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Tempolimit Schweiz/war: Manchmal fällt es leicht, die Grünen nicht zu mögen

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Begonnen von KranzFonz, 09. August 2013, 11:53:47

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sweeper

Nur meine unmaßgebliche Meinung:

es scheint nicht so sehr darum zu gehen, dem Porschefahrer den Spaß nicht zu gönnen.
Sondern es geht um einen sicheren, stress-und lärmarmen Lebensraum in einem Bereich (Ortschaft), wo Tempo 50 gilt, für Lieferverkehr, Anwohner, Omma Eusebia und ihren Wauwau, die Katze Nina und Klein-Fritzchen sowie Opa Ernst mit dem Fahrrad auf dem Weg zu Lidl und natürlich die junge Mutti samt Kinderwagen und Kleinkind an der Hand.

Die Gültigkeit von Tempo 50 ist nun mal durch die Position des Ortsschildes geregelt. Das ist sicher ein schlimmer, total willkürlicher Akt. Aber so ist es nun mal. Wer da 100 fährt - und das kann man als mündiger Bürger eigentlich nur vorsätzlich tun - der gehört verknackt, und zwar so, dass es richtig weh tut. Am besten ist es, zur Warnung ein "Starenkästchen" aufzustellen - das klappt recht gut.
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bayle


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sweeper

Problematisch finde ich - ähnlich wie bei der Nichtraucherschutzdebatte - die Todesstatistik als Referenzwert.
Lassen wir mal die Autobahnen außen vor.
Wie das im innerörtlichen Bereich aussieht, habe ich schon versucht anzudeuten.
Schnelle Fahrzeuge erzeugen - so erlebe ich das - schon akustischen Stress bei Fußgängern und Radfahrern (für die es oft keine gute Radwegregelung gibt), und die Randstreifen incl. Gehwege sind manchmal durch parkende Autos okkupiert und machen den Übergang zwischen Fahrbahn und Gehweg völlig unübersichtlich. Das gilt auch fürs Linksabbiegen mit Fahrrad, Mofa etc. über eine belebte Straße.

Mein Vater ist übrigens Opfer eines fahrerflüchtigen Rasers geworden: er befand sich auf dem Weg zum Einkaufen (mit dem Fahrrad) und musste über eine belebte Straße nach links abbiegen an einer Stelle, wo die KFZ-Lenker gewohnheitsmäßig nach längerem Engpass wieder auf die Tube drücken.
Man fand ihn bewußtlos und am Kopf blutend (marcumarisiert) mitten auf der Straße liegend; ein Zeuge konnte Auskunft über den verdächtigen Wagen geben, der Fahrer hatte nicht mal angehalten.
Gottseidank hat mein Vater nach Klinik und erfolgreicher Reha keine bleibenden Schäden davongetragen. Und so ist er in der jährlichen Verkehrstotenstatistik eben auch nicht aufgetaucht...
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Robert



Groucho

Zitat von: bayle am 11. August 2013, 11:10:44
Alles hängt mit allem zusammen.

Allet is ahains. Oben wie unten. Sag ich schon immer. Auch Du, gottloser Protestant, wirst das noch erkennen!

KranzFonz

Zitat von: sweeper am 11. August 2013, 11:13:21
Mein Vater ist übrigens Opfer eines fahrerflüchtigen Rasers geworden: er befand sich auf dem Weg zum Einkaufen (mit dem Fahrrad) und musste über eine belebte Straße nach links abbiegen an einer Stelle, wo die KFZ-Lenker gewohnheitsmäßig nach längerem Engpass wieder auf die Tube drücken.
Man fand ihn bewußtlos und am Kopf blutend (marcumarisiert) mitten auf der Straße liegend; ein Zeuge konnte Auskunft über den verdächtigen Wagen geben, der Fahrer hatte nicht mal angehalten.
Gottseidank hat mein Vater nach Klinik und erfolgreicher Reha keine bleibenden Schäden davongetragen. Und so ist er in der jährlichen Verkehrstotenstatistik eben auch nicht aufgetaucht...
Ich verstehe natürlich, dass Du aufgrund dieser tragischen Gegebenheit, die glücklicherweise einigermassen glimpflich ausgegangen ist, Raser gerne mit einer höheren Strafe belegen würdest. Aber: Denkst Du, der Raser hätte angehalten, wenn er ganz sicher mit einer Haftstrafe rechnen müsste?

Belbo

meistens reagieren doch Gesetze auf bestehende Missstände, gab es denn in der Schweiz Vorfälle mit illegalen Autorennen auf die da reagiert wurde, und die mit einer normalen Verkehrsrechtssprechung nicht mehr adäquat geahndet werden konnten?

sweeper

@KranzFonz:

ZitatIch verstehe natürlich, dass Du aufgrund dieser tragischen Gegebenheit, die glücklicherweise einigermassen glimpflich ausgegangen ist, Raser gerne mit einer höheren Strafe belegen würdest
Das halte  ich für eine verdrehte Sichtweise.
Ich fand rücksichtslose Autofahrer schon immer ätzend. Man muss dazu nicht erst persönlich betroffen sein; es reicht, sich vorzustellen, dass es einem Nachbarskind passiert.

ZitatDenkst Du, der Raser hätte angehalten, wenn er ganz sicher mit einer Haftstrafe rechnen müsste?

Und hier benutzt du nun wider besseren Wissens einen rhetorischen Hakenschlag, den ich dir zwar nicht persönlich übel nehme, den ich aber um so verdrehter und geschmackloser finde, weil du damit "dein gutes Recht" begründen willst gegenüber jemand, der dir soeben dargelegt hat, welche Folgen "dein gutes Recht" für einen anderen Menschen haben kann.

Die Fahrerflucht ist doch ein zusätzliches Delikt; es hatte in diesem Fall einen Rechtsstreit zur Folge - natürlich hat der Fahrer zunächst alles abgestritten. Ob es so was wie eine Entschädigung überhaupt gab, weiß ich nicht, da meine Eltern im Zweifelsfall Nerven schonen statt mit anderen Menschen um ihr Recht zu streiten.

Was hat die Fahrerflucht-Geschichte aber mit der Tempolimit-Diskussion zu tun? - Der Unfall wäre höchstwahrscheinlich nicht passiert, wenn der Fahrzeuglenker sein vorgeschriebenes Tempo eingehalten hätte.
Die Fahrerflucht veranschaulicht höchstens den Affenzahn und v.a. die Rücksichtslosigkeit, mit der er unterwegs war.

Aber ja: ich denke, dass eine potenzielle Haftstrafe Leute vom Rasen abhält, die eine Geldstrafe offensichtlich nicht juckt.
Ein intensivmedizinischer Kollege hat mir gegenüber mal damit geprotzt, dass er seinen Lappen mal wieder abgeben musste: Alkohol und zu hohe Geschwindigkeit. Soll ich ihm dazu gratulieren? - Er hat sich dann eben chauffieren lassen, und gut wars.
Ich finde diese Haltung gewissenlos und schei***.
Wer wohlhabend ist, lässt es ja auch drauf ankommen, ins Radar zu fahren und geblitzt zu werden oder zahlt seinen Parkschein nicht, weil die Knöllchen im Verhältnis zu selten anfallen. Offenbar braucht es für bestimmte Typen andere Maßnahmen, damit sie lernen, sich zivilisiert zu benehmen. Da bin ich voll bei Homeboy.

Und - Nachtrag - die "Anekdote" hatte eigentlich nur den Zweck zu verdeutlichen, dass ich für die Tempolimitdiskussion die Verkehrstotenstatistik als einzigen Referenzwert für ungeeignet halte - siehe oben
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71hAhmed

Zitat von: bayle am 11. August 2013, 10:29:04
Ich finde nicht, dass damit die bisher weitgehend moralische Diskussion schon mit Empirie unterfüttert ist.
War auch nur als erster Hinweis auf Quellen gedacht, weitere Untersuchungen/Quellen lassen sich leicht finden/ wurden von anderen genannt.
Zitat von: bayle am 11. August 2013, 10:29:04
"Nicht angepasste Geschwindigkeit": kann durchaus sein, bei Regen und mit Ersatzrad innerhalb der formal erlaubten Tempogrenzen.
Durchaus richtig, deswegen steht ja in der STVO etwas von "die Geschwindigkeit ist den Verhältnissen anzupassen". Die Schwierigkeit besteht darin, nicht jeden Einzelfall explizit regeln zu können aber trotzdem ein Regelwerk mit Sanktionen für Fehlverhalten erstellen zu müssen.
Zitat von: bayle am 11. August 2013, 10:29:04
Außerdem kann man nicht im mindesten daraus ablesen, welche Art von Veränderungen bei einer Verschärfung der Rechtslage zu erwarten wären.
Vorrausagen sind immer schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen ;-); immerhin bestehen da komplexe technische, psychologische und politische Zusammenhänge.
Zitat von: bayle am 11. August 2013, 10:29:04
...was haben denn Tempo-Limits nun konkret für Auswirkungen? Soweit ich weiß (aus dem Gedächtnis), ist der Straßenverkehr - in Europa - besonders gefährlich z. B. in Polen, wo es kaum Autobahnen gibt.
Gefährlich sind auch in D eher Landstrassen, weil hier vergleichsweise geringe Fehler schon gravierende Auswirkungen haben können. 20 km/h zuviel auf der kurviger Strecke können dich schnell in den Gegenverkehr/in die Prärie bringen, auf einer relativ freien Autobahn ist das Risiko eines Unfalls da noch gering.
Zitat von: bayle am 11. August 2013, 10:29:04
Intuitiv: natürlich, mit 200 irgendwo draufkrachen klingt gefährlicher als mit 100. Ich hätte es trotzdem lieber etwas genauer, bevor ich mich mit aufrege.
Hängt davon ab, wogegen man fährt. Gegenverkehr auch mit 100 ergibt auch ein Bruttotempo von 200. Auf Autobahnen ist auch nicht die absolute Geschwindigkeit das Problem, sondern die möglichen Differenzgeschwindigkeiten zwischen den Spuren, die Reaktionszeiten massiv herabsetzen können. Falsche Einschätzung der Geschwindigkeit des Hintermannes beim Überholen und du hast bei 130 einen (zulässig) 250 fahrenden im Kofferraum (entspricht 120 auf stehendes Fahrzeug). Bei einem generellen Tempolimit (Bsp. 150) wären es nur 30 km/h Differenz.

Grundsätzlich ist aber die Überlegung hinter Begrenzungen, angemessene Reaktionszeiträume zu schaffen (wenn die Limits eingehalten werden), daher in Ortschaften i.a. geringes Tempo, Steigerung je nach Randbedingungen möglich.

Groucho

Zitat von: 71hAhmed am 11. August 2013, 12:13:48
Hängt davon ab, wogegen man fährt. Gegenverkehr auch mit 100 ergibt auch ein Bruttotempo von 200.

Ähm, nein. Haben die Fahrzeuge ähnliche Masse, ist das nichts anderes, als mit 100 in eine Mauer zu fahren. Was allerdings auch völlig reicht, um nicht zu überleben.