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Gutmenschliche Bigotterie

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Begonnen von uran, 20. Juni 2014, 17:53:28

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MrSpock

Ein Gutmensch ist eine Person, die vermeintlich gutes tut und dafür Anerkennung fordert - sich aber jegliche Kritik an seinem Verhalten verbittet.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Robert

Zitat von: Belbo am 24. Juni 2014, 08:24:23
Zitat von: Typee am 24. Juni 2014, 08:17:24
Zitat von: Belbo am 24. Juni 2014, 07:53:41
Sind eigentlich Menschen, die in missionarischem Eifer, andere Menschen von der Überlegenheit wissenschaftlicher Methodik überzeugen wollen, Gutmenschen?  :angel:

Nach meiner Def. könnte das der Fall sein, muss aber nicht. Eifer ist nicht das Kriterium des Gutmenschen, sondern der Nervensäge.

Muss ein Gutmensch nicht zuerst mal Optimist sein, indem er glaubt er könne die positiv Welt verändern, und bdas Problem fängt an wenn ihm die Kriterien der Bewertung was nun positiv ist durcheinandergeraten und er zudem ein gewisses Sendungsbewusstsein entwickelt.

Sehe ich nicht so. Kann, muss aber nicht. Viele sind Kulturpessimisten, und ihr Verhalten zeugt eher von der Art Buße/Ablasshandel. Für mich sind eher die speudoreligiösen Komponenten einschlägig.

Conina

Zitat von: MrSpock am 24. Juni 2014, 09:17:57
Ein Gutmensch ist eine Person, die vermeintlich gutes tut und dafür Anerkennung fordert - sich aber jegliche Kritik an seinem Verhalten verbittet.

Die werden schon kommen, wenn wir den nächsten Novoartikel im Blog haben.  ;D
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Belbo

 :teufel
Zitat von: Conina am 24. Juni 2014, 09:54:57
Zitat von: MrSpock am 24. Juni 2014, 09:17:57
Ein Gutmensch ist eine Person, die vermeintlich gutes tut und dafür Anerkennung fordert - sich aber jegliche Kritik an seinem Verhalten verbittet.

Die werden schon kommen, wenn wir den nächsten Novoartikel im Blog haben.  ;D

Plädoyer für das Essen lebender Tiere? :teufel

Yadgar

Hi(gh)!

Ich habe es 2006 im "Assoziations-Blaster" einmal so formuliert:

Das Gegenteil von »Gutmensch« ist der die neoliberal-neurechten Latrinenparolen von »Focus« und »Welt« bewusstlos nachbrabbelnde Viertelgebildete, der Umweltschutz auch nach über 30 Jahren Ökologiebewegung immer noch für eine neo-bolschewistische Verschwörung gegen den Standort Deutschland hält, der beschränkt und paranoid genug ist, angesichts öffentlicher Forderungen nach rechtlicher Gleichstellung Homosexueller von der angeblich bevorstehenden »Zwangsverschwulung« der Gesellschaft zu delirieren...

Für den typischen Anti-Gutmenschen, häufig ein mehr oder weniger unkündbarer Angestellter im öffentlichen Dienst oder gar Beamter, sind Arbeitnehmer grundsätzlich überbezahlt und großenteils sowieso überflüssig, man selbst hingegen chronisch ungerecht behandelt. Ist er Unternehmer, dann singt er selbstredend das Hohelied der freien Marktwirtschaft - aber wehe, die Subventionen für die eigene Branche stehen auch nur zur Diskussion!

Arbeitslose sind in den Augen des Anti-Gutmenschen nichts als Parasiten... zumindest, so lange er nicht selbst seinen Job verliert.

In seiner radikalen Variante ist der Anti-Gutmensch nichts anderes als ein ewiggestriger, erkenntnisresistenter Rechtsextremist, der seine Dummheit und Menschenverachtung irrtümlicherweise in den Adelsstand couragierten intellektuellen Nonkonformismus erhoben sieht - Tag für Tag in de.talk.tagesgeschehen und de.soc.politik.misc zu besichtigen. Es ist kaum übertrieben zu behaupten, das für den radikalen Anti-Gutmenschen die Begriffe »Gutmensch« oder auch »68er« nicht anderes als ein strafrechtlich unbedenkliches Synonym für »Jude[nsau]« darstellen.

Fazit: wer gegen »Gutmenschen« polemisiert, dem geht es in den allermeisten Fällen nicht um legitime (und nötige!) Kritik an Inkonsequenz und Heuchelei im linken Milieu, sondern darum, seinem eigenen geistigen Kleingärtnertum, seiner Borniertheit, Ignoranz oder auch unverhohlener Menschenverachtung den Glorienschein moralischer Überlegenheit zu verleihen.

...oder auch 2014, aus Anlass des Aufstieges der AfD:

Bösmenschenpartei

...eine Partei, deren Politiker nie ohne Zigarette im Mundwinkel Interviews geben, die Freiheit für Anders Breivik, aber dafür geschlossene Hungerlager für Hartz-IV-Empfänger fordert, für deren Kanzlerkandidaten es Ehrensache ist, nach einer langen Sitzung im Ortsverband auch schon mal mit 2 Promille Alkohol in den BMW zu steigen und den einen oder anderen Fahrrad-Öko zu Brei zu fahren und der öffentlich zu Protokoll gibt: ICH BIN EIN ARSCHLOCH, UND DAS IST GUT SO", nachdem er publikumswirksam vor laufender Kamera seiner Frau das Nasenbein eingeschlagen hat... wenn das Internet ein 1:1-Abbild der richtigen Welt wäre, würde diese Partei es mühelos über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, würde schlimmstenfalls sogar den Fü... äh, Bundeskanzler stellen! Heiööööööööööööööööööööööööööööööööööööööl!!!!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Groucho

Mit welcher Motorsäge machst Du Deine Holzschnitte denn so?  :grins2:

Robert

Aus den Latrinenparolen von der "Jungen Welt" und dem "Neuen Deutschland" nachgebrabbelt.


Typee

Ja, richtig: das "Gegenteil" des Gutmenschen mag das wohl sein, "der die neoliberal-neurechten Latrinenparolen von »Focus« und »Welt« bewusstlos nachbrabbelnde Viertelgebildete". Und? Was folgt daraus? Dass man nur "Gutmensch" oder "viertelgebildeter Latrinenparoleur" sein kann? Ich verstehe das seltsame ent oder weder nicht.

The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

F. A. Mesmer

ZitatWeitere Unwörter für das Jahr 2011:

Gutmensch

Begründung: Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ,,guten Menschen" in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren. Ähnlich wie der meist ebenfalls in diffamierender Absicht gebrauchte Ausdruck Wutbürger widerspricht der abwertend verwendete Ausdruck Gutmensch Grundprinzipien der Demokratie, zu denen die notwendige Orientierung politischen Handelns an ethischen Prinzipien und das Ideal der Aushandlung gemeinsamer gesellschaftlicher Wertorientierungen in rationaler Diskussion gehören. Der Ausdruck wird zwar schon seit 20 Jahren in der hier gerügten Weise benutzt. Im Jahr 2011 ist er aber in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten einflussreich geworden und hat somit sein Diffamierungspotential als Kampfbegriff gegen Andersdenkende verstärkt entfaltet.
Hervorhebungen im Original. Quelle.

Groucho

Was ist eigentlich neoliberal-neurechts? Ist das sowas wie eine runde Ecke?

Conina

Nee, das ist aus der aktuellen Bibelübersetzung:

Und ich trat an den Sand des Meeres und sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner, war neoliberal-neurechts, und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung.

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

pelacani

Conina, ich habe das Gefühl, Du nimmst das Thema nicht ernst genug.

Robert

Neoliberal ist die Bezeichnung für alle, die nicht links-grün sind. Eine Art Schimpfwort für den neuen Klassenfeind.

Conina

Zitat von: Pelacani am 18. Juli 2014, 10:21:19
Conina, ich habe das Gefühl, Du nimmst das Thema nicht ernst genug.

Nö nö, der neue Papst ist doch auch so ein linker Kapitalismuskritiker.

Das passt schon.  ;D ;D ;D

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

F. A. Mesmer

Zitat von: Robert am 18. Juli 2014, 10:21:34
Neoliberal ist die Bezeichnung für alle, die nicht links-grün sind. Eine Art Schimpfwort für den neuen Klassenfeind.
nicht ganz.

Neoliberal ist diejenige Spielart des Kapitalismus, die man ansonsten auch Marktfundamentalismus nennen kann, historisch insbesondere Thatcherismus oder Reagonomics, anderes lasse ich mal weg, weil es die Diskussion unnötig verbreitet.
Im Kapitalismus angelsächsischer Prägung wird das Kapital über die Marktfunktion der Börse organisiert, entsprechend ist alles auf diese ausgerichtet. Wohl und Wehe hängen vom Aktienkurs ab - anders als im rheinischen Korporatismus, der allerdings auch nach dem Bekunden seiner Erfinder neoliberal ist, aber eben nicht so extrem, wie die andere Spielart.
Alles und jedes ist ein Produkt (Stichwort "ich-AG") und wird auf seine Markttauglichkeit geratet.  Der Nutzen einer Ehe ist ökonomisiert, ebenso, ob die Frage, ob jemand kriminell wird (Stichwort: Gary S. Becker). Es gibt keine Gesellschaft, sondern nur Individuen (M. Thatcher), wie es auch keinen Wald gibt, sondern nur Bäume (V. Pispers).
Der Markt hat immer Recht. Sollte der Markt versagen, dann versagt nicht der Markt, sondern er ist nicht genug liberalisiert und wird nur vom Staat am freien Walten gehindert. Der Markt macht keine Fehler. Der Staat durchaus.

Mittlerweile gibt es hierzu massig Literatur. Der Sommer hat ja erst angefangen, da lohnt es sich, ein wirtschaftstheoretische Schmöker mit in den Urlaub zu nehmen.
Wirtschaftsgeschichte ist auch ein bereichernded Feld. Mittlerweile hervorragend dokumentiert, in welche Gesellschaftsformen die Chicago Boys ihre Grenznutzenlehre überführen konnten und es freilich auch taten.

Um dem weiteren Diskussionsverlauf vorzugreifen:
Selbstredend ist das alles nur linke/katholische/utopisten/Idealisten-/Gutmensch- Kapitalismuskritik, schließlich kann man den Kapitalismus nicht kritisieren ohne links zu sein, oder links-rechts bzw. lechts-rinks. Wissenschaftlich schon garnicht. Und wer sich in seiner Kritik daran aus demokratischer Perspektive versucht, der betreibt höchstens linke Agitation, aber keine Wissenschaft...