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Warum sind Ärzte für Paramedizin anfällig

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Begonnen von bayle, 21. September 2012, 16:18:14

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Lync

Zitat von: The Doctor am 21. September 2012, 22:14:23
Okay, den aktuellen Fred habe ich wohl mit zu verantworten, dann kann ich hier auch gleich mal meine Geschichte erzählen (Warnung! Das wird "etwas" umfangreicher!)

Ich hole mal aus:


Eben erst gelesen.
Vielen Dank.

Bartimaeus

Ich hab den Beitrag auch erst eben gelesen. Hat mir gefallen.  :grins2:

DönerMitScharf

Hi,
bin neu hier und würde gerne mal kurz berichten wie ich die Sache sehe als jemand der kurz vor Ende seines Studiums steht (Examen im April :grins2:)

Das Medizinstudium ist einfach eine Schule 2.0, auf der nur auswendig gelernt werden soll. Die meisten Medizinstudenten die ich kenne, die sich für Pseudowissenschaften interessieren, sind "leider" nur gute Pauker, die wenig hinterfragen.
Im Medizinstudium wird zu wenig gelehrt, wie medizinischen Wissen entsteht bzw. gesichert wird, also wie Studien ablaufen und so die für den Patienten die beste Behandlung/Therapie sicher gestellt wird.

Viele meiner Kollegen denken einfach, ja Prof. X sagt man behandelt Krankheit Y so und so, ja weil er einfach die Autorität auf dem Gebiet ist. Die verstehen meist gar nicht was an Studien und Arbeit dahinter steckt, manche wissen nicht mal was ne Leitlinie ist.
Und wenn man das jetzt weiter denkt, ist aus deren Sicht der Sprung zu "Horatius Hufnagel Dr. h.c. in Homöopathie sagt Globuli sind besser als Impfung" nicht weit, man bezieht sich einfach auf eine andere Autorität, warum soll der nicht auch Recht haben?


The Doctrix

@ DönerMit:

Das Problem liegt darin, dass Biomathematik und Statistik nur ganz kleine Fächer im klinischen Studienabschnitt sind. Ich weiss nicht, wie das heute im Examen ist, aber zu meiner Zeit nahmen diese beiden Fächer gerade mal je 3-4 Fragen unter Hunderten im 1. und 2. Staatsexamen ein. Da macht sich doch niemand die Mühe, den ganzen Kram zu lernen.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

The Doctrix

Wobei dies primär das Problem des Studiums ist. In der Zeit als Assistenzarzt kommen dann die immer noch sehr verkrusteten Hierarchein im System ins Spiel. Wenn Dir Dein Chef sagt, Du sollst eine bestimmte Behandlungsmethode anwenden, dann machst Du das besser auch (oder suchst Dir bald eine neue Stelle). Und wage es bloss nicht, den Chef darauf hinzuweisen, dass "seine" Methode veraltert ist oder verlange gar Belege für deren Wirksamkeit. Solche Querulanten wie Du finden dann nämlich auch in 100km Umkreis keine neue Stelle mehr.

Ist schlimm, ist aber an vielen Kliniken noch so.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

DönerMitScharf

Zitat von: The Doctor am 03. Februar 2013, 13:57:55
Wobei dies primär das Problem des Studiums ist. In der Zeit als Assistenzarzt kommen dann die immer noch sehr verkrusteten Hierarchein im System ins Spiel. Wenn Dir Dein Chef sagt, Du sollst eine bestimmte Behandlungsmethode anwenden, dann machst Du das besser auch (oder suchst Dir bald eine neue Stelle). Und wage es bloss nicht, den Chef darauf hinzuweisen, dass "seine" Methode veraltert ist oder verlange gar Belege für deren Wirksamkeit. Solche Querulanten wie Du finden dann nämlich auch in 100km Umkreis keine neue Stelle mehr.

Ist schlimm, ist aber an vielen Kliniken noch so.

Ja ich weiß, das ist ein Problem. Bei der herrschenden Hierarchie ist man dem Chef schon ein wenig ausgeliefert.

Auch nach der neuen AO ist Statistik natürlich nur ein winziges Fach und für die meistens einfach nur eine von vielen kleinen Hürden bis zum Examen.
Die Kommentare meiner Kommilitonen gingen aber vor allem bei diesem Fach in die Richtung, warum lernen wir sowas??? das braucht man doch sowieso nicht bla bla, obwohl statistik gerlehrt wird, fehlt einfach das Verständnis warum so etwas wichtig ist. Leider auch bei vielen Kommilitonen die eine medizinische Doktorarbeit abgeschlossen haben na ja >:(

The Doctrix

Bei uns haben sich die meisten der Doktoranden ihre Daten einfach von einem Statistiker auswerten lassen, der hat ihnen dann gesagt, was sie da eigentlich bewiesen hatten. Bzw. warum sie ihre Hypothese jetzt gerade widerlegt hatten und welche ihrer Messdaten sie am besten unter den Tisch fallen liessen, damit es keiner merkt.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Hildegard

Zitat von: DönerMitScharf am 03. Februar 2013, 14:23:44
Auch nach der neuen AO ist Statistik natürlich nur ein winziges Fach und für die meistens einfach nur eine von vielen kleinen Hürden bis zum Examen.
Witzig, dass das heutzutage ausgerechnet in der von Manchen als unwissenschaftlich geschmähten Psychologie anders ist. Da geht ohne Statistik gar nichts.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

bayle

Der geringe Umfang in statistischer Ausbildung mag ein Aspekt sein, aber ich glaube nicht, dass das so wichtig ist. Ein neunjähriges Kind war in der Lage, die Grundannahmen von Reiki experimentell zu überprüfen.
http://psiram.com/ge/index.php/Therapeutic_Touch#Der_Emily_Rosa-Versuch
Schon die Frage "kann das sein?" genügt, um den meisten paramedizinischen Unfug als Unfug zu erkennen; man müsste sich erst verbilden, um davon abzukommen. Entscheidender als eine formale Ausbildung scheint mir der Erwerb einer kritischen Grundhaltung zu sein, aber wie man die vermitteln kann, wenn sie nicht schon vorhanden ist – das weiß ich auch nicht.

sweeper

ZitatEntscheidender als eine formale Ausbildung scheint mir der Erwerb einer kritischen Grundhaltung zu sein, aber wie man die vermitteln kann, wenn sie nicht schon vorhanden ist – das weiß ich auch nicht.

Manchmal muss man wohl einfach kapitulieren...  :(
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

DönerMitScharf

Ohne jetzt in die Sexismusdebatte stolpern zu wollen, denkt ihr dass Männer eher zu kritischem Denken neigen? Ich vermute mal dass insgesamt auch hier im Forum (abgesehen natürlich von Marlene und anderen?) eher die Männer überwiegen. Im Artikel über Homöopathie wird ja auch erwähnt dass es statistisch eher Frauen sind die zu alternativen Heilmethoden neigen. Und jetzt bitte nicht hauen  :angel:

Binky

Zitat von: DönerMitScharf am 04. Februar 2013, 12:15:45
Ohne jetzt in die Sexismusdebatte stolpern zu wollen, denkt ihr dass Männer eher zu kritischem Denken neigen? Ich vermute mal dass insgesamt auch hier im Forum (abgesehen natürlich von Marlene und anderen?) eher die Männer überwiegen. Im Artikel über Homöopathie wird ja auch erwähnt dass es statistisch eher Frauen sind die zu alternativen Heilmethoden neigen. Und jetzt bitte nicht hauen  :angel:

Erfahrungsgemäß fallen Frauen eher auf Esoterik/Alternaivkram herein, Männer eher auf Verschwörungstheorien.

Ich habe zudem den Verdacht, irrationales Denken ist ein Bestandteil der Persönlichkeit, der bei einer Person relativ konstant vorhanden ist oder nicht.

zwingenberger

Männer denken in anderen Disziplinen unkritisch. Der typische Crank ist ein Mann. Der VTler ist ein Mann. Der Mondlandungsleugner ist ein Mann, und selbst die "Impfkritik" ist, jedenfalls bei den Meinungsmachern, überwiegend männlich.

Dass Paramedizin allgemein einen weiblichen Drall hätte, bezweifle ich übrigens auch grundsätzlich. Die allermeisten unsinnigen Ideen haben dort Männer in die Welt gesetzt. Das kann natürlich damit zusammenhängen, dass eine ganze Menge Unsinn, den sich ausgebildete Mediziner ausdachten, aus einer Zeit stammt, als der Frauenanteil an der Ärzteschaft noch vergleichsweise gering war. Mein Tipp lautet denn auch: so wie der Anteil der Frauen an Gewalt- und Straßenverkehrsdelikten ständig steigt, so wird er auch in der Erfindung von Gaga-Heilmethoden steigen. Machen wir uns da nichts vor.

Gefährliche Bohnen

Zitat von: The Doctor am 03. Februar 2013, 13:53:17
Das Problem liegt darin, dass Biomathematik und Statistik nur ganz kleine Fächer im klinischen Studienabschnitt sind. Ich weiss nicht, wie das heute im Examen ist, aber zu meiner Zeit nahmen diese beiden Fächer gerade mal je 3-4 Fragen unter Hunderten im 1. und 2. Staatsexamen ein. Da macht sich doch niemand die Mühe, den ganzen Kram zu lernen.

Und

Zitat von: DönerMitScharf am 03. Februar 2013, 14:23:44
Die Kommentare meiner Kommilitonen gingen aber vor allem bei diesem Fach in die Richtung, warum lernen wir sowas??? das braucht man doch sowieso nicht bla bla, obwohl statistik gerlehrt wird, fehlt einfach das Verständnis warum so etwas wichtig ist.

Kann ich bestätigen. Außerdem höre ich auch des öfteren Argumente wie "na ja, dann ist es halt nur Placebo, ist doch egal, warum es wirkt... wenn es Person xy halt hilft...".

Zitat von: zwingenberger am 04. Februar 2013, 12:35:03
Männer denken in anderen Disziplinen unkritisch. Der typische Crank ist ein Mann. Der VTler ist ein Mann. Der Mondlandungsleugner ist ein Mann, und selbst die "Impfkritik" ist, jedenfalls bei den Meinungsmachern, überwiegend männlich.

Dass Paramedizin allgemein einen weiblichen Drall hätte, bezweifle ich übrigens auch grundsätzlich. Die allermeisten unsinnigen Ideen haben dort Männer in die Welt gesetzt. Das kann natürlich damit zusammenhängen, dass eine ganze Menge Unsinn, den sich ausgebildete Mediziner ausdachten, aus einer Zeit stammt, als der Frauenanteil an der Ärzteschaft noch vergleichsweise gering war. Mein Tipp lautet denn auch: so wie der Anteil der Frauen an Gewalt- und Straßenverkehrsdelikten ständig steigt, so wird er auch in der Erfindung von Gaga-Heilmethoden steigen. Machen wir uns da nichts vor.

Denke ich auch. Ich glaube, ob mehr Männer oder Frauen auf eine Blödsinn-Theorie abfahren, liegt eher an der Verpackung (sanft, Naturkram, Quantenquark, VT...) als am Blödsinn selbst.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

DönerMitScharf

Zitat von: zwingenberger am 04. Februar 2013, 12:35:03
Männer denken in anderen Disziplinen unkritisch. Der typische Crank ist ein Mann. Der VTler ist ein Mann. Der Mondlandungsleugner ist ein Mann, und selbst die "Impfkritik" ist, jedenfalls bei den Meinungsmachern, überwiegend männlich.

Dass Paramedizin allgemein einen weiblichen Drall hätte, bezweifle ich übrigens auch grundsätzlich. Die allermeisten unsinnigen Ideen haben dort Männer in die Welt gesetzt. Das kann natürlich damit zusammenhängen, dass eine ganze Menge Unsinn, den sich ausgebildete Mediziner ausdachten, aus einer Zeit stammt, als der Frauenanteil an der Ärzteschaft noch vergleichsweise gering war. Mein Tipp lautet denn auch: so wie der Anteil der Frauen an Gewalt- und Straßenverkehrsdelikten ständig steigt, so wird er auch in der Erfindung von Gaga-Heilmethoden steigen. Machen wir uns da nichts vor.

Ich hätte mir den Zusammenhang beim typischen Crank so erklärt, dass es sich bei denen meist um Männer handelt die in Wahrheit um den Unsinn ihrer Ansichten wissen, daran jedoch festhalten weil sich damit ein gutes Geschäft machen lässt (Krebsheiler usw.). Also dass Männer eher ein "geschäftliches" Interesse an Parawissenschaften haben, eher gewinnorientiert sind.