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Musiktherapie? Kritik und Forschung wo steckt du?

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Begonnen von Ratiomania, 12. September 2011, 13:47:27

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celsus

Zitat von: Binky am 13. September 2011, 17:20:21
Musiktherapien sind ebenso sinnvoll wie Sporttherapien, der Umgang mit Tieren oder ähnliches. Es mag daran liege, daß dies alles nicht nur entspannt, sondern gleichzeitig fokussiert und die Stimmung anspricht. Besonders in der Altenheimen werden auch Hunde und Katzen eingesetzt. Und sei es "nur" wegen der Lebensqualität.

Hätte ich die Wahl zwischen Musik und Sport, würde ich allerdings letzteres bevorzugen, da ich völlig unmusikalisch bin.

Die Entspannung ist eine Sache. Hilft im akuten Fall aber nicht. Eher als Vorbeugung oder z.B. bei dementen Patienten zur allgemeinen Verbesserung der Lebensqualität.
Bei der Therapie geht es darum, an das eingesperrte Unterbewusstsein ran zu kommen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Binky

Zitat von: celsus am 13. September 2011, 17:28:27
Bei der Therapie geht es darum, an das eingesperrte Unterbewusstsein ran zu kommen.

Gerade das sehe ich kritisch, ob das möglich ist, oder, ob es ein eingesperrtes Unterbewußtsein überhaupt gibt.

celsus

Zitat von: Binky am 13. September 2011, 17:35:31
Zitat von: celsus am 13. September 2011, 17:28:27
Bei der Therapie geht es darum, an das eingesperrte Unterbewusstsein ran zu kommen.

Gerade das sehe ich kritisch, ob das möglich ist, oder, ob es ein eingesperrtes Unterbewußtsein überhaupt gibt.

Vielleicht macht der Begriff das nicht so deutlich.
Stell dir vor, du bist es gewohnt, dass du alles mögliche kannst, du machst deine Arbeit gut, kannst Probleme lösen, bekommst deinen Alltag geregelt, hast keine größeren Probleme im Privatleben und eigentlich läuft alles.
Eines Tages stehst du auf, willst zur Arbeit, weißt aber nicht mehr, wie das geht. Das heißt, du weißt es theoretisch, kannst es aber nicht umsetzen, weil dein Körper nicht gehorcht, obwohl du nicht gelähmt bist oder sowas. Du willst dir einen Kaffee kochen, findest aber die Filter nicht und brichst heulend zusammen. Am späten Vormittag merkst du dann, dass du immer noch heulend in der Ecke liegst, weißt aber nicht mehr, wie lange.
Alltägliche Kleinigkeiten gelingen dir nicht, jede kleinste Herausforderung macht dich fertig. Du kannst keine Briefe öffnen, nicht telefonieren, nicht um Hilfe bitten. Du, der immer alles konnte, der allen gezeigt hat, wie es geht, bist plötzlich unfähig, die kleinsten Probleme zu lösen. Du weißt immer noch, wie es geht, die wichtigsten Überlebensfunktionen sind noch da, aber sobald du etwas anfängst, bleibst du hängen. Du probierst es immer wieder, aber es klappt nicht. Da kommst du mit Entspannung nicht mehr raus. Jemand muss dich Stück für Stück wieder dazu bringen, zu funktionieren.
Dein Gehirn und dein Körper sind physisch völlig in Ordnung, aber sie arbeiten nicht mehr zusammen.
Und du schaust dir dabei zu, in vollem Bewusstsein. Aber der Geist verweigert sich. Du sitzt in einem Gefängnis ohne Gitter und kannst es nicht verlassen.
Das meine ich mit dem eingesperrten Unterbewusstsein.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Binky

Mißverstehe mich bitte nicht. Ich stelle nicht in Frage, daß es Depressionen/Burn Out gibt und daß es den Betroffenen sehr schlecht geht. Ich bezweifle nur das Erklärungskonzept, was sich hinter diesen Befriffen verbirgt. Das ist mir zu unscharf und freudianisch angehaucht.

Und nicht zuletzt, wünsche ich allen Betroffenen, daß es ihnen wieder besser geht, egal, ob mit Musik oder Sport.  ;)


celsus

Zitat von: Binky am 13. September 2011, 19:01:30
Mißverstehe mich bitte nicht. Ich stelle nicht in Frage, daß es Depressionen/Burn Out gibt und daß es den Betroffenen sehr schlecht geht. Ich bezweifle nur das Erklärungskonzept, was sich hinter diesen Befriffen verbirgt. Das ist mir zu unscharf und freudianisch angehaucht.

Und nicht zuletzt, wünsche ich allen Betroffenen, daß es ihnen wieder besser geht.  ;)

Verstehe ich natürlich, mir geht es da nicht anders. Wenn ich die Hintergründe nicht ordentlich erklärt bekomme, bleibe ich einem Therapieversprechen gegenüber sehr verschlossen. Damit wird einfach zu viel Unfug getrieben.
Was mir allerdings beim Verständnis geholfen hat, war, dass ich mich in die klassische Psychotherapie eingelesen habe.
Den gedanklichen Übergang zu anderen Therapieformen hat mir übrigens Herr Lütz erleichtert.
Er beschreibt in "Irre! Wir behandeln die Falschen" ganz gut, wie man Therapieverfahren auf Effizienz und Wirksamkeit prüfen kann. Das war mir vorher nicht klar. Tatsächlich wird da eine Menge Forschungsarbeit betrieben.
Letztendlich gilt es, die Frage zu beantworten: Hilft die Therapie, ein Leiden zu lindern? Gibt es dem Patienten die Freiheit zurück, das zu tun, was er tun möchte? Diese Fragen lassen sich durch Studien tatsächlich sehr gut beantworten.

Bei den Erklärungskonzepten gibt es allerdings unterschiedliche Ansätze. Weil es hier um ziemlich abstrakte Sachen geht, ist das auch nicht verwunderlich. Die greifbarsten Erklärungen sind im rein biologischen Bereich zu finden, also konkret auf Gehirnfunktionen bezogen. Die greifen aber nicht endlos. Da bleibt dann nur, die Ergebnisse zu bewerten, wenn der Wirkmechanismus selbst eher diffus ist.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

rincewind

Celsus, ich seh das ja ähnlich wie Du. Vom Lütz halte ich allerdings - wie sag ich's jetzt ... - nicht sehr viel, vorsichtig gesagt. Der ist ein katholischer Missionar, und dem mißfällt, dass sich da wer anders ins "Seelenheil" einmischen will.
Und mit der Dawkins-Sache, wo sich Lütz völlig lächerlich gemacht hat, will ich gar nicht anfangen.

celsus

Zitat von: rincewind am 13. September 2011, 19:33:11
Celsus, ich seh das ja ähnlich wie Du. Vom Lütz halte ich allerdings - wie sag ich's jetzt ... - nicht sehr viel, vorsichtig gesagt. Der ist ein katholischer Missionar, und dem mißfällt, dass sich da wer anders ins "Seelenheil" einmischen will.
Und mit der Dawkins-Sache, wo sich Lütz völlig lächerlich gemacht hat, will ich gar nicht anfangen.


Ja, ich kenne seine katholischen Exkurse. Das diskreditiert ihn in fachlicher Hinsicht aber nicht, finde ich, solange seine Aussagen wissenschaftlich fundiert sind.
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Superkalifragilistisch

Zitat von: Binky am 13. September 2011, 19:01:30
Mißverstehe mich bitte nicht. Ich stelle nicht in Frage, daß es Depressionen/Burn Out gibt und daß es den Betroffenen sehr schlecht geht. Ich bezweifle nur das Erklärungskonzept, was sich hinter diesen Befriffen verbirgt. Das ist mir zu unscharf und freudianisch angehaucht.

Und nicht zuletzt, wünsche ich allen Betroffenen, daß es ihnen wieder besser geht, egal, ob mit Musik oder Sport.  ;)


Sekundiert.

Und Lütz ist mir auch unsympathisch, aber nicht weil er ein Christ ist, sondern weil mir Doctor-Writer allgemein auf die Nerven gehen.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

celsus

Was mich jetzt wundert, ist, wie schnell selbst kluge und gebildete Menschen wie Rincewind und Superkalifragilistisch in den Bereich der logischen Fehlschlüsse abgleiten.

Rincewind mit dem "genetischen Fehlschluss": "Person X hat sich bei A geirrt, also muss auch B falsch sein".
Superkalifragilistisch mit einem "vergifteten Brunnen": "Person X gehört zur Gruppe der Y, daher muss seine Aussage falsch sein."

Oder haben wir die Sachdiskussion schon verlassen und ich habe es nur nicht gemerkt?
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rincewind

@Celsus: Natürlich ist mir klar, dass diese Schlußfolgerung eigentlich nicht zulässig ist. Das Argument und nicht die Person zählt, etc. Ich muss zugeben, dass ich bei Lütz leicht emotional werde. Ich kenne so viel von dem, wo er eine dermaßen verquere, populistische Argumentation an den Tag legt, dass ich im schlicht nicht zutraue, hier einfach umschalten zu können. Für mich ist er ein narizstischer Agitator für die katholische Kirche. Ich weiß, das ist subjektiv. Aber Lütz muss ja hier nicht das Thema sein, und besagtes Buch habe ich auch nicht gelesen, kann es also letztlich nicht beurteilen, und was er - oberflächlich betrachtet - so sagt, klingt oft ganz gut.

Bobbele

Zitatfragment von Lütz aus einer Plasberg-Sendung:

"weil ich vernünftige Atheisten besser finde, als esoterische Christen"

Read more: http://blog.psiram.com/?p=166#ixzz1Xv90Yq1n

Superkalifragilistisch

Zitat von: celsus am 14. September 2011, 10:57:13
Was mich jetzt wundert, ist, wie schnell selbst kluge und gebildete Menschen wie Rincewind und Superkalifragilistisch in den Bereich der logischen Fehlschlüsse abgleiten.

Rincewind mit dem "genetischen Fehlschluss": "Person X hat sich bei A geirrt, also muss auch B falsch sein".
Superkalifragilistisch mit einem "vergifteten Brunnen": "Person X gehört zur Gruppe der Y, daher muss seine Aussage falsch sein."

Oder haben wir die Sachdiskussion schon verlassen und ich habe es nur nicht gemerkt?
Wenn ich sage dass ich Doctor Writer nicht mag und Lütz ist ohne Zweifel Doctor Writer ist das kein logischer Fehlschluss. Ich mag auch keine populistische Psychologiekritik mit markigen Titeln von KiWi die im Supermarktregal stehen. Schade dass man hier Denkfehler unterstellt bekommt, weil die Einstellungen jemandem nicht passen.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

Binky

Die Frage, ob man eine bestimmte Person, die irgendwann einmal Humbug geäußert hat/etwas Dummes getan hat, insgesamt nicht mag, bzw. eine Person, die einer unbeliebten Gruppe angehört, kam schon oft, z.B. bei Jutta Ditfurth und Colin Goldner. Letztendlich ist dies eine Frage, wie viel man an solchen (vermeintlich) schlechten Eigenschaften toleriert und wie man sie gewichtet, bis man jemanden insgesamt als schlecht empfindet.

Da dies sehr subjektiv ist, kann man jene, die eine solche Person anders beurteilen, nicht eines Denkfehlers bezichtigen.

celsus

Zitat von: Binky am 14. September 2011, 12:55:12
Da dies sehr subjektiv ist, kann man jene, die eine solche Person anders beurteilen, nicht eines Denkfehlers bezichtigen.

Klar, man muss sich halt nur einigen, ob man über die Person oder über von dieser Person vertretene wissenschaftliche Aussagen diskutiert.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

celsus

Zitat von: Superkalifragilistisch am 14. September 2011, 12:44:27
Wenn ich sage dass ich Doctor Writer nicht mag und Lütz ist ohne Zweifel Doctor Writer ist das kein logischer Fehlschluss. Ich mag auch keine populistische Psychologiekritik mit markigen Titeln von KiWi die im Supermarktregal stehen. Schade dass man hier Denkfehler unterstellt bekommt, weil die Einstellungen jemandem nicht passen.

Ein logischer Fehlschluss ist ja kein Denkfehler, sondern ein Bruch in der Argumentationsstruktur.
Wenn das gewünscht ist, bin ich damit völlig einverstanden.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.