Was haben die von den Krankenkassen bezahlte Verhaltenstherapie und Scientology gemeinsam?

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Begonnen von BasementBoi, 07. Mai 2012, 22:58:17

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RächerDerVerderbten

Ich wunder mich dass NARCONON hier noch nicht erwähnt wurde

Die Seite verlink ich jetzt lieber nicht ( oder wär das okeeh ? ) , aba bei Interesse einfach den Begriff googeln
If the only thing keeping a person decent is the expectation of divine reward, brother, that person is a piece of shit. Rusty Cohle

Landratte

Zitat von: Janus am 19. Mai 2012, 07:22:47
Heutzutage haben auch die meisten Hausärzte etwas Ahnung von Psychiatrie und können, was sie auch oft tun, besonders wenn der Termin beim Psychiater in weiter Ferne ist, ein Firstline Antidepressivum verschreiben. Das ist normalerweise ein SSRI oder in Angstfällen Mirtazapin. Da die Benzos in Verruf geraten sind wegen ihrer Toleranz- und Abhängigkeitsentwicklung mussten sich viele Hausärzte auch mit sedierenden Antidepressiva auseinandersetzen wegen so häufigen Problemen wie Insomnie. Ich habe auch mein erstes AD vom Hausarzt bekommen weil Psychiater trotz PKV nicht vor einem Monat einen Termin frei hatte (aufm platten Land).

@Janus
Gerade auf dem platten Land ist die Versorgung sehr viel magerer als in der Stadt. Da hättest Du möglicherweise sofort einen Termin bekommen.
Zur psychiatrischen Versorgung:
GMK Psychiatrie-Bericht (bezieht sich hier auf Sachsen, Leipzig und Dresden), S. 27:
ZitatDie Land-Stadt-Unterschiede werden deutlicher, wenn man beim Vergleich die Zahlen für die beiden Städte von den Zahlen für das Land abzieht. Dann steht z. B. außerhalb der beiden Städte in Sachsen lediglich ein Facharzt für ca. 24.000 Einwohner zur Verfügung während in den beiden Städten im Mittel die Dichte doppelt so hoch ist (1 : 12.000).
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=psychiater%20verteilung%20stadt%20land&source=web&cd=2&ved=0CFEQFjAB&url=http%3A%2F%2Fwww.gmkonline.de%2F_beschluesse%2FProtokoll_80-GMK_Top1002_Anlage1_Psychiatrie-Bericht.pdf&ei=LLu3T_6OJsrctAbywaH3Bw&usg=AFQjCNExMr9fkyNUjAxpRllGkI8ZptV2sA&cad=rja

Zur psychotherapeutischen Versorgung:
Gesundheitsberichterstattung des Bundes:
ZitatAufgrund der Niederlassungsentscheidungen von Psychotherapeuten vor 1999 mit einer starken Präferenz für Großstädte und Ballungszentren, schwankt die resultierende Einwohner/ Arzt-Relation hierbei zwischen 2.577 : 1 in Kernstädten und 23.106 : 1 in ländlichen Regionen. Diese erhebliche Ungleichverteilung zwischen dicht besiedelten und ländlichen Regionen ist dabei für Psychotherapie im Vergleich zu anderen Indikationsbereichen wesentlich ausgeprägter.
http://www.gbe-bund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=&p_aid=&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=11616

Standardabweichung

Der Thread ist zwar schon etwas älter, aber darf ich mich hier mal als Psychologe einklinken? (Experimenteller Psychologe - ich bin kein Psychotherapeut.)

Erstmal gibt es hier ein paar Missverständnisse - vor allem in den ersten paar Beiträgen:

Oft wird der Psychiater mit dem Psychotherapeuten verwechselt. Die arbeiten zwar öfter mal gemeinsam, sind aber absolut unterschiedliche Berufe. Wir haben immer gesagt "Der Psychiater verschreibt Dir Medikamente, der Psychologe redet so lange auf Dich ein bis Du freiwillig welche nimmst." Ein Psychiater hat Medizin studiert, ein Psychotherapeut oft Psychologie oder Medizin oder in seltenen Fällen Pädagogik (Letztere dürfen aber nur Kinder- und Jugendpsychotherapeuten werden.)

Dass die Verhaltenstherapie aus dem Bahaviourismus stammt ist zwar richtig, allerdings wenden die meisten PT's die kognitive Verhaltenstherapie an, die davon unbedingt zu unterscheiden ist. Die kognitive VT hat sich bei vielen Krankheitsbildern gut bewährt, vor allem bei Depressionen, Angststörungen, Körperbildstörungen oder Beziehungs- und sozialen Problemen.

Weiterhin: In einer Notsituation ist der Psychotherapeut sowieso in keinem Fall der Anlaufpunkt, selbst wenn einer gerade Zeit hat. Wenn Gesundhait oder Leben tatsächlich akut bedroht sind ist der Anlaufpunkt der Hausarzt oder die Notaufnahme. Wenn vorhanden bieten sich auch amtliche psychiatrische oder psychologische Notdienste an.

Mit Scientology habe ich mich wenig befasst, allerdings wundert es mich nicht, dass die (kognitiv) verhaltenstherapeutische Methoden anwenden, denn bei denen geht es ja darum das Denken und Verhalten zu ändern - passt also einer Sekte oft super in's Programm.

Zum Thema wie man einen guten Psychotherapeuten findet kann man leider keine umfassende Antwort geben. Es gibt viele die wenig taugen, auch wenn sie nicht bei Scientology sind. Am besten ist es, wenn man einen guten Hausarzt hat, der einen da weiterempfehlen kann.

Das in Deutschland Therapeutenmangel herrscht ist absolut richtig. Das liegt zum einen an idiotischen Richtlinien der Krankenkassen und zum anderen daran, dass die Psychotherapeutenausbildung, obwohl sie oft Vollzeit gemacht wird, nicht bezahlt wird - und wer tut sich denn nach ellenlangem Studium noch drei Jahre Vollzeitarbeit ohne Bezahlung an?

P.G.

Zitat von: Standardabweichung am 04. September 2012, 16:21:44
Der Thread ist zwar schon etwas älter, aber darf ich mich hier mal als Psychologe einklinken? (Experimenteller Psychologe - ich bin kein Psychotherapeut.)

Erstmal gibt es hier ein paar Missverständnisse - vor allem in den ersten paar Beiträgen:

Oft wird der Psychiater mit dem Psychotherapeuten verwechselt. Die arbeiten zwar öfter mal gemeinsam, sind aber absolut unterschiedliche Berufe. Wir haben immer gesagt "Der Psychiater verschreibt Dir Medikamente, der Psychologe redet so lange auf Dich ein bis Du freiwillig welche nimmst." Ein Psychiater hat Medizin studiert, ein Psychotherapeut oft Psychologie oder Medizin oder in seltenen Fällen Pädagogik (Letztere dürfen aber nur Kinder- und Jugendpsychotherapeuten werden.)


Wer nach 2003 seinen Facharzt für Psychiatrie gemacht hat, ist auch Psychotherapeut, ohne die Ausbildung, die man als Psychologe durchmachen muss. Kann sich also als ärztlicher Psychotherapeut niederlassen. Viele Psychiater an Kliniken aber auch Niedergelassene, haben häufig auch rein psychotherapeutisch betreute Patienten nebenbei laufen. So leicht ("absolut unterschiedliche Berufe") lässt sich das nicht (mehr) trennen.
[url="http://www.alltrials.net/"]http://www.alltrials.net/[/url]

The Doctrix

Zitat von: Phineas G. am 07. September 2012, 08:59:13
Wer nach 2003 seinen Facharzt für Psychiatrie gemacht hat, ist auch Psychotherapeut, ohne die Ausbildung, die man als Psychologe durchmachen muss. Kann sich also als ärztlicher Psychotherapeut niederlassen. Viele Psychiater an Kliniken aber auch Niedergelassene, haben häufig auch rein psychotherapeutisch betreute Patienten nebenbei laufen. So leicht ("absolut unterschiedliche Berufe") lässt sich das nicht (mehr) trennen.

Das ist nicht korrekt: im Rahmen der Ausbildung zum "Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie" muss der Assistenzarzt selbstverständlich auch die diversen Module der Psychotherapeutenausbildung durchlaufen - also Seminare, Selbsterfahrung, Supervision und selbstverständlich eine Mindestzahl an durchgeführten und dokumentierten strukturierten Therapien. Und er muss sogar noch mehr tun als der psychologische Psychotherapeut: während letzterer nur in einem Therapieverfahren ausgebildet werden muss, werden vom Arzt zwei Verfahren verlangt.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

P.G.

Zitat von: The Doctor am 20. September 2012, 17:22:28
Zitat von: Phineas G. am 07. September 2012, 08:59:13
Wer nach 2003 seinen Facharzt für Psychiatrie gemacht hat, ist auch Psychotherapeut, ohne die Ausbildung, die man als Psychologe durchmachen muss. Kann sich also als ärztlicher Psychotherapeut niederlassen. Viele Psychiater an Kliniken aber auch Niedergelassene, haben häufig auch rein psychotherapeutisch betreute Patienten nebenbei laufen. So leicht ("absolut unterschiedliche Berufe") lässt sich das nicht (mehr) trennen.

Das ist nicht korrekt: im Rahmen der Ausbildung zum "Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie" muss der Assistenzarzt selbstverständlich auch die diversen Module der Psychotherapeutenausbildung durchlaufen - also Seminare, Selbsterfahrung, Supervision und selbstverständlich eine Mindestzahl an durchgeführten und dokumentierten strukturierten Therapien. Und er muss sogar noch mehr tun als der psychologische Psychotherapeut: während letzterer nur in einem Therapieverfahren ausgebildet werden muss, werden vom Arzt zwei Verfahren verlangt.

Die Ausbildung an einem Institut zum Psychotherapeuten ist ohne Frage etwas anderes als die Facharztausbildung. Mein Beitrag sollte nicht implizieren, dass der Psychiater seinen Psychotherapeuten gänzlich "geschenkt" bekommt.
[url="http://www.alltrials.net/"]http://www.alltrials.net/[/url]