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aktuell: Ulrich Berger über Franz Hörmann

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Begonnen von P.Stibbons, 28. Januar 2012, 21:49:25

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P.Stibbons

Zitat
Was ist gegen diese Feststellung Hörmanns zu sagen?

@ prime-pippo :

Nun, es ist doch ein großer Unterschied, ob du formulierst
Zitat
Für mich erscheint es auch völlig offensichtlich, dass Hinterfragen nicht gewünscht ist, große Teile der Bevölkerung finden sich mit Dogmen im Wirtschaftswesen (und auch anderswo) einfach ab...

oder ob Hörmann sagt:

ZitatDas nennt man dann Bildung, aber es ist eigentlich der falsche Begriff dafür. Es ist Manipulation und Gehirnwäsche: das wäre der richtige Ausdruck. Daher sind unsere Bildungsinstitutionen – und das beginnt schon bei den Schulen – Gehirnwäscheinstitutionen, die die Menschen geistig versklaven und sie für unhinterfragte Autoritäten gefügig machen. Das ist ja auch der Grund, warum das Dritte Reich und solche Dinge möglich waren.

Eine solche Formulierung Hörmanns finde ich - bei aller berechtigten Kritik am Bildungssystem, wenn sie denn präzise analysiert und sachlich begründet ausfällt  -  hochgradig suggestiv und manipulativ.

Sich "mit Dingen abzufinden", wie du es ausdrückst, ist mE etwas anderes, als Bildungseinrichtungen mit "Gehirnwäsche-Institutionen" zu bezeichnen.
Hier wird subtil Verantwortung verschoben und auf platte Weise Stimmung gemacht.









Graf Zahl

Zumal auch sehr fraglich ist, ob das überhaupt so funktionieren kann. Wenn man sich mal anschaut, wie das im Osten gelaufen ist. Die hatten ihr Bildungssystem sicher ausreichend gut im Griff. Trotzdem ist das Volk am Ende auf der Straße gewesen und hat das Regime gestürzt. Wie kann sowas passieren, wenn Hörmanns Aussage richtig wäre?

prime-pippo

Ok, ich versuche nochmal zu erklären, wie ich Hörmann verstehe:

Er sagt, dass diese Institutionen (Schule, Uni etc.) die Menschen Autoritäten gefügig machen. Diese Aussage ist meiner Meinung nach zu 100% richtig, fraglich ist einzig und allein, ob das negativ zu bewerten ist.
Das erste was du in der Schule lernst ist, dass du dem Lehrer zu gehorchen hast. Im weiteren Verlauf lernst du (je nach Schule und Schulform unterschiedlich intensiv), dass du später (platt ausgedrückt) einen Chef haben wirst. Diesem musst du "gehorchen", damit du ein (ausreichendes) Einkommen zum Leben beziehst. Allgemein musst du aber vorher, damit du diesen Einkommensplatz überhaupt erhältst, attraktiv für den Arbeitsmarkt sein. Du musst evtl. sogar über die eigentliche Qualifikation hinausgehend zu gefallen wissen (Auslandsaufenthalte, Hobbies etc.pp.), damit der Chef oder Personaler dir die Möglichkeit gibt ein Einkommen zu beziehen.
Dies alles hast du nicht zu hinterfragen, es zu ändern wäre utopisch.
Es geht auch in erster Linie auf keiner dieser Stationen darum, dass du deine "Leistungen" für sinnvoll erachtest.Erstmal tust du (auf jeden Fall in der Schule) das, was dir aufgetragen wurde.


Dieses Bild ist natürlich nur ein grobes Abbild der realen Verhältnisse. Je nach dem, was der Mensch für Fähigkeiten entwickelt, kann er sich diesem System evtl. partiell entziehen, kann sich selbstständig machen, kann eigene Wege gehen. Im großen und ganzen ist dies aber eine relative kleine Minderheit, die aber natürlich auch noch weiterhin Autoritäten gefügig ist. Diese Minderheit muss z.B. eine ganz genaue Buchführung vorzeigen, dazu ist der normale Angestellte nicht gleichartig verpflichtet.

Natürlich können Ansichten in der Schule nicht einheitlich durchgesetzt werden, da die Gruppe der Lehrer relativ heterogen ist. Der einzelne Lehrer kann seine Schüler also durchaus ganz anders prägen.
Im Großen und Ganzen würde ich Hörmann aber nicht widersprechen!!

Ob man diese Verhältnisse negativ bewerten möchte, ist eine andere Frage. Menschen sind hierarchisch organisiert, anders kennt man es nicht, anders geht es vielleicht auch nicht. Aber wirkliche Mehrheitsentscheidungen, wie man sie in einer Demokratie vermuten könnte, wären nicht überall durchzusetzen.....es gibt immer übergeordnete Systeme, die unangetastet bleiben. Dies lernt man, wie Hörmann richtig feststellt, schon in der Schule.

prime-pippo

PS  was Hörmann als Finanzmann natürlich auch meint ist, dass man das Geldsystem nicht hinterfragt. Es muss Geld geben, für Geld muss man Zinsen zahlen.Diese Dinge sind (selbst wenn eine demokratische Mehrheit dies wollte) erstmal nicht veränderbar.
Überlegt euch mal was genau ihr tun würdet, wenn ihr Grundsätzliches hinterfragen wolltet?
Ich selbst habe einmal früher als Schüler an einem großen Stahlträger, den Hausaufgaben, gewackelt. Meine Frage war damals, warum ich als guter Schüler dazu verpflichtet war Hausaufgaben zu machen, die nicht auf ihre Richtigkeit überprüft wurden. Ich verstand diese als Übung und erfüllte diese Aufgaben also nicht. Dies führte damals in manchen Fächern dazu, dass Mitschüler in den Zeugnissen die gleiche Note bekamen, obwohl sie deutlich schlechtere Klausuren schrieben.
Dies kann man doch als Konditionierung betrachten? Erfüllt blind unsere Anweisungen und ihr bekommt eure ersehnten guten Zensuren, die euch später euren Einkommensplatz sichern sollen.
Ähnliches Prinzip wie beim Haushund. Mach sitz und ich fülle deinen Napf........

Averell

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 12:36:39
Ich selbst habe einmal früher als Schüler an einem großen Stahlträger, den Hausaufgaben, gewackelt. Meine Frage war damals, warum ich als guter Schüler dazu verpflichtet war Hausaufgaben zu machen, die nicht auf ihre Richtigkeit überprüft wurden. Ich verstand diese als Übung und erfüllte diese Aufgaben also nicht. Dies führte damals in manchen Fächern dazu, dass Mitschüler in den Zeugnissen die gleiche Note bekamen, obwohl sie deutlich schlechtere Klausuren schrieben.
??? ??? ???

Du hast Deine Mathehausaufgaben nicht gemacht und das wurde nicht kontrolliert aber Klassenkamerad X bekam die gleiche Note?

Koffer?

Tränchen

Zitat von: Averell am 02. März 2012, 13:57:49
Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 12:36:39
Ich selbst habe einmal früher als Schüler an einem großen Stahlträger, den Hausaufgaben, gewackelt. Meine Frage war damals, warum ich als guter Schüler dazu verpflichtet war Hausaufgaben zu machen, die nicht auf ihre Richtigkeit überprüft wurden. Ich verstand diese als Übung und erfüllte diese Aufgaben also nicht. Dies führte damals in manchen Fächern dazu, dass Mitschüler in den Zeugnissen die gleiche Note bekamen, obwohl sie deutlich schlechtere Klausuren schrieben.
??? ??? ???

Du hast Deine Mathehausaufgaben nicht gemacht und das wurde nicht kontrolliert aber Klassenkamerad X bekam die gleiche Note?

Koffer?

Das ist ein echtes Indigo-/Kristallkind.  ;)
Da lohnt sich keine weitere Nachfrage - die müssen einfach Spitzenpositionen und Spitzeneinkommen bekommen auch wenn sie nicht mal nen Hauptschulabschluß schaffen - weil sie einfach so intuitiiieeeff sind.  ;D

prime-pippo

Ach kommt, bitte zwingt mich nicht dazu Tante Google zu bemühen.... hätte ich immer Hausaufgaben gemacht, wäre mir der Begriff Indigo-Kind vielleicht nicht unbekannt ;D

Aber ihr seht es ja selbst, da sagt einer was über Hausaufgaben und gibt sich automatisch der Lächerlichkeit preis. Auch eine Form der Erziehung....... muss nicht negativ sein, aber man sollte sich das evtl. dennoch bewusst machen.
Der Link mit dem Hauptschulabschluss ist zum Glück nicht zutreffend, Abitur ging auch ohne Hausaufgaben......Aber das ist hier zum Glück nicht Thema

Belbo zwei

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 14:34:13
Ach kommt, bitte zwingt mich nicht dazu Tante Google zu bemühen.... hätte ich immer Hausaufgaben gemacht, wäre mir der Begriff Indigo-Kind vielleicht nicht unbekannt ;D

Aber ihr seht es ja selbst, da sagt einer was über Hausaufgaben und gibt sich automatisch der Lächerlichkeit preis. Auch eine Form der Erziehung....... muss nicht negativ sein, aber man sollte sich das evtl. dennoch bewusst machen.
Der Link mit dem Hauptschulabschluss ist zum Glück nicht zutreffend, Abitur ging auch ohne Hausaufgaben......Aber das ist hier zum Glück nicht Thema

Karl-Theodor?
Man möchte sich die unglaubliche Gewaltanwendung gar nicht vorstellen wenn man Kinder zwingt ins Töpfchen und nicht daneben zu machen, oder ihr Zimmer aufzuräumen.

Ridcully

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 12:36:39
PS  was Hörmann als Finanzmann natürlich auch meint ist, dass man das Geldsystem nicht hinterfragt. Es muss Geld geben, für Geld muss man Zinsen zahlen.Diese Dinge sind (selbst wenn eine demokratische Mehrheit dies wollte) erstmal nicht veränderbar.

Der Typ ist Hilfsdozent (aka "außerordentlicher Professor") für Rechnungswesen. Das ist ein BWLer, der ist in Bezug auf "das Geldsystem" genauso Laie wie du (vermute ich mal) und ich.

Natürlich kann man das schön hinterfragen und das tun Volkswirte, Philosophen und Theologen auch schon ewig. Nur kommen sie dabei meist nicht zu solchen simplen und schwachsinnigen Ergebnissen wie Hörmann.

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 12:36:39Überlegt euch mal was genau ihr tun würdet, wenn ihr Grundsätzliches hinterfragen wolltet?

Drüber nachdenken? Kann dir niemand verbieten, nicht mal die Hörmannschen Gehirnwäscheinstitute.

prime-pippo

Zitat von: Ridcully am 02. März 2012, 15:41:05
Der Typ ist Hilfsdozent (aka "außerordentlicher Professor") für Rechnungswesen. Das ist ein BWLer, der ist in Bezug auf "das Geldsystem" genauso Laie wie du (vermute ich mal) und ich.

Natürlich bin ich Laie, aber vielen Dank, dass du da ein Fragezeichen gelassen hast ;D
Ok, mit Hörmanns Vita habe ich mich nicht eindringlich beschäftigt, kann dazu also nichts sagen. Aber wozu führt das, wenn wir in einem System, das uns alle betrifft, nur Laien sind? Wenn niemand mehr sagen kann, dass es anders laufen muss, ohne dass seine Zurechnungsfähigkeit in Frage gestellt wird?
Es führt dazu, dass wir expertenhörig werden, die Experten müssen uns die Welt erklären. Dies macht uns unfrei in unseren Entscheidungen, Demokratie kann so nicht funktionieren.
Deshalb müssen wir ausgedachte Systeme (wie z.B. unser Finanzsystem) so einfach halten, dass sie von einer möglichst großen Anzahl von Leuten verstanden werden!!
Anders als bei den Naturgesetzen, die halt sind wie sie nunma sind, haben wir hier die Möglichkeit dazu.

Zitat von: Ridcully am 02. März 2012, 15:41:05
Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 12:36:39Überlegt euch mal was genau ihr tun würdet, wenn ihr Grundsätzliches hinterfragen wolltet?

Drüber nachdenken? Kann dir niemand verbieten, nicht mal die Hörmannschen Gehirnwäscheinstitute.

Das stimmt, das kann dir keiner verbieten. Aber erstens setzt das vorraus, dass du immer alleine auf zufriedenstellende Lösungen kommst und zweitens erreichst du so keine reale  Veränderung. Wen hätte ich damals mit den Hausaufgaben fragen sollen, wenn ich nicht verstehe, warum ich sie machen sollte ;D
Die Lehrer? Die zeigen einem Schüler doch den Vogel. Und wenn die Mehrheit sagt, die sollen dem auch den Vogel zeigen, dann akzeptiere ich das auch, aber sowas wäre ja nie Stoff einer Diskussion.

prime-pippo

Zitat von: Ridcully am 02. März 2012, 15:41:05
Natürlich kann man das schön hinterfragen und das tun Volkswirte, Philosophen und Theologen auch schon ewig. Nur kommen sie dabei meist nicht zu solchen simplen und schwachsinnigen Ergebnissen wie Hörmann.

Was ist an Hörmanns Lagebeschreibung falsch? Wenn du dazu was sagen kannst, bzw einen entsprechenden Link hast, ich bin interessiert.
Ich meine ausdrücklich nicht seinen Lösungsvorschlag, da mir der teilweise auch nicht so gefällt, sondern die Analyse der jetzigen Situation

Ridcully

Hörmann wird gerne als Wirtschaftsprofessor vorgestellt und somit gerade ein Expertenstatus in Anspruch genommen, der ihm nicht zusteht. Aber natürlich könnte auch ein Volkswirt, der sich lange mit Geldtheorie beschäftigt hat, trotzdem Unsinn erzählen und ein Laie total schlaue Gedanken dazu haben.

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 16:29:02Deshalb müssen wir ausgedachte Systeme (wie z.B. unser Finanzsystem) so einfach halten, dass sie von einer möglichst großen Anzahl von Leuten verstanden werden!!

Unser Finanzsystem ist nicht einfach ausgedacht, sondern hat sich über Jahrhunderte so entwickelt. Sicher könnte man das auch anders gestallten, aber es an die Blödheit und Ungebildetheit der Leute anzupassen, kann kaum ein sinnvoller Weg sein. Du tust ja gerade so, als würde sich eine große Anzahl von Menschen darum bemühen, es zu verstehen. Interessiert die Allermeisten doch überhaupt nicht.

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 16:29:02Das stimmt, das kann dir keiner verbieten. Aber erstens setzt das vorraus, dass du immer alleine auf zufriedenstellende Lösungen kommst und zweitens erreichst du so keine reale  Veränderung.

Die Frage war doch, was ich tun würde wenn ich was grundsätzlich hinterfragen will. Nicht, wo ich herausfinde wer das sonst schon gemacht hat und mir geistige Anregung geben kann noch wie es anders laufen könnte noch wie ich da hinkomme.

Wenn ich mir, um bei Hörmanns Steckenpferd (neben der Holocaustleugnung) zu bleiben, grundlegende Gedanken über das Geldsystem machen wollte, dann würde ich mich natürlich erst mal informieren, was kluge Leute sich bisher für Gedanken gemacht haben. Und da würde ich nicht bei Hörmann oder anderen Exoten anfangen, sondern z.B. ganz banal hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Geldtheorie

Und dann als nächstes vielleicht ein Lehrbuch zur Hand nehmen und das da vertiefen. Wenn mich das dann nicht so recht befriedigt, mal einen Blick in das schreiben, was abseits des volkswirtschaftlichen Mainstreams so vertreten wurde. Von noch eher konservativen Ansätzen wie der marxistischen Geldtheorie (dort Teil der Werttheorie) bis zu recht phantasievollen wie Gesells Freigeldtheorie. Vielleicht mal zur Auflockerung was anarchistisches wie Graebers "Debt. The first 500 Years" hinzu. Sollte dann zu einer eigenen Meinung ausreichen. Und wenn dir dann noch was originelles und neues einfällt, nur zu, schreib es nieder und teil es der Welt mit! Aber bevor man die ganzen Volkswirte zu verblendeten Idioten erklärt, sollte man vielleicht erst mal zur Kenntnis nehmen, was sie überhaupt sagen.

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 16:59:48Was ist an Hörmanns Lagebeschreibung falsch? Wenn du dazu was sagen kannst, bzw einen entsprechenden Link hast, ich bin interessiert.
Ich meine ausdrücklich nicht seinen Lösungsvorschlag, da mir der teilweise auch nicht so gefällt, sondern die Analyse der jetzigen Situation

Welche Analyse meinst du jetzt konkret? Der erzählt ja viel wenn der Tag lang ist.

prime-pippo

Zitat von: Ridcully am 21. März 1974, 04:03:56

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 16:29:02Deshalb müssen wir ausgedachte Systeme (wie z.B. unser Finanzsystem) so einfach halten, dass sie von einer möglichst großen Anzahl von Leuten verstanden werden!!

Unser Finanzsystem ist nicht einfach ausgedacht, sondern hat sich über Jahrhunderte so entwickelt. Sicher könnte man das auch anders gestallten, aber es an die Blödheit und Ungebildetheit der Leute anzupassen, kann kaum ein sinnvoller Weg sein. Du tust ja gerade so, als würde sich eine große Anzahl von Menschen darum bemühen, es zu verstehen. Interessiert die Allermeisten doch überhaupt nicht.

Zuerst mal, ich finde es verständlich, wenn sich die Menschen nicht dafür interessieren. Es gibt, das wirst du sicher zugeben, schöneres  ;)
Zweitens, das System soll den Menschen dienen. Es braucht nicht zur abstrakten Naturwissenschaft stilisiert werden. Wie gesagt, die Physik ist wie sie ist, hier gilt das nicht.
Es für die Mehrheit der Menschen und deren (Zitat)"Blödheit" zu modifizieren sei kein sinnvoller Weg. An deinen eigenen Worten kannst du sehen, dass hier unsere Demokratie versagt. Das System steht über der Meinung der Mehrheit.
Und wenn man für das System an der Gesundheitsversorgung der Griechen rumwerkeln muss, ihre Altersversorgung gefährden muss, dann ist das halt so :angel:

Zitat von: Ridcully am 21. März 1974, 04:03:56
Wenn ich mir, um bei Hörmanns Steckenpferd (neben der Holocaustleugnung) zu bleiben, grundlegende Gedanken über das Geldsystem machen wollte, dann würde ich mich natürlich erst mal informieren, was kluge Leute sich bisher für Gedanken gemacht haben. Und da würde ich nicht bei Hörmann oder anderen Exoten anfangen, sondern z.B. ganz banal hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Geldtheorie

Und dann als nächstes vielleicht ein Lehrbuch zur Hand nehmen und das da vertiefen. Wenn mich das dann nicht so recht befriedigt, mal einen Blick in das schreiben, was abseits des volkswirtschaftlichen Mainstreams so vertreten wurde. Von noch eher konservativen Ansätzen wie der marxistischen Geldtheorie (dort Teil der Werttheorie) bis zu recht phantasievollen wie Gesells Freigeldtheorie. Vielleicht mal zur Auflockerung was anarchistisches wie Graebers "Debt. The first 500 Years" hinzu. Sollte dann zu einer eigenen Meinung ausreichen. Und wenn dir dann noch was originelles und neues einfällt, nur zu, schreib es nieder und teil es der Welt mit! Aber bevor man die ganzen Volkswirte zu verblendeten Idioten erklärt, sollte man vielleicht erst mal zur Kenntnis nehmen, was sie überhaupt sagen.

Das Problem dabei (den Wiki-Artikel habe ich gelesen) ist, das ein solches System natürlich einer inneren Logik folgt. Wenn es aber den offensichtlichen Ansprüchen, nämlich dass die Menschen Essen und so weiter haben, dauerhaft nicht genügt, will ich mich ungern so extrem darin vertiefen. Du kannst aus vielem eine Wissenschaft machen, du kannst dann irgendwann mit der Logik eines erdachten Systems auch die Verbrennung von Hexen und die Vesklavung dunkelhäutiger Menschen erklären. Das ist das Problem dabei.
Wenn du das für zu extrem hältst, jetzt erlebt man es wie gesagt ganz plastisch. Das System soll dazu führen, dass große Teile der griechischen Bevölkerung verarmen. Warum eigentlich?


Zitat von: Ridcully am 21. März 1974, 04:03:56
Welche Analyse meinst du jetzt konkret? Der erzählt ja viel wenn der Tag lang ist.
So viel erzählt er auch wieder nicht, eigentlich immer wieder die gleiche Geschichte.
Ok, ich versuche es mal:
Ist es zutreffend, dass nie genug Geld im System sein kann um alle Kredite inklusive Zinsen zurückzuzahlen? Die Bank vergibt einen Kredit, bei diesem Prozess entsteht das Geld erst. Die zu zahlenden Zinsen entstehen nicht mit. Dies führt dazu, dass man anderen Teilnehmern des Sytems immer Geld entziehen muss, damit man die Zinsen bezahlen kann. Dadurch kann der andere zwangsläufig nicht die Forderung der Bank bedienen. Dies hat also immer zur Folge, dass es systeminhärent Verlierer geben muss.

hamer_nein_danke

ZitatDies hat also immer zur Folge, dass es systeminhärent Verlierer geben muss.

Jedes (!) System hat Verlierer und Gewinner. Wenn man sich mal vom Geld als solches löst, dann ist das Leben irgendwann auf die Idee gekommen: warum muss jeder vor seiner Höhle sitzen und Sandalen flechten? Machen wir es lieber so, das einer Sandalen macht und er wird von den anderen versorgt. Irgendwann kam die Steinzeitfrau auf die Idee, das hochhackige Sandalen mit einer Rentier-Schnalle chic aussieht - besser als die einfachen Dinger - klar macht der Sandalenmacher ihr sowas - aber er will dafür eine ExtraPortion Fleisch ... das spricht sich rum und über die Zeit ist niemand mehr in der Lage, Sandalen zu flechten - ausser die Loge der Freisandaler (Geheimbund der Sandalenmacher). Diese nutzen ihre Stellung aus und verbieten anderen, Sandalen zu flechten... ach ne. das war was anderes... Im Ernst: durch diese Trennung gibt es immer mehr Differenzierung und am Ende hast du den Sandalenmacher, der eine Menge Fleisch erhält und gut davon lebt - und seine Gehilfen... die von den Abfällen leben (und denen gehts dabei gut - solange bis eine Maschine erfunden wird...). Wer ist denn nun der Verlierer? Der Angestellte, der nicht bereit ist, das Risiko zu tragen selber Sandalen zu machen? Oder der S.-Macher selber, weil er Konkurrenz aus Afrika bekommt und damit selber auch vor die Hunde geht?
Nochmal: so traurig es ist - es gibt kein ideales System. Das, in dem wir leben, hat definitv viele Ungerechtigkeiten - aber wir jammern auf einem dermassen hohen Niveau, das mancher Mensch in China, Bangladesh oder Korea nur staunen würde... Irgendwo habe ich mal gelesen, das in den Slums von Brunei jeder TV und Kühlschrank hat (auf Kosten des Staates...)

Tränchen

Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 16:29:02
Zitat von: Ridcully am 02. März 2012, 15:41:05
Der Typ ist Hilfsdozent (aka "außerordentlicher Professor") für Rechnungswesen. Das ist ein BWLer, der ist in Bezug auf "das Geldsystem" genauso Laie wie du (vermute ich mal) und ich.

Natürlich bin ich Laie, aber vielen Dank, dass du da ein Fragezeichen gelassen hast ;D
Ok, mit Hörmanns Vita habe ich mich nicht eindringlich beschäftigt, kann dazu also nichts sagen. Aber wozu führt das, wenn wir in einem System, das uns alle betrifft, nur Laien sind? Wenn niemand mehr sagen kann, dass es anders laufen muss, ohne dass seine Zurechnungsfähigkeit in Frage gestellt wird?
Es führt dazu, dass wir expertenhörig werden, die Experten müssen uns die Welt erklären. Dies macht uns unfrei in unseren Entscheidungen, Demokratie kann so nicht funktionieren.
Deshalb müssen wir ausgedachte Systeme (wie z.B. unser Finanzsystem) so einfach halten, dass sie von einer möglichst großen Anzahl von Leuten verstanden werden!!
Anders als bei den Naturgesetzen, die halt sind wie sie nunma sind, haben wir hier die Möglichkeit dazu.

Zitat von: Ridcully am 02. März 2012, 15:41:05
Zitat von: prime-pippo am 02. März 2012, 12:36:39Überlegt euch mal was genau ihr tun würdet, wenn ihr Grundsätzliches hinterfragen wolltet?

Drüber nachdenken? Kann dir niemand verbieten, nicht mal die Hörmannschen Gehirnwäscheinstitute.

Das stimmt, das kann dir keiner verbieten. Aber erstens setzt das vorraus, dass du immer alleine auf zufriedenstellende Lösungen kommst und zweitens erreichst du so keine reale  Veränderung. Wen hätte ich damals mit den Hausaufgaben fragen sollen, wenn ich nicht verstehe, warum ich sie machen sollte ;D
Die Lehrer? Die zeigen einem Schüler doch den Vogel. Und wenn die Mehrheit sagt, die sollen dem auch den Vogel zeigen, dann akzeptiere ich das auch, aber sowas wäre ja nie Stoff einer Diskussion.

Der Artikel ist  zwar schon älter, er zeigt aber wunderbar auf, welches Problem so manche Menschen haben die sich "aufgeklärt", "Wutbürger", "erwacht" oder einfach nur Weltverbesserer nennen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,616392,00.html

Es sind die ewigen Verlierer (und dazu gehört auch Hörmann und er ist nicht alleine), die meinen, man muß alles auf "Laienniveau" runterschrauben. Am besten natürlich auch die Medizin, der Laie (meint ja auch) die Homöopathie zu verstehen, weil sie so einfach ist, da muß man dann kein "Fachmann" sein, daß kann jedermann - oder besser, so wie im Mittelalter jeder Barbier. Ganz praktisch, oder?

Wir verlernen am besten wieder jedes mühsam, über Generationen erarbeitete wissen und stellen und ganz dumm, damit auch die Dümmsten was kapieren und "mitreden" können. Zurück in die Steinzeit, da war das Leben noch toll und richtig einfach.

Schön wäre, wenn diese "Laien" doch auch endlich mal auf die Wissenschaft verzichten würden, die es ihnen ermöglich den PC und das Internet zu nutzen.