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Glyphosat

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Begonnen von Groucho, 29. Juni 2017, 14:56:04

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Peiresc

Das Referat in der FAZ bietet zumindest mal eine Wirkungshypothese an.

Das Problem ist nur: Hypothesen gehen 13 auf ein Dutzend, und sie ist einigermaßen verwickelt - will sagen, es ist ein Haufen von Zusatzannahmen erforderlich, die alle ein bisschen schwierig sein könnten. Eine bakterizide Wirkung von Glyphosat müsste man auch unabhängig von Bienen relativ leicht erforschen können. Da käme es aber nicht auf Dosen an, sondern auf die minimalen Hemmkonzentrationen (wenn ich mich recht entsinne), und ob die in der freien Wildbahn auch nur entfernt erreichbar wären.

Das wird die Glyphosat-Gegner aber nicht interessieren. Für die ist das sowieso gegessen, "hab' ich doch immer gesagt, die Industrie unterdrückt das."

Kanitfastan

Das Thema ist wohl (in einschlägigen Kreisen) mindestens seit 2015 bekannt.
Einerseits:
"it is clear that tetraconazole (a fungicide), etoxazole (miticide), and glyphosate (a popular herbicide) have very minor or no acute toxicity to honey bees based on 48-h mortality data, with the results being supported by an additional week-long observation."
Andererseits:
"In summary, an increased abundance of sucking insects, particularly on cotton, may trigger frequent foliar sprays that may pose a risk to foraging honey bees in the field and negatively impact developing brood in hives through contaminated pollen."
Spray Toxicity and Risk Potential of 42 Commonly Used Formulations of Row Crop Pesticides to Adult Honey Bees, 9.2015

Generell halte ich die Sikkation/Abreifebeschleunigung (Schweiz Verbot) für abzulehnen.
Fraglich ist m. E. ein Verbot / die Zulassung unter Berücksichtigung des Einflusses auf die Honigbiene in Zeiten des weltweiten Bienensterbens. Die Alternativ-Herbizide wirken wohl anders, stünde dann zu hoffen.

celsus

Zitat von: Kanitfastan am 11. Dezember 2018, 14:52:27Die Alternativ-Herbizide wirken wohl anders, stünde dann zu hoffen.

Welche denn?
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

ZKLP


Kanitfastan

Zitat von: celsus am 11. Dezember 2018, 15:28:45
Zitat von: Kanitfastan am 11. Dezember 2018, 14:52:27Die Alternativ-Herbizide wirken wohl anders, stünde dann zu hoffen.

Welche denn?
Keine Ahnung - meine Hoffnung stirbt zuletzt.

Seit kurzem scheint das o. erwähnte Indiz von 2015 durch eine andere Studie erhärtet:
Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees 9.11.2018

ZKLP

Zitat von: Kanitfastan am 16. Dezember 2018, 17:58:00
Seit kurzem scheint das o. erwähnte Indiz von 2015 durch eine andere Studie erhärtet:
Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees 9.11.2018

Wikipedia schreibt, die antibiotische Wirkung von G. sei seit 48 Jahren bekannt. M. soll ja sogar ein Patent darauf haben. Warum sollten Darminhalte von Bienen also davon verschont bleiben?
https://en.wikipedia.org/wiki/Glyphosate#Antimicrobial_activity
Ob eine Studie, die die Auswirkungen von Bohnen auf die menschliche Darmflora untersucht, auch zu Schnappatmung führen würde?

Übrigens wird obige Studie von Motta et al. seit September alle ~zwei Wochen als neue Sensation herumgereicht:
https://media.bayer.com/baynews/baynews.nsf/id/Bayer-statement-on-glyphosate-and-honey-bee-health
Welche neuen Erkenntnisse gab es dazu am 9. November 2018?


Sauropode

Zitatantibiotische Wirkung von G.

Evtl. ein Reserveantibiotikum?

Kanitfastan

Mit mir kann man auch ohne Unterstellung imaginärer Schnappatmung kommunizieren.

Die Studie führt an:
"PNAS October 9, 2018 115 (41) 10305-10310; published ahead of print September 24, 2018 " -9.11. war mein Verschreiber.

Ich persönlich mache auch anderes als mich mit diesem Thema zu beschäftigen und habe diese Studie hier zur Diskussion gestellt, weil ich dachte, dies wäre hier unter rationaler Perspektive möglich.
Wenn jemand daraus etwas wissen will, muss er / sie das selbst lesen.

ZKLP

Zitat von: Kanitfastan am 16. Dezember 2018, 20:31:24
Mit mir kann man auch ohne Unterstellung imaginärer Schnappatmung kommunizieren.

Das mit der Schnappatmung war eher allgemein gemeint, eben weil zur Zeit ständig irgendwo die Motta-Studie als tagesaktuell und revolutionär verkauft wird.
So wie die Medien mit dem Thema umgehen, könnte man den Eindruck gewinnen, dass im letzten Quartal mindestens fünf verschiedene Studien veröffentlicht wurden, von denen jede einzelne für ein wissenschaftlich begründetes Totalverbot von G. ausreichen würde. Tatsächlich handelt es sich aber meist um diese wenig spektakuläre Motta-Studie.

Zinkspray

ZitatFraglich ist m. E. ein Verbot / die Zulassung unter Berücksichtigung des Einflusses auf die Honigbiene in Zeiten des weltweiten Bienensterbens.
     

Das kann doch nicht dein Ernst sein. Wer das sogenannte "Bienensterben" auf die Honigbiene bezieht blamiert sich bei jedem Imker, der nicht komplett auf den Ökolügner-Zug aufgesprrungen ist, bis auf die Knochen.

Das ist das schlimmste an eigentlich leicht durchschaubarer Fehlinformation was es im letzten Jahrzehnt zu einem dominanten Thema in den Medien gebracht hat.

Da kann man schon mal ganz neu über die " Lügenpresse" nachdenken.

Bitte versuche einmal zu verstehen: Die Honigbiene ist ein Nutztier. Ihre Vermehrung und ihr Gedeihen liegen in der Verantwortung der Imker.

Sellbst bei schwersten Beeinträchtigungen der Umwelt wäre es unmöglich, dass die  Anzahl der Honigbienen ungewollt wegkippt.

biomango

Zitat von: Zinkspray am 30. Dezember 2018, 07:08:46
Zitat
Sellbst bei schwersten Beeinträchtigungen der Umwelt wäre es unmöglich, dass die  Anzahl der Honigbienen ungewollt wegkippt.
Warum nicht ? Eine Seuche un dann ?
Manche Imker jammern  gern und haben ihren Prügelknaben wenns mal schiefläuft.

sailor

Es gibt bereits mehrere "Seuchen", wobei die Varroamilbe unangefochten führt. Agrochemie wird zwar in Bienenprodukten nachgewiesen, allerdings immmer nur in Mengen, die um Größenordnungen unter LD50 liegen. Einen statistischen Zusammenhang zwischen Anzahl der gestorbenen Völker und Menge der nachgewiesenen Chemie hat man bisher nicht gefunden, die Korrelation ist deutlich ausgeprägter bezüglich unprofessioneller Hobbyimker. Bei diesen ist die Sterblichkeit am größten, wogegen professionelle Imker mit mehr Wissen, Schulungen und Bereitschaft, Bedingungen zu ändern die Sterblichkeit massiv drücken.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bienensterben

Scipio

Nun ein Bienensterben als solches scheint es wohl nicht zu geben, aber wie sieht es mit dem Insektensterben aus?

sailor

Schwieriges Thema, da "Insekten" deutlich diversifizierter sind als Bienen allein. Da gibt es Wesen, die sehr enge Nischen bevölkern und daher auf jede Veränderung massiv reagieren.... und allrounder, die sich seit bald Mio Jahren an jede Änderung anpassen. Weiterhin gibt es Insekten, die durch den Menschen als dezidierte Schädlinge gesehen und bekämpft werden, auch und gerade in Mitteleuropa (Kartoffelkäfer, Borkenkäfer). Drittens sind da wetterbedingte Schwankungen, früher/gar kein Frost kann ne Menge beeinflussen, Niederschläge etcpp. Da ist soviel Komplexität drin, dass man "Artensterben" oder auch nur Populationsschwankungen überregional kaum auf einen Faktor zurückführen kann.

celsus

Wozu braucht man Wissenschaft, wenn es Gerichte gibt ...?

ZitatEnde 2018 erkannte ein Luxemburger Gericht das Krebsleiden eines Klägers als Berufskrankheit an und stufte glyphosathaltige Herbizide als Risikofaktor ein. Luxemburgs Regierung war bereits 2017 gegen die EU-weite Zulassungsverlängerung für Glyphosat, jetzt greift sie zum Verbot.

https://www.deutschlandfunk.de/krebserkrankung-eines-klaegers-nach-glyphosat-urteil.697.de.html?dram:article_id=445589

Es hängt außerdem vom jeweiligen Richter ab:

ZitatWeil der Kläger den direkten kausalen Zusammenhang zwischen seiner Erkrankung und dem berufsbedingten Einsatz des glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittels nicht nachweisen konnte, entschied das Sozialgericht zunächst gegen ihn, erst in zweiter Instanz wendete sich das Blatt zugunsten des Klägers.

Belege oder gar Beweise sind überbewertet:

Zitat,,Es genügt, dass das Risiko besteht, dass es eventuell dadurch bedingt wird."

Das funktioniert natürlich nur mit grün-dlicher Vorarbeit:

ZitatWäre es in seinem Fall nicht um Glyphosat, sondern um ein anderes Unkrautvernichtungsmittel gegangen, ist sich Schonkert nicht sicher, ob bei den Richtern die gleiche Sensibilität vorgeherrscht hätte. Glyphosat sei – trotz gültiger Zulassung – mit einer Art Malus versehen.
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