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Deutsch => Andere Webseiten oder Medien => Thema gestartet von: Groucho am 29. Juni 2017, 14:56:04

Titel: Glyphosat
Beitrag von: Groucho am 29. Juni 2017, 14:56:04
Ein Kommentar, der es wert ist, kopiert zu werden von:

https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Hensel-Die-Moehre-aus-der-Spuele-ist-gefaehrlicher-als-Glyphosat-Rueckstaende-8352580.html (https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Hensel-Die-Moehre-aus-der-Spuele-ist-gefaehrlicher-als-Glyphosat-Rueckstaende-8352580.html)


Zitatvon Gerhard Steffek · 27.06.2017 - 14:20 Uhr 2.
Das Leben ist grundsätzlich - Lebensgefährlich!!

Das sollte keiner vergessen. Sobald man den kleinen Zeh aus dem Bett rausstreckt wird es gefährlich. Mann/Frau könnte ja dabei stürzen. Aber jetzt Schluss mit der Ironie. Das BfR, bzw. Herr Hensel, hat mit diesem Interview es eigentlich sehr schön auf den Punkt gebracht. Man muss immer abwägen was gefährlicher ist. Und wie es Paracelsus schon sagte: jedes Ding ist Gift, allein die Dosis machts (siehe Schlaftabletten, Alkohol, Zigaretten). Nur die Grünen und entsprechende NGO's versuchen durch hysterische Panikmache ihre Interessen durchzusetzen und zu verfolgen. Dabei wird fleißig aus einer Maus ein Elefant gemacht und der Elefant geflissentlich verniedlicht, bzw. gänzlich verschwiegen.

Glyphosat ist da eben ein schönes Beispiel. Mit Glyphosat kann man wunderbar Minimalbodenbearbeitung betreiben, dadurch bodenschonend arbeiten und auch noch Treibstoff (Diesel) einsparen. Das bay. Landesamt für Landwirtschaft hat es 2015 in einem Artikel zu Glyphosat im Sortenheft des Erzeugerringes für pflanzliche Qualitätsprodukte schön geschrieben. Durch den Einsatz von 5.330 Tonnen Glyphosat in DE wurden über 200.000 Tonnen Diesel eingespart. Jeder dem ich dieses Beispiel nenne schweigt dann ziemlich ratlos, bzw. betroffen. Besonders wenn man die jetzige Diskussion betrachtet wegen der Stickoxide und Fahrverbote für Diesel in der Stadt ist das ganze komplett zur Farce.

In der Stadt wollen sie den Diesel aufgrund seiner "Gefährlichkeit" raushaben, aber auf dem Land sollen wir uns durch vermehrten ineffektivem Einsatz im "Biolandbau" vergiften. Ineffektiv deshalb, weil halber Ertrag im Biolandbau gleich doppelter Produktionsmitteleinsatz (Diesel) ist. Ergo - Umweltvergiftung schlechthin. Wenn Bio ehrlich sein soll, dann bitte nur noch mit Handarbeit. Bestensfalls noch mit Pferd. Dass ein Realitätsverlust bei den "Grünen" vorherrscht sieht man doch auch am Bier-Glyphosat-Skandal oder Urin, Muttermilch, Kinderkleidung.

Wie kommt Glyphosat ins Bier? Meine Antwort: höchstwahrscheinlich durchs Spülmittel der Flaschen in der Brauerei. Heutzutage hat man in jedem Spül- und Waschmittel das einigermaßen sauber wäscht (Biospülmittel sind damit ausgeschlossen) Phosphonate. Früher war es Phosphat, aber da das ja "Böse" ist (Phosphat im Wasser), nimmt man heutzutage Phosphonat her. Ist nämlich nicht so wasserlöslich. Dumm ist nur, das Glyphosat auch ein Phosphonat ist, versehen mit der Aminosäure Glycin. Dieses Glycin ist in jedem Organismus drin, ja sogar essentiell. Nimmt man dann noch den richtigen Test her findet man bestimmt AMPA, das Abbauprodukt von Glyphosat und man kann lauthals losschreien "Glyphosat im Bier, im Urin, in der Wäsche, in der Muttermilch". Zumindest beim Urin kann man hier dieses Muster erkennen. Der BUND hat in seinem Bericht "Glyphosat im Urin" (https://www.bund.net/umweltgifte/glyphosat/glyphosat-im-urin/) auf eine Studie verwiesen, die Glyphosat hätte beweisen sollen. In dieser Studie des medizinischen Labors Bremen (in Englisch)(https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/umweltgifte/glyphosat_urin_analyse.pdf) kamen sie aber zu dem Ergebnis, dass es auch Tenside sein könnten die diese Rückstände ergeben. Macht aber nichts, der BUND schreit trotzdem (wer liest schon eine Studie, noch dazu in Englisch bis zum Ende). Diese Studie ist somit eigentlich das gleiche Ergebnis wie die Antwort vom 27.09.2011 (http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/17/071/1707168.pdf) der Bundesregierung auf die "kleine" Anfrage der Grünen zu Glyphosat. Tenor: auf das Vorhanden sein besonders des Abbauproduktes AMPA kann nicht unbedingt auf Glyphosat geschlossen werden.

Unter Umständen sind es Phosphonate die heutzutage in großen Mengen auch anderweitig angewendet werden. Und hier kommt das perfide Verhalten der Grünen und entsprechender NGO's zutage. Hier wird künstlich eine Angst geschürt, die nüchtern betrachtet völlig daneben ist. Beim Bier kommt es auch zum tragen. Wie war das nochmal? Um den täglichen ADI-Wert von Glyphosat zu erreichen müsste ich 1.000 ltr. Bier trinken! Bei dieser Menge hat jeder normale Mensch doch schon 100mal eine Alkoholvergiftung. Bei dieser Menge bin ich doch schon mit normalem Wasser ertrunken. Also, wie perfide ist diese Argumentation der Grünen und ihrer Helfershelfer. Mögen sie meinetwegen tagtäglich 1000 Tote sterben, so sollten sie zumindest ihr Umfeld damit nicht belasten. Wie geschehen bei der Muttermilch, als Mütter zu stillen aufhörten. Vor diesem Hintergrund ist dieses Interview mit Herrn Hensel Gold wert, um mal wieder einiges ein bißchen ins Lot zu rücken. Eigentlich ist nur schade das es so spät kommt, bzw. so selten, denn es kann an und für sich nicht oft genug wiederholt werden.

Richtig interessant ist die Dieselgeschichte, diese Betrachtung war mir neu.

Edit: Ein paar Absätze willkürlich eingefügt zwecks besserer Lesbarkeit.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Sauropode am 11. Juli 2017, 14:42:30
Und was soll das?

https://www.reuters.com/article/us-glyphosate-cancer-data-specialreport-idUSKBN1951VZ?utm_campaign=Storylift+-+2GN84DOZ&utm_source=Storylift&utm_medium=2GN84DOZ&utm_content=A

Aus dem ersten Kommentar:

ZitatDer g´schundene Bauer, der fragt sich doch heut´, wie g´sundheitsbewusst so leben die Leut`. Sie rauchen und saufen und mancher gar kifft und suchen ausschließlich im Essen das Gift.

Kurz und präzise auf den Punkt gebracht.  ;D
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 29. November 2017, 17:50:00
Die Meute ist los:

Zitat"Anlässlich der Glyphosat-Debatte war aufgrund der hohen Nachfrage und durch die Vielzahl von Beleidigungen eine sachliche und zeitnahe Beantwortung der Beiträge nicht mehr möglich. Aus diesen Gründen und auch durch die Vielzahl strafrechtlich relevanter Inhalte wurde die Seite temporär vom Netz genommen."

http://meedia.de/2017/11/29/wegen-glyphosat-hass-landwirtschaftsminister-christian-schmidt-muss-facebook-seite-abschalten/
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: zerodivide am 30. November 2017, 17:22:08
Wie viele Arte Dokus solltet ihr euch so in letzter Zeit unbedingt anschauen?
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 30. November 2017, 17:35:50
Zitat von: zerodivide am 30. November 2017, 17:22:08
Wie viele Arte Dokus solltet ihr euch so in letzter Zeit unbedingt anschauen?

Eine. Die ganz tolle mit dem Aluhut-Tribunal.

Wenn wirklich mal etwas verbietenswert ist, kneift die EU natürlich ;): http://www.tagesschau.de/ausland/doener-103.html
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: LaDeesse am 26. September 2018, 10:14:47
Glyphosat und die Immunschwäche der Bienen
Ein weiterer Rückschlag für die Glyphosat-Verteidiger: In einer Studie hat man überzeugende Hinweise gefunden, wie das Unkrautvernichtungsmittel auch Honigbienen schädigt – und was Darmprobleme damit zu tun haben.
http://www.faz.net/aktuell/wissen/glyphosat-und-die-immunschwaeche-der-bienen-15805798.html

(nicht als Vorschlag für ds PSIRAMA gedacht)
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 26. September 2018, 11:24:10
Die Studie:

http://www.pnas.org/content/early/2018/09/18/1803880115

Die erste Frage in dem Zusammenhang, die ich gerne von der Presse gestellt sehen möchte ist: Wie und wieviel Glyphosat nimmt eine Biene überhaupt auf? In Europa wird ja üblicherweise vor der Aussaat gespritzt.

Nein, es ist wohl lukrativer, erst mal Panik zu verbreiten. Ich würde wirklich gerne reinen Gewissens behaupten können, dass bei großen Zeitungen ordentlicher Journalismus betrieben wird. Aber das ist leider keiner. Ich habe da auch kein präferiertes Ergebnis, was solche Studien betrifft. Entweder es gibt einen Nachweis der Schädigung oder es gibt keinen. Ob Bayer mehr oder weniger Roundup verkauft ist mir auch völlig egal. Aber hier wird die öffentliche Verurteilung ohne Abschätzung der Folgen vorgenommen, ohne Hintergründe und Zusammenhänge zu beleuchten.

Seit der Teufel tot ist, hat er in Glyphosat einen würdigen Nachfolger gefunden.

Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Nogro am 26. September 2018, 13:51:21
Zitat von: celsus am 26. September 2018, 11:24:10
Seit der Teufel tot ist, hat er in Glyphosat einen würdigen Nachfolger gefunden.
;D
Im Gen und im Atom aber auch.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: LaDeesse am 26. September 2018, 15:17:54
Zitat von: celsus am 26. September 2018, 11:24:10
Die erste Frage in dem Zusammenhang, die ich gerne von der Presse gestellt sehen möchte ist: Wie und wieviel Glyphosat nimmt eine Biene überhaupt auf? In Europa wird ja üblicherweise vor der Aussaat gespritzt.

Haben wir einen in dieser Frage kundigen Autor? Dann könnte das für uns eine Chance sein, indem wir es sind, die diese Frage stellen. Verbunden mit einer Kritik an der Zeitung, hinter der offenbar doch nicht ganz so kluge Köpfe stecken.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 26. September 2018, 16:18:19
Ich habe gerade eine Weile rumgesucht, aber dazu nichts passendes gefunden. In der zitierten Studie wurde Glyphosat gefüttert.

ZitatHundreds of adult worker bees were collected from a single hive, treated with either 5 mg/L glyphosate (G-5), 10 mg/L glyphosate (G-10) or sterile sucrose syrup (control) for 5 d, and returned to their original hive.

Vorhin argumentierte jemand, dass es ja offensichtlich sei, dass Bienen Glyphosat aufnehmen, sonst hätte es ja diese Klage nicht gegeben:

https://web.archive.org/web/20180612184915/http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/franzoesische-imker-zeigen-bayer-wegen-glyphosat-an-a-1211962.html

Daraus:

ZitatDie Imker vermuten, dass der Honig durch den Einsatz von Roundup auf benachbarten Raps- oder Rübenfeldern verunreinigt wurde.

Begreife ich nicht. Raps wird doch nicht mit Glyphosat besprüht, zumindest nicht in Europa, oder stimmt das so nicht? Auch bei den Rüben wäre das merkwürdig. Wir haben ja keine resistenten Pflanzen im Einsatz und die würden durch Glyphosat abgetötet.

Irgendwas passt da nicht zusammen.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Cornus am 26. September 2018, 19:55:15
Hier ist eine Stellungnahme von Bayer:
https://media.bayer.de/baynews/baynews.nsf/id/Bayer-Stellungnahme-zu-Glyphosat-und-Gesundheit-von-Honigbienenvoelkern?Open&parent=news-overview-category-search-de&ccm=020
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Cornus am 26. September 2018, 20:05:14
Zitat von: celsus am 26. September 2018, 16:18:19
Begreife ich nicht. Raps wird doch nicht mit Glyphosat besprüht, zumindest nicht in Europa, oder stimmt das so nicht? Auch bei den Rüben wäre das merkwürdig. Wir haben ja keine resistenten Pflanzen im Einsatz und die würden durch Glyphosat abgetötet.

Soweit ich weiß, werden vor der Raps- oder Rübenaussaat die Unkräuter auf dem Acker mit Glyphosat beseitigt.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 26. September 2018, 21:29:05
Zitat von: Cornus am 26. September 2018, 20:05:14Soweit ich weiß, werden vor der Raps- oder Rübenaussaat die Unkräuter auf dem Acker mit Glyphosat beseitigt.

So kenne ich das auch, zuletzt bei einem Vortrag von Susanne Günther gehört.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 26. September 2018, 22:57:22
Einer der wenigen sachlichen Texte:

ZitatAmerikanische Wissenschaftler schreiben erneut über Glyphosat - und alle Medien treiben die Sau durchs Dorf. Ohne Einordnen und kritisches Hinterfragen. Das ist symptomatisch für die Diskussion um Glyphosat und es ärgert mich.

Die US-Wissenschaftler haben die Honigbienen 5 Tage lang einer Zuckerlösung mit 5 beziehungsweise 10 mg/l Glyphosat ausgesetzt. Diese Dosis ist nach Einschätzung von Experten weit von dem entfernt, was Bienen natürlicherweise hierzulande in der Natur an Glyphosat aufnehmen können.
Diese Menge hat wenig mit der Praxis zu tun

Zum Vergleich: 2016 wurde ein Fall bekannt, bei dem 5 mg/kg Glyphosat in Honig gefunden wurde. Das dürfte der höchste gefundene Glyphosatwert im Zusammenhang mit Bienenfutter sein. Honig als Nahrung für die Bienen wäre hier in etwa mit der Zuckerlösung aus der Studie zu vergleichen, wobei sich Honig durch das Eindicken sogar noch stärker konzentriert.

Der Fund im Honig entstand damals aufgrund einer (durchaus kritisch zu sehenden) Sikkationsmaßnahme gegen blühende Kornblume in Getreide – also einem äußersten Grenzfall der praktischen Anwendung von Glyphosat.

https://www.agrarheute.com/pflanze/kommentar-glyphosatstudie-neue-sau-durchs-dorf-getrieben-548274

Kommt aber von der bösen Agrarmafia und ist deshalb ungültig.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Aluhut am 27. September 2018, 07:53:48
Zitat von: celsus am 26. September 2018, 22:57:22
Einer der wenigen sachlichen Texte:

Der aber an dem prinzipiellen Problem der meisten berichtenden Sekundärmedien krankt: Sie geben die Originalquelle nicht an. So ist jetzt erstmal Wühlarbeit angesagt.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Peiresc am 27. September 2018, 08:00:24
Das Referat in der FAZ bietet zumindest mal eine Wirkungshypothese an.

Das Problem ist nur: Hypothesen gehen 13 auf ein Dutzend, und sie ist einigermaßen verwickelt - will sagen, es ist ein Haufen von Zusatzannahmen erforderlich, die alle ein bisschen schwierig sein könnten. Eine bakterizide Wirkung von Glyphosat müsste man auch unabhängig von Bienen relativ leicht erforschen können. Da käme es aber nicht auf Dosen an, sondern auf die minimalen Hemmkonzentrationen (wenn ich mich recht entsinne), und ob die in der freien Wildbahn auch nur entfernt erreichbar wären.

Das wird die Glyphosat-Gegner aber nicht interessieren. Für die ist das sowieso gegessen, "hab' ich doch immer gesagt, die Industrie unterdrückt das."
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Kanitfastan am 11. Dezember 2018, 14:52:27
Das Thema ist wohl (in einschlägigen Kreisen) mindestens seit 2015 bekannt.
Einerseits:
"it is clear that tetraconazole (a fungicide), etoxazole (miticide), and glyphosate (a popular herbicide) have very minor or no acute toxicity to honey bees based on 48-h mortality data, with the results being supported by an additional week-long observation."
Andererseits:
"In summary, an increased abundance of sucking insects, particularly on cotton, may trigger frequent foliar sprays that may pose a risk to foraging honey bees in the field and negatively impact developing brood in hives through contaminated pollen."
Spray Toxicity and Risk Potential of 42 Commonly Used Formulations of Row Crop Pesticides to Adult Honey Bees (//http://), 9.2015

Generell halte ich die Sikkation/Abreifebeschleunigung (Schweiz Verbot (https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat#Schweiz_2)) für abzulehnen.
Fraglich ist m. E. ein Verbot / die Zulassung unter Berücksichtigung des Einflusses auf die Honigbiene in Zeiten des weltweiten Bienensterbens. Die Alternativ-Herbizide wirken wohl anders, stünde dann zu hoffen.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 11. Dezember 2018, 15:28:45
Zitat von: Kanitfastan am 11. Dezember 2018, 14:52:27Die Alternativ-Herbizide wirken wohl anders, stünde dann zu hoffen.

Welche denn?
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: ZKLP am 11. Dezember 2018, 21:00:59
.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Kanitfastan am 16. Dezember 2018, 17:58:00
Zitat von: celsus am 11. Dezember 2018, 15:28:45
Zitat von: Kanitfastan am 11. Dezember 2018, 14:52:27Die Alternativ-Herbizide wirken wohl anders, stünde dann zu hoffen.

Welche denn?
Keine Ahnung - meine Hoffnung stirbt zuletzt.

Seit kurzem scheint das o. erwähnte Indiz von 2015 durch eine andere Studie erhärtet:
Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees (https://www.pnas.org/content/115/41/10305) 9.11.2018
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: ZKLP am 16. Dezember 2018, 19:42:39
Zitat von: Kanitfastan am 16. Dezember 2018, 17:58:00
Seit kurzem scheint das o. erwähnte Indiz von 2015 durch eine andere Studie erhärtet:
Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees (https://www.pnas.org/content/115/41/10305) 9.11.2018

Wikipedia schreibt, die antibiotische Wirkung von G. sei seit 48 Jahren bekannt. M. soll ja sogar ein Patent darauf haben. Warum sollten Darminhalte von Bienen also davon verschont bleiben?
https://en.wikipedia.org/wiki/Glyphosate#Antimicrobial_activity
Ob eine Studie, die die Auswirkungen von Bohnen auf die menschliche Darmflora untersucht, auch zu Schnappatmung führen würde?

Übrigens wird obige Studie von Motta et al. seit September alle ~zwei Wochen als neue Sensation herumgereicht:
https://media.bayer.com/baynews/baynews.nsf/id/Bayer-statement-on-glyphosate-and-honey-bee-health
Welche neuen Erkenntnisse gab es dazu am 9. November 2018?

Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Sauropode am 16. Dezember 2018, 20:21:40
Zitatantibiotische Wirkung von G.

Evtl. ein Reserveantibiotikum?
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Kanitfastan am 16. Dezember 2018, 20:31:24
Mit mir kann man auch ohne Unterstellung imaginärer Schnappatmung kommunizieren.

Die Studie führt an:
"PNAS October 9, 2018 115 (41) 10305-10310; published ahead of print September 24, 2018 " -9.11. war mein Verschreiber.

Ich persönlich mache auch anderes als mich mit diesem Thema zu beschäftigen und habe diese Studie hier zur Diskussion gestellt, weil ich dachte, dies wäre hier unter rationaler Perspektive möglich.
Wenn jemand daraus etwas wissen will, muss er / sie das selbst lesen.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: ZKLP am 16. Dezember 2018, 20:54:05
Zitat von: Kanitfastan am 16. Dezember 2018, 20:31:24
Mit mir kann man auch ohne Unterstellung imaginärer Schnappatmung kommunizieren.

Das mit der Schnappatmung war eher allgemein gemeint, eben weil zur Zeit ständig irgendwo die Motta-Studie als tagesaktuell und revolutionär verkauft wird.
So wie die Medien mit dem Thema umgehen, könnte man den Eindruck gewinnen, dass im letzten Quartal mindestens fünf verschiedene Studien veröffentlicht wurden, von denen jede einzelne für ein wissenschaftlich begründetes Totalverbot von G. ausreichen würde. Tatsächlich handelt es sich aber meist um diese wenig spektakuläre Motta-Studie.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Zinkspray am 30. Dezember 2018, 07:08:46
ZitatFraglich ist m. E. ein Verbot / die Zulassung unter Berücksichtigung des Einflusses auf die Honigbiene in Zeiten des weltweiten Bienensterbens.
     

Das kann doch nicht dein Ernst sein. Wer das sogenannte "Bienensterben" auf die Honigbiene bezieht blamiert sich bei jedem Imker, der nicht komplett auf den Ökolügner-Zug aufgesprrungen ist, bis auf die Knochen.

Das ist das schlimmste an eigentlich leicht durchschaubarer Fehlinformation was es im letzten Jahrzehnt zu einem dominanten Thema in den Medien gebracht hat.

Da kann man schon mal ganz neu über die " Lügenpresse" nachdenken.

Bitte versuche einmal zu verstehen: Die Honigbiene ist ein Nutztier. Ihre Vermehrung und ihr Gedeihen liegen in der Verantwortung der Imker.

Sellbst bei schwersten Beeinträchtigungen der Umwelt wäre es unmöglich, dass die  Anzahl der Honigbienen ungewollt wegkippt.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: biomango am 30. Dezember 2018, 16:02:03
Zitat von: Zinkspray am 30. Dezember 2018, 07:08:46
Zitat
Sellbst bei schwersten Beeinträchtigungen der Umwelt wäre es unmöglich, dass die  Anzahl der Honigbienen ungewollt wegkippt.
Warum nicht ? Eine Seuche un dann ?
Manche Imker jammern  gern und haben ihren Prügelknaben wenns mal schiefläuft.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: sailor am 30. Dezember 2018, 18:25:24
Es gibt bereits mehrere "Seuchen", wobei die Varroamilbe unangefochten führt. Agrochemie wird zwar in Bienenprodukten nachgewiesen, allerdings immmer nur in Mengen, die um Größenordnungen unter LD50 liegen. Einen statistischen Zusammenhang zwischen Anzahl der gestorbenen Völker und Menge der nachgewiesenen Chemie hat man bisher nicht gefunden, die Korrelation ist deutlich ausgeprägter bezüglich unprofessioneller Hobbyimker. Bei diesen ist die Sterblichkeit am größten, wogegen professionelle Imker mit mehr Wissen, Schulungen und Bereitschaft, Bedingungen zu ändern die Sterblichkeit massiv drücken.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bienensterben (https://de.wikipedia.org/wiki/Bienensterben)
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Scipio am 30. Dezember 2018, 18:56:04
Nun ein Bienensterben als solches scheint es wohl nicht zu geben, aber wie sieht es mit dem Insektensterben aus?
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: sailor am 31. Dezember 2018, 13:32:10
Schwieriges Thema, da "Insekten" deutlich diversifizierter sind als Bienen allein. Da gibt es Wesen, die sehr enge Nischen bevölkern und daher auf jede Veränderung massiv reagieren.... und allrounder, die sich seit bald Mio Jahren an jede Änderung anpassen. Weiterhin gibt es Insekten, die durch den Menschen als dezidierte Schädlinge gesehen und bekämpft werden, auch und gerade in Mitteleuropa (Kartoffelkäfer, Borkenkäfer). Drittens sind da wetterbedingte Schwankungen, früher/gar kein Frost kann ne Menge beeinflussen, Niederschläge etcpp. Da ist soviel Komplexität drin, dass man "Artensterben" oder auch nur Populationsschwankungen überregional kaum auf einen Faktor zurückführen kann.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 05. April 2019, 20:05:07
Wozu braucht man Wissenschaft, wenn es Gerichte gibt ...?

ZitatEnde 2018 erkannte ein Luxemburger Gericht das Krebsleiden eines Klägers als Berufskrankheit an und stufte glyphosathaltige Herbizide als Risikofaktor ein. Luxemburgs Regierung war bereits 2017 gegen die EU-weite Zulassungsverlängerung für Glyphosat, jetzt greift sie zum Verbot.

https://www.deutschlandfunk.de/krebserkrankung-eines-klaegers-nach-glyphosat-urteil.697.de.html?dram:article_id=445589

Es hängt außerdem vom jeweiligen Richter ab:

ZitatWeil der Kläger den direkten kausalen Zusammenhang zwischen seiner Erkrankung und dem berufsbedingten Einsatz des glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittels nicht nachweisen konnte, entschied das Sozialgericht zunächst gegen ihn, erst in zweiter Instanz wendete sich das Blatt zugunsten des Klägers.

Belege oder gar Beweise sind überbewertet:

Zitat,,Es genügt, dass das Risiko besteht, dass es eventuell dadurch bedingt wird."

Das funktioniert natürlich nur mit grün-dlicher Vorarbeit:

ZitatWäre es in seinem Fall nicht um Glyphosat, sondern um ein anderes Unkrautvernichtungsmittel gegangen, ist sich Schonkert nicht sicher, ob bei den Richtern die gleiche Sensibilität vorgeherrscht hätte. Glyphosat sei – trotz gültiger Zulassung – mit einer Art Malus versehen.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: sailor am 05. April 2019, 20:46:16
Warum wird dann nicht endlich Tabak verboten? Dort ist die Korrelation vorhanden...
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 05. April 2019, 21:55:15
Zitat von: sailor am 05. April 2019, 20:46:16
Warum wird dann nicht endlich Tabak verboten? Dort ist die Korrelation vorhanden...

Oder Alkohol? Oder Verbrennungsmotoren. Das ist wohl alles systemrelevant.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: ZKLP am 06. April 2019, 01:21:25
Zitat von: celsus am 05. April 2019, 20:05:07
ZitatEnde 2018 erkannte ein Luxemburger Gericht das Krebsleiden eines Klägers als Berufskrankheit an und stufte glyphosathaltige Herbizide als Risikofaktor ein.

Ich hole mir gerne eine zweite Sicht ein, z.B.:

http://www.land.lu/page/article/755/334755/DEU/index.html
ZitatDabei ging es in der Verhandlung vor dem Conseil supérieur de la sécurité sociale nicht vordergründig um Spritzmittel, und das vieldiskutierte Glyphosat wird in dem Urteil nur an einer Stelle indirekt erwähnt, wenn von Roundup die Rede ist. In erster Linie entschieden die Richter, wie eine Bestimmung des Code de la sécurité sociale anzuwenden ist. Eigentlich ist die sehr versichertenfreundlich: Leidet jemand an einer Erkrankung, die in der Tabelle der Berufskrankheiten steht, und unterlag der Betreffende während seiner Arbeit einem ,,spezifischen Risiko", das zu der Erkrankung führen konnte, dann ist davon auszugehen, dass sie berufliche Ursachen hat. Dann ist es nicht am Versicherten, nachzuweisen, dass dem Risiko ausgesetzt gewesen zu sein, zu der Erkrankung führte. Sondern die für Berufskrankheiten zuständige Unfallversicherung müsste beweisen, dass dem nicht so war.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: sailor am 06. April 2019, 10:04:21
@ZKLP: Danke. Trotzdem schon schräg, weil "spezifisches Risiko" aus meiner Sicht ein quantifizierbares Risiko sein sollte. Sprich es sollte eine klare Korrelation zwischen Erkrankung und "Mitteleinsatz" nachweisbar sein. Rechtssicher zu beweisen, dass etwas kein "spezifisches Risiko" beinhaltet stelle ich mir nicht nur schwer in der Sache vor, sondern auch als eine Belastung für die Justiz. Denn jeder neue "Beweis" kann zu einer Neuauflage des Prozesses/der Prozesse führen. Auch wenn es sich bei diesem Fall nicht um Strafrecht handelt ist es aus meiner persönlichen Rechtsauffassung heraus doch fraglich, ob Zweifel an der Unschuld automatisch zu "Schuld" führen kann. Frei nach dem Motto: Wir können dem Angeklagten den Mord nicht nachweisen, aber weil wir dran glauben geht er in den Knast!
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Habra am 08. April 2019, 19:13:49
Steter Tropfen höhlt den Stein. So kann man die aktuelle Glyphosat"diskussion" betrachten.
In letzter Zeit erhalte ich bei den Problemstoffsammlungen immer mehr Roundup-Produkte, also Herbizide, bei denen bekannt ist, dass sie Glyphosat enthalten. (Seltsamerweise werden andere glyphosathaltige Herbizide für den Haus- und Kleingartengebrauch, von denen in Deutschland immerhin noch 37 ohne Roundup im Namen im Verkehr sind, eher nicht angeliefert. :gruebel)
Und alle Anlieferer halten es wirklich für Teufelszeug. Gut, meine Meinung dazu ist, dass Herbizide im Kleinstgarten eigentlich unnötig sind, für den Kleinstgarten und die Garageneinfahrt kann man immer noch auf das altbewährte Unkrautzupfen zurückgreifen.
Für Leute dagegen, die vom Verkauf ihrer Ernte leben müssen, ist Glyphosat zur Zeit wohl das einzige Mittel der Wahl zur am wenigsten umweltgefährdenden Unkrautbeseitigung.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: sailor am 08. April 2019, 19:37:07
Vieleicht sollte man ein Glyphosat-Verbot mit einem Jäte-Zwangsdienst für moralisch bewegte Großstädter verbinden: Du willst keine Chemie? Dann lege Hand an. Ist doch super, frische Luft, körperliche Bewegung und "was gutes für die Umwelt tun"!
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Sauropode am 08. April 2019, 19:41:01
Ich kenne das aus meiner Kindheit: Rüben verziehen. Dabei fing ich mir DEN Sonnenstich meines Lebens ein.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Harpo am 08. April 2019, 21:29:49
Zitat von: Habra am 08. April 2019, 19:13:49
Garageneinfahrt ... das altbewährte Unkrautzupfen

Ist das überhaupt noch erlaubt? Ohne Gasbrenner? :-\
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Habra am 08. April 2019, 21:49:34
Zitat von: Harpo am 08. April 2019, 21:29:49
Zitat von: Habra am 08. April 2019, 19:13:49
Garageneinfahrt ... das altbewährte Unkrautzupfen

Ist das überhaupt noch erlaubt? Ohne Gasbrenner? :-\

Keine Ahnung, ich hätte aber immerhin noch die Möglichkeit mit "Steinplattenreiniger" aus den 60iger Jahren (75% Natriumchlorat, 25% Natriumchlorid, natürlich nicht als Herbizid zu verwenden), die Einfahrt zu reinigen. Neulich noch einen 10 kg-Original-Eimer (natürlich ohne diese doofen orangefarbenen Symbole bzw. ohne die gelben auf die Spitze gestellten Quadrate) erhalten.  :teufel :teufel :teufel
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: MrSpock am 10. April 2019, 09:42:23
Essig in die Fugen der Pflastersteine zu schütten hilft auch gegen Unkraut. Riecht nur bei längerer Sonneneinstrahlung nur ein wenig streng.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Nogro am 10. April 2019, 10:24:33
Zitat von: MrSpock am 10. April 2019, 09:42:23
Essig in die Fugen der Pflastersteine zu schütten hilft auch gegen Unkraut.
Dann aber bitte nur sowas:
(https://www.pflanzotheke.de/bilder/detail/naturen-bio-unkrautfrei-m012722_h_0.jpg)
Verdünnter Essig für 9€/l  :grins2:
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Sauropode am 10. April 2019, 11:18:57
Es gibt auch getrockneten Pferdemist als Dünger zu kaufen. Ich glaub, ich mache da auch ein Geschäft auf, Pferdeäppel sind genug verfügbar.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Habra am 10. April 2019, 19:19:15
Zitat von: Nogro am 10. April 2019, 10:24:33
Zitat von: MrSpock am 10. April 2019, 09:42:23
Essig in die Fugen der Pflastersteine zu schütten hilft auch gegen Unkraut.
Dann aber bitte nur sowas:
(https://www.pflanzotheke.de/bilder/detail/naturen-bio-unkrautfrei-m012722_h_0.jpg)
Verdünnter Essig für 9€/l  :grins2:
Immerhin hat dieses Mittel eine Zulassung als Pflanzenschutzmittel, wo kämen wir hin, wenn jeder auf 10% verdünnte Essigessenz als Herbizid verwenden würde.
Übrigens gibt es dieses Mittel auch in Nichtbioqualität und hat als Wirksubstanz: Essigsäure 102g/l.
Die ganze zugelassene Palette unter diesem Markennamen enthält insgesamt 5 verschiedene Wirkstoffe (Rapsöl 17g/l, Essigsäure 102g/l, Eisen(III)phosphat, Rapsöl ca. 75%ig und Neem). :grins
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: celsus am 10. Oktober 2019, 11:48:23
"Bauer Willi" hat es versäumt, Glyphosat angemessen zu verteufeln. Höchste Zeit für die TAZ, ihn zu diskreditieren:

https://taz.de/Bauer-als-Chemie-Lobbyist/!5631848/

Sowas hat natürlich den Vorteil, dass man sich inhaltlich mit seinen Aussagen überhaupt nicht mehr auseinandersetzen muss.

Drei Tage zuvor:

ZitatBauer Willi @BauerWilli_org

Heute von @JostMaurinTAZ  Mail bekommen. Viele Fragen, meine Antwort: ja, ich habe bei Schering gearbeitet (bis 1990) ja, ich habe in der Zuckerindustrie gearbeitet (bis 2014) ja, ich bin ehrenamtlicher Vorstand einer Genossenschaft. Ja, ich bin Bauer. "Nur" im Nebenerwerb. Und?

https://twitter.com/BauerWilli_org/status/1181252616791248900



Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Zinkspray am 20. Oktober 2019, 13:55:14
https://m.youtube.com/watch?v=2K0TAphTfaI

>:( :(
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 20. Oktober 2019, 19:02:06
Wieso ziehst du so einen Flunsch? Ich finde den Beitrag von Mai Lab "gut" - wenn auch nicht "sehr gut".
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Zinkspray am 21. Oktober 2019, 21:50:35
Es ist das mildeste kritische Urteil das überhaupt möglich ist ohne faktisch falsch zu sein.

Es wird wichtiges Framing ausgelassen, man hat leichthin den Eindruck es ginge generell um die Frage "Krebs- ja oder nein". Und die Antwort sei "vielleicht"

Es wird ziemlich viel pseudoneutral geredet.

Die Kritik am IARC report wird als "Interpretationssache" dargestellt und alles darüber hinaus sei Spekulation.

Ich lese den Bericht und die verwendeten Studien jetzt selber nochmal. In anderer Berichterstattung wurde er durchaus schonmal als wissenschaftlich sehr schlecht bezeichnet und auch mit Zitaten untermauert, warum die Studrienergebnisse verzerrt wiedergegeben wurden.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: eLender am 21. Oktober 2019, 22:25:04
Zitat von: Zinkspray am 21. Oktober 2019, 21:50:35
Es ist das mildeste kritische Urteil das überhaupt möglich ist ohne faktisch falsch zu sein.

Ja, es werden komischerweise bestimmte, problematische Dinge nicht erähnt. Die Case-Control Studie, die scheinbar Hauptbelastungszeuge ist, wird nicht ganz korrekt wiedergegeben. Es wurden eben keine Fälle von rein Glyphosat-anwendenden Bauern betrachtet. Sowas geht kaum, da auch immer Hilfsstoffe und Mischpäparate verwendet werden. Das schränkt die Aussagekraft solcher Studien stark ein (Epidemiologie ist immer Kaffeesatzleserei). Das wurde auch kritisiert. Und nicht nur vom BfR. Sie erwähnt nicht, dass sämtliche Zulassungsbehörden, selbst die Fao, die Einschätzung des Iarc nicht teilen.

An sich macht sie das gut, will aber massenkompatibel sein. Da muss man eben auf möglichst viele zugehen. Knallharte Aufklärung ist das nicht.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 22. Oktober 2019, 05:46:15
Wie gesagt: Ich finde das Video gut - nicht sehr gut.

Einerseits stört es mich, dass sie nicht auf die früheren Untersuchungen eingegangen ist, die sich mit einer möglichen schädlichen Wirkung von Glyphosat auseinandergesetzt haben und die offenbar zu dem Schluss gekommen sind, dass man es als Unkrautsvernichtungsmittel relativ bedenkenlos einsetzen kann.

Und es scheint ja aktuell auch nur die IARC zu sein, die die "Kaffeesatzleserei" übertreibt.

Andererseits haut sie den Hysterikern auch nicht vor den Kopf. Das ist gut, weil man - wie bei jedem anderen kontroversen Thema auch - nur so die Leute erreichen kann. Andernfalls neigen diese nämlich zum Blockieren.

Deshalb halte ich ihren Hinweis, dass jede Art von Landwirtschaft eine massive Beeinträchtigung der Natur bedeutet, auch für sehr wichtig.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: duester am 22. Oktober 2019, 15:09:06
Zitat von: Schwuppdiwupp am 22. Oktober 2019, 05:46:15
Andererseits haut sie den Hysterikern auch nicht vor den Kopf. Das ist gut, weil man - wie bei jedem anderen kontroversen Thema auch - nur so die Leute erreichen kann. Andernfalls neigen diese nämlich zum Blockieren.

Ich bin in der Glyphosat-Diskussion nicht drin, aber das habe ich ähnlich gesehen. Gut fand' ich, dass es mehr um Studiendesigns, Validität, Signifikanz, multiples Testen etc. ging, weil das eher dazu beiträgt, dass die Leute selbst nachgucken können - und damit ist ja schon 'ne Menge erreicht, wenn die Leute selbst in die Studien gucken können und sehen, dass da eben nicht "Ooooh, mein Gott, wir werden ALLE stääärben" steht, sondern nur, dass in hoher Dosis, wenn man mehrere Organe durchtesten, nicht ausgeschlossen ist, dass unter ganz bestimmten Umständen usw.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: eLender am 22. Oktober 2019, 22:54:20
Ja, das war ja auch gar nicht so schlecht gemacht und sorgt bestimmt dafür, dass viele nicht mehr ganz so einseitig an das Thema rangehen. Da ich aber ein böser, pedantischer und disharmonischer Mensch bin, der ab und zu auch mal was Positives über seinen Sponsor absondern muss (damit die Bude mal wieder beheizt werden kann), muss ich ein wenig nachtreten. Die Studien, die Mai erwähnt, sind so wackelig, dass man sie kaum ernst nehmen kann.

ZitatAn additional limitation of the case control studies I read is that a very small fraction of non-Hodgkin lymphoma cases were actually exposed to glyphosate. For example, only 97 people (3.8% of the study population) had been exposed to glyphosate in the DeRoos (2003) study. Only 47 people (2.4% of the study population) had been exposed to glyphosate in the Eriksson (2008) study. These are very small numbers. To look at it another way, only about 3% of the non-Hodgkin lymphoma cases in most of the case control studies had actually been exposed to glyphosate, and therefore around 97% of non-Hodgkin lymphoma cases in these studies had nothing to do with glyphosate. So even if glyphosate does increase the risk for cancer, it seems to not be a major contributor to this type of cancer in the general population.
https://gmo.geneticliteracyproject.org/FAQ/is-glyphosate-roundup-dangerous/

Ich weis, das Thema ist sehr komplex, ich habe das auch nicht in aller Tiefe verfolgt. Wenn man es vereinfacht darstellt, kann man es leicht sehr verzerrt rüberbringen. Es ist eine sehr hohe Kunst, komplexe Sachverhalte knapp und verständlich zu vermittelt. Man gibt sich sehr viel Mühe und dann reicht eine Kleinigkeit, und das Bild hängt schief. Meinjanur.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: duester am 22. Oktober 2019, 23:08:30
Wenn es ihr gelungen ist, die Diskussion auf ein Niveau zu hieven, bei dem tatsächlich über Zahlen gesprochen wird und damit angefangen wird, dass die Studien wirklich auseinander genommen werden, dann hat sie einen sehr, sehr guten Job gemacht.  :2thumbs:
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: eLender am 22. Oktober 2019, 23:28:10
Zitat von: duester am 22. Oktober 2019, 23:08:30
Wenn es ihr gelungen ist, die Diskussion auf ein Niveau zu hieven, bei dem tatsächlich über Zahlen gesprochen wird und damit angefangen wird, dass die Studien wirklich auseinander genommen werden, dann hat sie einen sehr, sehr guten Job gemacht.  :2thumbs:
Ich fürchte, dafür ist es schon zu spät. Es soll ja möglichst schnell verboten werden: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/glyphosat-bundesregierung-plant-verbot-ab-ende-2023-a-1285204.html
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: Zinkspray am 05. Dezember 2019, 18:22:24
https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/glyphosat-studien-monsanto-101.html

Die öffentlich-rechtlichen können dieses Thema nicht.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: catweazle am 17. Februar 2020, 11:22:20
Die nächste Klage.
ZitatUS peach farmer wins $265 mln damages over Bayer, BASF herbicide
Dicamba ist wohl die nächste Cashcow für Anwälte und Klägergemeinschaften in den USA.
https://phys.org/news/2020-02-farmer-bayer-ag-basf-herbicide.html (https://phys.org/news/2020-02-farmer-bayer-ag-basf-herbicide.html)
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: ZKLP am 18. Februar 2020, 22:03:53
Zitat von: catweazle am 17. Februar 2020, 11:22:20
Dicamba ist wohl die nächste Cashcow für Anwälte und Klägergemeinschaften in den USA.

Ja, aber aus anderen Gründen. Wobei die Hintergründe weit komplexer sind als bei Glyphosat.
Die Problematik "Dicamba Drift" ist hier recht ausführlich beschrieben:
https://modernfarmer.com/2016/08/dicamba/


In Deutschland wird der Herbizid-Wirkstoff Dicamba übrigens auch reichlich verwendet. Einerseits von Eigenheim-Besitzern ("Rasen Unkraut-frei" aus dem Baumarkt) und Sportplatz-Betreibern. Mengenmäßig aber sicher viel mehr auf Maisäckern. Ein umfangreiches gesetzliches Regelwerk sorgt dabei dafür, dass keine Nachbarn durch Abdrift (Verwehen auf das Nachbargrundstück) geschädigt werden.
Dass dieser uralter Wirkstoff in den USA nun zu derartigen Problemen führt (und zwar über mehrere Jahre hinweg!), sagt einiges über den dortigen Umgang mit Gefahrstoffen aus.
Titel: Re: Glyphosat
Beitrag von: eLender am 22. März 2024, 23:37:44
Ein ganz interessanter Fund bzw. eine noch halbgare Hypothese: Glyphosat in den Gewässern stammt zum großen Teil gar nicht aus der Landwirtschaft (einer der Hauptargumente, das zu verbieten). Es entsünde eher in Kläranlagen, aus Hilfsstoffen in Waschmitteln (organische Phosphonate). Das geistert schon eine Weile durch den Äther, aber richtig belegt ist das nicht. Es würde allerdings ein paar Merkwürdigkeiten in den Beobachtungen erklären. Wenn dem so wäre, hätte das ziemlich starke Konsequenzen. Aber es gibt auch gute Gründe, dass das so nicht passiert. Hier ein Hörspiel ::)  zu der Sache, die zumind. gegen Ende auf diese Gegenargumente hinweist.

(Ich halte es übrigens für einen schlechten Still, sich zuerst an die Presse zu wenden, und dann erst den Gutachterprozess zu durchlaufen / die Studie zu veröffentlichen. Das machen eigentlich nur aktivistische Wissenschaftler)

ZitatWoher das Glyphosat in den Flüssen stammt

Ackergifte wie Glyphosat werden bei Regen von den Feldern in Bäche und Flüsse gespült. Doch Forschende fanden auch hohe Werte, wenn es lange nicht geregnet hatte. Das alles deutet darauf hin: Es muss noch eine andere, übersehene Quelle existieren.
https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=dira_DLF_180e4221