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Glyphosat - mal wieder

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Begonnen von Paradox, 04. Dezember 2017, 12:01:23

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Paradox

Hallo Leute,

hab die Grünen mal wieder angeschrieben und wollte euch das nicht vorenthalten:


Hallo Grünen Team,
Da das letzte mal so gut gelaufen ist, mach ich das doch gleich nochmal.
Ich habe bisher keine Fakten gefunden die gegen Glyphosat sprechen, daher meine Frage wieso die Grünen sich gegen Glyphosat aussprechen? Ein verbot hätte Umweltschädliche Konsequenzen.
LG



Hallo Ferdinand!

Vielen Dank für deine Nachricht dein Interesse. Gerne mache ich dich zur Beantwortung deiner Frage auf folgenden Link aufmerksam: https://www.gruene.at/themen/land-forstwirtschaft/sieben-gruende-gegen-glyphosat

Liebe Grüße,XXX von deinen Grünen



Ich kenne die Seite und habe einige, z.T. große Probleme damit. Das fängt schon damit an das diese zu alt ist.
Aber egal, jede dafür Zuständige Behörde (der Welt) hat Glyphosat Unbedenklichkeit Attestiert. Das IARC schaut nur ob es Theoretisch (nicht praktisch) möglich ist. Wenn ihr diese als Ausgang nehmt, müsstet ihr konsequenterweise vor Glyphosat, Alkohol, Tabak und Kaffee sowie Sonnenlicht verbieten. Diese sind erwiesener maßen Krebserregend, nicht nur wahrscheinlich. Bei Kaffee sind es sogar mehrere Stoffe die erwiesener maßen Krebserregend sind.
Das ist das was ich nicht verstehe und worauf ich gerne eine Antwort hätte.



Hallo Ferdinand!

Glyphosat als unbedenklich einzustufen und zu behaupten, dass sehe auch jede (zuständige) Behörde so, das ist einfach irreführend.  96 Wissenschaftler, unter ihnen Epidemiologen, Toxikologen, Molekularbiologen, Statistiker von Krebsforschungszentren und Universitäten in 25 Ländern haben einen offenen Brief an den Kommissar geschrieben. Die Botschaft: Das Vorgehen der europäischen Behörden in Sachen Glyphosat sei "wissenschaftlich inakzeptabel", die Beurteilung sei durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt, außerdem nicht auf transparente Weise erreicht worden.

Im Rahmen des EDISSOC -Projektes wurden bereits 2008 Glyphosatkonzentrationen im Sickwasser gemessen, die bis zum 80fachen über dem Trinkwasser - Grenzwert lagen. Im Bericht wird festgehalten: Der Nachweis von Glyphosat im Sickerwasser zeigt jedoch, dass die Substanz prinzipiell von Agrarflächen ins Grundwasser gelangen kann (leaching). Im Hinblick auf die Exposition gegenüber anderen Umweltchemikalien und den weitgehend unerforschten Kombinationswirkungen von Chemikaliengemischen sollte die Exposition auf Basis des ,,precautionary principle" so gering wie möglich gehalten werden." Die Datenlage legt nahe, dass bei andauernder und großflächiger Anwendung von Glyphosat letztlich die Grundwasserkörper sehr stark Gefahr laufen, über den Trinkwassergrenzwert von 0,1 ?g kontaminiert zu werden und somit für die Trinkwasservorsorge verloren zu gehen.

Es fanden sich auch zahlreiche Hinweise auf negative Wirkungen von Glyphosat auf trächtige Ratten, die Spermienbildung bei Kaninchen und auf die Nieren von Mäusen (zitiert in Benachour et al. 2007). Dosisabhängig wurden vermehrt DNA-Strangbrüche und Zellkernveränderungen bei Erythrocyten von Goldfischen beobachtet (Cavas & Könen 2007). Marc et al. (2004) beschrieben negative Effekte auf die DNA-Synthese und Zellteilung bei Seeigel-Embryonen durch Roundup3plus. In Zelllinien (rat hepat oma tissue culture) führte niedrigdosierte Glyphosat-Behandlung zu Veränderungen der Lysosomen und der Mitochondrienmembranen sowie zu morphologischen und funktionellen Veränderungen der Zellkerne (Malatesta et al. 2008). Zell - und gentoxische Effekte fanden sich auch in Studien mit menschlichen Zellen, so wurden vermehrt Chromosomen - Aberrationen nachgewiesen (Monroy et al. 2005, Lioi et al. 1998).

Glyphosat, POEA (und AMPA) schädigen menschliche Zellen und führen zu deren raschem Absterben, selbst bei Konzentrationen, wie sie in der agronomischen Praxis auftreten können; außerdem wurden anti-östrogene und anti-androgene Effekte beschrieben, die zu endokrinen Störungen führen (Benachour et al. 2007, Benachour & Seralini 2009, Gasnier et al. 2009).

DNA-Fragmentierung, Schrumpfung und Fragmentierung der Zellkerne wurden beobachtet. Die Hemmung des Enzyms Aromatase das Androgene in Östrogene umwandelt und daher eine zentrale Rolle bei der Östrogen-Produktion und damit bei der Keimzellbildung und Fortpflanzung spielt, wird als besonders problematisch gesehen. Unter den getesteten Roundup - Versionen (R450, R400, R360, R7.2) erwiesen sich R400 und POEA als besonders toxisch. Glyphosat allein war in der Regel weniger toxisch, was auf eine durch die POEA (bzw. Formulierungsmittel) induzierte zusätzliche Toxizität hinweist, die mit der durch POEA erleichterten Aufnahme von Glyphosat durch die Zellmembranen in Verbindung gebracht wird. Für die Autoren der genannten Arbeiten steht Roundup damit im Verdacht, die menschliche Fortpflanzung und Embryonalentwicklung zu stören, zudem würden toxische Effekte und hormonelle Wirkungen der Formulierungen bislang unterschätzt. Glyphosat steht darüber hinaus im Verdacht, bestimmte Krebserkrankungen wie das Non-Hodgkin-Lymphom (Krebserkrankung des lymphatischen Systems) zu fördern (Eriksson et al. 2008) und die Entstehung von Hauttumoren zu begünstigen (George et al. 2010).
Glyphosat beeinträchtigt selbst bei niedrigen Dosen die Embryonalentwicklung von Fröschen und Küken erheblich. Behandelte Embryos zeigten eine abnorme im Kopfbereich und Nervensystem (Paganelli et al. 2010).

Also die Auswirkungen von Glyphosat sind bestenfalls wissenschaftlich strittig! Und da wir in der Europäischen Union das Vorsorgeprinzip verankert haben, müsste Glyphosat verboten werden. Es geht auch ohne.

Liebe Grüße, XXXX von deinen Grünen



Erstmal fand ich's klasse das die mir doch so ausführlich geschrieben haben.
Was mich stört ist, das der Tenor immer noch so Lautet "alles ist besser als Glyphosat".
Dabei schreiben Sie selber das es z.T. zumindest an den Zusatzstoffen Liegt.
Sie haben Seralini aufgeführt.
Während BfR Glyphosat für ein Vertretbares Risiko hält, bemüht sich die Behörde seid 2009, wenn ich mich nicht irre, Kupfer in der Landwirtschaft zu verbieten, was allerdings durch die Grünen verhindert wurde. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

Ich möchte keine Diskussion darüber anstoßen ob Glyphosat gut oder schlecht ist, ich glaube das haben hier im Forum alle mehrmals durch. Anders sieht es mit den Studien aus die ich nicht kenne, vielleicht ist da ja wirklich was interessantes dabei, auch wenn ich glaube das man diese dann mehr Ausgeschlachtet hätte.
Wer anderen eine Grube gräbt, hat ein Grubengrabgerät.

Scipio

Die zitierten Studien sind doch hoffentlich um einiges besser als der Mist von Seralini.....

Rincewind

Es ist immer leicht 'gegen' etwas zu sein. Wenn dann aber die Alternative erfragt wird bzw. 'wofür' man ist wird es oft sehr still im Walde ...

Sauropode

Kupfersulfat? Die Anfrage sollte man auf dieses im Biolandbau zugelassene Mittel erweitern. Auf eine Antwort wäre ich sehr gespannt.

ZKLP

Zitat von: Paradox am 04. Dezember 2017, 12:01:23
Erstmal fand ich's klasse das die mir doch so ausführlich geschrieben haben.

"Ausführlich geschrieben" ist relativ. Abgesehen vom ersten Absatz ist der Text bereits in folgendem Positionspapier von 2013 enthalten:
https://www.gruene.at/glyphosat/glyphosat-hintergrund-alternativen.pdf

Man kann also davon ausgehen, dass die referenzieten "Studien" bei der Risikobewertung ausreichend Berücksichtigung fanden.  :gaehn:

Zitat von: Sauropode am 08. Dezember 2017, 08:50:36
Kupfersulfat? Die Anfrage sollte man auf dieses im Biolandbau zugelassene Mittel erweitern. Auf eine Antwort wäre ich sehr gespannt.

Du erwartest nicht ernsthaft ähnlich konsequente Forderungen?
Guckstdu: https://twitter.com/DirkHesse/status/937995170498400256

Sauropode

Das erwarte ich nicht, sondern ein entlarvendes Herumeiern.  :teufel

Typee

Zitat von: Sauropode am 08. Dezember 2017, 08:50:36
Kupfersulfat? Die Anfrage sollte man auf dieses im Biolandbau zugelassene Mittel erweitern. Auf eine Antwort wäre ich sehr gespannt.

Frag doch bei der Gelegenheit auch gleich nach lebenden bacillus thuringensis Sprühanwendungen, und was da der Vorteil gegenüber dem isolierten bt-Toxin sein soll. Oder wo die Chrysanthemen für die Pyrethrum-Produktion wachsen, und was die Fische von dem Zeug halten. Oder noch besser: nach den Arbeitsbedingungen auf den Chrysanthemenplantagen.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

RainerO

Zitat von: Typee am 08. Dezember 2017, 14:59:53... Frag doch bei der Gelegenheit ...
Die Antwort ist einfach: Wenn man Mutter Natur™ rettet, sind ein paar vernachlässigbar Kollateralschäden unvermeidlich.
Ähnliche Antworten bekommt man auch von Veganern, wenn man ihre scheinheilige Moral ernsthaft hinterfragt.

Sauropode

Genau solche Antworten erwarte ich und zeigen die ganze Verlogenheit dieser Typen. Aber es ist mühselig, man wird nichts ändern können.

Scipio

Zitat von: RainerO am 08. Dezember 2017, 15:52:37
Zitat von: Typee am 08. Dezember 2017, 14:59:53... Frag doch bei der Gelegenheit ...
Die Antwort ist einfach: Wenn man Mutter Natur™ rettet, sind ein paar vernachlässigbar Kollateralschäden unvermeidlich.
Ähnliche Antworten bekommt man auch von Veganern, wenn man ihre scheinheilige Moral ernsthaft hinterfragt.

Scheinheilige Moral?

Schwuppdiwupp

Ist doch klar: Forderungen nach einem idealisierten und/oder idealistischen Naturschutz (im weitesten Sinne) aufstellen, aber ohne wirklich die (nicht bedachten) Konsequenzen tragen wollen. Ganz nach dem Motto: Wasch mich, mach mich aber nicht nass.
Ach, was weiß denn ich ...

Scipio

Zitat von: Schwuppdiwupp am 09. Dezember 2017, 09:03:50
Ist doch klar: Forderungen nach einem idealisierten und/oder idealistischen Naturschutz (im weitesten Sinne) aufstellen, aber ohne wirklich die (nicht bedachten) Konsequenzen tragen wollen. Ganz nach dem Motto: Wasch mich, mach mich aber nicht nass.

Ok, das ist tatsächlich ziemlich dämlich....

Ungeachtet dessen, frage ich mich aber auch schon eine ganze Weile, ob es moralisch vertretbar ist Tiere als Nahrungsmittel zu nutzen. Aber ich vermute, da bin ich schon einer "Bambifizierung" auf den Leim gegangen. 

Peiresc

Zitat von: Scipio am 09. Dezember 2017, 09:56:19Ungeachtet dessen, frage ich mich aber auch schon eine ganze Weile, ob es moralisch vertretbar ist Tiere als Nahrungsmittel zu nutzen.

Es gibt keine Letztbegründung der Moral. Deshalb ist sie wandelbar, und sie wandelt sich unaufhörlich (das gilt übrigens ohne die geringsten Abstriche auch für die ,,christliche" Moral, und zwar in jeder Hinsicht).

Das heißt aber keinesfalls, dass es etwa unmöglich wäre, sich eine klare Überzeugung zu erarbeiten. Das Thema wird bei uns öfter gestreift und öfter ausgewalzt, hier z. B.

https://forum.psiram.com/index.php?topic=12624.0

RainerO

Zitat von: Scipio am 09. Dezember 2017, 01:25:25... Scheinheilige Moral?...
Ich habe es hauptsächlich auf die "tierleidfreie Ernährung" bezogen.
Da bekommt man bei Nachfrage zu den geschredderten Bambis, Hasen, etc. auf den Getreidefeldern eben
auch die Antworten der "unvermeidbaren Kollateralschäden".
Der von Peirsec verlinkte Thread geht sehr ausführlich auf dieses und ähnlich gelagerte Themen ein.

Schwuppdiwupp

Moral hin oder her: Massentierhaltung ist nicht unbedingt dazu geeignet, auf die Spezies Homo Sapiens mit Stolz zu blicken. ::)

Die Glyphosatdebatte ist auch nur ein Beispiel, wie der öffentliche Diskurs vergiftet wird. Aber wie kann's auch anders sein? Um da wirklich mitreden zu können, muss man auf ein Mindestmaß an Kenntnissen in Naturwissenschaften (z. B. Chemie, Biochemie, Agrarwissenschaften, etc. p p.) zurückgreifen und zwischen Fakt und Fake unterscheiden können, um seriöse von unseriösen Quellen unterscheiden zu können. Beides ist mit viel Anstrengung verbunden.

Da erscheint es doch viel erfreulicher, einfach einem genehme Meinungen ungeprüft und unreflektiert weiter zu verbreiten.
Ach, was weiß denn ich ...