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Glyphosat

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Begonnen von Groucho, 29. Juni 2017, 14:56:04

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Schwuppdiwupp

Wieso ziehst du so einen Flunsch? Ich finde den Beitrag von Mai Lab "gut" - wenn auch nicht "sehr gut".
Ach, was weiß denn ich ...

Zinkspray

Es ist das mildeste kritische Urteil das überhaupt möglich ist ohne faktisch falsch zu sein.

Es wird wichtiges Framing ausgelassen, man hat leichthin den Eindruck es ginge generell um die Frage "Krebs- ja oder nein". Und die Antwort sei "vielleicht"

Es wird ziemlich viel pseudoneutral geredet.

Die Kritik am IARC report wird als "Interpretationssache" dargestellt und alles darüber hinaus sei Spekulation.

Ich lese den Bericht und die verwendeten Studien jetzt selber nochmal. In anderer Berichterstattung wurde er durchaus schonmal als wissenschaftlich sehr schlecht bezeichnet und auch mit Zitaten untermauert, warum die Studrienergebnisse verzerrt wiedergegeben wurden.

eLender

Zitat von: Zinkspray am 21. Oktober 2019, 21:50:35
Es ist das mildeste kritische Urteil das überhaupt möglich ist ohne faktisch falsch zu sein.

Ja, es werden komischerweise bestimmte, problematische Dinge nicht erähnt. Die Case-Control Studie, die scheinbar Hauptbelastungszeuge ist, wird nicht ganz korrekt wiedergegeben. Es wurden eben keine Fälle von rein Glyphosat-anwendenden Bauern betrachtet. Sowas geht kaum, da auch immer Hilfsstoffe und Mischpäparate verwendet werden. Das schränkt die Aussagekraft solcher Studien stark ein (Epidemiologie ist immer Kaffeesatzleserei). Das wurde auch kritisiert. Und nicht nur vom BfR. Sie erwähnt nicht, dass sämtliche Zulassungsbehörden, selbst die Fao, die Einschätzung des Iarc nicht teilen.

An sich macht sie das gut, will aber massenkompatibel sein. Da muss man eben auf möglichst viele zugehen. Knallharte Aufklärung ist das nicht.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Schwuppdiwupp

Wie gesagt: Ich finde das Video gut - nicht sehr gut.

Einerseits stört es mich, dass sie nicht auf die früheren Untersuchungen eingegangen ist, die sich mit einer möglichen schädlichen Wirkung von Glyphosat auseinandergesetzt haben und die offenbar zu dem Schluss gekommen sind, dass man es als Unkrautsvernichtungsmittel relativ bedenkenlos einsetzen kann.

Und es scheint ja aktuell auch nur die IARC zu sein, die die "Kaffeesatzleserei" übertreibt.

Andererseits haut sie den Hysterikern auch nicht vor den Kopf. Das ist gut, weil man - wie bei jedem anderen kontroversen Thema auch - nur so die Leute erreichen kann. Andernfalls neigen diese nämlich zum Blockieren.

Deshalb halte ich ihren Hinweis, dass jede Art von Landwirtschaft eine massive Beeinträchtigung der Natur bedeutet, auch für sehr wichtig.
Ach, was weiß denn ich ...

duester

Zitat von: Schwuppdiwupp am 22. Oktober 2019, 05:46:15
Andererseits haut sie den Hysterikern auch nicht vor den Kopf. Das ist gut, weil man - wie bei jedem anderen kontroversen Thema auch - nur so die Leute erreichen kann. Andernfalls neigen diese nämlich zum Blockieren.

Ich bin in der Glyphosat-Diskussion nicht drin, aber das habe ich ähnlich gesehen. Gut fand' ich, dass es mehr um Studiendesigns, Validität, Signifikanz, multiples Testen etc. ging, weil das eher dazu beiträgt, dass die Leute selbst nachgucken können - und damit ist ja schon 'ne Menge erreicht, wenn die Leute selbst in die Studien gucken können und sehen, dass da eben nicht "Ooooh, mein Gott, wir werden ALLE stääärben" steht, sondern nur, dass in hoher Dosis, wenn man mehrere Organe durchtesten, nicht ausgeschlossen ist, dass unter ganz bestimmten Umständen usw.

eLender

Ja, das war ja auch gar nicht so schlecht gemacht und sorgt bestimmt dafür, dass viele nicht mehr ganz so einseitig an das Thema rangehen. Da ich aber ein böser, pedantischer und disharmonischer Mensch bin, der ab und zu auch mal was Positives über seinen Sponsor absondern muss (damit die Bude mal wieder beheizt werden kann), muss ich ein wenig nachtreten. Die Studien, die Mai erwähnt, sind so wackelig, dass man sie kaum ernst nehmen kann.

ZitatAn additional limitation of the case control studies I read is that a very small fraction of non-Hodgkin lymphoma cases were actually exposed to glyphosate. For example, only 97 people (3.8% of the study population) had been exposed to glyphosate in the DeRoos (2003) study. Only 47 people (2.4% of the study population) had been exposed to glyphosate in the Eriksson (2008) study. These are very small numbers. To look at it another way, only about 3% of the non-Hodgkin lymphoma cases in most of the case control studies had actually been exposed to glyphosate, and therefore around 97% of non-Hodgkin lymphoma cases in these studies had nothing to do with glyphosate. So even if glyphosate does increase the risk for cancer, it seems to not be a major contributor to this type of cancer in the general population.
https://gmo.geneticliteracyproject.org/FAQ/is-glyphosate-roundup-dangerous/

Ich weis, das Thema ist sehr komplex, ich habe das auch nicht in aller Tiefe verfolgt. Wenn man es vereinfacht darstellt, kann man es leicht sehr verzerrt rüberbringen. Es ist eine sehr hohe Kunst, komplexe Sachverhalte knapp und verständlich zu vermittelt. Man gibt sich sehr viel Mühe und dann reicht eine Kleinigkeit, und das Bild hängt schief. Meinjanur.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

duester

Wenn es ihr gelungen ist, die Diskussion auf ein Niveau zu hieven, bei dem tatsächlich über Zahlen gesprochen wird und damit angefangen wird, dass die Studien wirklich auseinander genommen werden, dann hat sie einen sehr, sehr guten Job gemacht.  :2thumbs:

eLender

Zitat von: duester am 22. Oktober 2019, 23:08:30
Wenn es ihr gelungen ist, die Diskussion auf ein Niveau zu hieven, bei dem tatsächlich über Zahlen gesprochen wird und damit angefangen wird, dass die Studien wirklich auseinander genommen werden, dann hat sie einen sehr, sehr guten Job gemacht.  :2thumbs:
Ich fürchte, dafür ist es schon zu spät. Es soll ja möglichst schnell verboten werden: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/glyphosat-bundesregierung-plant-verbot-ab-ende-2023-a-1285204.html
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Zinkspray


catweazle

Die nächste Klage.
ZitatUS peach farmer wins $265 mln damages over Bayer, BASF herbicide
Dicamba ist wohl die nächste Cashcow für Anwälte und Klägergemeinschaften in den USA.
https://phys.org/news/2020-02-farmer-bayer-ag-basf-herbicide.html

ZKLP

Zitat von: catweazle am 17. Februar 2020, 11:22:20
Dicamba ist wohl die nächste Cashcow für Anwälte und Klägergemeinschaften in den USA.

Ja, aber aus anderen Gründen. Wobei die Hintergründe weit komplexer sind als bei Glyphosat.
Die Problematik "Dicamba Drift" ist hier recht ausführlich beschrieben:
https://modernfarmer.com/2016/08/dicamba/


In Deutschland wird der Herbizid-Wirkstoff Dicamba übrigens auch reichlich verwendet. Einerseits von Eigenheim-Besitzern ("Rasen Unkraut-frei" aus dem Baumarkt) und Sportplatz-Betreibern. Mengenmäßig aber sicher viel mehr auf Maisäckern. Ein umfangreiches gesetzliches Regelwerk sorgt dabei dafür, dass keine Nachbarn durch Abdrift (Verwehen auf das Nachbargrundstück) geschädigt werden.
Dass dieser uralter Wirkstoff in den USA nun zu derartigen Problemen führt (und zwar über mehrere Jahre hinweg!), sagt einiges über den dortigen Umgang mit Gefahrstoffen aus.

eLender

Ein ganz interessanter Fund bzw. eine noch halbgare Hypothese: Glyphosat in den Gewässern stammt zum großen Teil gar nicht aus der Landwirtschaft (einer der Hauptargumente, das zu verbieten). Es entsünde eher in Kläranlagen, aus Hilfsstoffen in Waschmitteln (organische Phosphonate). Das geistert schon eine Weile durch den Äther, aber richtig belegt ist das nicht. Es würde allerdings ein paar Merkwürdigkeiten in den Beobachtungen erklären. Wenn dem so wäre, hätte das ziemlich starke Konsequenzen. Aber es gibt auch gute Gründe, dass das so nicht passiert. Hier ein Hörspiel ::)  zu der Sache, die zumind. gegen Ende auf diese Gegenargumente hinweist.

(Ich halte es übrigens für einen schlechten Still, sich zuerst an die Presse zu wenden, und dann erst den Gutachterprozess zu durchlaufen / die Studie zu veröffentlichen. Das machen eigentlich nur aktivistische Wissenschaftler)

ZitatWoher das Glyphosat in den Flüssen stammt

Ackergifte wie Glyphosat werden bei Regen von den Feldern in Bäche und Flüsse gespült. Doch Forschende fanden auch hohe Werte, wenn es lange nicht geregnet hatte. Das alles deutet darauf hin: Es muss noch eine andere, übersehene Quelle existieren.
https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=dira_DLF_180e4221
Wollte ich nur mal gesagt haben!