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Akademische Esoterik: Der Fall Viadrina T.1

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Begonnen von P.Stibbons, 12. Dezember 2010, 20:54:47

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Wirsing

Wer ist denn nun wieder Habermaß? Muß man den kennen?

AndreasGiesen

ZitatNa und? - Was leitest du daraus ab?
Die Science Community lebt vom Austausch; Blogger lesen einander und reagieren auf einander,
Das ist Wesen der Netz-Communities und erst recht Kennzeichen des Wissenschaftsbetriebs.
Der Knackpunkt ist der Inhalt - und wenn es im journalistische Arbeit geht,
dann ist es schon von Bedeutung, was man schreibt und wie und warum...
Das steht ja nicht im luftleeren Raum ohne Konsequenzen. Und da kann
auch ein Blog, zumal wenn er sich als ernstzunehmenden Quelle darstellt,
nicht alle journalistischen Sorgfaltsprinzpien über Bord werfen. Ansonsten
bemühe ich mal die Formulierung "Pseudojournalismus" als jedem hier
sofort verständliche Analogie :)  

Wirsing

Der Knackpunkt ist einzig und alleine Dein schwacher Inhalt.....

AndreasGiesen

ZitatDu willst keine klare Aussage machen, weil Du dann dazu stehen musst? Dann hat diese Diskussion keinen Sinn.
Sag es doch gleich und spar uns allen die Zeit.
Müssen wir jetzt wirklich in die Rabulistik abgleiten oder liegen die sich häufenden
Missverständnisse an der späten Stunde? Ich will nicht dazu verleitet werden,
etwas zu sagen, was ich gar nicht denke oder meine, indem ich gedrängt werde,
mich zu etwas zu äußern, zu dem ich nichts zu sagen habe. Es gibt da nichts zu
sagen, das ist alles. Kein Geheimnis, das zu entlocken wäre, einfach nichts. Punkt.

@Wirsing: Jürgen Habermas, später Vertreter der Frankfurter Schule. Kennt man
als Geisteswissenschaftler meist, als Naturwissenschaftler meist nicht und als
Nichtwissenschaftler eher selten. Er empfiehlt, wenn eine Diskussion zu sehr
entgleisen sollte, vorübergehend auf die Metaebene zu gehen und die Beziehung
zu klären, um dann auf einer besseren Basis weiter diskutieren zu können, die
beiden Seiten konstruktiver entgegen kommt.

P.Stibbons

ZitatDer Knackpunkt ist der Inhalt - und wenn es im journalistische Arbeit geht,
dann ist es schon von Bedeutung,

In der Tat.
Und inhaltlich wirst du selbst ganz schnell verschwommen in deinen Antworten

Nehmen wir mal diesen Artikel:

http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/pseudowissenschaft-an-der-europauniversitat-viadrina-frankfurt-harald-walch-und-der-kozyrevspiegel.php

Hier kannst du jetzt mal konkret darlegen, worin deine inhaltliche Kritik besteht - und nebenbei eröffnet dir Florian Freistetters Artikel hoffentlich die Möglichkeit, zu kapieren, worum es in der Sache geht

Wirsing

Übrigens.... so schwache Spüche, was die Wertigkeit einer Aussage angeht, wie Du gemacht hast....... Bleib bitte IT´ler in dem Land, wo Du ausgebildet wurdest, denn anders ist der Gehirnfraß nicht mehr aushaltbar..... Bitte wart noch ein bischen, ich geh freiwillig und ziehe meinen Hut vor soviel Kompetenz.....

Joseph Kuhn

@ Andreas Giesen:

Zur Klarstellung: Falls Sie mit den "privaten" Zitaten aus einer Mail in einem Blog folgende Äußerungen von Herrn Walach in meinen Blog meinen: Walach sagt, und jetzt wird es ganz krude, die ,,Kozyrev-Theorie" sei zwar ,,abgedreht", aber die Masterarbeit beschreibe ,,ein relativ pfiffiges Experiment". Daher würde die Arbeit demnächst auch einem peer-reviewten Journal vorgelegt. Das ,,einzige Kriterium von Wissenschaft" sei ,,gute Methodik". Das sei bei dieser Arbeit der Fall, sie sei ,,mit einer dreifach verblindeten, randomisierten Methodik durchgeführt.": Ja, das ist aus einer Mail von Herrn Walach an eine dritte Person, mit der ich über die Masterarbeit sprach und die daraufhin Herrn Walach anmailte. Diese Passagen habe ich mir erlaubt im Blog zu zitieren, weil Herr Walach auf die an ihn gerichtete Anfrage sehr unwirsch reagiert hat und auch nicht ansatzweise erkennen ließ, dass er auf die Kritik an der Masterarbeit ernsthaft eingehen will. Das war der unmittelbare Auslöser meines Blogbeitrags, es hätte ja wenig Sinn gemacht, ihn noch einmal anzumailen und eine solche Sache kann man auch nicht einfach auf sich beruhen lassen. Dazu steht mit der wissenschaftlichen Integrität der Gesundheitswissenschaften zuviel auf dem Spiel. Andere Äußerungen von Herrn Walach aus dieser Mail, die durchaus ebenfalls Zündstoff bieten, habe ich zunächst bewusst nicht zitiert, weil es mir nur um die Masterarbeit ging. Bei den zitierten Passagen darf man wohl davon ausgehen, dass Sie keinen besonders "privaten" Charakter haben, sondern das Minimum dessen darstellen, was man an Stellungnahme zu dieser Masterarbeit erwarten darf. Ich frage mich inzwischen, ob man am INTRAG der Meinung ist, dass man einen Anspruch auf unwissenschaftliche Machenschaften unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat. Aber vielleicht haben Sie ja auch nicht auf diese Passagen angespielt, dann sagen Sie bitte, worauf Sie dann anspielen.

Ein Zweites: Sie schreiben oben (23:04): "Es gibt eine Menge Aussagen in den Blog-Artikeln, die nachweislich falsch sind, (...)". Was bitte ist in meinem Blogbeitrag falsch? Eine solche Unterstellung zu äußern und keinen Beleg anführen, ist eine Form der üblen Nachrede. Keine Angst, ich werde anders als das INTRAG juristisch nicht dagegen vorgehen. Aber ich möchte schon gerne wissen, was aus Ihrer Sicht in meinem Blogbeitrag "nachweislich falsch" ist. Andernfalls ziehen Sie diese Äußerung bitte zurück.


P.Stibbons

@ Joseph Kuhn:

Mittlerweile habe ich den Eindruck, in Absurdistan zu leben.
Hier wird von Seiten IntraG und willfährigen Schreiberlingen eine wüste Verleumdungskampagne gegen Wissenschaftler gefahren und der Presse mit Abmahnungen der Mund verboten.

Wenn Walach & Co mal  ansatzweise die gleiche Sorgfalt im Detail in der Begutachtung dieser "Master"-Arbeit an den Tag gelegt hätte wie er jetzt mit gerichtlichen Drohungen und vorwurfsvollen Verlautbarungen von Journalisten und Bloggern einfordert, dann wäre er gar nicht erst in diese für ihn äußerst peinliche Situation gekommen.

Was liest man hier?

http://www.cam-media-watch.de/?p=7809#more-7809
Zitat
5. Atheistische Fundamentalisten

Bei sogenannten Skeptikern handelt es sich um eine fundamentalistische und teils sehr aggressive Weltanschauungsgemeinschaft, deren primäre Aktivität darin besteht, Personen und Sichtweisen, von denen man sich bedroht fühlt, zu bekämpfen. Zu den Feindbildern dieser Gruppierung atheistischer Fundamentalisten gehört u.a. das, was ,,Skeptiker" als ,,Esoterik" wahrnehmen und einordnen. Jene ,,Skeptiker" bekämpfen ihre Feindbilder allerdings in einer Weise, die man selbst als hochgradig ,,esoterisch" (im umgangssprachlichen Sinne von ,,naiv", ,,leichtgläubig", ,,pseudo-wissenschaftlich") bezeichnen könnte. Die Ähnlichkeit von ,,Skeptikern" und ,,Esoterikern" reicht bis hin zur Symbolik. Man beachte nur die an ein Freimaurer-Symbol erinnernde Grafik oben links im Blog des Vereins GWUP. Diese Symbolik und der reißerische Stil des Blogs und seiner Kommentatoren unterscheidet sich kaum von dem, was manche ,,esoterischen" Weltverschwörungs- und Weltuntergangsgruppen in die Welt setzen. Man sieht förmlich den Schaum vorm Mund.
x
Seit einigen Jahren gibt es leider auch einen militanten Arm der ,,Skeptiker"-Bewegung, der bei der Bekämpfung seiner diffusen Feindbilder in großem Umfang Straftaten begeht (Verleumdung, üble Nachrede) und systematisch Persönlichkeits- und Urheberrechte verletzt. Dies geschieht auf einem (in krimineller Absicht) anonym gehosteten Internetpranger mit der Adresse EsoWatch.com. Hintergrundinformationen zu diesem Projekt finden Sie seit Kurzem auf meiner Webseite www.esowatch.org. Der mutmaßliche EsoWatch.com-Herausgeber (Dr. Ing. Klaus XXXXXXXXXXX) muss sich im Rahmen einer Unterlassungsklage seit Ende 2011 vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Vertrauliche Daten dieses Prozesses gelangten ins Internet, was mit einer Anzeige wegen Prozessbetrugs quittiert wurde. Seit einigen Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft Landau erstmals namentlich wegen Beleidigung gegen Herrn XXXXXXXXXXX.

und ebenso:

http://intrag.info/aktuell/2012/06/11/viadrina-hoaxes-von-bernd-kramer-spiegel-online-sebastian-herrmann-suddeutsche-zeitung-und-stefan-locke-f-a-z/

Lieber Joseph Kuhn - ich fürchte, ein ähnliches Schicksal könnte Ihnen nun auch blühen... :o

P.Stibbons

Ach ja - darum wird es vermutlich auch gehen:

http://www.scienceblogs.de/gesundheits-check/2012/04/wissenschaftstheorie-wissenschaftspraxis-wissenschaftspolitik-die-unendliche-geschichte-esoterischer-betatigungen-an-der-viadrina.php#comment328584


Joseph Kuhn· 17.05.12 · 00:54 Uhr

@ Ponder: Nochmals danke für den Link auf die neue Stellungnahme von Herrn Walach. An dieser Stellungnahme ist bemerkenswert, dass Herr Walach sich jetzt endlich kritisch zur Masterarbeit äußert, sowohl was die Form angeht als auch die zwischen ihm und dem Autor der Arbeit divergente Interpretation der Ergebnisse. Vermutlich hat ihn das einige Überwindung gekostet, das will ich durchaus anerkennen, aber die Kritik an der Arbeit fällt dennoch ziemlich halbherzig aus. Zum Verständnis dessen, wie Herr Walach eine Masterarbeit und die Aufgabe einer Betreuung sieht, gäbe es auch einiges anzumerken, aber das ist eine andere Sache.

Mit welchen scienceblogs-Autoren das INTRAG eine Diskussion geführt hat, weiß ich nicht. Ich hatte einen einzigen Mailaustausch mit Herrn Schmidt, dem Zweitbetreuer der Arbeit. Auf meine Frage, ob er mit der Veröffentlichung dieses Mailaustausches einverstanden sei, hat er nicht mehr geantwortet. Da mit der neuen Stellungnahme von Herr Walach der Eindruck entstehen könnte, auch mit mir sei eine "Übereinstimmung in wesentlichen Punkten" erreicht worden, dokumentiere ich hier diesen Mailwechsel. Mit mir ist in keinem der entscheidenden Punkte, die die Masterarbeit betreffen, eine Übereinstimmung erreicht worden. Ich wüsste auch nicht, wo hierfür eine Grundlage bestehen sollte. Als diskussionswürdig sehe ich divergierente wissenschaftstheoretische Positionen, aber diese spielen bei der fraglichen Masterarbeit keine Rolle.


Der Mailverkehr mit Herrn Schmidt:

Gesendet: Samstag, 05. Mai 2012 um 16:28 Uhr
Von: "Stefan Schmidt"
An: josephkuhn@web.de
Betreff: Wie definiert sich Wissenschaft

Sehr geeherter Herr Kuhn,
ich bin wie Sie wissen einer der Betreuer der Masterarbeit von Herrn
Konrad. In ihrem Blog habe ich Ihre Kritik dazu gelesen. Wie Sie sich
vorstellen können bin ich anderer Meinung. Da liese sich jetzt natürlich
viel drüber schreiben, bloggen und publizieren.
Ich habe ihre Schriftenverzeichnis auf Ihrer Homepage gesehen und das
machte auf mich einen ganz guten Eindruck. Insofern dachte ich, es ist
vielleicht einfacher, ein paar Dinge direkt und persönlich per Mail
anzusprechen.
Direkt kommentieren möchte ich allerdings nur zwei Aspekte.
1. Das Kriterium für Wissenschaftlichkeit:
Sie schreiben:
"Davon abgesehen ist auch Walachs These, das einzige Kriterium von
Wissenschaft sei gute Methodik, nicht unproblematisch. Demnach könnte
man auch die Unterdruckexperimente des SS-Arztes Rascher im KZ Dachau
als gute Wissenschaft durchgehen lassen. Irgendetwas fehlt
offensichtlich in Walachs Bestimmung des Wissenschaftlichen. Gute
Methodik ist nicht unabhängig davon, um welchen Untersuchungsgegenstand
es geht und was dabei als Erkenntnisstand bereits gewonnen wurde."
Dem ist leider nicht so. Alle bisherigen Versuche in der
Wissenschaftsphilosphie Wissenschaft über Inhalte zu definieren sind
gescheitert. Wie sollte das auch gehen? Was wäre das Maß? Das gängige
bisherige Weltbild (wie von ihnen vorgeschlagen) kann es definitv nicht
sein, sonst wären ja allen konzeptuellen Neuentwicklungen per se
unwissenschaftlich und müssten verboten werden. Also z.B. die
Entwicklung der Quantentheorie Anfang letzten Jahrhunderts.
Wie ist das jetzt mit Rascher und Dachau? Hier sprechen Sie eine
ethische Bewertung der Wissenschaftlichen Tätigkeit an. Dies ist wohl
eine Bewertung der Wissenschaft aber nicht der Wissenschaftlichkeit.
Anders formuliert, ob Rascher eine gute (im Sinne von korrekte)
Wissenschaft gemacht hat, hängt z.B. davon ab (auch wenn es pevers
klingt) ob er den korrekten oder falschen statistischen Test verwendet
hat. Diese Bewertung ist von einer moralischen grundverschieden. Hier
ist eindeutig, dass seine Studien zutiefst unethisch und unmoralisch sind.
Was die Guttenberg Arbeit angeht, so handelt es sich hier meiner Meinung
nach um ein sowohl unethisches wie unwissenschaftliches Vorgehen.
Ersters weil die Leistungen anderer als die eigenen ausgegeben werden,
letzteres weil ein Gütekriterium wissenschaftlichen Arbeitens verletzt
wurde (i.e. die Objektivierbarkeit durch korrektes Zitieren).
Aus meiner Sicht bleibt es dabei, dass eine inhaltliche Entscheidung,
was Wissenschaftlich ist und was nicht, ein Eingriff in die verbriefte
akademische Freiheit wäre und in ihrer Konsequenz einer Zensur
gleichkäme. Gegen ein solches Anliegen würde ich mich als
Wissenschaftler immer mit ganzen Kräften wehren.

2. Der zweite Punkt, der mir am Herzen liegt ist, dass sie in der
Diskussion dieser Thematik die Gräueltaten der Nazis in Deutschland als
Vergleich heranziehen. Dies sieht und hört man oft. Politiker die
ähnliche Parallelen ziehen, fallen meist übelst auf die Nase. Warum?
Letztendlich ist es meiner Meinung nach so, dass es sich hier um
unvergleichliche und nicht relativierbare Ereignisse in der Geschichte
der Menschheit handelt. Die Ereignisse des Holocauts nun aber zu
bemühen, um über die Wissenschaflichkeit einer Masterarbeit zu
diskutieren ist (neben dem, dass ich es geschmacklich als völlig
unpassend empfinde) eine Relativierung dieser Gräueltaten, die sich aus
meiner Sicht verbietet. Ich denke gerade wir Deutschen, sollten hier
sehr vorsichtig sein, da die Taten ja von unseren Vorfahren verübt
wurden und wir hier moralisch in der Pflicht stehen. Vieleicht ist Ihnen
dieser Aspekt ja gar nicht in den Sinn gekommen, als Sie diesen
Vergleich bemüht haben, aber ich denke mal, wenn Sie ihn mal aus dieser
Perspektive sehen (die bei den Betroffenen und deren Nachfolger
verbreitet ist) erkennen Sie auch, dass man hier schnell in eine
unangenehme Position gelangt.
Mit freundlichem Gruß
S. Schmidt


Gesendet: Samstag, 05. Mai 2012 um 20:15 Uhr
Von: "Joseph Kuhn"
An: "Stefan Schmidt"
Betreff: Aw: Wie definiert sich Wissenschaft

Sehr geehrter Herr Schmidt,
zum ersten von Ihnen angesprochenen Punkt: Was "Wissenschaftlichkeit" und in der Folge das wissenschaftlich gewonnene "Wissen" konstituiert, müsste man sicher ausführlich diskutieren. Aber man kann Wissenschaft nicht nur über "gute Methodik" definieren. Erstens ist "gute Methodik" selbst nicht ahistorisch, d.h. man würde auch so keinen archimedischen Punkt der "Wissenschaftlichkeit" gewinnen. Zweitens ist es in sich widersprüchlich, eine "gute Methodik" als konstitutiv für "Wissenschaftlichkeit" zu sehen, die damit gewonnenen Ergebnisse aber sozusagen als belanglose Seifenblasen des damit vollzogenen Wissenschaftsprozesses abzutun. Es macht doch keinen Sinn, der Physik aufgrund ihres (im Wesentlichen) experimentellen Vorgehens "Wissenschaftlichkeit" zuzugestehen, die damit gewonnenen Ergebnisse aber in jedem neuen Experiment als völlig zur Disposition stehend betrachten. Der Begriff der "Bewährung" verliert da jede Substanz. Auf die umgekehrte Blickrichtung, dass der zu untersuchende Gegenstand auch bestimmend dafür ist, welche Methoden zu seiner Untersuchung angemessen sind, will ich nur noch einmal hingewiesen haben.

Was den zweiten Punkt angeht: Die Zulässigkeit des Vergleichs mit Rascher wurde ja auch in den Kommentaren zu meinem Blogbeitrag infragegestellt. Ich habe daher dort in einem Kommentar klargestellt: "Hier wird nicht argumentiert, dass Herr Walach etwas macht, was moralisch mit den Nazi-Verbrechen auf einer Stufe steht. Das wäre ja auch absurd. Hier wird vielmehr argumentiert, dass sein Wissenschaftskriterium nicht ausreicht und nicht einmal eine Abgrenzung zu den - ebenfalls als "wissenschaftlich" deklarierten - Menschenversuchen damals aufzeigt." Das halte ich aufrecht. Dass Sie die "Wissenschaftlichkeit" der Versuche Raschers von der Ethik seiner Versuche getrennt diskutieren wollen, zeigt ja genau das Dilemma, in das man mit einem Wissenschaftsbegriff kommt, wie Sie ihn hier vorbringen. Ein subjektwissenschaftlicher Ansatz, wie ihn z.B. Klaus Holzkamp und ähnlich auch andere handlungstheoretisch orientierte Psychologen ausformuliert hatten, käme nicht in diese Verlegenheit. Hier wird nämlich mit guten Argumenten das experimentelle Forschungsdesign für bestimmte humanwissenschaftliche Fragestellungen (die die Ebene des "Handelns" betreffen) als nicht gegenstandsadäquat abgelehnt, weil es die Versuchspersonen zu Objekten unter fremdgesetzten Bedingungen macht, sozusagen auf ein organismisches Niveau reduziert.

Dies alles sind Dinge, die man diskutieren kann und für eine Weiterentwicklung gerade in den gesundheitswissenschaftlichen Fächern auch diskutieren muss. Aber sind Sie denn wirklich der Meinung, die Akzeptanz der Masterarbeit von Herrn Conrad hängt von den hier angerissenen Methodenfragen ab? Man muss bestimmt nicht den Trampelpfaden des akademischen Mainstreams folgen, aber man darf das wissenschaftliche Niveau nicht so unterlaufen, wie dies mit der Arbeit von Herrn Conrad geschehen ist. Hier liegt der Konfliktpunkt, nicht im Wissenschaftsverständnis. Wenn solche - ja auch formal ganz fragwürdige - Arbeiten Schule machen, leidet der Ruf der Gesundheitswissenschaften insgesamt, das ist der Punkt, um den es mir letztlich geht.

Mit freundlichen Grüßen
Joseph Kuhn

P.S.: Sind Sie damit einverstanden, diesen Mailwechsel auf dem Blog öffentlich zu machen?



Joseph Kuhn

Zitat von: P.Stibbons am 12. Juni 2012, 01:33:15
Ach ja - darum wird es vermutlich auch gehen:

http://www.scienceblogs.de/gesundheits-check/2012/04/wissenschaftstheorie-wissenschaftspraxis-wissenschaftspolitik-die-unendliche-geschichte-esoterischer-betatigungen-an-der-viadrina.php#comment328584


Darum kann es Herrn Giesen eigentlich nicht gegangen sein, hier war ja klar, wer an wen gemailt hat und warum dieser Mailverkehr im Kommentarthread dokumentiert wurde. Bei den oben zitierten Äußerungen Walachs war dagegen nicht erkennbar, dass Sie aus einem Mail sind, nur dass sie von ihm sind. Das hätte man ggf. auch als indirektes Zitat machen können, aber erwartbar mit der Folge, dass dann gesagt worden wäre, man würde falsch wiedergegeben.

Was eine mögliche Unterlassungsklage gegen mich angeht: Das wäre eine ganz neue Variante des wissenschaftlichen Disputs und dafür dürfte es auch kaum belastbare Ansatzpunkte geben. Nicht belegte Tatsachenbehauptungen habe ich vermieden. Daher möchte ich ja auch gerne wissen, was in meinem Blogbeitrag "nachweislich falsch" sein soll.

celsus

Zitat von: P.Stibbons am 12. Juni 2012, 01:20:53
Mittlerweile habe ich den Eindruck, in Absurdistan zu leben.
Hier wird von Seiten IntraG und willfährigen Schreiberlingen eine wüste Verleumdungskampagne gegen Wissenschaftler gefahren und der Presse mit Abmahnungen der Mund verboten.

Allerdings. Spätestens hier hört der Spaß auf - oder fängt an, je nach Sichtweise.

Was wir da sehen ist die Wiedergabe einer ganzen Verschwörungsanekdote auf der offiziellen Website des IntraG.
Ein Institut der Viadrina zitiert hier unkommentiert irgendwelche Wahnszenarien gegen Presse und Privatleute.

Na Mahlzeit.

Warten wir die Veröffentlichung der nächsten "Masterarbeit" ab  ;)
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

AndreasGiesen

Lieber Herr Kuhn / Joseph wie auch immer... :)

1
Ich habe bewusst eine undifferenzierte Aussage über verschiedene Blogs gemacht, die untereinander vernetzt sind. Davon sind einige stilistisch so emotional gefärbt, dass eine sachliche Auseinandersetzung kaum Sinn macht. Einige enthalten erwiesener Maßen falsche Aussagen. Einige verletzten schlichtweg die journalistische Sorgfaltspflicht, die man zwar von einem Blogger nicht prinzipiell erwarten kann, die aber, wenn der Blog als ernstzunehmende Quelle verstanden werden möchte, doch Beachtung finden sollten.

Ich habe keinen einzelnen Blogger, also auch Dich nicht, mit einem bestimmten Vorwurf belegt. Ich habe hier keine Lust auf persönliche Grabenkämpfe, statt dessen kann jeder selbst für sich nachsehen, ob der Vorwurf vielleicht gerechtfertigt ist oder nicht. Insofern ist die Empfindung, ich würde Dich persönlich angreifen wollen, lediglich aus bewusst verallgemeinerten Aussagen heraus gegriffen.

2
Dass das IntraG eine Maulkorb-Kampagne per Rechtsanwalt führen würde, ist absurd. Es geht ganz gezielt um einzelne Aussagen in bestimmten Artikeln, die einfach nicht wahr sind, niemals wahr waren und als Unwahrheit zum Zeitpunkt des Schreibens dem jeweiligen Autor entweder nachweislich bekannt waren oder hätten bekannt sein können. Indem mit diesen falschen Aussagen ein Zusammenhang mit möglicherweise strafrechtlich relevanten Aktivitäten hergestellt wurde (Hartmut Müller), den es nicht gibt, haben die Autoren - wie die Gerichte ja offensichtlich auch feststellen - mehr als nur die journalistische Sorgfaltspflicht verletzt. Eine sachliche Berichterstattung kann und sollte man aber von deutschen Leitmedien erwarten. Wenn solche Falschaussagen in diesen Zeitungen stehen und stehen bleiben, ohne dass man sich dagegen wehrt, dann hat das ja weitere Folgen, denn weitere Autoren könnten sich darauf als Quelle berufen und einen Spin erzeugen, der sich von der Wahrheit immer weiter entfernt.  

3
Generell finde ich die Praxis, öffentlich aus persönlichen Mails zu zitieren, ohne den Autor um Erlaubnis zu fragen, mindestens grenzwertig. Generell könnte man mehr direkt kommunizieren statt ungeprüft Behauptungen zu übernehmen oder sich aus privaten Informationen zu bedienen, die noch nicht einmal an einen direkt adressiert sind. Aber der Vorwurf geht wohl an beide Seiten, ich persönlich finde das generell daneben, egal wer das macht.

4
Letztlich ist es wohl egal, wie Walach reagiert hätte - man hätte ihm hier wohl so oder so versucht einen Strick daraus zu drehen. Wie ich schon vermutet hatte, liegt die Sache im Blickwinkel des Betrachters. Was ich aus internen Darstellungen heraus verstanden habe: Der hohe Aufwand des Versuchs an sich und dessen Aufbau und Durchführung lagen weit über dem Standard für eine Masterarbeit. Einzelne Fehler und die stilistischen Schwächen wurden in der Besprechung und mündlichen Prüfung, die Teil der Bewertung ist, angesprochen und der Student hat hier offensichtlich sein Fazit zurückgenommen und gezeigt, dass er die Bemängelung verstanden hat. Das Lob der Arbeit hat sich auf den hohen Aufwand des Versuchsaufbaus bezogen, der die Schwächen mehr als aufgewogen habe. Durch die mündliche Prüfung habe sich gezeigt, dass das pädagogische Ziel erreicht wurde. Da eine Veröffentlichung der Arbeit nie geplant war, wurde auf eine Revision verzichtet. Die gefundene Abweichung wurde für Peer-Reviews weitergegeben. Die Arbeit ist auf unklaren Wegen in die Öffentlichkeit - und zu dieser komischen Fostac-Seite - gelangt; der Autor hatte sie nur Freunden zum Lesen gegeben, von wo aus sie ungewollt den privaten Rahmen verlassen hat.  

In der Folge wurde die Arbeit - so empfinde ich das - für die Kritik am Institut schlichtweg instrumentalisiert. Schlechte Arbeiten oder durchwachsene Arbeiten oder Arbeiten, an denen man sich derart aufhängen könnte, wenn man es wollte, gibt es wohl an jeder wissenschaftlichen Ecke. Sie werden nur nicht derart ins Rampenlicht gezerrt und instrumentalisiert. Über den Wert kann man sich streiten, und wenn man es will kann man dann eben die Kritikpunkt hervorheben und dem Ganzen überstülpen - oder eben umgekehrt. Beides ist kein neutraler oder ausgewogener Blickwinkel, aber das kann man in einem derart komplexen und aufgheizten Grundsatz-Diskurs wohl kaum erwarten. Lieber wäre mir was anderes, aber man muss hier der Realität wohl einfach erstmal ins Auge blicken.

Elfenstaub

Mir scheint, die Arbeit war ein Kristallisationspunkt, gesättigt war die Lösung bereits vorher.
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

AndreasGiesen

Nochmals zur Ergänzung: Es scheint hier - speziell zwischen Walach und Joseph Kuhn - um sehr verschiedene Wissenschaftsverständnisse zu gehen, die sich hier massiv an einander reiben lassen, aber beide durchaus im Rahmen des aktuellen Paradigmas vertretbar sind. Dass der Wissenschaftsbegriff und "gute wissenschaftliche Praxis" sich über die Zeit immer wieder verändert oder verändert hat, schreibt Joseph ja in dem Brief oben selbst. Insofern müsste man sich sogar generell bereit zeigen, für wissenschaftsphilosophische Grenzbereiche offen zu sein. Aber so weit geht das hier ja gar nicht. Es geht um Positionen innerhalb des etablierten Spektrums. Darüber kann man sich streiten, aber die Wahrheit hat hier wahrlich keiner gepachtet. Zu glauben, man habe mit der eigenen Position die einzige Wahrheit gepachtetet - nun, das wäre tatsächlich dann sowas wie wissenschaftlicher Fundamentalismus. Und nein, diesen mache ich hier jetzt keinem zum Vorwurf. Aber jeder kann mal darüber nachdenken, wie weit er wenigstens bereit wäre, die eigene Position in Frage zu stellen und schauen, ob das nicht ein Punkt sein könnte, an dem ein Diskurs sich zu scheinbar unüberwindbaren Fronten verdichtet.

AndreasGiesen

ZitatMir scheint, die Arbeit war ein Kristallisationspunkt, gesättigt war die Lösung bereits vorher
Chemiker?  8)