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Psiram - Kein Herz für Verlierer

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Begonnen von BasementBoi, 20. Mai 2014, 17:57:35

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Wolleren

Zitat von: Typee am 03. Juli 2015, 19:26:12
Zitatwiderlege sie: mit ihren eigenen Mitteln, mit wissenschaftlicher Methodik

Da könnte ein grundlegendes Missverständnis vorliegen. Diese Theorien haben sich gegen Widerlegungen ähnlich immunisiert, wie es die Psychoanalyse immer getan hat: die Kritik wird als Teil des Defizits interpretiert. Damit verfehlt das ganze aber das Kriterium der Widerlegbarkeit.

Aber ach weh, Poppers Lehre ist ja selbst nur konstruiert - und so geht das immer fort...
Mit etwas Textarbeit kann man das ja bestimmt belegen :). Und damit die Nachvollziehbarkeit in einem psiram-Artikel gewährleisten.

Um den Irrsinn zu illustrieren, könnte man z.B. plausibel machen, dass Judith Butler selbst durch und durch konstruiert ist. Aus patriarchalischen Genen, äh, Sprechakten. So irgendwie halt.
"Widerlegung" kann also nicht als Popperscher Begriff gemeint sein. Man kann ja auch Religion nicht widerlegen. Macht nichts, eine Immunisierungsstrategie ist geradezu ein Qualifikationskriterium fürs psiram-wiki.

BasementBoi

Zitat von: Isaac am 02. Juli 2015, 19:41:01
Das Zitat war ohne weiteres erkennbar, auch wenn die Kennzeichnung dürftig war. Du brauchst Dich also nicht als Kölner Depp angesprochen zu fühlen.
Ich sage Dir gern was Du tun sollst: Du sollst diese Methodik (Dekonstruktivismus) und alles was daraus erwächst, für gefährlichen Quatsch halten

Damit macht man es sich vielleicht etwas zu einfach. Was der Dekonstruktivismus eventuell geleistet hat, ist binäres denken zu hinterfragen und ein Bewußtsein dafür zu schaffen, wie Sprache Wirklichkeit prägt.
Konkrete Beispiele wären z.B. starre Geschlechterkategorien aufzulösen, die wenig die wirkliche Natur repräsentieren.
Das Problem ist, das diese philosophische Strömung auch denen eine intellektuelle Rechtfertigung gibt, die die Wissenschaft hassen.

Siehe Professor Ulrich Kutschera dazu:

https://evidentist.wordpress.com/2015/04/28/gender-pseudowissenschaft-und-der-hpd/

ZitatAber Du willst bestimmt einen Grund dafür. Judith Butler ist nicht gerade doof. Lerne sie verstehen und widerlege sie: mit ihren eigenen Mitteln, mit wissenschaftlicher Methodik, von der Grundlage her, von der Wirkung her, von der Ethik her, von der praktischen Relevanz her, kannst alles ausprobieren. Das Ergebnis kannst Du hier gerne posten. Wie angedeutet, Kopfschütteln über offensichtlich falsche Aussagen mit anschließendem Schenkelklopfen reicht nicht als Argumentation.

Butler schreibt ja keine streng wissenschaftlichen Arbeiten sondern ist Philosophin.
Deshalb würde eine 'Widerlegung' im eigentlichen Sinne gar nicht gelingen. Was dem Dekonstruktivismus eigen ist, ist ein extremer Erkenntnisskeptizismus und Skeptizismus gegenüber den Tatsachen und der Wahrheit.
Wer glauben will, das die Welt nur eine Computersimulation ist (diese logische Möglichleit besteht), und die Sprache diese Welt erschafft, der glaubt das eben, egal wie viele Argumente dagegen sprechen .

Wolleren


BasementBoi

Zitat von: Isaac am 05. Juli 2015, 00:11:33
Dann eben nicht.

Es gibt schon eine ganze Reihe von Literatur die sich kritisch mit 'postrukturalistischer' Philosophie befasst.
Das ist aber etwas ganz anderes, als irgendwelche alternativen Heilmethoden zu widerlegen.

Belbo

Müssten nicht, zu Ende gedacht, die Dekonstruktivisten zu allererst den Dekonstruktivismus dekonstruieren?

Wolleren

Vergessen hatte ich leider:
ZitatDas Problem ist, das diese philosophische Strömung auch denen eine intellektuelle Rechtfertigung gibt, die die Wissenschaft hassen.
Das halte ich für etwas richtig, aber zu kurz gegriffen.

Zitat von: BasementBoi am 05. Juli 2015, 03:07:49
Zitat von: Isaac am 05. Juli 2015, 00:11:33
Dann eben nicht.

Es gibt schon eine ganze Reihe von Literatur die sich kritisch mit 'postrukturalistischer' Philosophie befasst.
Das ist aber etwas ganz anderes, als irgendwelche alternativen Heilmethoden zu widerlegen.
Du wiederholst das, was ich von Anfang an geschrieben hatte, und schiebst es mir zurück?! Lern halt lesen.

Aber danke für den Hinweis auf das "binäre Denken": der alte Esotraum, den Popanz "binäres Denken" zu hinterfragen, findet also seine Realisierung im Dekonstruktivismus? Sehr nett, hast Du eine Quelle?

BasementBoi

Zitat von: Belbo am 05. Juli 2015, 08:26:48
Müssten nicht, zu Ende gedacht, die Dekonstruktivisten zu allererst den Dekonstruktivismus dekonstruieren?

"Dieser Status ist vergleichbar mit der vermeintlich postmodernen Aussage, es gäbe keine Wahrheit.
Ihr Paradox liegt darin, mit der Ablehnung einer Wahrheit selbst eine zu formulieren, selbst wenn es nur diese verneinende Behauptung ist. Die différance und mit ihr Derrida reflektiert dieses Problem sehr genau und ist darum bemüht, die buchstäbliche Unmöglichkeit der eigenen Perspektive kenntlich zu machen." R. Feustel - Die Kunst des verschiebens

Ja, das wird da reflektiert...

BasementBoi

Zitat von: Isaac am 05. Juli 2015, 09:23:11
Vergessen hatte ich leider:
ZitatDas Problem ist, das diese philosophische Strömung auch denen eine intellektuelle Rechtfertigung gibt, die die Wissenschaft hassen.
Das halte ich für etwas richtig, aber zu kurz gegriffen.

Zitat von: BasementBoi am 05. Juli 2015, 03:07:49
Zitat von: Isaac am 05. Juli 2015, 00:11:33
Dann eben nicht.

Es gibt schon eine ganze Reihe von Literatur die sich kritisch mit 'postrukturalistischer' Philosophie befasst.
Das ist aber etwas ganz anderes, als irgendwelche alternativen Heilmethoden zu widerlegen.
Du wiederholst das, was ich von Anfang an geschrieben hatte, und schiebst es mir zurück?! Lern halt lesen.

Aber danke für den Hinweis auf das "binäre Denken": der alte Esotraum, den Popanz "binäres Denken" zu hinterfragen, findet also seine Realisierung im Dekonstruktivismus? Sehr nett, hast Du eine Quelle?

Das Feustel Buch, das ich schon mehrmals zitiert habe, gibt einen für Laien verständlichen Überblick.
Viele dekonstruktivistische Einwände gegen die Wissenschaft werden dort genauer erörtert.
Interessant finde ich, wie einige von diesen Argumenten auch in C. Bördleins Buch vom 'sockenfressenden Waschmaschinenmoster' aufgegriffen werden.

"Wenn aber darauf insistiert wird, dass einige der begrifflichen Oppositionen nicht so lässig funktionieren, dass Sex nicht immer Sex war und Erotik gewissermaßen immer schon »schwul«, verschiebt sich die Bedeutung von Homosexualität. Sie löst sich aus dem Griff einer naturalistischen Ordnung der Sexualität, die Körperpraktiken an Fortpflanzung bindet und damit hetero zur natürlichen Norm erklärt. Eine dekonstruktive Perspektive lässt es nicht zu, Homosexualität als problematisch, deviant, abnorm oder gar krank zu verkaufen" -R. Feustel

Wolleren

Gut, danke, dann sehe ich mir mal den Feustel an. Aus Erfahrung klug: Der "Erfinder" ist als Quelle immer scheiße, lies, was die Nachfolger draus gemacht haben.

BasementBoi

Was haltet Ihr denn von diesem Thread? Rationality for everyone. Wie weit bin ich denn da herangekommen?

BasementBoi

Ich habe etwas interessantes gelesen, was ich gern zur Diskussion stellen möchte:

"Alles Biologie? Geschlechterforschung interveniert seit 40 Jahren

Die Frauen- und Geschlechterforschung entstand vor circa 40 Jahren – vor allem anlässlich eines auffälligen Befundes, der für alle wissenschaftlichen Disziplinen gleichermaßen festgestellt wurde: wissenschaftliche Perspektiven, Inhalte und Theorien entsprachen nicht dem Anspruch, umfassende Erkenntnisse über die jeweiligen fachspezifischen Gegenstände zu liefern.

Stattdessen waren die wissenschaftlichen Aussagen einseitig und ideologisch verzerrt aus Sicht derjenigen gesellschaftlichen Gruppe formuliert, die seit Jahrhunderten die Möglichkeit hatte, wissenschaftlich tätig zu sein – europäische Männer der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht. So war zum Beispiel der sozialwissenschaftliche Begriff der Arbeit ausschließlich auf Lohnarbeit bezogen gewesen. Die gesellschaftlich notwendige Haus- und Reproduktionsarbeit blieb außer Acht."


http://www.tagesspiegel.de/wissen/serie-gender-in-der-forschung-2-das-biologische-ist-auch-sozial/12288880.html

Auch die Erkenntnisse der Physik, Chemie etc. sind ideologische Konstrukte von Männern, sagt die Biologin und Genderforscherin Kerstin Palm.

Groucho

Zitat von: BasementBoi am 08. September 2015, 22:37:37
Auch die Erkenntnisse der Physik, Chemie etc. sind ideologische Konstrukte von Männern, sagt die Biologin und Genderforscherin Kerstin Palm.

... und diese Aussage der Kerstin Palm ist ein ideologisches Konstrukt einer Genderforscherin. Dieser solipsistische Kreisel soll jetzt interessant sein? Ob ihr langweilig ist?

RächerDerVerderbten

ZitatDas Problem: Für Grundlagenforschung in der Genetik, Zellbiologie, Biochemie usw. werden fast ausschließlich männliche Organismen als Standardorganismen eingesetzt. Das betrifft sowohl die Versuchstiere als auch menschliche Testpersonen.

Kann ich fast gar nicht glauben.

Wenn dem doch so sein söllte:
Bitte in Zukunft mehr weibliche Mäuse in den Labormixer werfen.
If the only thing keeping a person decent is the expectation of divine reward, brother, that person is a piece of shit. Rusty Cohle

Sauropode

Soweit meine Erfahrungen reichen, ist das mit den Versuchstieren Bullshit. Bei den klinischen Studien am Menschen sieht das anders aus, da scheinen sich die Freiwilligen eher aus der männlichen Bevölkerung zu rekrutieren. Also, werte Frau Palm, auch sie können dazu beitragen, dieses Ungleichgewicht zu beseitgen.

ajki

Zitat von: BasementBoi am 08. September 2015, 22:37:37
Auch die Erkenntnisse der Physik, Chemie etc. sind ideologische Konstrukte von Männern, sagt die Biologin und Genderforscherin Kerstin Palm.

(Es ist mindestens ungesichert, ob dieser Satz tatsächlich in dieser Form einer Frau Palm zugerechnet werden kann. Wenn man nach Palm-Material im "Meta"-Bereich sucht, findet man z.B. einen Beitrag der Dame in einer Aufsatzsammlung, aus der sich eine solche Behauptung genau *nicht* belegen ließe - aber sei's drum. Es gibt ja möglicherweise - und nichts ist unmöglich auf diesem weiten Feld - irgendwelche Personen, die tatsächlich und in praktischer Hinsicht eine solche Meinung dezidiert vertreten.)

Man kann solche Hypothesen aufstellen. Es ist nicht "verboten". Und "man wird das ja wohl noch sagen dürfen". Ob irgendjemand das auch sagen *sollte*, ist allerdings dann eine Frage, die sich nur durch rigide Untersuchung beantworten läßt. Zum Beispiel darf man (offensichtlich; auch "heute" noch) behaupten, eine (irgendwie definierte) "Allopathie" könne nicht (irgendwie definiert) "heilen", während hingegen eine (irgendwie definierte) "Homöopathie" dies könne. Aber man *sollte* das nicht behaupten, weil es nun seit rund 200 Jahren keinen erfolgreichen Beleg gab, diese Vorab-Behauptung auch zu untermauern. Man "darf" also sagen, "sollte" aber nicht.

Wenn Personen die obige Behauptung aufstellen, dann sind sie auf jeden Fall intensiv gefordert. Sie müßten für die Disziplinen, für die sie für ihre Behauptung Geltung beanspruchen, die "Falschheit" oder mindestens "Unvollständigkeit" belegen. Hinsichtlich der "Unvollständigkeit" könnten sie nach "heutigem" Kenntnisstand der Meinung sein, sie hätten dies schon "bewiesen" (indem sie den Metabereich einer Disziplin als zur Disziplin zugehörig betrachten und "Forscher" mit "Beforschtem" gleichsetzen). Das dürfte nach allgemeinem Verständnis jedoch noch lange nicht hinlänglich sein. Letztlich müssen solche behauptenden Personen sich nach "40" Jahren (oder wieviele es mittlerweile sein mögen) selbst hinsichtlich nur einer "Unvollständigkeit" auf positive Ergebnisse abstützen können - also auf einen erkennbaren Zugewinn an materialem Wissen in einer Disziplin durch anreichernde Ausweitung über irgendeinen "Sex/Gender"-Zusammenhang. Wenn solche Personen das nicht können, dann *sollten* sie solche Behauptungen nicht aufstellen (öffentlich). Wenn die behauptete "Falschheit"/"Unvollständigkeit" schon falsifiziert wurde (und ich für meinen rein persönlichen Teil bewerte es in den genannten Disziplinen so), dann sollten solche Personen auch privatim nicht mehr an solche Behauptungen "glauben". Aber was Leute im Privaten meinen, ist natürlich immer ihre eigene Sache.
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