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Zwei-Klassen-Medizin ?

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Begonnen von Superkalifragilistisch, 10. Mai 2013, 07:34:08

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Superkalifragilistisch

Wird durch "sanfte" und "ganzheitliche" Heilmethoden eine Zwei-Klassen Medizin geschaffen? Der Geist in der Maschine funktioniert für den ganzheitlichen "Menschenfreund" folgendermaßen: Er kann es sich nicht leisten, komplett auf "ganzheitlich" zu setzen, denn bei ernsten Problemen hilft es nicht, die "Lebenssituation" und das "Trauma" des Patienten zu besprechen. Da muß man nun einmal die böse Biologie anwenden. Ganz anders bei Krankheiten, die schwer zu diagnostizieren sind, bei denen die orthodoxe Medizin machtlos ist, die schwankende Verläufe haben. Krankheiten, bei denen der Mißerfolg oder sogar iatrogene Schaden durch die "ganzheitliche Behandlung" schwer nachzuweisen ist. Man fordert also den faulen Kompromiss aus "Schulmedizin" und "altem Wissen" und kann so auf zwei Hochzeiten tanzen. Die Biologie einem vulgärmaterialistischen Reduktionismus zuzuführen ist nicht gegen die spiritistischen Triebe, sondern gibt ihnen, in einem inversen Verhältnis, nachgerade noch mehr Raum. Wenn ein Heiler beim Knochenbruch zur Chirurgie, bei der Entzündung zum Antibiotikum greift, ist das keine Absage an die "Ganzheitlichkeit." Umso hemmungsloser kann er bei der Neurodermitis seinen spiritistischen Trieben nachgehen.
Das ist auch billiger. Das heißt, man spart sich das Geld für wirkliche Diagnostik, Arzneien und Forschung, wenn man so tut, als seien die verniedlichten "Zivilisationskrankheiten" dadurch zu heilen, daß man "Gleichgewicht" herstellt. Richtige Medizin gibt es nur noch für die akuten Fälle. Der Rest muß sich mit "sanften" Methoden zufrieden geben. Medizintheater. Ausserdem kommt es ja häufig genug vor, daß jene, welche stets gegen die "Schulmedizin" wettern, die ersten sind, die zur Chemotherapie greifen, wenn sie die Diagnose Krebs bekommen.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

The Doctrix

Moment mal, verstehe ich das jetzt richtig, dass Du chronische Krankheiten nicht mehr evidenzbasiert behandeln willst, nur weil das zu teuer ist?
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Groucho

Zitat von: Superkalifragilistisch am 10. Mai 2013, 07:34:08
Wird durch "sanfte" und "ganzheitliche" Heilmethoden eine Zwei-Klassen Medizin geschaffen? Der Geist in der Maschine funktioniert für den ganzheitlichen "Menschenfreund" folgendermaßen: Er kann es sich nicht leisten, komplett auf "ganzheitlich" zu setzen, denn bei ernsten Problemen hilft es nicht, die "Lebenssituation" und das "Trauma" des Patienten zu besprechen. Da muß man nun einmal die böse Biologie anwenden. Ganz anders bei Krankheiten, die schwer zu diagnostizieren sind, bei denen die orthodoxe Medizin machtlos ist, die schwankende Verläufe haben. Krankheiten, bei denen der Mißerfolg oder sogar iatrogene Schaden durch die "ganzheitliche Behandlung" schwer nachzuweisen ist. Man fordert also den faulen Kompromiss aus "Schulmedizin" und "altem Wissen" und kann so auf zwei Hochzeiten tanzen. Die Biologie einem vulgärmaterialistischen Reduktionismus zuzuführen ist nicht gegen die spiritistischen Triebe, sondern gibt ihnen, in einem inversen Verhältnis, nachgerade noch mehr Raum. Wenn ein Heiler beim Knochenbruch zur Chirurgie, bei der Entzündung zum Antibiotikum greift, ist das keine Absage an die "Ganzheitlichkeit."
Wird durch "sanfte" und "ganzheitliche" Heilmethoden eine Zwei-Klassen Medizin geschaffen?

Nein, falscher Ansatz. Es wird versucht, ein Schmarotzertum zu installieren. Es geht nicht um Klassen, sondern um Kuchenstücke, die besten bekommt man von denen, die vom Kuchen satt sind, oder die man von der Schädlichkeit des Kuchens überzeugen kann.

Zitat
Der Geist in der Maschine funktioniert für den ganzheitlichen "Menschenfreund" folgendermaßen: Er kann es sich nicht leisten, komplett auf "ganzheitlich" zu setzen, denn bei ernsten Problemen hilft es nicht, die "Lebenssituation" und das "Trauma" des Patienten zu besprechen. Da muß man nun einmal die böse Biologie anwenden.

Doch, er kann sogar explizit darauf setzen, denn, wer stirbt, hat eigene Schuld, er hat das Prinzip des Heilers nicht verstanden.

Zitat
Ganz anders bei Krankheiten, die schwer zu diagnostizieren sind, bei denen die orthodoxe Medizin machtlos ist, die schwankende Verläufe haben. Krankheiten, bei denen der Mißerfolg oder sogar iatrogene Schaden durch die "ganzheitliche Behandlung" schwer nachzuweisen ist. Man fordert also den faulen Kompromiss aus "Schulmedizin" und "altem Wissen" und kann so auf zwei Hochzeiten tanzen. Die Biologie einem vulgärmaterialistischen Reduktionismus zuzuführen ist nicht gegen die spiritistischen Triebe, sondern gibt ihnen, in einem inversen Verhältnis, nachgerade noch mehr Raum. Wenn ein Heiler beim Knochenbruch zur Chirurgie, bei der Entzündung zum Antibiotikum greift, ist das keine Absage an die "Ganzheitlichkeit." Umso hemmungsloser kann er bei der Neurodermitis seinen spiritistischen Trieben nachgehen.

Das, was gute Quacksalber ausmacht, war schon immer die Interpretation in ihrem Sinne. Oben wie unten.

Zitat
Das ist auch billiger. Das heißt, man spart sich das Geld für wirkliche Diagnostik, Arzneien und Forschung, wenn man so tut, als seien die verniedlichten "Zivilisationskrankheiten" dadurch zu heilen, daß man "Gleichgewicht" herstellt. Richtige Medizin gibt es nur noch für die akuten Fälle. Der Rest muß sich mit "sanften" Methoden zufrieden geben. Medizintheater. Ausserdem kommt es ja häufig genug vor, daß jene, welche stets gegen die "Schulmedizin" wettern, die ersten sind, die zur Chemotherapie greifen, wenn sie die Diagnose Krebs bekommen.

Billiger ist das auf keinen Fall. Mit dem Konstrukt, die eigene Endlichkeit auf persönliches Scheitern zurückzuführen, gleichzeitig dadurch sich selbst über Andere zu überhöhen als Antidot dieser Ansicht - das ist der Klassiker, seit es sowas wie Bewusstsein gibt.

In einer Wohlstandsgesellschaft werden die Möglichkeiten absurder, aus diesem Teich zu fischen. Es sind blühende Strohhalme.

Wohlstand bedeutet, dass sich Phasenräume vergrößern. Und die haben keine extra  Begrenzung für Unsinn.

bayle

Danke, Groucho, jetzt wird mir einiges klarer. Der Eingangspost war mir etwas zu ... hermetisch.

segeln141

Zitat von: bayle am 11. Mai 2013, 04:04:14
Der Eingangspost war mir etwas zu ... hermetisch.

Mir war er auch etwas zu ...erratisch

bayle

Jetzt mal im Ernst: die Nicht-Existenz einer Zweiklassen-Medizin ist die beste Apologie des Kapitalismus, die vorstellbar ist.  Der populistische Ströbele-Quark:
ZitatUnd ich sehe nicht ein, daß gerade die Armen, die mit den geringen Einkommen, sich eine homöopathische Behandlung und Medikation schon länger und in Zukunft nicht leisten können sollen und auf die viel stärkere belastenden Schulmedizin mit den häufig viel teueren Medikamenten verwiesen werden. Die Besserverdienenden haben keine Probleme, sich weiter homöopathisch behandeln zu lassen und die vergleichsweise geringen Kosten selbst zu bezahlen.
Ich will, daß auch den weniger Verdienenden diese Wahlmöglichkeit zwischen den Behandlungsmethoden erhalten bleibt.
(mein Kommentar hier) ist doch als Gegenargument lächerlich. Ob Hartz IV oder Gattin des mittelständischen Unternehmers; im Ernstfall sind alle gleich, auch wenn letztere schneller einen Termin beim Niedergelassenen bekommt. Und was hat sie davon? Man scharwenzelt mit Kaffee um sie herum, damit sie mehr Unsinn kauft. Um die Potenzen des Kapitalismus zu erkennen, vergleiche man die Situation hierzulande mit der in den USA (die höchsten Gesundheitsausgaben der Welt, aber über 50 Mio Un- oder Unterversicherte) oder in Indien (die medizinische Grundversorgung vorwiegend von Homöopathen geleistet):
ZitatOne of the curses of India, as of other poor countries, is the quack medicine man, who fleeces the sufferer by promises of miraculous healing.
http://www.slate.com/articles/news_and_politics/fighting_words/2003/10/mommie_dearest.html

Und wie war es im Land des real existierenden Sozialismus, an der Königlichen Charité? Ein Drittel der Patienten waren VIP's (Beziehungen schaden nur dem, der keine hat), ein Drittel hatte sich (mit banalen Krankheiten aber sthenischer Persönlichkeit) hineingeklagt, und ein Drittel bedurfte tatsächlich einer hochspezialisierten Betreuung. Die ersten beiden Gruppen waren tendenziell überversorgt, wurden mithin weiter iatrogenisiert und wären vermutlich von den meisten Provinzärzten sachgerechter behandelt worden.

Und wenn man als Gegenargument die in Teilen ungeklärte medizinische Versorgung von Asylbewerbern anführt, dann sollte man auch vernünftige Vorschläge machen, wie das geregelt werden könnte. Wenn nun jemand den Drang verspürt, mich als ,,rechtslibertär" zu beschimpfen, dann sollte er aber nicht wagen, ohne Argumente zu kommen.

Conina

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Groucho

Rechtslibertärer Sack!

(ohne Argumente, mal sehen, was passiert)  ;D ;D ;D

bayle


Groucho

Zitat von: bayle am 11. Mai 2013, 12:14:21
Dat jildet nich :schlaeger

Nicht? Schade!

Was vermisse ich meinen alten Zahnarzt. Uraltequipement, aber ordentlich und sauber, und sein meistbenutzter Satz: Das müssen wir mal beobachten, aber machen müssen wir da noch nichts. Und jetzt fliehe ich aus Praxen, wo die Duzziduzzi-Espresso-Keks-Schümli reichenden Hostessen Arzthelferinnen Kataloge über Bleeching rüberreichen.

Superkalifragilistisch

Bayle, wie kommst Du jetzt auf den Kapitalismus? Ich spreche nicht von der moralistischen Klassenlehre. Ich spreche davon, daß sich aufgrund des (manchmal schlechten) Zugangs der Medizin zu verschiedenen Erkrankungen ein Gefälle in der Wahlfreiheit ergibt, sich gegen nicht-biologisch-fundierte Behandlungsmethoden zu entscheiden.
Ich spreche von einem Vakuum im medizinischen Wissen, das leider von denen ausgefüllt wird, welche die Frage nach Antworten mit spiritualistischen Ansätzen scheinbar bedienen können.
Genau diese gesättigte Gruppe, welche Du ansprichst Groucho, nimmt im Ernstfall immer die wirksame "biologistische" Medizin der "Pharma-Mafia." Ganzheitlich ist eben nur chic solange man gesund ist, solange es dazu taugt
Zitatgleichzeitig dadurch sich selbst über Andere zu überhöhen
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

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Groucho

Ich verstehe immer noch nicht wirklich, was Du willst, Superkalli.

Zitat von: Superkalifragilistisch am 11. Mai 2013, 14:24:46
Bayle, wie kommst Du jetzt auf den Kapitalismus? Ich spreche nicht von der moralistischen Klassenlehre. Ich spreche davon, daß sich aufgrund des (manchmal schlechten) Zugangs der Medizin zu verschiedenen Erkrankungen ein Gefälle in der Wahlfreiheit ergibt, sich gegen nicht-biologisch-fundierte Behandlungsmethoden zu entscheiden.

Das ist ein systemimmanentes Gefälle, was nichts mit zwei Klassen zu tun hat (Im Higend-Promibereich mach das ja anders aussehen, aber das betrifft 99% nicht). Das Gefälle läuft nun mal von üblichen Erkrankungen zu den Exoten. Ist man von letzterem betroffen, hat man meist die Arschkarte gezogen, unabhängig irgendeiner Klasse.

Zitat
Ich spreche von einem Vakuum im medizinischen Wissen, das leider von denen ausgefüllt wird, welche die Frage nach Antworten mit spiritualistischen Ansätzen scheinbar bedienen können.

Was soll denn dieses Vakuum sein? Ich sehe es höchstens zwischen der Erwartungshaltung und dem, was ein normaler Mediziner halt leisten kann.

Zitat
Genau diese gesättigte Gruppe, welche Du ansprichst Groucho, nimmt im Ernstfall immer die wirksame "biologistische" Medizin der "Pharma-Mafia." Ganzheitlich ist eben nur chic solange man gesund ist, solange es dazu taugt

Jaklar, darüber brauchen wir nicht reden. Wir hatten mal einen Thread über "Was ist Krankheit?"
Ich denke, dass man eher in diesem Ansatz die Disonanzen begründen kann.

bayle

Zitat von: Superkalifragilistisch am 11. Mai 2013, 14:24:46
Bayle, wie kommst Du jetzt auf den Kapitalismus?
Ja, wie komme ich nur bei dem Begriff "Zweiklassenmedizin" auf "Kapitalismus"? :gruebel Das war halt so eine Assoziation. Eine andere hatte ich dazu nicht, mea culpa. Ich habe nur versucht, in Deinem Eingangspost einen Sinn zu finden – den habe ich dann wohl verfehlt.
:schreck
Zitatdass sich .... ein Gefälle in der Wahlfreiheit ergibt, sich gegen nicht-biologisch-fundierte Behandlungsmethoden zu entscheiden.
Tut mir leid, unter dieser doppelten Negation kann ich mir nichts Konkretes vorstellen. Gefälle zwischen Krankheiten? Zwischen Patienten? Zwischen Theorien? Ist dieses Gefälle, zwischen was auch immer, gut oder schlecht oder neutral? Ist es ein Faktum, handelt es sich um eine Hypothese, wie kann man das prüfen, was folgt daraus? Wenn es schlecht ist, wie soll man es ändern?

ZitatIch spreche von einem Vakuum im medizinischen Wissen, das leider von denen ausgefüllt wird, welche die Frage nach Antworten mit spiritualistischen Ansätzen scheinbar bedienen können.

Für den Fall, dass ich Dich diesmal richtig verstanden habe, hier meine Sicht auf das Problem:
Zitat von: bayle am 21. September 2012, 16:18:14
...
Ich möchte die Frage mal umformulieren: ,,Warum sind Ärzte für Paramedizin anfällig"
...
Die Interessen von Arzt und Patient sind nie deckungsgleich; im günstigen Fall besteht eine gewisse Überschneidung. Gemeinsam ist beiden aber die prinzipielle Unerträglichkeit des Umstandes, dass die Medizin nicht auf alle Fragen eine Antwort hat, selbst nicht auf scheinbar so triviale wie den Rückenschmerz. [...] Letztlich ist es nicht der zu schnelle, sondern der zu schleppende Fortschritt der Wissenschaft, der der Paramedizin Raum und Rechtfertigung gibt. Sie ist der "Gott der Lücke".
...

Superkalifragilistisch

Bei den heiligen Gräbern von Marx, Lenin und Mao, ich spreche nicht von Klassenkampf. Aber in gewisser Hinsicht nehme ich auf jene Bezug, welche da vom Klassenkampf salbadern. Denn das sind die selben, welche stets nach ganzheitlicher, "revolutionärer", Medizin rufen. Damit sind aber diese es, welche in der medizinischen Praxis eine zwei-klassige Versorgungssituation erst schaffen.

In dem Thread hast Du auf die Diskussion zu einem Hörsturz Artikel verlinkt. Und was findet sich da? Ein Beitrag von einem der uns erzählt

ZitatDer kompakte und gut recherchierte Artikel hätte sehr von einer psychosomatischen Perspektive profitiert.
[...]
Den Hörsturz ohne Berücksichtigung des biopsychosozialen Kontextes als vaskulären Risikoindikator anzusprechen, ist ebenfalls nicht unproblematisch

https://www.aerzteblatt.de/archiv/69738?src=toc

Auf der einen Seite die Patienten, welche - Glück im Unglück - an etwas leiden, wogegen die Medizin wirksame Diagnose- und Behandlungsmethoden in der Hand hat. Auf der anderen Seite jene, deren Leiden als "Zivilisations-" oder "Stresskrankheiten" verharmlost werden, eben weil die Medizin nichts in der Hand hat und das Feld teilweise mit einer fragwürdigen Bereitschaft zur Mittäterschaft den Spirituellen überlässt.

ZitatPathophysiologie und Therapie des Hörsturzes sind noch ungeklärt, aus dem ärztlichen Nichtwissen aber abzuleiten, eine Therapie als IGeL-Leistung einzustufen, kommt mit beinahe zynisch vor, zumal zuvor betont wurde, welche gravierenden Einschränkungen der einseitige Hörverlust für den Betroffenen mit sich bringt.

Aus ärztlichem Nichtwissen leitet sich die zweit-klassige Behandlung als Igel bzw. als "sanfter" Psychofall ab.

Tinnitus ist übrigens eine Globalisierungserkrankung Also für die Tinnitusgeplagten lieber politischer Protest gegen die Zivilisation statt orthodoxe Medizin!
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

bayle

Zitat von: Superkalifragilistisch am 11. Mai 2013, 16:13:07
Auf der anderen Seite jene, deren Leiden als "Zivilisations-" oder "Stresskrankheiten" verharmlost werden, eben weil die Medizin nichts in der Hand hat und das Feld teilweise mit einer fragwürdigen Bereitschaft zur Mittäterschaft den Spirituellen überlässt.
Auch hier weiß ich ja nicht so genau, wie Du das nun meinst, aber das scheint mir eine sehr treffende Zusammenfassung für das hier zu sein (Zitat aus deinem Link):
ZitatTinnitus ist demzufolge ein körperlicher Widerstand gegen Entsubjektivierung und Entsinnlichung in Zeiten der Globalisierung. Denn Modernitätssprünge verursachen Ängste in den Menschen, sie können die derzeit stattfindenden Veränderungen nicht sinnlich begreifen und erleben sie laut Tillmann als Verlust von Geborgenheit. Sinnlich-körperliche Erfahrungen verschwinden durch den ständigen Wandel lebensweltlicher Prozesse. ...
Tillmann beobachtet als Psychoanalytiker auch das individuelle Leiden der Tinnitus-Betroffenen, dem die Medizin im Grunde hilflos gegenüber steht. Reflexhaft werden diverse pharmakologische und apparative Therapien angeboten, statt zuzuhören und verstehen zu wollen. Die Heilungsversuche der Gesundheitsindustrie beschränken sich auf Linderung der Symptome und Gewöhnung.
:grins
ZitatAlso für die Tinnitusgeplagten lieber politischer Protest statt orthodoxe Medizin!
Leg Dich doch mal bitte fest, was du eigentlich sagen willst. Politischer Protest (gegen was, gegen "Modernitätssprünge"?), ersatzweise Psychoanalyse, hilft gegen Tinnitus?