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Transhumanismus

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Begonnen von Scharlui, 25. Dezember 2011, 21:46:41

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P.Stibbons

http://www.aleph.se/Trans/index-2.html

http://www.aleph.se/Trans/Cultural/index.html

ZitatMemetics: Are there ideas that spread and evolve like living beings? How do they interact with us?

ZitatLinguistics: In what ways can we redesign language to support efficient thinking and communication?

Bei Matthias Wenke /Konferenz ADHS habe ich den Begriff  "Ideen pflanzen" zum ersten Mal als ungewöhnliche Formulierung entdeckt...

niedlich

ZitatWird Dawkins von denen nur usurpiert, oder glaubt er das wirklich?


Du solltest mal weniger schnell und reflexhaft reagieren. Das steht einem Skeptiker schlecht zu Gesicht.
Dawkins wird nicht usurpiert. Er hat diese Theorie (oder besser Hypothese) entwickelt.
Gehört Dawkins jetzt auch zu den Faschisten und Antihumanisten und gehört somit von Esowatch "überwacht" ???

P.Stibbons

Cool bleiben, niedlich, ich stelle nur Fragen.

Und "usurpiert werden" ist wohl das Gegenteil von "Ideologischer Vordenker" - ich argumentiere also an dieser Stelle für Dawkins.

Und "Skeptiker" heißt wohl, dass alles grundsätzlich geprüft werden darf, oder wie?

Seriöse Wissenschaft ist ideologiefrei.

ZitatDawkins wird nicht usurpiert. Er hat diese Theorie (oder besser Hypothese) entwickelt.

Dann dürfte ihm am allermeisten daran gelegen sein, dass seine Idee nicht von irgendwelchen Fantasten/Ideologen missbraucht wird, nicht wahr?
Was ich bislang von den Extropianisten gelesen habe, erfüllt mich nicht gerade mit Freude...um es mal neutral zu formulieren

P.Stibbons

Zitat von: P.Stibbons am 24. Januar 2012, 08:50:32
Und hier wird demnächst die Zentralstelle für Neuroideologische Präventionsforschung einen zweiten Arbeitsschwerpunkt haben  ;D

http://www.uni-muenster.de/PeaCon/phantawi/extro/Memetik/memetik.html

ZitatMeme sind erstmal nichts anderes als Informationen, die jedoch die verschiedensten Formen annehmen können, z.B.: Gedanken, Ideen, Glauben, Ideologien, Moden, Trens, Stile, Religionen, Lieder, etc.
Kurz gesagt gibt es fast nichts, was sich nicht irgenwie als Mem bezeichnen ließe.

Zitat...Das menschliche Gehirn ist der zentrale Sitz der Meme, im Gegensatz zu den Genen, die sich einer solchen lokalen Beschränktheit nicht unterwerfen lassen. Da jedoch kein menschliches Hirn ohne entsprechenden Körper existieren kann, ist ein solcher das eigentliche Ziel eines Mems. Meme besetzten also menschliche Körper, im memetischen Sprachgebrauch auch "Wirte" oder "Hosts" genannt...


Postmoderne Mythenbildungen bedienen sich  bei der Neurobiologie + Neuropsychologie (Gerald Hüther: "Universelle Neuroplastizität > Wir sind über unsere Vorstellungskraft Herr unserer Körper und damit unserer Gesundheit), bei Gentechnik + Computer-Neurowissenschaften (Transhumanisten), und in diesem Fall erzeugen sie sogar einen Mix aus sprachwissenschaftlicher Diktion und Virologie ("Meme" als Informationsträger, die uns infizieren")

Zum Phänomen postmoderner Mythenbildungen hier ein interessanter philosophisch-psychiatrischer Essay:

http://www.wissenschaft-online.de/pdf/Neuromythologien.pdf

Scharlui

Zitat von: niedlich am 24. Januar 2012, 09:33:32
Du solltest mal weniger schnell und reflexhaft reagieren. Das steht einem Skeptiker schlecht zu Gesicht.
Dawkins wird nicht usurpiert. Er hat diese Theorie (oder besser Hypothese) entwickelt.
Gehört Dawkins jetzt auch zu den Faschisten und Antihumanisten und gehört somit von Esowatch "überwacht" ???
Nein - nur dessen übereifrige Epigonen. Die drehen durch wie seinerzeit https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Fra_Dolcino
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

Ratiomania

Zitat von: P.Stibbons am 24. Januar 2012, 11:12:35

Zum Phänomen postmoderner Mythenbildungen hier ein interessanter philosophisch-psychiatrischer Essay:

http://www.wissenschaft-online.de/pdf/Neuromythologien.pdf


Coole "Ergebnisoffenheit":
Zitat
Tatsächlich sind die Neurowissenschaften noch weit
davon entfernt, das Gehirn nicht als physikalischen Apparat, sondern
wirklich als geistiges Organ aufzufassen, ein Organ, in dem sich Materie
in Bedeutung transformiert und umgekehrt.

P.Stibbons

@ Scharlui:

Fra Dolcino: Kommt diese Episode nicht auch in Umberto Eco "Der Name der Rose" vor?  Ich erinnere da dunkel was...

Ratiomania

Zitat von: P.Stibbons am 24. Januar 2012, 11:39:42
@ Scharlui:

Fra Dolcino: Kommt diese Episode nicht auch in Umberto Eco "Der Name der Rose" vor?  Ich erinnere da dunkel was...

Ja

P.Stibbons

Zitat von: Ratiomania am 24. Januar 2012, 11:38:03
Zitat von: P.Stibbons am 24. Januar 2012, 11:12:35

Zum Phänomen postmoderner Mythenbildungen hier ein interessanter philosophisch-psychiatrischer Essay:

http://www.wissenschaft-online.de/pdf/Neuromythologien.pdf


Coole "Ergebnisoffenheit":
Zitat
Tatsächlich sind die Neurowissenschaften noch weit
davon entfernt, das Gehirn nicht als physikalischen Apparat, sondern
wirklich als geistiges Organ aufzufassen, ein Organ, in dem sich Materie
in Bedeutung transformiert und umgekehrt.

Hilf mir mal auf die Sprünge: wo genau in dem Essay findet sich die Formulierung?

Ich kann hier übrigens noch keine weltanschauliche Bias erkennen, außer dass die Formulierung falsch verallgemeinernd ist.
Je nach Wissenschaftszweig wird die eine Fraktion sich eher mehr mit den physikalisch-biochemischen Parametern, mit den Schaltkreisen, mit der Neuro-humoralen Achse, mit den bildgebenden Verfahren beschäftigen oder eben - von Psychologie und Psychiatrie her kommend - mit der anderen Seite der Medaille.

Entscheidend ist, dass die verschiedenen Disziplinen zusammen arbeiten und sich der Eingeschränktheit des jeweiligen Blickwinkels und der Ergänzungsbedürftigkeit bewusst sind.
Die Vielfalt einer möglichen Zusammenschau zeigt sich beispielhaft hier:

http://www.gpneuro.uni-goettingen.de/content/seg_lecture.php

http://www.ukmn.gwdg.de/links.html

Die Formulierung "Geistiges Organ" ist  wirklich unpräzise und kann falsch verstanden werden (traditionell psychiatrisch-tiefenpsychologisch geprägte Perspektive, tipp ich)
Ich würde lieber sagen:
Es ist das Organ, in und mit dem "Geist" sich abspielt - aber natürlich auch sehr viele dauerhaft unbewusste Funktionen.

Ein Kollege drückte das mal flapsig so aus: "Zum überwiegenden Teil redet das Gehirn mit sich selbst"

niedlich

Thomas Fuchs war übrigens auch Referent des Symposiums "Psychotherapie und spirituelle Wege"
Auf dem Benediktushofs, siehe http://www.west-oestliche-weisheit.de.
Hier nachzuhören:
http://www.west-oestliche-weisheit.de/mediathek/mitschnitte-a-manuskripte.html

Bei Minute 46 bringt Fuchs übrigens noch ein gutes Argument gegen die Transhumane Ethik, nämlich das " Leibgedächtnis" wie er es nennt, welches eben auch dann noch vorhanden ist, wenn bewußtes Denken z.B. im Verlauf einer Demenzerkrankung nicht mehr möglich ist.

Zitat"Das Leibgedächtnis ist der eigentliche Träger unserer Lebensgeschichte, unserer persönlichen Identität.
..es enthält auch Erinnerungs- und Sinneinschlüsse, die uns mit unserer biografischen Vergangenheit auf's Intensivste verbinden und die zugleich Quellpunkte neuer Entwicklungen und Impulse werden können. Alles was wir wahrnehmen oder tun hinterläßt letztlich eine Spur in uns. Und selbst dann, wenn eine Demenzerkrankung einem Menschen der expliziten Erinnerung beraubt, behält er doch noch immer sein leibliches Gedächtnis. Seine Lebensgeschichte bleibt gegenwärtig in den vertrauten Anblicken, Gerüchen....
auch wenn er sich über den Ursprung dieser Vertrautheit keine Rechenschaft mehr ablegen kann.
(Thomas Fuchs)

@Stibbons:
Könnte es sein, dass der Fuchs gar nicht soo schlecht auf den Hüther zu sprechen ist?
( reiner Spekulatius meinerseits)






P.Stibbons

ZitatKönnte es sein, dass der Fuchs gar nicht soo schlecht auf den Hüther zu sprechen ist?

Das ist definitiv so, niedlich.

Über Hüther, Benediktushof - und damit die Verbindung zu den Viadrina-Leuten - bis hin zu  Matthias Wenke hab ich ja anderswo schon einiges gesammelt.

Kann sogar sein, dass Fuchs mir im Zusammenhang mit den Holler-Fuzzis schon untergekommen ist  ::)
Ich glaube, bei Bonneys Systemischen Seminar-Angeboten...

Das Paper ist an dieser Stelle aber gut geeignet, um berechtigte Kritik an überzogener Technik- und Methodengläubigkeit zum Ausdruck zu bringen.
Meine derzeitige Einschätzung  zu beiden Phänomenen habe ich hier formuliert:

ZitatHüther & Konsorten grasen ähnlich wie die Transhumanisten ein gemeinsames Terrain vom entgegengesetzten Ende ab.

http://forum.psiram.com/index.php?topic=171.msg87263#new

Man kann leider auf beiden Seiten vom Pferd fallen. :(

Der Transhumanismus gibt sich in seiner radikalen Ablehnung alles "Spirituellen" geradezu aggressiv.
Das hätte er doch eigentlich nicht nötig, denn wer sich seiner Sache sicher ist, muss zu solchen Mitteln nicht greifen.

Wie immer man dazu im Einzelnen steht:
das Recht auf freie Religionsausübung ist im deutschen Grundgesetz festgeschrieben.
Wer aggressiv dagegen polemisiert, steht aus meiner Sicht zumindest scharf am Rande der Rechtsstaatlichkeit.
Die  Redefreiheit ist ein Privileg - solange sie die Persönlichkeitsrechte eines Mitmenschen nicht verletzt.

ZitatBei Minute 46 bringt Fuchs übrigens noch ein gutes Argument gegen die Transhumane Ethik, nämlich das " Leibgedächtnis" wie er es nennt, welches eben auch dann noch vorhanden ist, wenn bewußtes Denken z.B. im Verlauf einer Demenzerkrankung nicht mehr möglich ist.

Das ist plausibel:

Der Großteil der Vorgänge im Gehirn läuft unbewusst ab, und was uns als Gedanken durch den Kopf geht, ist Endprodukt eines ganz gewaltigen Datenaustauschs von neuronalen Netzwerken.

Ein wichtiger Kritikpunkt am Transhumanismus ist, dass er die "Bottom-up"-Phänomene, also das, was von der Peripherie im ZNS ankommt, viel zu gering schätzt. Darauf bin ich weiter oben schon eingegangen.



P.Stibbons

Zur Redefreiheit und Persönlichkeitsrechten im Zusammenhang mit radikalen "Tierrechts"vertretern passt auch dies (in einem Nachbarfaden gefunden):

http://www.heise.de/tp/blogs/6/151273

Zitat...Dies hinderte PETA jedoch nicht am Festhalten am lieb gewonnenen Feindbild, etwa durch Überkleben von Plakaten. Die Zirkusleute kommentierten:

"Diese sektenartigen Tierrechtsschutzorganisationen sind fanatisch agierende Aktivisten und scheuen sich nicht verbreitet sogar auf Straftatbestände zurückzugreifen, um ihre Ziele durchzusetzen [...]"

Daraufhin erwirkte der deutsche PETA e.V. bei der Hamburger Pressekammer eine einstweilige Unterlassungsverfügung. Die PETA-Leute waren allerdings nicht ganz so gesetzestreu, wie sie aktuell wahrgenommen werden wollten. So war etwa der stellvertretende PETA-Vorsitzende aufgrund der Kampagne "Der Holocaust auf Ihrem Teller" erstinstanzlich wegen Volksverhetzung verurteilt worden, das Verfahren wurde in der Berufung gegen Geldzahlung eingestellt...


P.Stibbons

Über Wissenschaft und Moralphilosophie:

http://blog.practicalethics.ox.ac.uk/2011/11/sam-harris-is-wrong-about-science-and-morality/#more-2334

Zitat...The domain of science is to describe nature, and then to explain its descriptions in terms of deeper patterns or laws. Science cannot tell us how to live. It cannot tell us right and wrong. If a system of thought claims to be doing those things, it cannot be science. If a scientist tells you she has some statements about how you ought to behave, they cannot be scientific statements, and the lab-coat is no longer speaking as a scientist. Questions about "How should we live?" — for better or worse — fall outside the purview of "objective" science. We have to sort them out, messily, by ourselves.

Now: if there were a way to get from "is" to "ought" it would take a work of philosophical genius to lay it out, and Harris' book is not a work of philosophical genius. I can summarize his argument in a few lines:

1. Morality is "all about" improving the well-being of conscious creatures.

2. Facts about the well-being of conscious creatures are accessible to science.

3. Therefore science can tell us what's objectively "moral" — that is, it can tell us whether something increases, or decreases, the well-being of conscious creatures.

Here's the problem. Premise (1) is a philosophical premise. It's not a fact of science, it's not a fact of nature, it's not derivable from science, it's not derivable from nature: it's a value judgment. You might think this is a good premise; you might not – and even if you think it's basically on track, there's a lot of philosophical work to be done to spell it out. (Exhibit A – how do you define well-being in the first place, "scientifically" or otherwise?)

What this boils down to, then, is that given a certain philosophical value, premise, or starting-point, science can feed us relevant facts in our sorting-out of how to live. Ok, but so what? That's just what science has always been able to do. This is just secular moral philosophy, minding the facts....

Über den Blog-Autor Brian Earp:  http://oxford.academia.edu/BrianEarp

http://oxford.academia.edu/BrianEarp/Papers/632577/Can_science_tell_us_whats_objectively_true


Zu Sam Harris :
Zitat
Neuroscience

Building on Harris's interests in belief and religion, he has completed a PhD in neuroscience at UCLA.[13][14] He has used fMRI to explore whether the brain responses differ between sentences that subjects judged as true, false or undecidable, across a wide range of categories including autobiographical, mathematical, geographical, religious, ethical, semantic, and factual statements.[67] Statements that were judged as "true" (belief) led to greater activation in the ventromedial prefrontal cortex than did statements that were judged as "false" (disbelief) both when examined across all categories, and when examined for mathematical judgments alone and for ethical judgments alone. Conversely, disbelief led to greater activation of left inferior frontal gyrus, right middle frontal gyrus, and bilateral anterior insular cortex.

When certainty (belief and disbelief) was compared against uncertainty, a widespread network of sub-cortical regions, including the head and tail of the caudate were activated. Uncertainty activated anterior cingulate cortex and superior frontal gyrus more than certainty did.

In another study, Harris and colleagues examined the neural basis of religious and non-religious belief using fMRI.[68] Fifteen committed Christians and fifteen nonbelievers were scanned as they evaluated the truth and falsity of religious and nonreligious propositions. For both groups, statements of belief (sentences judged as either true or false) were associated with increased activation of ventromedial prefrontal cortex, a region of the brain involved in emotional judgment, processing uncertainty, assessing rewards and thinking about oneself.[14]

Ratiomania

Zitat von: Binky am 23. Januar 2012, 23:40:47
Bezüglich Unsterblichkeit werfe ich mal ganz unverbindlich den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik in die Runde....

Zeitreisen oder neues Universum erschaffen/hinwarpen? (Wenn wir uns schonmal über Zukunfts-Technologie unterhalten)