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Buchkritik

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Begonnen von de Bunker, 13. Mai 2011, 14:48:55

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Ridcully

@ Ratio: Ja. Ich würde es aber nicht mit der Linneschen Systematik vergleichen, die baut immerhin auf in der Regel klar abgrenzbaren Arten auf. Bereits Abgegrenztes weiter zu sortieren ist doch sinnvoll, eh schon nicht sauber Abgrenzbares noch weiter abgrenzen zu wollen hingegen völlig blödsinnig.

@ Rincewind: Ich wiederhole mich, aber es geht nicht um den Begriff sondern um das Konzept und seine Reichweite. Und gerade ein Vergleich mit der Taxonomie bei Tieren sollte deutlich machen, dass die Rassenkundler in ihrer Sortierung der Menschen weit über das bei andere Tieren übliche und sinnvolle hinausgehen und sich damit lächerlich machen.

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Ridcully am 14. Mai 2011, 11:53:46
Nichts anderes hab ich geschrieben. Und eben deshalb führt der Glaube an unterschiedliche Menschenrassen leicht zu einer kollektiven Diskriminierung (=Ungleichbehandlung), weil man diese durch kollektiv gegebene Unterschiede sachlich rechtfertigen zu können meint. Dein Vergleich mit Behinderten ist falsch, weil es sich da um individuell feststellbare Merkmale und nicht um kollektiv zugeschriebene handelt.

Menschen sind unterschiedlich; schon biochemisch/biologisch/medizinisch unterscheide ich mich, sagen wir mal, vom Japaner. Der Begriff der "Rasse" ist bei uns sicherlich historisch arg belastet, besonders durch die bestialischen Verbrechen im Dritten Reich. Ich hantiere mit diesem Begriff deshalb auch nicht. Doch deine Definition "Glaube ..." ist falsch. Es gibt nun mal Unterschiede, deren individuelle Träger zu einem Kollektiv zusammengefügt werden können. Wie du diese Unterscheidungen auch immer nennst, ist nicht entscheidend.

Das gilt auch und ganz besonders für Behinderte. Sie werden sehr wohl als Kollektiv aufgefasst und behandelt! Sieh dich nur um.

Es ist allein eine Frage des gesellschaftlich Konsenses, diesen Mitmenschen, ob das nun Schwarze, Japaner oder Behinderte sind, eine möglichst gleiche Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Nur das zählt.

ZitatIch hab null Motivation, mir ein Werk aus einem revisionistischen Verlag von einem ständig in rechtsextremen Blättern publizierenden Autor zuzulegen und zu lesen, wenn mir nicht wenigstens angedeutet wird, was da Interessantes drinsteht.

Das Buch wurde mir von einem habilitierten Prähistoriker, der mit Sicherheit alles ist, nur nicht rechtsaffirm, empfohlen. In rechtsradikalen Kreisen und Foren verkehre ich weder physisch noch virtuell.
Das Buch beschreibt die Vorgeschichte der Völker, beginnend mit Homo sapiens (sapiens), allerdings bezogen nur auf Europa; beschäftigt sich kurz mit der Zeit des Endglazials, der Out-of-Africa-Hypothese (und zwar qualifiziert), dem Jungpaläolithikum und dem Erscheinen des Homo sapiens sapiens.
Einen breiten Aspekt wird der Neolithisierung eingeräumt und auch mit der damit verbundenen Grazilisierung der Skelette, was insofern sehr bedeutend ist, als man anerkennen muss, dass die Entwicklung unserer Vorfahren ("nach oben") keineswegs linear erfolgte. Der Autor erwähnt auch die verschiedenen Hypothesen dazu, ohne selbst Stellung zu beziehen. Dieses Thema war mir vorher rudimentär bekannt. Als "Esowatchler", der nun schon seit Jahren mit verschiedenen Ernährungs- und Diätreligionen konfrontiert wird, finde ich es besonders interessant.
Historisch gehts weiter  mit der Bandkeramischen Kultur, also der ersten sesshaften Kultur in Europa bzw. in Mitteleuropa. Wieder stellt der Autor neutral die verschiedenen Hypothesen der Neolithisierung in Mitteleuropa vor. Detailliert erwähnt werden nun die ersten archäologisch fassbaren Skelettunterschiede (Süd-, West- und Mitteleuropa vs. Nord- und Osteuropa) mit starkem Bezug auch zur Genetik (hier zitiert hier Cavalli-Sforza). Dem folgt der historische Verlauf über die Schnurkeramiker und Glockenbecherkultur - immer auch mit zahlreichen Literaturangaben.
Ein eigenes Kapital beschäftigt sich mit der Herkunft der Indoeuropäer (die er allerdings Indogermanen nennt).
Ab der Bronzezeit beschäftigt er sich mit der Ethnogenese der europ. Völker, wie er das nennt. Er geht dabei auf die einzelnen Völker ein, wobei die alten Griechen und Römer einen umfangreicheren Platz einnehmen. Das ganze zieht sich über die Völkerwanderung bis ins frühe Mittelalter.
Das Mittelalter wird ebenfalls beschrieben, hier erwähnt und weist er detailliert die Abnahme der Körperhöhe und die Brachycephalisation nach. Auch den ab dem 19. Jh. veränderten Lebensstil versucht er, anthropologisch zu deuten.
Im Anschluss analysiert er die heute Bevölkerung Europas und ihre Differenzierung, es wird also dargelegt, woher die Rumänen kamen oder ein eigenes Kapital beschäftigt sich mit Roma.
So, nun hab ich aber genug.

ZitatLauter Aha-Erlebnisse, soso
Für dich nicht, weiß ich, denn du bist ein intellektueller Überflieger.

Zum Schluss: ich war in meiner Jugend eifriger Juso. Neben nächtelangen Diskussionen gab es so etwas wie einen Verhaltenskodex, der die Außenwelt in Gut und Böse teilte. Differenzierungen gabs nicht. Ein politischer Gegner war ein solcher, alles, was er von sich gab, war falsch und bekämpfenswert. Bald aber musste ich erkennen, dass auch der Konservative ein Hirn im Kopf hatte. Es gibt eben keine Götter.

Heute zählen für mich Argumente, sonst nichts. Und ich behaupte nicht, dass ich von diesem Mann in diesem Buch (!) alles schlucke. Aber es gibt einen hervorragenden Einblick auf das Werden der Völker in Europas.


General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: rincewind am 14. Mai 2011, 12:22:51
Es ist nun mal die Eigenart des Menschen, per Sprache Begriffe zu finden für Muster und Unterschiede, die wir erkennen. Nur, weil dies eine hypothetische (bei den Nazis reale) Einstufung in besser und schlechter erlaubt, ist es doch geradezu orwellmäßig zu glauben, es genüge, den Bergiff aus der Sprache zu streichen, um diese Möglichkeit zukünftig zu verhindern. Das ist Ideologisches Denken.

Ja, eben. Weil idR der Begriff nicht gestrichen, sondern durch ein anderen, ("harmlos klingenden") Namen ersetzt wird.

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Ridcully am 14. Mai 2011, 12:25:52
Und gerade ein Vergleich mit der Taxonomie bei Tieren sollte deutlich machen, dass die Rassenkundler in ihrer Sortierung der Menschen weit über das bei andere Tieren übliche und sinnvolle hinausgehen und sich damit lächerlich machen.

Einen Japaner darf ich doch Japaner nennen. Er ist nun mal kein Mitteleuropäer.

Wenn du abwertend "Rassenkundler" schreibst, machst du genau das, was du denen vorwirfst, der Vorwurf der Lächerlich kommt als Bumerang zurück.

Dass sich Menschen ihre tatsächlich oder angeblich vorhandenen Sortierungen detaillierter ansehen als jene der Ameisen, ist wohl mehr als verständlich.

Ridcully

Die Leute nennen sich selbst Rassenkundler, da kann ich doch nichts für. Wenn ich sie jetzt sagen wir biologische Anthropologen nenne, führt das nur zur Verwirrung, weil unter das Dach auch zig andere Forschungsansätze runter passen. Schädelvermesser wäre vielleicht passend, klingt für dich aber sicher auch abwertend.

Das Sortieren von Menschen in Gruppen nach Äusserlichkeiten ist ja legitim, solange es um eben diese Äusserlichkeiten geht. Das Problem ist doch, dass die Rassenkunde immer davon ausgegangen ist, dass auch die nicht sichtbaren Merkmale mit diesen sichtbaren en block vererbt werden. Zwar haben sie inzwischen anerkennen müssen, dass das nicht so läuft. Aber ihr System ändern sie deshalb noch lange nicht, sondern suchen weiter nach Allelen, deren Verteilung in ihre traditionelle Einteilung passt. Das Ergebnis, was sie beweisen wollen, haben sie schon vorher festgelegt. Das ist keine Wissenschaft sondern Ideologie.

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Ridcully am 14. Mai 2011, 13:17:34Das Sortieren von Menschen in Gruppen nach Äusserlichkeiten ist ja legitim, solange es um eben diese Äusserlichkeiten geht. Das Problem ist doch, dass die Rassenkunde immer davon ausgegangen ist, dass auch die nicht sichtbaren Merkmale mit diesen sichtbaren en block vererbt werden. Zwar haben sie inzwischen anerkennen müssen, dass das nicht so läuft. Aber ihr System ändern sie deshalb noch lange nicht, sondern suchen weiter nach Allelen, deren Verteilung in ihre traditionelle Einteilung passt. Das Ergebnis, was sie beweisen wollen, haben sie schon vorher festgelegt. Das ist keine Wissenschaft sondern Ideologie.

Darin sind wir sicher einer Meinung, wenn du biochemische Unterschiede als "sichtbar" bezeichnest, was ich annahmen darf.
Und dein Hinweis, was da in der Vergangenheit, etwa im 19. und 20. Jh. völlig schief gelaufen ist, ist natürlich richtig. Wir haben da auch Parallelen zur Geschichte der Neurologie.

Aber gerade das gibt dieses Buch nicht her, zumindest nicht aus meiner Sicht. Wäre halt erfreulich, in einem Forum, dass sich die Bekämpfung oder Aufdeckung von Wahn-Systemen an die Fahnen geheftet hat, dass sich da und dort ein Poster findet, der solch ein Buch auch lesen würde und dann aufzeigt, dass Teilinhalte ideologisch verfrachtet sind. Oder eben nicht.

Ridcully

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56
Menschen sind unterschiedlich; schon biochemisch/biologisch/medizinisch unterscheide ich mich, sagen wir mal, vom Japaner.

Du unterscheidest dich auch von mir und zwar wahrscheinlich nicht deutlich weniger als vom Japaner. Es sei den, wir sind näher verwandt.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Der Begriff der "Rasse" ist bei uns sicherlich historisch arg belastet, besonders durch die bestialischen Verbrechen im Dritten Reich. Ich hantiere mit diesem Begriff deshalb auch nicht.

Noch mal: Der Begriff ist mir egal.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Doch deine Definition "Glaube ..." ist falsch. Es gibt nun mal Unterschiede, deren individuelle Träger zu einem Kollektiv zusammengefügt werden können.

Ich wage eben zu bezweifeln, dass diese Auswahl der Unterschiede und die so gruppierten Kollektive irgendwie sinnvoll sind. Mir scheint eher, dass da zuerst das eher kulturell und sozial begründete Urteil über die Anderen da war und die Biologen dass dann versucht haben, es wissenschaftlich zu untermauern. Entsprechend sind die Ergebnisse.

Mir hat keiner auf meine Frage oben geantwortet: wieso ist ausgerechnet die Hautfarbe wichtig und nicht die Blutgruppe? Wieso die Lippendicke und nicht die Laktosetoleranz? Wieso die Haarfarbe und nicht die Länge des großen Zehs?

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Das gilt auch und ganz besonders für Behinderte. Sie werden sehr wohl als Kollektiv aufgefasst und behandelt! Sieh dich nur um.

Niemand würde aber auf den Gedanken kommen, zur vielleicht geringeren Intelligenz oder dem stärkeren Sexualtrieb von Blinden zu forschen und das Ergebnis dann noch genetisch erklären zu wollen. Wieso wohl? Anscheinend herrscht da nicht die oben erwähnte Vorstellung, mit einem biologischen Merkmal müssten auch alle möglichen anderen zusammenhängen.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Es ist allein eine Frage des gesellschaftlich Konsenses, diesen Mitmenschen, ob das nun Schwarze, Japaner oder Behinderte sind, eine möglichst gleiche Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Nur das zählt.

Für den Erkenntnisfortschritt der Anthropologie spielt es durchaus eine Rolle, ob man die Scheuklappen aus dem 19. Jh. ablegt oder weiter in uralter Dogmatik gefangen bleibt und sich so die Sicht auf die Welt verzerrt.

Und auch für den täglichen Umgang miteinander macht es einen erheblichen Unterschied, ob ich z.B. Schwarze allgemeine für dümmer halte und ihnen nur aus Nettigkeit auch mal ein Chance geben will oder ob ich zunächst davon ausgehe, dass die Dummheit auf alle Hautschattierungen gleich verteilt ist und schon deshalb jedem Bewerber die gleiche Chance gebe, seine Dummheit zu beweisen. Oder aus Sicht der Politik: wenn tatsächlich eine Gruppe allgemein biologisch benachteiligt ist, dann wird sie ohne positive Diskriminierung keine Chance auf gleiche Teilhabe haben.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Einen breiten Aspekt wird der Neolithisierung eingeräumt und auch mit der damit verbundenen Grazilisierung der Skelette, was insofern sehr bedeutend ist, als man anerkennen muss, dass die Entwicklung unserer Vorfahren ("nach oben") keineswegs linear erfolgte. Der Autor erwähnt auch die verschiedenen Hypothesen dazu, ohne selbst Stellung zu beziehen.

Für seine Lehrerin bestand eine direkter Zusammenhang zwischen Grazilität und Intelligenz und auch er schreibt gerne über die primitiven, groben Formen früher Entwicklungstufen der Menschheit, welche erst in den Hochkulturen überwunden wurden. Da scheint mir auch eher ein Vorurteil verwissenschaftlicht zu werden: wer grob aussieht, muss dumm sein.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Im Anschluss analysiert er die heute Bevölkerung Europas und ihre Differenzierung, es wird also dargelegt, woher die Rumänen kamen

Die Rumänen - das ist doch mal zunächst eine Sprache. Dieses Gleichsetzen von kulturellen und biologischen Gruppen scheint mir auch sehr typisch zu sein.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56
ZitatLauter Aha-Erlebnisse, soso
Für dich nicht, weiß ich, denn du bist ein intellektueller Überflieger.

Das ist schlicht nicht besonders informativ, wenn du nichts über den Inhalt der Aha-Erlebnisse schreibst. Mehr wollte ich gar nicht sagen.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Zum Schluss: ich war in meiner Jugend eifriger Juso. Neben nächtelangen Diskussionen gab es so etwas wie einen Verhaltenskodex, der die Außenwelt in Gut und Böse teilte. Differenzierungen gabs nicht. Ein politischer Gegner war ein solcher, alles, was er von sich gab, war falsch und bekämpfenswert. Bald aber musste ich erkennen, dass auch der Konservative ein Hirn im Kopf hatte. Es gibt eben keine Götter.

Ah - und ich dachte immer, der politische Gegner sei der Refo/Stamokap.  :D

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 12:42:56Heute zählen für mich Argumente, sonst nichts. Und ich behaupte nicht, dass ich von diesem Mann in diesem Buch (!) alles schlucke. Aber es gibt einen hervorragenden Einblick auf das Werden der Völker in Europas.

Ich möchte gar nicht ausschließen, dass da auch schlaue Sachen drinstehen. Bei Autor befürchte ich allerdings einen extremen Bias, und zwar deutlich in Richtung Höherwertigkeit der nordeuropäischen "Rasse". Dazu muss er doch nicht offen rassistischen Schwachsinn von sich geben, eine entsprechende Auswahl der Forschungsergebnisse reicht völlig.

Ridcully

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 13:25:03Darin sind wir sicher einer Meinung, wenn du biochemische Unterschiede als "sichtbar" bezeichnest, was ich annahmen darf.

Nein, ich meinte die äusserlich sichtbaren Unterschiede. Eben das, was die Biologen im 19 Jh. problemlos vermessen konnten und worauf sie ihre Systematiken gestützt haben.

Chili

Zitat von: Ridcully am 14. Mai 2011, 14:14:18
Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 13:25:03Darin sind wir sicher einer Meinung, wenn du biochemische Unterschiede als "sichtbar" bezeichnest, was ich annahmen darf.

Nein, ich meinte die äusserlich sichtbaren Unterschiede. Eben das, was die Biologen im 19 Jh. problemlos vermessen konnten und worauf sie ihre Systematiken gestützt haben.

Das ist doch sehr willkürlich.Wo grenzt Du das ab? Ist ein Merkmal auf Zellebene noch ein Sichtbares? Unter einem Mikroskop ist es immerhin sichtbar.Sprechen wir lieber vom Phänotyp und dazu gehören auch die biochemischen Merkmale,z.B. die unterschiedliche Laktosetolernz,die sich parallel zur Milchwirtschaft entwickelt hat.Wohingegen es völlig unerheblich ist,ob jemand eine große oder kleine Nase hat.Und biochemische Merkmale konnten die alten Anthropologen mangels Forschungsergebnisse in dieser Richtung nicht betrachten.Dass Unterschiede als Indiz für eine Wertigkeit einer Rasse genommen wurden,war damals üblich und nicht nur unter diesen Forschern verbreitet.Diese Denkweise war viel verbreiteter und auch viel älter als das Forschungsgebiet der Enthnologie. Daher kann man das auch diesen nicht anlasten.

Das aber alles hat nichts mit dem Buch zu tun.Du tust so,als wäre der Forschungsstand in der Ethnologie Mitte des 20.Jahrhundert stehengeblieben.

Auch die Zugehörigkeit zu einer Sprachfamilie könnte ein Indiz für die genetische Herkunft sein.Mit Hilfe dieser hat man z.B. Verbreitungswege von Ethnien rekonstruieret.Noch besser IHMO sichtbar bei den Finno-Ugriern als bei Rumänen.

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: Ridcully am 14. Mai 2011, 14:04:59Du unterscheidest dich auch von mir und zwar wahrscheinlich nicht deutlich weniger als vom Japaner. Es sei den, wir sind näher verwandt.
Ich will jetzt nicht näher in die Genetik eintauchen, aber Cohen hat oben darauf hingewiesen, dass es zwischen Populationen (ein Begriff, den ich präferiere) durchaus genetische, und damit auch biochemische Unterschiede bestehen. Wir haben exemplarisch das Thema Hypolaktasie erwähnt.
Wir sollen nicht in die alten Verhaltensmechanismen zurückfallen, daraus irgendwelche Wertungen abzuleiten, zumal diese Modifikationen das Ergebnis als Gen-Kultur-Evolution gesehen werden können, also eine Anpassung an die jeweilige Umweltbedingungen.

ZitatNoch mal: Der Begriff ist mir egal.
Mir nicht, aber das kann als Geschmacksache gesehen werden.
Wir sind aber nicht gleich und diese Ungleichheit bezieht sich durchaus auch auf Populationen, Ethnien.

Es ist gerade ein Zeichen der charakterlichen Reife und persönlichen Herausforderung des Individuums wie auch des Kollektivs dies nicht nur zu erkennen, sondern darauf adäquat zu reagieren und etwa blinde (sehbehinderte) Personen auch als Richter zuzulassen.
Einfach nur umgekehrt zu sagen, Menschen seien per se latente Rassisten und deshalb habe die Biologie nur solche Ergebnisse zu liefern, die meinem Weltbild entsprechen - das kann es nicht sein.

ZitatIch wage eben zu bezweifeln, dass diese Auswahl der Unterschiede und die so gruppierten Kollektive irgendwie sinnvoll sind. Mir scheint eher, dass da zuerst das eher kulturell und sozial begründete Urteil über die Anderen da war und die Biologen dass dann versucht haben, es wissenschaftlich zu untermauern. Entsprechend sind die Ergebnisse.

Ja, das war wohl in der Vergangenheit so. Woran man übrigens sieht, wie Wissenschaft in soziale Strömungen eingebunden sein kann. Dies ist aber ein anderes Thema.
Diese Erkenntnis menschlichen Fehlverhaltens in der Vergangenheit darf uns aber nicht dazu verleiten, den gleichen Gang rückwärts einzulegen und den Biologen vorzuschreiben, Erforschtes zu negieren.

ZitatMir hat keiner auf meine Frage oben geantwortet: wieso ist ausgerechnet die Hautfarbe wichtig und nicht die Blutgruppe? Wieso die Lippendicke und nicht die Laktosetoleranz? Wieso die Haarfarbe und nicht die Länge des großen Zehs?

Dicke Lippen und die Pigmentierung der Haut sieht man eben.

Kein Mensch teilt Homo sapiens in laktosetolerante und nicht-laktosetolerante Mitmenschen ein. Die Forschung sagt uns, dass bestimmte Populationen zu Laktosetoleranz (nicht) neigen. Dieser Hinweis wurde nur gegeben, um zu zeigen, dass wir nicht alle genetisch gleich sind und dass man diese Gruppen regional zusammenfassen kann.

ZitatUnd auch für den täglichen Umgang miteinander macht es einen erheblichen Unterschied, ob ich z.B. Schwarze allgemeine für dümmer halte und ihnen nur aus Nettigkeit auch mal ein Chance geben will oder ob ich zunächst davon ausgehe, dass die Dummheit auf alle Hautschattierungen gleich verteilt ist und schon deshalb jedem Bewerber die gleiche Chance gebe, seine Dummheit zu beweisen. Oder aus Sicht der Politik: wenn tatsächlich eine Gruppe allgemein biologisch benachteiligt ist, dann wird sie ohne positive Diskriminierung keine Chance auf gleiche Teilhabe haben.
Ja.
Für das Thema "Intelligenz" fühle ich mich nicht zuständig (was du auch wörtlich verstehen kannst), ich kenn mich bei diesem Thema zu wenig aus. Im Gegenteil, ich "mag" Schwarze, was in meiner Erziehung begründet ist. Und "Out-of-Africa" gefällt mir besonders, wir sind alle Afrikaner.
Wenn es dich übrigens interessiert: diese These erwähnt der Autor ja ebenfalls, sieht das zwar nicht ablehnend, gehört aber zu jenen, die Bedenken insofern hegen, also er meint, dass sich die Entwicklung so einfach nicht gestaltet haben kann und postuliert eher eine allgemeinen Trend zur Sapientisierung. Damit wiederholt er allerdings nur eine Strömung von Vertretern innerhalb der Hominidenevolution.

ZitatFür seine Lehrerin bestand eine direkter Zusammenhang zwischen Grazilität und Intelligenz und auch er schreibt gerne über die primitiven, groben Formen früher Entwicklungstufen der Menschheit, welche erst in den Hochkulturen überwunden wurden. Da scheint mir auch eher ein Vorurteil verwissenschaftlicht zu werden: wer grob aussieht, muss dumm sein.

Die Sache mit seiner Lehrerin war mir nicht bekannt.
Das Fettgedruckte finde ich im Buch nicht. Und wenn es so gewesen wäre, würde ich es nicht übernehmen und hätte es zugeschlagen. Denken kann ich schon selbst.

ZitatDie Rumänen - das ist doch mal zunächst eine Sprache. Dieses Gleichsetzen von kulturellen und biologischen Gruppen scheint mir auch sehr typisch zu sein.
Du irrst, das macht er doch gar nicht. Er gibt einen Abriss der Geschichte beginnend mit dem antiken Dakien. Beschreibt dann allerdings im zweiten Teil des Buches morphologisch die sehr vielschichtige Bevölkerung.

ZitatIch möchte gar nicht ausschließen, dass da auch schlaue Sachen drinstehen. Bei Autor befürchte ich allerdings einen extremen Bias, und zwar deutlich in Richtung Höherwertigkeit der nordeuropäischen "Rasse". Dazu muss er doch nicht offen rassistischen Schwachsinn von sich geben, eine entsprechende Auswahl der Forschungsergebnisse reicht völlig.

Das tut er doch nicht. So geht er im Gegenteil mit Tacitus und dessen stark vereinfachende Sicht der wilden Germanen ordentlich ins Gericht. Eine nordische Rasse wird in diesem Buch nicht erwähnt.

glatzkopf

Zitatdass Rassismus nicht erst bei der Diskriminierung von menschlichen "Rassen" anfängt, sondern bereits beim Glauben an ihre Existenz
Sorry, aber diese Einstellung, so finde ich wenigstens, ist Blödsinn.
Was ist gegen Vielfalt zu sagen?
Keiner muß doch gleich versuchen zu werten und bewerten.
Ich habe es lieber Bunt statt Uni.
Meine (zweite) Frau war auch stolz auf ihre schwarze Haut.

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: glatzkopf am 14. Mai 2011, 15:35:03
Zitatdass Rassismus nicht erst bei der Diskriminierung von menschlichen "Rassen" anfängt, sondern bereits beim Glauben an ihre Existenz
Sorry, aber diese Einstellung, so finde ich wenigstens, ist Blödsinn.
Was ist gegen Vielfalt zu sagen?
Keiner muß doch gleich versuchen zu werten und bewerten.
Ich habe es lieber Bunt statt Uni.
Meine (zweite) Frau war auch stolz auf ihre schwarze Haut.

Genau. Die Vielfalt ist doch wunderschön.

Ridcully

Zitat von: Chili am 14. Mai 2011, 14:59:05
Das ist doch sehr willkürlich.

Natürlich ist das willkürlich, das ist doch gerade meine Kritik.

Zitat von: Chili am 14. Mai 2011, 14:59:05
Wohingegen es völlig unerheblich ist,ob jemand eine große oder kleine Nase hat.

Eben nicht für die klassische Systematik der Rassenkunde.

Zitat von: Chili am 14. Mai 2011, 14:59:05Und biochemische Merkmale konnten die alten Anthropologen mangels Forschungsergebnisse in dieser Richtung nicht betrachten.

Na etwas breiter hätten sie ihren Blick auf Unterschiede zwischen den Menschen aber schon anlegen können. Die Auswahl der Merkmale scheint mir schon etwas sehr zielgerichtet gewesen zu sein.

Zitat von: Chili am 14. Mai 2011, 14:59:05Dass Unterschiede als Indiz für eine Wertigkeit einer Rasse genommen wurden,war damals üblich und nicht nur unter diesen Forschern verbreitet.Diese Denkweise war viel verbreiteter und auch viel älter als das Forschungsgebiet der Enthnologie. Daher kann man das auch diesen nicht anlasten.

Die Ethnologen haben sich schon immer um die Kultur gekümmert, die biologische Abteilung der Anthropologie nannte man Rassenkunde. Aber sicherlich war das damals völliger gesellschaftlicher Mainstream. Aber eben deshalb sollte man sich damit doch mal kritisch auseinandersetzen und die Ergebnisse nicht einfach weiterverwenden und nur die Bezeichnungen ändern, als ob das nicht auch die Ergebnisse der Forschung beeinträchtigt hätte.

Zitat von: Chili am 14. Mai 2011, 14:59:05Das aber alles hat nichts mit dem Buch zu tun.Du tust so,als wäre der Forschungsstand in der Ethnologie Mitte des 20.Jahrhundert stehengeblieben.

In der biologischen Anthropologie im Allgemeinen natürlich nicht, für die Klassifizierung in Rassen aber hat sich seit 1900 nicht mehr viel getan.

Zitat von: Chili am 14. Mai 2011, 14:59:05
Auch die Zugehörigkeit zu einer Sprachfamilie könnte ein Indiz für die genetische Herkunft sein.Mit Hilfe dieser hat man z.B. Verbreitungswege von Ethnien rekonstruieret.Noch besser IHMO sichtbar bei den Finno-Ugriern als bei Rumänen.

Könnte, wenn die Sprache nicht von lauter dort schon vorher lebenden oder später eingewandertern übernommen worden ist oder die einwandernde Gruppe selbst nicht schon wild zusammengewürfelt war. Wer jedoch die Population der "Rumänen" erst anhand der Sprache definiert und dann nach biologischen Merkmalen sucht, an der man die Zugehörigkeit festmachen kann, der nimmt das Ergebnis seiner biologischen Forschung kulturell vorweg.

Und den Gebrauch von "Ethnie" für biologische Populationen finde ich äusserst unglücklich, weil Ethnie bereits für kulturell abgrenzbare Gruppen benutzt wird. Dann schon lieber Rasse.  ;D

Ridcully

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 15:04:50
Ich will jetzt nicht näher in die Genetik eintauchen, aber Cohen hat oben darauf hingewiesen, dass es zwischen Populationen (ein Begriff, den ich präferiere) durchaus genetische, und damit auch biochemische Unterschiede bestehen.

Sicher - nur wie grenzt du diese Populationen ab? Nach den genetischen Unterschieden, nach der Sprache, nach dem Aussehen? Ersteres wäre doch wohl auf der Höhe der Zeit.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 15:04:50Einfach nur umgekehrt zu sagen, Menschen seien per se latente Rassisten und deshalb habe die Biologie nur solche Ergebnisse zu liefern, die meinem Weltbild entsprechen - das kann es nicht sein.

Wieso latente Rassisten? Wenn eine Gruppe von Menschen etwas generell besser oder schlechter kann als eine andere, ist es nicht rassistisch, sie dementsprechend zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Blöd nur, wenn die entsprechende Gruppe gar nicht so existiert wie wir uns das vorstellen oder eben nicht das entsprechende Merkmal hat.

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 15:04:50Ja, das war wohl in der Vergangenheit so. Woran man übrigens sieht, wie Wissenschaft in soziale Strömungen eingebunden sein kann. Dies ist aber ein anderes Thema.
Diese Erkenntnis menschlichen Fehlverhaltens in der Vergangenheit darf uns aber nicht dazu verleiten, den gleichen Gang rückwärts einzulegen und den Biologen vorzuschreiben, Erforschtes zu negieren.

Es geht mir darum, dass unter diesen Bedingungen erforschtes einfach weiterlebt und nicht hinterfragt wird. Und da spielt das Alltagsbewusstsein eine ganz entscheidende Rolle, wie dein Autor selbst schreibt: das sieht man doch, dass es Rassen gibt!

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 15:04:50Dicke Lippen und die Pigmentierung der Haut sieht man eben.

Eben. Sind es deshalb sinnvolle Merkmale für eine biologische Klassifikation?

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 15:04:50
Die Sache mit seiner Lehrerin war mir nicht bekannt.

ZitatAndreas Vonderach hat gesagt...
Über die Korrelation von Intelligenz (Schulbegabung) und Grazilität gibt es eine Arbeit von Schwidetzky: Das Grazilisierungproblem. Ein Brückenschlag zwischen Rassengeschichte und Konstitutionsforschung. In: Homo 13, 1962, S. 188-195. Sie bringt dort die Korrelation von Grazilität und Schulbegabung aufgrund der Westfalen-Untersuchung anhand von Handbreite, Unterkieferwinkelbreite und Jochbogenbreite als Robustizitätsmarker. Die Korrelation ist signifikant, aber nicht hoch. Sie stellte die Hypothese auf, daß die Grazilisierung eine Folge der Tatsache war, daß durch die Neolithisierung die robusten (und aggressiveren) typen nicht mehr so gut angepaßt waren.
http://studgenpol.blogspot.com/2010/10/groe-ehre.html

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 14. Mai 2011, 15:04:50
Das Fettgedruckte finde ich im Buch nicht. Und wenn es so gewesen wäre, würde ich es nicht übernehmen und hätte es zugeschlagen. Denken kann ich schon selbst.

Das ist natürlich meine Zusammenfassung, vermutlich böswillig. Ich beziehe mich auf den mittleren Teil dieses Textes und deute dem vor dem Hintergrund der Thesen seiner Lehrerin: http://www.sezession.de/1622/die-europaeer-die-anderen-und-die-asymmetrische-evolution.html/2

Ridcully

Zitat von: glatzkopf am 14. Mai 2011, 15:35:03
Zitatdass Rassismus nicht erst bei der Diskriminierung von menschlichen "Rassen" anfängt, sondern bereits beim Glauben an ihre Existenz
Sorry, aber diese Einstellung, so finde ich wenigstens, ist Blödsinn.
Was ist gegen Vielfalt zu sagen?
Keiner muß doch gleich versuchen zu werten und bewerten.
Ich habe es lieber Bunt statt Uni.
Meine (zweite) Frau war auch stolz auf ihre schwarze Haut.

Wo steht da was gegen Vielfalt? Ganz im Gegenteil, ich plädiere die Einsortierung menschlicher Vielfalt in künstliche Großgruppen.