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Sind Bio-Produkte wirklich besser?

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Begonnen von Binky, 05. März 2012, 18:27:02

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HorstHuber

Zitat von: prime-pippo am 05. März 2012, 20:49:58
Die Frage ist längst nicht so trivial wie man vermuten könnte. Der Feldrain neben einem konventionellen Feld wird, so er denn artenreich war, dies nicht lange bleiben. Zumindest für größere Tiere wie manche Vögel etc. dient er sicher als Rückzugsbereich, aber nicht als ausreichender Lebensraum. Hecken gibt es hier in wunderbarer Koexistenz mit biologischer Landwirtschaft. Ansonsten gilt ähnliches wie oben beschrieben.
Der Feldrain an sich war nie Artenreich sondern der Artenreichtum entstand immer weil ein Wechsel zwischen Feld und Rain standfand. Früher (bis in die 60er) wurde jedes Jahr im Frühjahr der Feldrain sogar abgebrannt, die Nährstoffe landeten in der Asche und wurden großteils durch den Wind/Regen von diesen Böden entfernt. Dieser Wechsel zwischen "fettem" Land und "armen" Land sorgte für den Artenreichtum.
Auch wurden die Hecken regelmäßig auf den Stock gesetzt (findet vermehrt wieder statt) denn nur dadurch erhält sich eine niedrige Hecke (gut fürs Niederwild).
Hecken gibt es nicht nur bei den Bios sondern auch die prof. Landwirte pflegen diese

ZitatFeuchtgebiete treten (zumindest die größeren) nur begrenzt in Konkurrenz mit Ackerwirtschaft. Sicher man kann Felder trockenlegen, aber wie oft wird darauf dann nennenswerter Ackerbau betrieben (ich weiß das ehrlich gesagt nicht).
Eine Vernäßung der Felder ist definitv ein Problem da keine Vorfluter mehr ordentlich gepflegt werden dürfen.
Ein großteil des Agrarlands in DE wurde in DE aufwendig drainiert und dies war ein Grund für die Produktivitätssteigerung.

ZitatJedenfalls ist es an möglichen Stellen meist schon geschehen, die Rückabwicklung dessen wäre kompliziert und wird sicher nicht so bald flächendeckend stattfinden.
Die Rückabwicklung wäre verheerend und wer dies fordert sollte schon mal Geld für die Zukunft sparen (und auch lernen wie man wieder Agrarland urbar macht. Denn dann hätte DE ein echtes Problem (Die Bioflächen sind im übrigen auch drainiert teilweise sogar mit Kunsstoffschläuche)

ZitatWäder werden meines Wissens nach bei uns (!!) auch nicht mehr für den Gewinn von Ackerland abgeholzt.
Es wird sogar Agrarland wieder aufgeforstet. Doch wenn man heute z.B. eine unproduktive Wiese am Steilhang aufforsten will dann muss man sich erst eine genehmigung von der unteren Naturschutzbehörde (die es in der Regel ablehnt), vom Tourismusverband (der es auch ablehnt) etc. einholen. Im übrigen kann die UNB auch so mir nichts dir nichts auf den Flächen eine besonders "schützenswerte" Pflanze unter Schutz stellen - muss aber dies dem Bewirtschafter nicht mitteilen- und darf dann hinterher (neben vielen anderen Strafen und %-Ausgleichszahlungseinforderung der letzten fünf Jahr) die Strafe selbst verhängen. Ausgeschrieben muss dies auch nicht werden sondern der Bewirtschafter muss aktiv nachfragen ob etwas unter Schutz gestellt wurde.
Welcher Bewirtschafter ist dann noch so blöd auf seiner Fläche etwas uU seltenes zu erhalten denn hinterher gibt es nur Probleme (gibt genügend Bsp. in denen z.B. Steinbruchbetreiber Menschen bezahlen damit sich keine bestimmte Pflanze oder Tierart dort "einniestet)


ZitatBiotopverbund klingt wunderbar, verbunden soll es sein. Ein biologisches Feld schafft eher die Brücke zwischen den einzelnen "Biotopen".
Wie weit kann ein Vogel fliegen ohne zu landen?
Die Fauna und Flora kann ohne Probleme ein paar km überbrücken. Sonst wäre es ja auch mal an der Zeit ein paar Schneißen durch bestimmte Städte zu schlagen.
ZitatBrachland ist übrigens hier in Norddeutschland meist artenärmer als jeder Bioacker. Artenreiches Brachland ist nämlich ebenfalls pflegebedürftig, sonst bleibt es nicht erhalten.
Artenreiches Brachland ist nur durch den Menschen vorhanden. Die Natur kennt dies (ausser ein paar spezielle Ecken) nicht.
Artenreichtum entsteht durch einen Wechseln von Lebensräume und durch nichts anderes.

Jakobs-Kreuzkraut ist als zweijährige nicht auf typischem Ackerboden zu erwarten. Eher ein Problem für Viehhaltung.

Dies gilt so natürlich nur für unsere deutsche Kulturlandschaft. In Ländern mit noch weitergehend unberührter Natur kann ich mir vorstellen, dass es sich anders darstellt.
[/quote]
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

HorstHuber

Zitat von: prime-pippo am 05. März 2012, 21:30:49
Hilft mir mal einer auf die Sprünge? Sie sagt: "Wenn Sie einen Sack Dünger
kaufen, müssen Sie kein Land freihalten,auf dem Sie Futter für Tiere produzieren, deren Dung Sie anschliessend
auf den Feldern ausbringen.Deswegen braucht die Biolandwirtschaft viel grössere Flächen"
Bin ich gerade neben der Spur? Halten wir neuerdings Tiere für die Produktion von Dung, den wir auf die Felder packen können?
Bei Massentierhaltung muss man Land für die Futterproduktion freihalten, mit oder ohne Dünger.
Kreislaufwirtschaft entsteht nur wenn der Menschliche Dung wieder auf die Felder gelangt (dies ist aber bei den bios strengstens verboten).
Desweiteren muss man nichts für die ordentliche Tierhaltung (kein Bio) freihalten.

ZitatIch muss ihr aber zustimmen, dass gegen verantwortungsvollen Einsatz von Düngemitteln wohl nichts einzuwenden ist.
Leider bekommt das so mancher Landwirt nicht hin.
Laber kein Müll. Es gibt zwar düngefehler doch die sind so gering das diese nicht ins Gewicht fallen.
Für alles andere gibt es strengste Richtlinien. Nur mal so zum nachdenken. Alleine durch unsere Nutzung von Feuer, Autos etc. werden pro Jahr 100 kg/ha Stickstoff in den Boden eingetragen. Aber nur bei den ordentlich landw. betreuten Flächen (also nicht Bio) wird der Gehalt von Düngemittel gesetzlich vorgeschrieben. Auf bebauter Fläche (vorallem Wohnsiedlungen) kann kein Trinkwasser gewonnen werden.
Für irgendwelche Aussagen über Grundwasser etc. ist es nicht einmal möglich das es einen Referenzwert gibt. Nach den großen stürmen 90 (wibke) und 2001 (lothar) sind die Werte in Regionen mit einer hohen Strumschäden im Wald angestiegen (und da wurde nichts gedüngt).

ZitatTierhaltung am besten auf für den Ackerbau nicht geeigneten Flächen. Einfach das Grasland nutzen...... Fleischproduktion geht runter, macht doch nichts.
Tierhaltung dort wo es sich rechnet. Alles andere ist Unsinn.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

Binky

ZitatBrachland ist übrigens hier in Norddeutschland meist artenärmer als jeder Bioacker. Artenreiches Brachland ist nämlich ebenfalls pflegebedürftig, sonst bleibt es nicht erhalten.

Auf Brachen passiert das, was in der Natur überall passiert, sie unterliegt der Sukzession. Die Natur ist dynamisch, nicht statisch, wie wir Menschen das vllt. gerne hätten. Pflegemaßnahmen, um irgendeinen Status quo zu erhalten, sind unnatürlich. (In dem Zusammenhang, suche im Netz mal nach dem Begriff "Megaherbivorentheorie")

Was die Biodiversität angeht, viele Arten haben in letzter Zeit sogar wieder zugenommen, viele, aber nicht alle. Es gibt sogar wieder Wölfe in Deutschland, und das auch ohne Bioäcker.

H.Huber, ich will keine Brachen sehen, ich sagte, daß ich lange keine mehr gesehen habe, als Ausdruck einer intensiveren Flächennutzung im Vergleich zu früher. Diesen feinen, aber wichtigen Unterschied bitte ich zu beachten.

prime-pippo

Zitat von: HorstHuber am 05. März 2012, 23:31:13
Die Rückabwicklung wäre verheerend und wer dies fordert sollte schon mal Geld für die Zukunft sparen (und auch lernen wie man wieder Agrarland urbar macht. Denn denn dann hätte DE ein echtes Problem (Die Bioflächen sind im übrigen auch drainiert teilweise sogar mit Kunsstoffschläuche)

Ich sprach ja auch davon, dass eine Rückabwicklung nicht stattfinden wird. Insofern ist der Schluss "Für Bio brauchen wir mehr Fläche, deshalb haben wir weniger Feuchtgebiete" ein falscher.

Zitat von: HorstHuber am 05. März 2012, 23:31:13
Im übrigen kann die UNB auch so mir nichts dir nichts auf den Flächen eine besonders "schützenswerte" Pflanze unter Schutz stellen - muss aber dies dem Bewirtschafter nicht mitteilen- und darf dann hinterher (neben vielen anderen Strafen und %-Ausgleichszahlungseinforderung der letzten fünf Jahr) die Strafe selbst verhängen. Ausgeschrieben muss dies auch nicht werden sondern der Bewirtschafter muss aktiv nachfragen ob etwas unter Schutz gestellt wurde.
Ja, eine äußerst ärgerliche Regelung. Leider verhält es sich bei Behörden in anderen Bereichen gerne ähnlich.......

Zitat von: HorstHuber am 05. März 2012, 23:31:13
ZitatBiotopverbund klingt wunderbar, verbunden soll es sein. Ein biologisches Feld schafft eher die Brücke zwischen den einzelnen "Biotopen".
Wie weit kann ein Fogel fliegen ohne zu landen?
Die Fauna und Flora kann ohne Probleme ein paar km überbrücken. Sonst wäre es ja auch mal an der Zeit ein paar Schneißen durch bestimmte Städte zu schlagen.
Die Möglichkeit größere Flächen zu überbrücken ist oftmals begrenzt. Natürlich nicht bei Vögeln, für Reptilien, Amphibien, flugunfähige Insekten etc. gilt das aber meist. Beliebtes Beispiel ist oft der Laubfrosch.



Zitat von: HorstHuber am 05. März 2012, 23:31:13
Artenreiches Brachland ist nur durch den Menschen vorhanden. Die Natur kennt dies (ausser ein paar spezielle Ecken) nicht.
Artenreichtum entsteht durch einen Wechseln von Lebensräume und durch nichts anderes.

Völlig richtig, bestreitet auch keiner. Aber da natürliche Dynamiken in unserer Kulturlandschaft zu weiten Teilen aufgehoben oder abgemildert sind, braucht es zum Erhalt der Arten Ersatzlebensräume.

Zitat von: Binky am 06. März 2012, 08:19:23
Auf Brachen passiert das, was in der Natur überall passiert, sie unterliegt der Sukzession. Die Natur ist dynamisch, nicht statisch, wie wir Menschen das vllt. gerne hätten. Pflegemaßnahmen, um irgendeinen Status quo zu erhalten, sind unnatürlich.
Unnätürlich ganz sicher. Das bedeutet aber nicht automatisch was schlechtes. Viele Einflussfaktoren auf die Dynamik der Natur lassen wir ja nicht mehr zu, deshalb greifen wir "unnatürlich" ein, damit Lebensräume erhalten bleiben.
Den "Erfolg" solcher Maßnahmen kann man messen.



HorstHuber

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 09:58:17
Ich sprach ja auch davon, dass eine Rückabwicklung nicht stattfinden wird. Insofern ist der Schluss "Für Bio brauchen wir mehr Fläche, deshalb haben wir weniger Feuchtgebiete" ein falscher.
Der Unterschied ist das durch Bio wieder viele Flächen in die Produktion genommen werden müssten um einen Selbstversorgungsgrad von 100% zu gewährleisten. Deutschland schafft gerade so eine 100%ige Selbstversorgung. Grundlage für diese Berechnung ist das z.B. untersucht wird wiviel Ertrag bringt 1 ha Gemüseanbau und 1ha Getreide in Land xyz und wieviel Ertrag in DE.
Bsp. in Land xyz 10 t Tomaten oder 5 t Weizen und in DE 10 t Tomaten aber 8 t Weizen. Unter beachtung der Energiekosten für den Transport und Lagerung ist es besser in DE Weizen anzubauen und die überschüssigen 3 t zu expordieren. Quelle DLG

ZitatDie Möglichkeit größere Flächen zu überbrücken ist oftmals begrenzt. Natürlich nicht bei Vögeln, für Reptilien, Amphibien, flugunfähige Insekten etc. gilt das aber meist. Beliebtes Beispiel ist oft der Laubfrosch.
der Laubfrosch wandert aber auch nicht über ein Biofeld. Flugunfährige Insekten können ganz gut wandern denn wer mal bei der Ernte das frisch gedroschene Korn angeschaut hat sieht sehr schnell wie sich z.B. diese perfekt verbreiten können.


ZitatVöllig richtig, bestreitet auch keiner. Aber da natürliche Dynamiken in unserer Kulturlandschaft zu weiten Teilen aufgehoben oder abgemildert sind, braucht es zum Erhalt der Arten Ersatzlebensräume.
Viele Lebensräume sind nur da weil es den Menschen gibt. Bsp. Streuobstwiesen. Diese existieren im größeren Umfang erst seit ca. 70 Jahren.

ZitatUnnätürlich ganz sicher. Das bedeutet aber nicht automatisch was schlechtes. Viele Einflussfaktoren auf die Dynamik der Natur lassen wir ja nicht mehr zu, deshalb greifen wir "unnatürlich" ein, damit Lebensräume erhalten bleiben.
Den "Erfolg" solcher Maßnahmen kann man messen.
Diese Erfolg kann man messen. dies wird aber nicht durchgeführt. Vorallem passiert es sehr sehr häufig das die geschützten Arten einfach verschwinden und die Schützer merken es nicht.
Nach 40 Jahren intensivem Schutz (wurde schon in den 60ern unter Schutz gestellt) aufeinmal die geschützte Art fehlt dann sollte man sich schon fragen ob die Schützer wirklich eine Ahnung haben. Bsp. in der Gegend aus der ich stamme gab es mehrere kleine Hutewälder (Feuchtwiesen mit Birke als Baumart) und auf diesem Gebiet wurde z.B. die Schachbrettblume gefunden. Doch seit ein paar Jahren findet man immer weniger davon. Grund die Bäume wurden zu groß, zu viel Schatten und die Blume verschwindet.
Doch anstelle das man ein paar Bäume entnimmt, ein paar Rinder auf die Flächen treibt (und deren Fleisch ißt- diese Bewirtschaftung sorgte dafür das diese Blume dort wuchs) wurde erstmal eine Expertengruppe von Nabu, Bund und UNB ins leben gerufen (Aufwandsentschädigt duch den Staat). Nach drei Jahren war die Erkenntnis das man den Samen der verbleibenden Blumen erntet, diese in Gärten nachzieht und die Brutzwiebeln auf der Fläche ausbringt. Kosten nach 3 Jahren Experten und zwei Jahren ausbringung gesamt: mehrere 10tausend Euro, Blume verschwindet nach wie vor.
Nach dem also diese Rettungsaktion in fünf Jahren nichts brachte wurde die Bewirtschaftung von seiten von Nabu, Bund und UNB eingestellt und die Besitzer mussten dieses geschütztes Gebiet (war die ganze Zeit in Privatbesitz aller ortsansässigen Bauern - altes Recht) ohne Kostenausgleich erhalten. Nach einem weiteren Jahren streit mit der UNB durfte dann die ursprüngliche Bewirtschaftung auf der halben Fläche durchgeführt werden und seit 2 Jahren findet man wieder mehr von dieser Pflanze.
Weitere Bsp. für den Irrsinn des statischen erhalten wollens sind z.B. die ehemaligen Truppenübungsplätze.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

Belbo zwei

Es muss ja irgendwo noch ein Zwischending geben zwischen, wahnhaftem Erhalt irgendwelcher einzelner Biotope und dem massenhaften Ausrotten von Arten und Lebensräumen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,804586,00.html
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-07/Artensterben-Umwelt-Naturschutz

prime-pippo

Zitat von: HorstHuber am 06. März 2012, 10:41:35
[Diese Erfolg kann man messen. dies wird aber nicht durchgeführt. Vorallem passiert es sehr sehr häufig das die geschützten Arten einfach verschwinden und die Schützer merken es nicht.
Nach 40 Jahren intensivem Schutz (wurde schon in den 60ern unter Schutz gestellt) aufeinmal die geschützte Art fehlt dann sollte man sich schon fragen ob die Schützer wirklich eine Ahnung haben. Bsp. in der Gegend aus der ich stamme gab es mehrere kleine Hutewälder (Feuchtwiesen mit Birke als Baumart) und auf diesem Gebiet wurde z.B. die Schachbrettblume gefunden. Doch seit ein paar Jahren findet man immer weniger davon. Grund die Bäume wurden zu groß, zu viel Schatten und die Blume verschwindet.
Doch anstelle das man ein paar Bäume entnimmt, ein paar Rinder auf die Flächen treibt (und deren Fleisch ißt- diese Bewirtschaftung sorgte dafür das diese Blume dort wuchs) wurde erstmal eine Expertengruppe von Nabu, Bund und UNB ins leben gerufen (Aufwandsentschädigt duch den Staat). Nach drei Jahren war die Erkenntnis das man den Samen der verbleibenden Blumen erntet, diese in Gärten nachzieht und die Brutzwiebeln auf der Fläche ausbringt. Kosten nach 3 Jahren Experten und zwei Jahren ausbringung gesamt: mehrere 10tausend Euro, Blume verschwindet nach wie vor.
Nach dem also diese Rettungsaktion in fünf Jahren nichts brachte wurde die Bewirtschaftung von seiten von Nabu, Bund und UNB eingestellt und die Besitzer mussten dieses geschütztes Gebiet (war die ganze Zeit in Privatbesitz aller ortsansässigen Bauern - altes Recht) ohne Kostenausgleich erhalten. Nach einem weiteren Jahren streit mit der UNB durfte dann die ursprüngliche Bewirtschaftung auf der halben Fläche durchgeführt werden und seit 2 Jahren findet man wieder mehr von dieser Pflanze.
Weitere Bsp. für den Irrsinn des statischen erhalten wollens sind z.B. die ehemaligen Truppenübungsplätze.

Dann geht man in deiner Gegend weniger sinnvoll vor als bei mir. Hier werden solche Gebiete weiterhin extensiv beweidet.
Große Weidetiere gibt es in Deutschland halt nicht mehr in freier Natur....

HorstHuber

Zitat von: Belbo zwei am 06. März 2012, 10:57:18
Es muss ja irgendwo noch ein Zwischending geben zwischen, wahnhaftem Erhalt irgendwelcher einzelner Biotope und dem massenhaften Ausrotten von Arten und Lebensräumen.
(1) http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,804586,00.html
(2) http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-07/Artensterben-Umwelt-Naturschutz
zu 1: diese tolle Erkenntnis wie der Spiegel es dummdreist darstellt wird schon seit ca. 20 bis 30 Jahren umgesetzt. Die Computersimlulation war notwendig um die überlegungen zu untermauern aber es brachte keine neue Erkenntnis.
zu 2: man sollte schon unterscheiden zwischen Kulturland und ursprünglichen Gegenden.
Der Wechsel der Artenzusammensetzung in einer Kulturlandschaft fand schon immer statt und wird auch immer stattfinden.
Schaut man den Zustand der näheren Umwelt in DE der letzten 50 Jahre an so sollte man schon feststellen das diese immer besser wurde. Im Rhein kann man sogar wieder baden. Auch nimmt die Trinkwasserquali jedes Jahr zu.
Viele Arten sind überhaupt nicht verschwunden. Mir bekanntes Bsp. Es sollte als ausgleichsmaßnahme für ein Wohngebiet eine Schneiße in einen Wald geschlagen werden damit Fledermäuse zu ihrem Jagdrevier (da angeblich gestört durch Häuser) fliegen können. Dummerweise war der Wald aber Privatwald und nachdem die Stadt auf anweisung der UNB einfach mal Privateigentum zerstörte (ohne rechtliche Grundlage) und der Eigentümer sich dagegen wehrte wurde und die Abholzung stoppen konnte wurde per Gericht eine Überprüfung der Fledermauspopulation angeordnet.
Grund: es gab überhaupt keine Untersuchung zur Lage der Fledermauspopullation und die "Schutzmaßnahmen wurden willkürlich (durch einen jetzigen Bundestagsabgeordneten der Grünen) angeordnet.
Es erfolgte eine Zählung der Fledermäuse (Art und Anzahl) und das Ergebnis war das die tatsächliche Artenvielfalt der Fledermäuse um das 4 fache höher war (angenommen wurden nur eine Art) und die Anzahl aller Fledermäuse war 10 mal so hoch wie angenommen. Und diese Werte wurden sowohl im Neubaugebiet als auch im Wald (der teilweise verschwinden sollte) gefunden.

Kosten ca. 30tausend Euro (10tausend für die Studie und 20tausend für die Entschädigung). Grund für die ursprüngliche Anordung: der ehemalige Mitarbeiter der UNB war einmal nächtens auf dieser Fläche bevor es Bauland wurde und hat eine paar Fledermaus gesehen und dies diente als Grundlage für seine willkürliche Empfehlung.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

HorstHuber

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 11:32:21

Dann geht man in deiner Gegend weniger sinnvoll vor als bei mir. Hier werden solche Gebiete weiterhin extensiv beweidet.
Große Weidetiere gibt es in Deutschland halt nicht mehr in freier Natur....

na und die Knicke müssen in Deiner Gegend jetzt wieder gepflegt werden weil diese Biotope nur so durch den Menschen erhalten werden können.
Diese Pflege wurde von vielen Naturschützern mehrere Jahre intensiv bekämpft.

Auch kann man einen Hutewald nicht mit einer normalen Weide vergleichen - den unterschied sollte man schon kennen.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

Ridcully

Zitat von: prime-pippo am 05. März 2012, 22:41:35
Was haltet ihr denn von der Theorie mancher (hier im Forum kritisch gesehener, aber ich nenne mal die Namen nicht ;D), dass es auch in vielen Drittweltländern zur Zeit genug Essen für den Großteil der Bevölkerung gebe, diese aber schlichtweg zu wenig Geld haben, dieses Essen zu bezahlen?

Das sagen nicht nur bekloppte Verschwörungstheoretiker, sondern das ist zur Zeit schlicht so. Auch Wirsing schrieb nichts anderes:

Zitat von: Wirsing am 05. März 2012, 22:18:58Nicht daß der Status Quo wünschenswert wäre (viele Menschen sterben, weil es ein Verteilungsproblem gibt)

In Zukunft könnte es bei steigender Bevölkerung und erodierender oder verwüstender Anbauflächen tatsächlich aber auch absolut zuwenig zu essen geben, und es ist nicht gerade hilfreich, wenn vom Klima verwöhnte Länder wie wir lieber eine reaktionäre Ökoidylle pflegen statt effizient Nahrung herzustellen.


Belbo zwei

Zitat von: HorstHuber am 06. März 2012, 11:37:38
Kosten ca. 30tausend Euro (10tausend für die Studie und 20tausend für die Entschädigung). Grund für die ursprüngliche Anordung: der ehemalige Mitarbeiter der UNB war einmal nächtens auf dieser Fläche bevor es Bauland wurde und hat eine paar Fledermaus gesehen und dies diente als Grundlage für seine willkürliche Empfehlung.

ZitatEs muss ja irgendwo noch ein Zwischending geben zwischen, wahnhaftem Erhalt irgendwelcher einzelner Biotope und dem massenhaften Ausrotten von Arten und Lebensräumen.

...und die Fledermäuse haben jetzt was mit dem zeitartikel zu tun?


prime-pippo

Zitat von: HorstHuber am 06. März 2012, 11:41:17
Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 11:32:21

Dann geht man in deiner Gegend weniger sinnvoll vor als bei mir. Hier werden solche Gebiete weiterhin extensiv beweidet.
Große Weidetiere gibt es in Deutschland halt nicht mehr in freier Natur....

na und die Knicke müssen in Deiner Gegend jetzt wieder gepflegt werden weil diese Biotope nur so durch den Menschen erhalten werden können.
Diese Pflege wurde von vielen Naturschützern mehrere Jahre intensiv bekämpft.

Auch kann man einen Hutewald nicht mit einer normalen Weide vergleichen - den unterschied sollte man schon kennen.

Ja, die Knickpflege findet natürlich statt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hutewald....... Die Beschreibung bei Wiki deckt sich ganz gut mit dem mit bekannten. Extensiv beweidete Wälder. Hier gibt es vergleichbares, Knabenkraut etc. sollen da geschützt werden.

prime-pippo

Zitat von: Ridcully am 06. März 2012, 11:42:33
Zitat von: prime-pippo am 05. März 2012, 22:41:35
Was haltet ihr denn von der Theorie mancher (hier im Forum kritisch gesehener, aber ich nenne mal die Namen nicht ;D), dass es auch in vielen Drittweltländern zur Zeit genug Essen für den Großteil der Bevölkerung gebe, diese aber schlichtweg zu wenig Geld haben, dieses Essen zu bezahlen?

Das sagen nicht nur bekloppte Verschwörungstheoretiker, sondern das ist zur Zeit schlicht so. Auch Wirsing schrieb nichts anderes:

Zitat von: Wirsing am 05. März 2012, 22:18:58Nicht daß der Status Quo wünschenswert wäre (viele Menschen sterben, weil es ein Verteilungsproblem gibt)

Ich verstand das so, dass das "Verteilungsproblem" derart aussieht, dass wir in Europa viel haben, die in Afrika aber nicht. Das Verteilungsproblem existiert aber innerhalb der betroffenen Länder. Wenn das so gemeint war, ist ja alles ok.



Zitat von: Ridcully am 06. März 2012, 11:42:33
In Zukunft könnte es bei steigender Bevölkerung und erodierender oder verwüstender Anbauflächen tatsächlich aber auch absolut zuwenig zu essen geben, und es ist nicht gerade hilfreich, wenn vom Klima verwöhnte Länder wie wir lieber eine reaktionäre Ökoidylle pflegen statt effizient Nahrung herzustellen.
?? Die Erosion steigt doch durch zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft? Du meinst also, dass man deshalb am besten noch weiter industrialisiert?

Wo Verwüsten Anbauflächen? Hast du einen entsprechenden Link, dass Verwüstung nicht Folge der menschengemachten Degradation ist?
Mir ist das nicht ganz klar, du möchtest die Ursachen für diese Probleme noch weiter fördern, damit diese Probleme behoben werden? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Desweiteren sehe ich Deutschland nicht in der Verantwortung, Nahrung für die Welt herzustellen. Mit Nahrungsmittelexport in Drittweltländer einhergehende Probleme sind dir ja höchstwahrscheinlich bekannt, ich brauche darauf wahrscheinlich nicht weiter einzugehen.

Auch Industrienationen sollten sich bewusst machen, dass ihre Ressourcen endlich sind. Die USA mit ihrer hochgezüchteten Landwirtschaft, größter Agrarexporteur der Welt, werden zeigen, wohin dieser Weg führen soll.
Die Wasserentnahme aus dem Ogallala-Aquifer, der die landwirtschaftliche Wasserversorgung der USA größtenteils gewährleistet, entspricht meines Wissens dem 25fachen des nachfließenden Wassers. Man darf gespannt sein.....

Conina

Zitat von: prime-pippo am 06. März 2012, 12:58:26

?? Die Erosion steigt doch durch zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft? Du meinst also, dass man deshalb am besten noch weiter industrialisiert?

Nö.
Man kann beispielsweise  Roundupready-Pflanzen pfluglos anbauen.

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Binky

@prime-Pippo, die gute Praxis in der Landwirtschaft zielt auf die Erhaltung ihrer wichtigsten Ressource, den Boden, ab. In Europa kann man damit auch recht gut umgehen. Das Problem sind Entwicklungsländer, wo Bodenerschütterung Landwirtschaft nicht durchgeführt wird, sei es aus Tradition, Armut, Unwissen oder wegen dem Klima. Neben zielorientierter Entwicklungshilfe (z. B. Auch gentechnisch optimierte Pflanzen) ist hier vor allem Bildung wichtig.

Ich habe manchmal den Eindruck, daß man den Landwirten keinerlei Kompetenz zutraut, als würden die nur dumpf mit "Chemie" um sich werfen, ohne nachzudenken. Daß Dünger und Pestizide Geld kosten, und allein deswegen nicht unnötig verschwendet werden, wird oft vergessen. Dazu kommt, daß einige Umweltbewegte immer noch dem alten Feindbild des industrialisierten Bauern anhängen, ohne zu merken, daß die 60-er und 70-er, als dies vielleicht noch gerechtfertigt war, lange vorbei sind.