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Der Mollath-Prozess

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Begonnen von Plinius, 28. Juni 2014, 11:05:22

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Belbo

Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:07:49
@Belbo: und die Richterin muss Mollath und indirekt seinen Anwalt über die Strafprozessordnung aufklären...
ZitatDie Antwort von Richterin Elke Escher kommt prompt: Die Strafprozessordnung sehe die Anwesenheit eines Sachverständigen vor. Nedopil bleibt. Sie erklärt die Entscheidung allerdings sehr ausführlich und richtet sich mit freundlichen Worten an Mollath. Der solle das in keinster Weise persönlich nehmen.

So viel Popcorn kann man gar nicht rösten wie hier noch benötigt werden wird!  ;D

Gottseidank gibts Genmais  :teufel

pelacani

Zitat von: Plinius am 07. Juli 2014, 09:39:14
http://www.heute.de/wiederaufnahme-im-prozess-um-gustl-mollath-interview-mit-psychologe-und-gutacher-33906420.html

Ein bisschen schräg ist er aber drauf:
ZitatDenis Köhler: Was diesen Fall sehr schwierig und sicherlich besonders gemacht hat, war unter anderem der Umstand, dass Mollath mit einigen Gutachtern nicht gesprochen hat. Das ist auch sein Recht, aber ein Gutachten steht dann auf sehr wackeligen Beinen. Am Ende hat man im Grunde nur Fremdbefunde, die durchaus von sehr wechselnder Qualität sein können. Problematisch war auch, dass immer wieder verschiedene Gutachter eingeschaltet wurden und in diesem Zuge vier Gutachten angefertigt wurden, die sich teilweise auch noch sehr polemisch und negativ über die anderen Expertisen geäußert haben.

Wenn wir davon ausgehen, dass er die Gutachten Leipziger, Simmerl, Kröber und Pfäfflin meint, dann hat er Weinberger weggelassen, der in der Tat keinen ernstzunehmenden Beitrag geleistet hat, andererseits aber vom Generalbundesanwalt ernstgenommen worden ist. Köhler sagt nicht, wie er es verhindert hätte, ,,immer wieder verschiedene Gutachter" einzuschalten (Kröber, Pfäfflin und Weinberger waren Wunschgutachter des Herrn M.), was doch andererseits der lauten Forderung nach ,,unabhängiger Überprüfung" entspräche. ,,Fremdbefunde von sehr wechselnder Qualität" ist auch so eine Nebelbombe.

Für die interessierte Öffentlichkeit ist klar, dass er mit ,,polemisch" nur Kröber meinen kann, der sich ausführlich mit Simmerl befassen musste, aber für die Fachwelt kann er sich auf Weinberger herausreden.

Man sollte auch im Hinterkopf behalten, dass er hier nicht über sein eigenes, sondern über ein benachbartes Fachgebiet urteilt.

sweeper

@Belbo: mich wundert,dass Strate in Kenntnis der Strafprozessordnung nicht mäßigend auf seinen Mandanten einwirkt, sondern dessen Verstiegenheit noch anheizt, indem er ihn offiziell bestärkt (s.o.)


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Plinius

Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:27:03
@Belbo: mich wundert,dass Strate in Kenntnis der Strafprozessordnung nicht mäßigend auf seinen Mandanten einwirkt, sondern dessen Verstiegenheit noch anheizt, indem er ihn offiziell bestärkt (s.o.)

Mich wundert das gar nicht. Wer Strates Schriftsätze in der Causa Mollath gelesen hat, wird feststellen, dass ihm keine exotische Rechtsauffassung zu doof ist, um sie auf vielen Seiten auszubreiten und als zwingend hinzustellen.

pelacani

Zitat von: Plinius am 07. Juli 2014, 10:29:14
Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:27:03
@Belbo: mich wundert,dass Strate in Kenntnis der Strafprozessordnung nicht mäßigend auf seinen Mandanten einwirkt, sondern dessen Verstiegenheit noch anheizt, indem er ihn offiziell bestärkt (s.o.)

Mich wundert das gar nicht.

Mich auch nicht. Er wird das Gericht eher auslachen, wenn es sich von seiner Taktik ins Boxhorn jagen lässt. In gewisser Weise hat er Narrenfreiheit. Er kann mit 20 Anträgen scheitern, aber vielleicht ziehen ein oder zwei, die von vornherein ebenso aussichtslos gewesen sind. Auch die gönnerhafte Pose, die er dann einnehmen wird, kann man sich ausmalen.

Belbo

Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:27:03
@Belbo: mich wundert,dass Strate in Kenntnis der Strafprozessordnung nicht mäßigend auf seinen Mandanten einwirkt, sondern dessen Verstiegenheit noch anheizt, indem er ihn offiziell bestärkt (s.o.)

Ist zwar reine Spekulation, aber was bleibt nach dem ersten Verhandlungstag als Bild? Ein bemitleidenswertes Psychiatrieopfer, das nicht mal mehr die Anwesenheit eines Psychiaters ertragen kann, nach den furchtbaren Dingen die ihm angetan wurden. Ein paar Tränen hätten diesen Eindruck allerdings noch verstärkt.

sweeper

@Plinius:
Es besteht doch ein Unterschied, ob man im Vorfeld für die Sache seines Mandanten die Werbetrommel rührt oder ob man im Gerichtssaal an einer prozesstechnisch aussichtslosen Position festhält.

Das ist taktisch ungeschickt - wird womöglich Mollaths irrationalen Einschätzungen weiter Nahrung geben.
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pelacani

Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:42:45
Das ist taktisch ungeschickt - wird womöglich Mollaths irrationalen Einschätzungen weiter Nahrung geben.
Eine andere "Chance" hat er nicht, wenn das Ganze nicht ausgehen soll wie das Hornberger Schießen (die Sachlage ist doch letztlich klar, und "gedreht" werden kann sie nur mit allerlei Verbiegungen). Sein "Risiko" ist sehr gering, denn schließlich geht es eigentlich um - nichts. Und ich denke schon, dass Strate nicht völlig überblickt, was er tut.

sweeper

Der SPIEGEL-Artikel von Beate Lakotta ist jetzt online verfügbar - falls der Link hier noch nicht kam:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-101368199.html

Krimi-Gabi spuckt ja wieder Häme über Lapp & Lakotta. Ich tu mir den Müll nicht mehr an, das Drüberscrollen hat mir schon gereicht.
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Belbo

Zitat von: Pelacani am 07. Juli 2014, 10:49:39
Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:42:45
Das ist taktisch ungeschickt - wird womöglich Mollaths irrationalen Einschätzungen weiter Nahrung geben.
Eine andere "Chance" hat er nicht, wenn das Ganze nicht ausgehen soll wie das Hornberger Schießen (die Sachlage ist doch letztlich klar, und "gedreht" werden kann sie nur mit allerlei Verbiegungen). Sein "Risiko" ist sehr gering, denn schließlich geht es eigentlich um - nichts. Und ich denke schon, dass Strate nicht völlig überblickt, was er tut.

Aus dem angeklagten Reifenstecher und Frauenwürger ist, schwuppdiwupp, das Psychiatrieopfer geworden, läuft doch bisher gut für Strate. Täter-opferumkehr sozusagen.

sweeper

@Belbo:
Achwas! "Psychiatrieopfer" ist er öffentlich schon seit die "Süddeutsche" ihn dazu gemacht hat.
Bin gespannt, was jetzt passiert.
Nedopil bleibt künftig ganz regulär im Saal.
Nun kann Mollath sich weigern auszusagen.

http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/oberpfalz-bayern/artikel/mollath-prozess-konflikt-um-gutachter/1089067/mollath-prozess-konflikt-um-gutachter.html
ZitatOb sein Mandant aussagen wird, wisse er noch nicht, sagt Strate dem Journalistentross vor den Toren des Gerichts. "Es würde vieles leichter machen, wenn er aussagt."
Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass er sämtlichen Verhandlungstagen schweigend beiwohnt - das wäre doch nur der halbe Spaß!  ;)
Zitat@goalgetter32: Prof. Müller erklärt, dass Nedopil nicht  entfernt werden dürfe, weil sonst Revisionsgrund. :-(
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Plinius

Zitat von: Pelacani am 07. Juli 2014, 10:49:39
Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:42:45
Das ist taktisch ungeschickt - wird womöglich Mollaths irrationalen Einschätzungen weiter Nahrung geben.
Eine andere "Chance" hat er nicht, wenn das Ganze nicht ausgehen soll wie das Hornberger Schießen (die Sachlage ist doch letztlich klar, und "gedreht" werden kann sie nur mit allerlei Verbiegungen). Sein "Risiko" ist sehr gering, denn schließlich geht es eigentlich um - nichts. Und ich denke schon, dass Strate nicht völlig überblickt, was er tut.

Naja, es geht um Entschädigung und Rehabilitierung. Das ist nicht nichts.

pelacani

Zitat von: Plinius am 07. Juli 2014, 11:25:39
Zitat von: Pelacani am 07. Juli 2014, 10:49:39
Zitat von: sweeper am 07. Juli 2014, 10:42:45
Das ist taktisch ungeschickt - wird womöglich Mollaths irrationalen Einschätzungen weiter Nahrung geben.
Eine andere "Chance" hat er nicht, wenn das Ganze nicht ausgehen soll wie das Hornberger Schießen (die Sachlage ist doch letztlich klar, und "gedreht" werden kann sie nur mit allerlei Verbiegungen). Sein "Risiko" ist sehr gering, denn schließlich geht es eigentlich um - nichts. Und ich denke schon, dass Strate nicht völlig überblickt, was er tut.

Naja, es geht um Entschädigung und Rehabilitierung. Das ist nicht nichts.

Ich nehme den Halbsatz zurück. Bitte diese Fassung ins Protokoll aufnehmen: "Sein 'Risiko' ist sehr gering. Und ich denke schon, dass Strate nicht völlig überblickt, was er tut."

Belbo

Zitat@Belbo:
Achwas! "Psychiatrieopfer" ist er öffentlich schon seit die "Süddeutsche" ihn dazu gemacht hat.

Schon, allerdings darf dieser "Markenkern", auch nicht beschädigt werden, nicht dass womöglich noch ein Kind schreit: "Der ist ja nackt!".

sweeper

Zusammenfassung des ersten Prozesstages unter Berücksichtigung der Beweisanträge der Verteidigung:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/wiederaufnahme-in-regensburg-prozessauftakt-endet-mit-streit-um-mollath-gutachter-1.1996723
ZitatIn den Anträgen, die Mollaths Verteidiger Gerhard Strate zuvor vorgetragen hat, geht es um Aussagen von Bankmitarbeitern, die Mollaths Schwarzgeldvorwürfe untermauern sollen. Für die Staatsanwaltschaft könnten diese Unterlagen nur in zweierlei Hinsicht wichtig sein. Nämlich dann, wenn damit die Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin Petra M., Mollaths Exfrau, belegt werden könne. Oder aber für die Frage, ob bestimmte Verhaltensweisen Mollaths in den Jahren 2001 bis 2006 von wahnhaften Verhaltem geleitet waren.

Die Staatsanwaltschaft erwartet aus den Beweisanträgen jedoch keine Aussage darüber, ob Mollath die ihm zur Last gelegten Taten tatsächlich begangen hat. Der Nebenklageanwalt fasst sich noch kürzer. Die Anträge seien bereits jetzt zu verwerfen, über die Glaubwürdigkeit seiner Mandantin würden sie nichts aussagen. Und ob Wahnhaftigkeit vorliege, sei hier nicht der Punkt. Dann geht es zackig weiter. Richterin Elke Escher sagt, über die Beweisanträge müsse nicht "ad hoc" entschieden werden. Das Gericht vertagt sich auf Dienstag, 13.30 Uhr.
Daraus lässt sich entnehmen, dass die Taktik der Verteidigung nicht aufgehen wird, die gegen Mollath erhobenen Vorwürfe der Körperverletzung mit Spekulationen über behauptete Schwarzgeldgeschäfte seiner Ex zu vermischen und zu relativieren.
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