werden könnte. Eingewachsene Pflanzen sind ja (wenn man jetzt mal von Gartenstauden ausgeht) theoretisch erheblich widerstandfähiger gegen Trockenheit und Schädlinge, insofern würden sich Wasser- und Pestizideinsatz verringern.
Ausser das die Bodenbearbeitung reduziert wird werden mE keine andere nennenswerte positiven Effekte erreicht. Baumwolle ist ja z.B. auch eine mehrjährige Pflanze, wird jedoch meistens nur 1 Jahr angebaut denn der Ertrag (generativ) sinkt in den folgejahren massiv. Auch nehmen die Schadfaktoren (vorallem Insekten, Pilze und sonst. Krankheiten) massiv da ein kont. Wirt zur Verfügung steht.
Ein Vergleich mit dem Garten (nahezu 100%ige handarbeit, geringe Pflanzenanzahl) ist mE unsinnig denn es ist schon ein Unterschied ob man 10 oder 100000 Pflanzen auf einer Fläche hat.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

prime-pippo

Ich habe einen Link gefunden, der mir zustimmt ;D
http://www.biosphaere.info/biosphaere/index.php?artnr=000477

Was sagst du dazu? Die Vorteile sind doch offensichtlich......

Nogro

Zitat von: prime-pippo am 08. März 2012, 13:14:10
Ich habe einen Link gefunden, der mir zustimmt ;D
http://www.biosphaere.info/biosphaere/index.php?artnr=000477

Was sagst du dazu? Die Vorteile sind doch offensichtlich......
Zitat...war Leiter der Forschungen und trug auch zur Studie bei. An ihr beteiligten sich auch mehr als zwei Dutzend weiterer Autoren. Darunter waren zumeist Pflanzenzüchter und Gentechniker
Für Deutschland nicht zutreffend, hier sind Gene verboten.
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

prime-pippo

Mal abgesehen davon, dass ich Gentechnik nicht grundsätzlich ablehne.........Wie kommst du darauf, dass sich dieses Ziel NUR mit Gentechnik erreichen ließe?

Es gibt genug ausdauernde Gräser, warum sollte man dieses Ziel also nicht auch züchterisch erreichen können (wobei ich die Abkürzung Gentechnik für die bessere Alternative halte) ?
Ich habe in Afrika Sorghumfelder gesehen, auf denen die Pflanzen nach der Ernte wieder austrieben. Dies gilt aber bislang sicher nur für eine Saison, danach wird gepflügt

Landratte

Zitat von: HorstHuber am 05. März 2012, 23:31:13
Zitat von: prime-pippo am 05. März 2012, 20:49:58
Die Frage ist längst nicht so trivial wie man vermuten könnte. Der Feldrain neben einem konventionellen Feld wird, so er denn artenreich war, dies nicht lange bleiben. Zumindest für größere Tiere wie manche Vögel etc. dient er sicher als Rückzugsbereich, aber nicht als ausreichender Lebensraum. Hecken gibt es hier in wunderbarer Koexistenz mit biologischer Landwirtschaft. Ansonsten gilt ähnliches wie oben beschrieben.
Der Feldrain an sich war nie Artenreich sondern der Artenreichtum entstand immer weil ein Wechsel zwischen Feld und Rain standfand. Früher (bis in die 60er) wurde jedes Jahr im Frühjahr der Feldrain sogar abgebrannt, die Nährstoffe landeten in der Asche und wurden großteils durch den Wind/Regen von diesen Böden entfernt. Dieser Wechsel zwischen "fettem" Land und "armen" Land sorgte für den Artenreichtum.
Auch wurden die Hecken regelmäßig auf den Stock gesetzt (findet vermehrt wieder statt) denn nur dadurch erhält sich eine niedrige Hecke (gut fürs Niederwild).
Hecken gibt es nicht nur bei den Bios sondern auch die prof. Landwirte pflegen diese

...indem sie sie abholzen und ausgraben und auf diese Art schön zusammenhängende Ackerflächen haben, die für die völlig überdimensionierten landwirtschaftlichen Geräte dann rentabler sind. Ich wollte mich ungern an dieser Diskussion beteiligen, aber die Realität zumindest in Deutschland sieht doch einfach anders aus, als Du da so blumig beschreibst, Horst Huber.
Und nein, ich werde mich jetzt nicht stundenlang ins WWW begeben um dort nach Belegen für meine Behauptungen zu suchen. Ich schaue einfach aus dem Fenster und gehe über die Felder, auf denen der Baumbestand in den letzten 10 Jahren um ungefähr 50% geschrumpft ist (bringt mehr Subventionen pro Quadratmeter Ackerfläche) und diverse Hecken und Knicks den Kettensägen der konventionellen Bauern zum Opfer gefallen sind. Von den diversen Gülledüngungen bei wochenlanger Trockenheit oder in Frostperioden ohne Aussicht auf Regen oder offenen Boden mal ganz abgesehen.
Dann sehe ich noch Puten und andere Geflügelställe, deren Fleisch ich schon lange nicht mehr kaufe weil ich das Kotzen kriege wenn ich daran denke dass diese Tiere nicht einmal in Ihrem scheiss Leben die Sonne gesehen und sich anständig bewegt haben.
Ähnlich gehts mir, wenn ich hier Bauern erlebe, die zu geizig sind ihre Brunnen vernünftig zu warten und abzudecken und die dann das Jaulen bekommen, wenn man meldet, dass in einem der Löcher mal wieder eine Färse oder ein junger Ochse verreckt ist, denen vorher zur Minimierung der Verletzungsgefahr natürlich die Hörner entfernt wurden...

Danke nein. Ich halte auch eine Organisation wie den DLG nur für begrenzt objektiv als Informationsquelle, völlig unbewiesen natürlich, fühlt sich trotzdem ein bisschen an, als wenn Pfizer die unabhängige Untersuchung des eigenen Medikamentes selbst in Auftrag gibt.

Deshalb kommt bei uns schon lange nur noch Biofleisch und Bio- oder regionales Grünzeug in die Küche, darf auch gern Fair Trade sein. Am besten aber regional und da natürlich auch mal von einem konventionellen Bauern, der über mehr Hirn verfügt als die Kartoffeln, die er anbaut.

So, nun halt ich zu dem Thema hier auch wieder meine (in diesem Fall völlig unbelegte und unsachliche) Klappe, sonst bekomm ich noch Schuppen...


Landratte

Und hier doch noch ein kleiner Link zum Thema Naturschutz versus Umweltschutz:

http://de.wikipedia.org/wiki/Naturschutz#Unterschied_zum_Umweltschutz

Ganz so einfach: Global = Umweltschutz , Regional= Naturschutz  ist es vielleicht dann doch nicht.


Zitat von: HorstHuber am 06. März 2012, 14:59:03
Mit zunehmender Professionalisierung der Landwirtschaft sinkt die Erosion (stichwort direktsaat, Mulchsaat, strip tilling) und dies ist bei Biolandw. so gut wie nicht möglich.
Ein weiteres Problem ist das nur durch vernünftige Mineraldünger die Früchte angebaut werden können. Nur als Bsp. Bordüngung ist essenziell um z.B. Zuckerrüben oder Raps mit ordentlichen Erträge anbauen zu können.
Die meisten Bioflächen weisen nach nur 20  Jahren erhebliche Sulfatmängel auf und die Folge ist das die Leguminosen immer bescheidener wachsen (Quelle für beides DLG)
Biolandwirtschaft ist absoluter Raubbau an der Natur und bedarfsorientierte Düngung ist dort ein Fremdwort.

Ein geringer Sulfatgehalt im Boden ist insbesondere für die genannten Früchte Raps und Zuckerrüben ein Problem.
Beide Früchte spielen eine übergeordnete Rolle für die Herstellung von Bioethanol und Biogas, einer Energiegewinnung also, die äußerst kontrovers diskutiert werden kann und mMn sollte.
Zuckerrüben als Quelle für Kristallzucker (dessen Preise nur durch die Europäische Zuckermarktordnung so gesichert werden, dass er gegen Zuckerrohr überhaupt in Europa konkurrenzfähig bleibt) im Vergleich ist ebenfalls (global gesehen) fraglich. Und um wieder zum Thema Bio zu kommen: Gerade beim Rohrzucker sorgt die Bio-Variante für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Preise (in den Produktionsländern).

Biolandwirtschaft als "absoluten Raubbau an der Natur" zu bezeichnen finde ich, gelinde gesagt, eine sehr fragwürdige und gewagte These.