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Scipio fragt

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Begonnen von Scipio, 02. Mai 2014, 21:52:27

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Scipio

Hallo Leute,

nach einer Idee von Groucho eröffne ich hiermit meinen Faden "Scipio fragt". Hier möchte ich so nach und nach die Fragen einstellen, welche mich Tag aus Tag ein beschäftigen. Manchmal überfallen sie mich regelrecht und ich muss ihnen einfach nachgehen. Ruhe habe ich erst dann wieder, wenn ich eine fundierte Antwort darauf gefunden habe.

Beginnen möchte ich mit zwei Fragen zu den Themen Ernährung und Lesen.

Zu nächst zur Ernährung:

Ich möchte seit einiger Zeit an Gewicht verlieren, also abnehmen. Im Rahmen dieses Themas bin ich auf etwas gestossen, was mir etwas seltsam vorkommt. Offenbar gehen einige Leute davon aus, das man seine Ernährung gänzlich ohne Kohlehydrate gestallten kann. Wenn ich richtig informiert bin, dann sind Kohlehydrate aber der Energielieferant für den Organismus. Eine Reduzierung, etwa um das eigene Gewicht zu reduzieren, kann ich problemlos nachvollziehen. Aber ein kompletter, vorallem dauerhafter, Verzicht, geht das überhaupt oder isz das wieder nur Käse aus dem Netz?

Etwa hier: http://www.essenohnekohlenhydrate.org/keine-kohlenhydrate-diaet/

Nun etwas zu Thema Lesen oder genauer Lesetechniken:

Vor kurzem bin ich auf die Lesetechnik des sogenannten Speed-Reading, sprich Schnell-Lesen, gestossen. Ich habe bereits im Internet einiges dazu gelesen und mir auch ein Buch aus der Uni-Bibliothek ausgeliehen, mit dem Titel: "Schneller Lesen besser verstehen" von Wolfgang Schmitz. In letzterem Dokument wird unteranderem behauptet, dass man bis zu 1000 Wörter pro Minute lesen könne, bei gleichzeitig besserem Verständnis. Für Studenten, Ingeneure, Lehrer und andere die entweder gerne oder schon von Berufswegen her viel lesen (müssen), wäre das eine hervoragendes Handwerkszeug, um Zeit zusparen bzw. mehr in der gleichen Zeit lesen zu können. Für meine Ohren hört sich dies jedoch sehr nach eierlegender Wollmilchsau an. Wisst ihr ob Speed-Reading etwas taugt? (Es wäre sehr nützlich für mich, wenn es funktionieren würde)

MfG Scipio

Truhe


uran

Kohlenhydrate sind nicht essentiell, somit kann man theoretisch darauf verzichten.
Guckst du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenhydrate#Nahrung

Letztendlich gilt der Energieerhaltungssatz, oder anders ausgedrückt, jedes Pfund muss durch den Mund.  :-X
Im Wiki gibts eine Kategorie mit einem kleinen Überblick über Negativbeispiele.
http://www.psiram.com/ge/index.php/Kategorie:Abnehmen

Mach dir einfach Gedanken wie du dein Wunschgewicht halten willst. Wenn du dann so lebst, kommt dein Wunschgewicht automatisch. Wenn du so nicht leben willst, dann wirst du dein Wunschgewicht auch nicht lange halten.

smartie

Zu Punkt 1:
Nimmst Du keine Kohlenhydrate auf, macht das nichts. Der Körper baut sich die lebenswichtige Glucose selbst:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gluconeogenese#Notwendigkeit_der_Gluconeogenese_beim_Menschen

Ich habe letztes Jahr innerhalb von 4 Monaten 20kg abgenommen, indem ich viel Eiweiss zu mir genommen habe und oft auf Sättigungsbeilagen verzichtet habe. Ich habe es aber nicht soweit getrieben, auch noch die zwei Krümel Zucker im Kaffee durch Süßstoff zu ersetzen.
Inzwischen esse ich wieder normal und verzichte lediglich auf Chips und Schokolade. Mein Gewicht ist seitdem stabil bzw. sinkt weiter.

Zu Punkt 2:
Ich kann sehr schnell lesen, wenn die Großschreibregeln beachtet werden und das Schriftbild es zulässt. Konsequent kleingeschriebe Texte lese ich ca. mit einem Viertel meiner normalen Geschwindigkeit.
Wie ich das mache, ist schwer mit wenigen Worten zu beschreiben. Ich lese nicht direkt den Text, sondern praktisch darunter, so dass ich an keinem Wort hängenbleibe.

sumo

rein anekdotisch: Es gab vor vielen Jahren in der DDR Volkshochschulkurse zum Thema "rationelles Lesen", nach einem Buch/Anleitung eines Herrn Franz Loeser. Ich habe so einen Kurs besucht, allerdings nicht vollständig(Schichtarbeit). Man lernte dort sozusagen das "konzentrierte Überfliegen" eines Textes. Meine Lesegeschwindigkeit hat sich drastisch erhöht, allerdings habe ich gerade bei komplizierteren Texten den Eindruck, den Inhalt erst nach dem Lesen richtig zu verarbeiten.
Wie gesagt, das ist eine völlig isolierte und anekdotische Feststellung zu dem Thema, und sie erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf eine wie auch immer geartete Allgemeingültigkeit.
Ich weiß auch nicht, ob man tatsächlich extrem schnell lesen lernen kann oder ob das so eine Art "Aufwachen einer bereits vorhandenen Fähigkeit" ist.

ajki

Immer dann, wenn irgendjemand "speed reading" erwähnt, ist es nach meinem besten Wissen unbedingt erforderlich und unverzichtbar, den ollen Woody Allen-Spruch schnellstmöglich anzubringen:

"I took a course in speed reading, learning to read straight down the middle of the page, and I was able to go through 'War and Peace' in 20 minutes. It's about Russia."

Der erste Spruchraushauer gewinnt dann jeweils ein Abo auf "project Gutenberg" und darf dort verifizieren, ob es bei diesem Tolstoi wirklich um dieses seltsame "Russland" geht.
every time you make a typo, the errorists win

YorkTown

Ich habe auch vor einiger Zeit 20kg abgenommen. Diätbücher/ratgeber habe ich komplett ignoriert und mir stattdessen überlegt: Mit welcher Reduktion kann ich gut leben, worauf will ich nicht verzichten.

Empirisch habe ich gemerkt, dass das gelegentliche sündigen, Bier, Eis, Schoko, Weihnachten, Ostern, ... keine echten Auswirkungen hat,  man muss aber seine Essgewohnheiten grundsätzlich umstellen.

Was lesen angeht:
Bei Belletristik im Buchformat "verbrauche" ich etwa 100 Seiten pro Stunde. [Laut google hat so eine Seite 250-280 Wörter] Ich kenne danach den Inhalt, alle unwichtigen Details werden sofort vergessen. Wenn das Seitenformat nicht passt, also die Zeilen länger werden, sinkt meine Geschwindigkeit. Bei komplexerer Literatur, Fachbüchern, Umberto Eco, ... sinkt meine Lesegeschwindigkeit massiv.

Die Texte müssen dementsprechend simpel sein, sonst geht es nicht. Ich denke, wenn ich versuchen würde "schnell" zu lesen, könnte ich meinen Durchsatz noch steigern. Allerdings bezweifle ich, dass ich das über mehr als ein paar Seiten durchhalten könnte.

Auf Englisch schaffe ich immer noch etwa 50 Seiten pro Stunde, unter der Voraussetzung, dass ich fast alle Wörter kenne und nichts nachschlagen muss.


F. A. Mesmer

zum lesen:
schnelles lesen, soweit ich das praktiziere, würde ich überfliegen nennen, ist bei mir konzentrationsintensiv und bei fachliteratur allenfalls geeignet um festzustellen, ob ich das vorliegende werk gebrauchen kann...

wenn ich das bei unterhaltungsliteratur anwende, unterhält sie mich nicht, denn dann entgeht mir weitgehend die schriftstellerische leistung, die bonmots, der humor... wird somit sinnfrei.
für soziologische oder juristische literatur, beides mein täglich brot, ist das witzlos, ebenso bei statistikauswertungen. solche texte sind in der regel zu dicht geschrieben, jedenfalls, wenn das original in deutsch oder französisch erschien, um sie nebenbei lesen zu können. Englisch ist da deutlich (schnell-)lesefreundlicher, liegt aber nicht an der sprache, sondern daran, dass die englische schreibtradition in simple dreierschritte, dem vermeiden von schachtelsätzen, usw. liegt. poststrukturalisten auf englisch lesen ist so geschmeidig, wie adorno oder hegelianer auf deutsch.

zum abnehmen:
gehts dir aus konkreten gründen um gewichtsreduktion oder genügt dir fittness/muskelaufbau, also mehr spocht bei aktuellen ernährungsgewohnheiten?
weil: muskeln sind schwerer als fett. wenn du also spocht machen würdest, wärest du zwar fitter und vielleicht auch näher an deinem ideal-ich, aber eben nicht unbedingt leichter. deswegen mein haarespalten.

pelacani

Der 2. Link aus der Schatztruhe  ;) führt hierher:

ZitatWhen The Straight Dope administered its own speed reading tests, they found that people who had not read the texts at all often scored nearly as well on comprehension questions as the speed readers — when the text was general enough. In other words, it's very easy for professionals like Evelyn Wood or Howard Berg to control the conditions of the test to produce amazing results, good enough to impress television hosts, and to sell classes to laypeople.
http://skeptoid.com/episodes/4229
M. a. W.: speed reading = cold reading.

F. A. Mesmer

Zitat von: Pelacani am 03. Mai 2014, 10:21:20
Der 2. Link aus der Schatztruhe  ;) führt hierher:

ZitatWhen The Straight Dope administered its own speed reading tests, they found that people who had not read the texts at all often scored nearly as well on comprehension questions as the speed readers — when the text was general enough. In other words, it's very easy for professionals like Evelyn Wood or Howard Berg to control the conditions of the test to produce amazing results, good enough to impress television hosts, and to sell classes to laypeople.
http://skeptoid.com/episodes/4229
M. a. W.: speed reading = cold reading.
ein wirklich guter text. als kurze zusammenfassung wäre es auch einen artikel im wiki wert. blitzlesen erfreut sich insbesondere bei jenen großer beliebtheit, die sich nach ihrem beruf gefragt als Abteilungsleiter, Vorgesetzter oder Manager vorstellen...immernoch und seit jeher....

Hildegard

Thema Schnellesen:
Es gibt ein Startup, das zu diesem Zweck eine App namens Spritz entwickelt.
Hier wird erklärt, wie die App funktioniert, warum sie tatsächlich das Lesetempo erhöht und warum das für die meisten Zwecke nichts bringt. (Nämlich genau wegen des "It's-about-Russia-Effekts.)
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

Scipio

Ersteinmal danke für eure Antworten.

Ich dachte mir bereits, dass es Speed-Reading wirkungslos ist, bzw. nicht hält was es verspricht.

Zitat von: F. A. Mesmer am 03. Mai 2014, 14:07:23
ein wirklich guter text. als kurze zusammenfassung wäre es auch einen artikel im wiki wert.

Eventuell wirklich ein Thema für einen Artikel.

Was das Abnehmen angeht, ich persönlich habe mich für's Kalorienzählen entschieden (darüberhinaus habe ich Fleisch und Süßanteil reduziert) und damit in ca. 4 Monaten 20 kg abzunehmen. Bei einer Größe von 1,86m wiege ich jetzt etwa 103 kg. Ich denke 20 kg können noch weg, dann müsste auch das "Bauchfass" der Vergangenheit angehören. Anschließend wollte ich mich dem Muskelaufbau witmen. Aber das nur neben bei. Meine Bemühungen haben im übrigen gesundheitliche und ästhetische Gründe.

Wenn ich eure Beiträge richtig verstehe, kann man Kohlehydrate weglassen muss man aber nicht.

MfG Scipio

Groucho

Abnehmen ist übrigens weniger das Problem. Gewicht halten ist es. Insofern ist es eher falsch, irgend eine Diät zu machen, die man aber dann langfristig nicht durchhält. 

sumo

ein resignatives Thema: Man könnte einen Faden allein übers Abnehmen füllen, umd dann festzustellen, daß es dauerhaft nicht so richtig klappt. Ich könnte lang und breit darüber referieren, warum es nicht geklappt hat bei mir, warum es hätte klappen müssen. Fragen über Fragen....

Ein Versuch 1996 war bis heute halbwegs erfolgreich, natürlich nicht zufriedenstellend.
Man erklärte mir im Rahmen einer Kur und einer langdauernden Ernährungsberatung, daß man Fette reduzieren muß, dafür verstärkt Kohlehydrate essen soll, es gab also vorzugsweise Gerichte mit Nudeln und Reis etc. Etwas später erklärte man mir, daß man auf Kohlehydrate vollkommen verzichten kann, das habe ein Herr Atkins herausgefunden. Dann wieder Kohlehydrate, denn "Fett verbrennt im Feuer der Kohlehydrate".

Jetzt also Paläo, low carb, es wird also jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben.
Das Fazit aller Kuren/Abnehmversuche/Diäten/Kurse usw: Es gibt nichts, was langfristig hilft, sonst gäbe es keine Abnehmwilligen, die noch dick sind.
Kurze Erläuterung zu mir: 1.88, reichlich 130kg, jahrelang aktiver Judoka, jetzt im Jahr zwischen 6000 und 8000km per Fahrrrad unterwegs. Dicker Bauch mit viel Fett, kein Diabetes.

smartie

Zitat von: Scipio am 03. Mai 2014, 23:18:12
Wenn ich eure Beiträge richtig verstehe, kann man Kohlehydrate weglassen muss man aber nicht.
Ich fahre gut damit. Bestelle mir halt ein Schnitzel mit Salat statt Bratkartoffeln.