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Wieder ein Hirnforscher

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Begonnen von Onkel Heinz, 26. Oktober 2012, 23:13:24

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Antitainment

ZitatIch finde es auch nicht abwegig zu behaupten, dass kleine Kinder zunächst die reale Welt erkunden sollten, bevor mit deren digitaler Repräsentation belästigt werden.

Das ist mir zu platt. Ich verstehe auch nicht warum die beiden Möglichkeiten immer exklusiv sein müssen. Der PC hat in der heutigen Welt einen ähnlichen Stellenwert wie der Buchdruck und Kinder brauchen, ebenso wie das Erlernen von Schreibschrift, das Erlernen von PC-Fähigkeiten.
D.h. nicht, dass deswegen sonstige Erfahrungen der analogen Welt abgeschaltet werden müssen oder das Bilderbuch durch ein Ipad ersetzt werden muss.
Ich kann das zwar nicht genau einordnen, aber ich habe vor Kurzem eine Sendung gesehen, bei der zwei an ADHS erkrankte Kinder zusätzlich zur unterstützenden Medikation Lern- und Konzentrationsspiele am PC gelöst haben, da offensichtlich die multisensorische Stimulation die Kinder deutlich länger bei der Stange gehalten hat.
(Ob das jetzt sauber gedeckelt ist, kann ich nicht sagen)

Auch die Killerspieldebatte strapaziert ein wenig korrelierende Zusammenhänge - Das ist als ob man Stifte für Rechtschreibschwächen verantwortlich machen möchte.
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

bayle

Zitat von: Antitainment am 27. Oktober 2012, 12:40:15
ZitatIch finde es auch nicht abwegig zu behaupten, dass kleine Kinder zunächst die reale Welt erkunden sollten, bevor mit deren digitaler Repräsentation belästigt werden.
Das ist mir zu platt.

Ich werde mich mal noch weiter von dem entfernen, was ich eigentlich weiß, und die Schwafelgrenze überschreiten: Wahrscheinlich ist es viel wichtiger, dass Eltern sich aufmerksam mit ihren Kindern beschäftigen, statt sie als lästige Störer vor der Daddelkiste zu parken. Aber eigentlich klingt das nun wieder nach Untergang des Abendlands.  :grins2:

Wenn da jetzt noch jemand drin rumpolkt, werde ich beleidigt sein und gar nicht mehr antworten. :-X

Antitainment

Zitat
Wenn da jetzt noch jemand drin rumpolkt, werde ich beleidigt sein und gar nicht mehr antworten.


  ;D
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

Maxi

Zum Thema "gefährliche Medien" gab es vor Kurzem einen Beitrag beim Florian Freistetter:

http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/08/24/sind-computerspiele-gefahrlich/

Am Schluss ein sehr aufschlussreiches Zitat von Douglas Adams:

ZitatIch habe ein paar Regeln aufgestellt, die unsere Reaktion auf technische Neuerungen beschreiben:

1. Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu.

2. Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär und kann dir vielleicht zu einer beruflichen Laufbahn verhelfen.

3. Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge.
Wenn es nicht Absicht ist, ist es doch System.
Dr. Ici Wenn selig

Dr. Ici Wenn

Zitat von: bayle am 27. Oktober 2012, 12:57:29
Ich werde mich mal noch weiter von dem entfernen, was ich eigentlich weiß, und die Schwafelgrenze überschreiten: Wahrscheinlich ist es viel wichtiger, dass Eltern sich aufmerksam mit ihren Kindern beschäftigen, statt sie als lästige Störer vor der Daddelkiste zu parken. Aber eigentlich klingt das nun wieder nach Untergang des Abendlands.  :grins2:

Wenn da jetzt noch jemand drin rumpolkt, werde ich beleidigt sein und gar nicht mehr antworten. :-X

Ah, da müssen wir doch glatt ...  ;D
Es ist ja genau diese dämliche schwarz-weiß Kategorisierung, welche Du schwafelndgrenzüberschreitenderweise sehr schön darstellst, welche Spitzer so unerträglich macht. Umso unerträglicher, als er ja einen wissenschaftlichen Hintergrund hat und man davon ausgehen kann, dass ihm seine groben Pauschalisierungen bewusst sein müssten. Damit löst man keine Probleme, man befriedigt damit nur seine Mediengeilheit. Soll er doch bitte ein Instrument lernen und seinen Narzismus auf einer Bühne ausleben, und den nicht Kinder ausbaden lassen. Es werden sich genug Eltern finden, die das dann an seiner Stelle tun.

Forbidden

Zitat von: Antitainment am 27. Oktober 2012, 12:40:15
ZitatIch finde es auch nicht abwegig zu behaupten, dass kleine Kinder zunächst die reale Welt erkunden sollten, bevor mit deren digitaler Repräsentation belästigt werden.

Das ist mir zu platt.

Nein, dass ist überhaupt nicht platt, es gibt sogenannte Entwicklungsfenster bei kleinen Kinder, werden diese nicht ausreichend genutzt kommt es zu Entwicklungsverzögerungen.

Klar gehören die Medien zu  unserer Gesellschaft dazu, und natürlich sollen die Kinder damit aufwachsen.  Der regelmäßige Kontakt mit Computern, Fernseher ect. darf ruhig jenseits des 6. oder 7. Lebensjahres liegen.

Studien kann ich leider keine liefern, jedoch kann ich von meiner Arbeit sagen, dass *alle* Kinder die ich im Elementarbereich betreue und die da schon regelmäßig solche Medien konsumieren enorme Probleme in der Sprachentwicklung haben und motorisch auch sehr unsicher sind. Inwieweit dafür dann auch das soziale Umfeld verantwortlich ist, ist leider nicht trennbar, da ein Kind, dessen Eltern wenig oder kaum mit ihm reden eben auch diese Probleme haben. Und dann gibt es natürlich nicht selten einen Zusammenhang zwichen viel Medienkonsum und der vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Fürsorge der Eltern.

Kognitiv, motorisch und sprachlich sind zumindest die Kinder am besten entwickelt, die in diesem Alter gar keine oder kaum Medien dieser Art konsumieren. Komischerweise sind dass auch die Kinder, deren Eltern sich sehr gut kümmern.

bayle


Dr. Ici Wenn

@forbidden: Du hast bestimmt recht mit Deinen Aussagen. Nur, es geht ja um Spitzer und seine Pauschalaussagen, dass Computer Teufelswerk für Kinder sind. Generell. Und immer. Und so stimmt das halt einfach nicht. Er differenziert ja noch nicht mal im Alter, noch zwischen Glotze und PC etc.

Edit: Ich kenne Spitzers Werke nicht. Ich habe ihn nur paarmal im TV gesehen. Und da kam er genau so rüber, wie das Noddy beschrieben hat.

Forbidden

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 27. Oktober 2012, 15:56:12
@forbidden: Du hast bestimmt recht mit Deinen Aussagen. Nur, es geht ja um Spitzer und seine Pauschalaussagen, dass Computer Teufelswerk für Kinder sind. Generell. Und immer. Und so stimmt das halt einfach nicht. Er differenziert ja noch nicht mal im Alter, noch zwischen Glotze und PC etc.

Gut, ich habe hinten angefangen zu lesen...

Eine wirkliche Aussage kann man aber halt eben auch nicht treffen, weil Kinder die viel und ausgiebig Medien konsumieren oft auch ein vernachlässsigendes Umfeld haben. Und das hatte jenseits von Fernsehen und Computer schon negative Auswirkungen. Und ob es wirklich mehr gestörte Kinder als früher gibt kann ich nicht beurteilen im Gegensatz zu meinen Kollegen empfinde ich das nicht so. Meiner Meinung nach wird heute genauer hingeschaut wo es früher hieß das wächst sich aus. Ich habe sogar eher das empfinden, das manchmal auch zu viel geschaut wird und das man das ein oder andere Kind vielleicht auch einfach mal in Ruhe lassen sollte. Wenn man mir oft genug sagt dass ich dieses oder jenes habe, und ich deshalb zur Ergo oder Logo muss, glaube ich es auch irgendwann.

Forbidden

Zitat von: Noddy am 26. Oktober 2012, 23:13:24
Es läuft gerade imDialog bei Phönix, mit Manfred Spitzer als Hirnexperte.

Eine Behauptung rezitiert er ohne Pause ... Computer sind Teufelswerk für Kinder. Und der Hirn ist ein Muskel...

ZitatSpitzer warnt in seiner Kampfschrift vor Verflachung, Vergesslichkeit und Vereinsamung. Neben dem Wort "Ich" kommt wohl kein Begriff so oft vor wie der flehentliche Ausruf: "Es geht um unsere Kinder." Schließlich drohen Internetsucht und ADHS, mindestens.
http://www.sueddeutsche.de/digital/bestseller-digitale-demenz-von-manfred-spitzer-krude-theorien-populistisch-montiert-1.1462115


Mal ehrlich.... muss man darüber dikutieren? ADHS hat man oder nicht und gerade ADHSler sind arg gefährdet internetüchtig zu werden, weil es eben das Belohnungssystem anspricht.


Antitainment

ZitatStudien kann ich leider keine liefern, jedoch kann ich von meiner Arbeit sagen, dass *alle* Kinder die ich im Elementarbereich betreue und die da schon regelmäßig solche Medien konsumieren enorme Probleme in der Sprachentwicklung haben und motorisch auch sehr unsicher sind.

Ok, ist eine Beobachtung. Es bleiben aber dennoch Fragen offen wie: Was wird wie, wann und wie lange konsumiert. Sind das Kinder, die so oder so aus sogenannten bildungsfernen Familien stammen. Wäre ein Unterschied vorhanden, wenn diese Kinder keine Spiele spielen würden? Geht es generell um Medienkonsum? Ist der Medienkonsum eine Ersatzhandlung für anderweitige Betätigungen oder eine Ergänzung? Und so weiter und so weiter.
Ich gehe mit der Meinung konform, dass Kinder im Kleinkindalter keinen übermäßigen Konsum von Medien benötigen, allerdings ist es von dieser Aussage noch ein weites Stück zu den Thesen von Spitzer.
(http://www.onlinewelten.com/games/allgemeine-news/news/gamer-statistiken-durchschnittsalter-31-jahre-50-prozent-frauen-106258/)
Wenn Spitzer Recht hat müsste man einen dramatischen Zulauf an Gewalttaten und dissozialem Verhalten unter den Millionen Spielern finden. Bisher gibt es da aber nüscht.

ZitatKognitiv, motorisch und sprachlich sind zumindest die Kinder am besten entwickelt, die in diesem Alter gar keine oder kaum Medien dieser Art konsumieren. Komischerweise sind dass auch die Kinder, deren Eltern sich sehr gut kümmern.

Das würde ich dann wohl des Pudels Kern nennen. Ein PC/Konsole/Fernseher ersetzt nicht die Erziehung durch die Eltern. Mein Eindruck an Förderschulen war auch, dass viele der Kinder unbeaufsichtigt eine Menge Zeit vor dem Brüllwürfel verbringen, aber man bekommt bei der Klientel schnell einen Tunnelblick.
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

Forbidden

Tja, Henne oder Ei... aus diesem Grund gibt es wohl auch keine ordentlichen Studien.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Forbidden am 27. Oktober 2012, 16:04:18
Eine wirkliche Aussage kann man aber halt eben auch nicht treffen, weil Kinder die viel und ausgiebig Medien konsumieren oft auch ein vernachlässsigendes Umfeld haben.

Das isses ja. Es kommt immer auf den Kontext an. Oft, aber nicht unbedingt immer. Und was heißt, um spitzfindig zu werden, Medien konsumieren? Ich bin als Kind in die Welt von Karl May versunken. Ein Medium names Buch. Hätte es damals ein interaktives Karl May Spiel gegeben, wäre es wohl das gewesen.

Übrigens: Ich habe meinen Kindern noch nie gesagt "Gehe Fernsehen oder an den PC". Wenn, dann fragen sie, ob sie dürfen (Nagut, inzwischen nicht mehr immer ...). Ich glaube, da liegt der Hauptunterschied, wenn Eltern ihre Kinder aktiv vor die Glotze hängen, einfach, damit sie sie los sind.

Onkel Heinz

Zitat von:  ForbiddenMal ehrlich.... muss man darüber dikutieren? ADHS hat man oder nicht und gerade ADHSler sind arg gefährdet internetüchtig zu werden, weil es eben das Belohnungssystem anspricht.
Das verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht.

Zugegeben habe ich von Spitzer gestern das erste Mal gehört und so spät, wie es war, eben nur Treffer gefunden, die meinen Eindruck bestätigten. Daher auch mein Post hier. Da Hüther hier gut positioniert ist, habe ich mich gefragt, warum dann der nicht.
Ob er das nun genau so gesagt hat, aber bei zu viel Medienkonsum drohe ADHS, das ist schon fettig.

Mir ist es auch egal, wie viele Publikationen der hat, ich bin einigermaßen verblüfft, dass in den Medien vermehrt (das kann auch mein Filter sein) diesem Populismus eine Bühne geboten wird. Und immer haben die zufällig gerade ein Buch veröffentlicht.

Wenn ich eins gelernt habe, dann dass es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen gibt. Und ich kann diese General-Verteufelung des Digitalen nicht ertragen. Gern kann mir jemand Studien erklären, die mir Kausalitäten plausibel machen, aber nicht dieses Palaver.

Bartimaeus

Zitat von: Forbidden am 27. Oktober 2012, 16:15:29
Tja, Henne oder Ei... aus diesem Grund gibt es wohl auch keine ordentlichen Studien.
Spitzer hat mal in einem Interview von einer Studie erzählt, an der Eltern (mit ihren Kindern) teilgenommen haben, die ihren Kindern eine Spielekonsole schenken wollten. Die Hälfte der Teilnehmer hat dann eine Spielekonsole bekommen und die andere Hälfte nicht. Der Entwicklungsstand der Kinder wurde in der Zeit danach gemessen und die Gruppen miteinander verglichen.
Ich habe die Studie noch nie gesehen, aber das Studiendesign hört sich gut an. Ein schlechtes Umfeld als Confounder würde dabei wegfallen, da die Eltern aus beiden Gruppen ihren Kindern eine Konsole schenken wollten. Kennt die Studie zufällig jemand?