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GBA-Vorsitzender empfiehlt: Bier statt Therapie

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Begonnen von sweeper, 07. November 2013, 08:58:40

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sweeper

Joseph Hecken hat ein einfaches Rezept für Zeitgenossen, die Monate auf eine Psychotherapie warten müssen:
abwarten und Bier trinken!

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/psychische-probleme-josef-hecken-empfiehlt-bier-statt-therapie-a-931850.html
Zitat...In einer Sitzung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen sagte Hecken, man benötige nicht für jeden Bürger einen Psychotherapeuten, eine Flasche Bier tue es manchmal auch. Der Satz findet sich in einem Protokoll, das von der öffentlichen Sitzung angefertigt wurde und das SPIEGEL ONLINE vorliegt. Auf Anfrage dementiert Hecken die Äußerungen nicht. Vielmehr bezeichnet er sie als "unglücklich, weil missverständlich".

Hecken stößt sich dem inoffiziellen Protokoll zufolge an Forderungen nach mehr Kassensitzen für Psychotherapeuten. In diesem Zusammenhang soll der Satz gefallen sein, über den sich jetzt vor allem psychotherapeutisch arbeitende Psychologen erregen. Unter ihnen kursiert in Mailinglisten außer dem Protokoll ein Protestbrief an Hecken. Darin heißt es: "Sie bagatellisieren und ignorieren mit Ihrer Bierflaschen-Metapher die Not unserer Patienten und stigmatisieren subtil Menschen mit schweren psychischen Störungen."...

Ach so - WP hat außerdem:
ZitatAls Gesundheitsminister hatte Hecken im Jahr 2006 der niederländischen Kapitalgesellschaft DocMorris die Betriebserlaubnis für eine Filialapotheke in Saarbrücken erteilt, was im Widerspruch zu dem deutschen Apothekenrecht der ,,Inhabergeführten Apotheke" steht. Dabei war von besonderer Brisanz, dass DocMorris in Besitz der Celesio AG ist, einem Konzern der Franz Haniel & Cie. GmbH, die erhebliche Anteile der Metro AG besitzt - dem ehemaligen Arbeitgeber von Hecken. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU), Josef Hecken und der Celesio AG Vorstandsvorsitzende Oesterle hatten zuvor gemeinsam erklärt, dass der Apothekenmarkt in Deutschland ,,liberalisiert" werden müsse. Kurze Zeit später erteilte Hecken gegen geltendes Recht die Genehmigung für den Betrieb der DocMorris-Filiale. Der Europäische Gerichtshof entschied jedoch am 19. Mai 2009, dass die deutschen Regelungen des Apothekengesetzes nicht gegen europäisches Recht verstoßen, die Apotheke musste als DocMorris-Filiale unverzüglich schließen.

Vielleicht ist Hecken ja auch Shareholder bei einer größeren Brauerei?  ::)
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bayle

Ja, die Verbände der Psychotherapeuten klagen heftig über die Unterversorgung; das ist ihr Beruf. Aber wenn es konkret wird und eine lokale Sonderzulassung ansteht, dann wird der potentielle Konkurrent weggebissen, Unterversorgung hin oder her (was kein Spezifikum der Psychotherapeuten ist).

Wenn man sich Patientenzahl und Behandlungsdauer bei den Psychotherapeuten so ansieht und mit den kolportierten Zahlen über Patienten mit somatoformen und psychischen Störungen beim Allgemeinmediziner vergleicht,  dann ist natürlich klar, dass keine Regelung auf der Welt jemals diesen ,,Bedarf" decken  kann. Aber es ist ebenso klar, dass das nicht unverklausuliert öffentlich breitgetreten werden kann.

Homeboy

müsste da jetzt nicht die "Gesellschaft zur Bekämpfung von Alkoholkrankheit" oder sowas Protestnoten versenden?
außerdem, der ist doch von der bierbrauer-mafia geschmiert worden, muss er doch, schließlich ist er bei der cdu, und dort ist biertrinken aus gesundheitlichen gründen weder beitrittsvoraussetzung noch habitus...

aus gründen religiöser überzeugung verweise ich noch auf dieses legale pdf:
Anonym zu www.umstellung.info/wp-content/downloads/pdf-kochbuecher/brauerei-zoetler-kochen-backen-bier.pdf

Typee

Zitat von: sweeper am 07. November 2013, 08:58:40
Vielleicht ist Hecken ja auch Shareholder bei einer größeren Brauerei?  ::)

Beim Gemischtwarenkonzern der Familie Haniel gibt es nichts, was es nicht gibt. Würde mich nicht wundern, wenn da auch irgendeine Brauerei an Bord wäre. :prosit
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(Neil deGrasse Tyson)

sweeper

Zitat von: bayle am 07. November 2013, 10:24:29
Ja, die Verbände der Psychotherapeuten klagen heftig über die Unterversorgung; das ist ihr Beruf. Aber wenn es konkret wird und eine lokale Sonderzulassung ansteht, dann wird der potentielle Konkurrent weggebissen, Unterversorgung hin oder her (was kein Spezifikum der Psychotherapeuten ist).

Wenn man sich Patientenzahl und Behandlungsdauer bei den Psychotherapeuten so ansieht und mit den kolportierten Zahlen über Patienten mit somatoformen und psychischen Störungen beim Allgemeinmediziner vergleicht,  dann ist natürlich klar, dass keine Regelung auf der Welt jemals diesen ,,Bedarf" decken  kann. Aber es ist ebenso klar, dass das nicht unverklausuliert öffentlich breitgetreten werden kann.

Mag alles sein - aber dann sollen sich die Barmer und weitere Vertreter des BGA bitte nicht scheinheilig darüber beklagen, dass im Fall von ADHS angeblich zu viele Medikamente und zu wenig Psychotherapie verschrieben werden.
Oder wie kürzlich das IQWiG beanstanden, dass ein Medikament, welches für Kinder zugelassen ist, für Erwachsene angeblich nicht im Vergleich und/oder Ergänzung zu Psychotherapie getestet wurde.

Und der Verweis aufs Bierchen aus dem Munde des GBA- Vorsitzenden ist ja wohl in jedem Fall der verkehrte Weg und ein Griff ins Klo.
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sweeper

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bayle

Zitat von: sweeper am 07. November 2013, 12:22:16
Zitat von: bayle am 07. November 2013, 12:20:22
Zitat von: sweeper am 07. November 2013, 12:11:27
Mag alles sein
Ja. Ist so.
Haben Strohmänner grad Saison?
Die flapsige, mindestens unglückliche Bemerkung des GBA-Vorsitzenden hat einen ernsten Hintergrund, der mit dem Verdacht einer Brauerei-Beteiligung nicht wegdiskutiert werden kann. Was meinst Du mit Strohmann?

Groucho

Zitat von: bayle am 07. November 2013, 12:26:19
Die flapsige, mindestens unglückliche Bemerkung des GBA-Vorsitzenden hat einen ernsten Hintergrund, der mit dem Verdacht einer Brauerei-Beteiligung nicht wegdiskutiert werden kann. Was meinst Du mit Strohmann?

Ich würde das ja als resignierenden Zynismus interpretieren.

sweeper

ZitatWas meinst Du mit Strohmann?

Fakt ist, dass es eine reale Versorgungslücke gibt - was man u.a. auch daran erkennen kann, dass die Wartezeit auf eine dringend indizierte ambulante Pychotherapie (z.B. im Anschluss an eine Reha-Maßnahme) durchaus 6 Monate oder länger betragen kann.

Der erste Strohmann besteht darin, dass der GBA-Vorsitzende diese Versorhgungslücke letztlich als Bagatelle abtut (und noch dazu zu Selbst"medikation" per Alkohol aufruft) , der zweite besteht darin, dass du ihm auch noch darin Schützenhilfe erteilst, indem du das real existierende Versorgungsproblem auf einen Verteilungshickhack zwischen psychologischen Psychotherapeuten (die zumindest im stationären Bereich auch noch deutlich schlechter bezahlt werden als Ärzte...) und den Krankenkassen oder wem auch immer reduzierst.
Finde ich unseriös.
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bayle

Zitat von: sweeper am 07. November 2013, 12:34:01
das real existierende Versorgungsproblem
Niemand weiß, wie groß es wirklich ist. Die wahre Morbidität der Bevölkerung ist unbekannt, und sie ist - gerade in solchen Bereichen - natürlich nicht unabhängig vom Angebot. Die Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens ist keine Bagatelle.

Ich halte es für unseriös, einen Topic nach dem anderen anzureißen.

Typee

Zitat von: Groucho am 07. November 2013, 12:33:10
Zitat von: bayle am 07. November 2013, 12:26:19
Die flapsige, mindestens unglückliche Bemerkung des GBA-Vorsitzenden hat einen ernsten Hintergrund, der mit dem Verdacht einer Brauerei-Beteiligung nicht wegdiskutiert werden kann. Was meinst Du mit Strohmann?

Ich würde das ja als resignierenden Zynismus interpretieren.

So ähnlich wie Herrn Hoppes sozialverträgliches Frühversterben?
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(Neil deGrasse Tyson)

Groucho

Zitat von: Typee am 07. November 2013, 12:55:41
So ähnlich wie Herrn Hoppes sozialverträgliches Frühversterben?

War das nicht der Vilmar?

http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialvertr%C3%A4gliches_Fr%C3%BChableben

Auch das habe ich als Ironie aufgefasst, bzw. zynische Zuspitzung. Kann mich auch irren. Das wäre dann schlecht.

sweeper

Zitat von: bayle am 07. November 2013, 12:48:53
Zitat von: sweeper am 07. November 2013, 12:34:01
das real existierende Versorgungsproblem
Niemand weiß, wie groß es wirklich ist. Die wahre Morbidität der Bevölkerung ist unbekannt, und sie ist - gerade in solchen Bereichen - natürlich nicht unabhängig vom Angebot. Die Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens ist keine Bagatelle.

Ich halte es für unseriös, einen Topic nach dem anderen anzureißen.

Nuja, das Topic wurde ja indirekt von dem Herrn selbst angerissen bzw in dem entsprechenden Artikel thematisiert.

Im übrigen hilft es nichts, sich hier auf angeblich "fehlende Zahlen" zurückzuziehen - ich habe ja schon angedeutet, in welchen Bereichen sich deutlich zeigt, wo in der Praxis Versorgungslücken sind ( der ADHS-Bereich ist einer davon, wo scheinheilig immer wieder - gerade auch von Krankenkassen-Funktionären "mehr Psychotherapie statt Medikamente" gefordert wird im Wissen darum, dass Medikamente a) kostengünstiger sind und b) geeignete Psychotherapeuten in der Fläche Mangelware...).
Dass das keiner von denen, die die Gelder verteilen müssen, gern hören mag, ist auch verständlich.

Dass Alkoholismus bzw problematischer Alkoholkonsum in Deutschland ein Riesenproblem darstellen, dazu gibt es einschlägige Zahlen (u.a. über den Pro-Kopf-Verbrauch). Die daraus folgenden Gesundheitsprobleme sind ebenfalls ein erheblicher Kostenfaktor.
Wenn Herr Hecken das ignoriert und stattdessen zu Selbstmedikation mit mehr Bierchen aufruft, hat er m.M.n. seinen Job verfehlt bzw wurde wieder mal der Bock zum Gärtner gemacht.
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bayle

Das mit dem Bier, das ist doch der Strohmann. Sweeper, Du warst irreführend. Der eingangs verlinkte SPON-Artikel schildert auch den eigentlichen Konflikt:
ZitatWie viele Ärzte und Psychologen sich mit einer Kassenzulassung niederlassen dürfen, legt die Bedarfsplanung fest, über die auch im G-BA entschieden wird. Aus dem inoffiziellen Protokoll der Sitzung beim GKV-Spitzenverband wird deutlich, dass Hecken es für einen Fehler hält, dass Kassensitze, die nicht mit Ärzten besetzt werden können, ab 2014 auch an psychologische Psychotherapeuten gehen können. Aus seiner Sicht sollte demnach keine Psychotherapie ohne vorherige ärztliche Überweisung möglich sein.
Wie häufig, stürzen sich die Konfliktpartner lustvoll auf Halbsätze, die man umdeuten könnte; insofern ist der Vergleich mit dem sozialverträglichen Frühableben völlig gerechtfertigt. Natürlich sind das Verteilungskämpfe. Wie auch anders. Solche Dinge können in einer Demokratie nur im Rahmen von Auseinandersetzungen geklärt werden.

Herrn Vilmar hatten wir auch schon.
http://forum.psiram.com/index.php?topic=10461.0
Wie Sie sehen, meine Damen und Herren, mein Zoff mit Sweeper ist uralt. :teufel