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Abwarten und Tee trinken

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Begonnen von cohen, 15. März 2011, 13:35:14

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cohen

Die Arbeiter haben doch richtige Schutzmasken auf.

Die Atemmasken, die die normalen Leute tragen, sind doch in Japan gang und gäbe.

Daggi

also wie lange was wo gestrahlt hat, gibt es (noch) zu wenige Infos ...

nicht unbedingt. Heute werden die Schicksale der überlebenden Hiroshima oder Nagasakiopfer mit der damaligen geschätzten Exposition verglichen. Die Atombombenabwürfe liegen ausreichend lange zurück und man kann rückwirkend an Hand des Aufenthaltsortes und anderer Faktoren schätzen wie stark die Überlebenden bestrahlt wurden. Da es offenbar keine "minimale schädliche Strahlendosis" (linear no threshold - Hypothese) zu geben scheint, kann man rein theoretisch aus den Beobachtungen zu den Opfern Vorhersagen zu vergleichbaren, aber auch geringeren Expositionen machen. Bei Tschernobyl wird das auch versucht, der Unfall liegt aber vielleicht noch nicht lange genug zurück.

http://en.wikipedia.org/wiki/Linear_no-threshold_model

Daggi

Die Atemmasken, die die normalen Leute tragen, sind doch in Japan gang und gäbe.

Ich frage mich bloss ob das Placebos sind oder nicht. Wie sollen Maschen in einem Taschentuch oder Zellstoff oder was weiss ich, unterscheiden ob da ein Cäsiumatom oder ein O2-Molekül im Anmarsch ist? Bei Staubpartikeln ist das anders.

Wirsing

Zitat von: Daggi am 24. März 2011, 14:19:31
betastrahlen werden durch Alublech in einigen mm Stärke schon aufgehalten und machen "nur" Verbrennungen auf der Haut.

Bei Isotopen mit sehr sehr langer HWZ ist die Gefahr wieder geringer, weil sie die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen stark übersteigt und desshalb statistisch gesehen nur wenig "Radioaktivität" während der Lebenszeit abgegeben wird.


Naja, so pauschal kann man das nicht sagen (mit dem wenig an Radioaktivität) man muß natürlich die Aktivität der angereicherten Substanz kennen. Wenn Du mit 500ul Radiocarbonlösung mit einer spezifischen Aktivität von 48,8 mCi/mol Substanz mit einer Gesamtaktivität von 0,01 mCi hantierst, kannst Du Dir ja mal ausrechnen, was passiert, wenn Du davon 1ul inkorporierst bzw. welche Dosisleistung Du während Deines restlichen Lebens zusätzlich haben wirst. Dann muß man natürlich noch genauer hinsehen, wo sich das Zeug gerne "hinbegibt", denn die Organe reagieren ja nicht alle gleich sensibel auf ionisierende Strahlung (s. Organdosis).
Wie an anderer Stelleschonmal erwähnt. Man muß mit den Messgrößen (bzw. den Quellen für die Zahlen der Messgrößen) und mit deren Zustandekommen ebenso aufpassen, wie auch mit der Art des Strahlers (welches Isotop) und dessen Beschaffenheit (wird er z.B. inkorporiert oder liegt er in der Gegend rum etc.). Erst dann lässt sich ein Gefährdungspotential genauer "bestimmen". 

mossmann

Zitat von: Wirsing am 24. März 2011, 15:12:53
Zitat von: Daggi am 24. März 2011, 14:19:31
betastrahlen werden durch Alublech in einigen mm Stärke schon aufgehalten und machen "nur" Verbrennungen auf der Haut.

Bei Isotopen mit sehr sehr langer HWZ ist die Gefahr wieder geringer, weil sie die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen stark übersteigt und desshalb statistisch gesehen nur wenig "Radioaktivität" während der Lebenszeit abgegeben wird.


Naja, so pauschal kann man das nicht sagen (mit dem wenig an Radioaktivität) man muß natürlich die Aktivität der angereicherten Substanz kennen. Wenn Du mit 500ul Radiocarbonlösung mit einer spezifischen Aktivität von 48,8 mCi/mol Substanz mit einer Gesamtaktivität von 0,01 mCi hantierst, kannst Du Dir ja mal ausrechnen, was passiert, wenn Du davon 1ul inkorporierst bzw. welche Dosisleistung Du während Deines restlichen Lebens zusätzlich haben wirst. Dann muß man natürlich noch genauer hinsehen, wo sich das Zeug gerne "hinbegibt", denn die Organe reagieren ja nicht alle gleich sensibel auf ionisierende Strahlung (s. Organdosis).
Wie an anderer Stelleschonmal erwähnt. Man muß mit den Messgrößen (bzw. den Quellen für die Zahlen der Messgrößen) und mit deren Zustandekommen ebenso aufpassen, wie auch mit der Art des Strahlers (welches Isotop) und dessen Beschaffenheit (wird er z.B. inkorporiert oder liegt er in der Gegend rum etc.). Erst dann lässt sich ein Gefährdungspotential genauer "bestimmen". 


Wirsing, darf man fragen, inwieweit Du "vom Fach" kommst? Du scheinst Dich sehr gut auszukennen.
Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

cohen

Zitat von: Daggi am 24. März 2011, 14:40:15
Die Atemmasken, die die normalen Leute tragen, sind doch in Japan gang und gäbe.

Ich frage mich bloss ob das Placebos sind oder nicht. Wie sollen Maschen in einem Taschentuch oder Zellstoff oder was weiss ich, unterscheiden ob da ein Cäsiumatom oder ein O2-Molekül im Anmarsch ist? Bei Staubpartikeln ist das anders.

Ich glaube, die Masken sind hauptsächlich dazu da, dass man in der Erkältungszeit keine Mitmenschen ansteckt. Wir kriegen das bestimmt auch nur mit, weil das auf Fotos so schön anders und gefährlich aussieht und deswegen gern gedruckt wird. Natürlich schützen die nicht vor dem Einatmen strahlender Dämpfe. Staub halten die auch nicht viel auf. Zum Schutz gibt es die 20km-Evakuierungszone und die Maßnahmen bei Nahrungsmitteln.

Wirsing

Klar darfst Du mossman allerdings bin ich auch nur "Endanwender". Ich bin in der biomedizinischen Grundlagenforschung, arbeite aber auch mit diversen Isotopen zum labeln. Strahlenkundepraktika hab ich studienbedingt absolvieren müssen und halt die normale Sicherheitseinweisung in Isotopenlaboratorien mitgenommen und mich insoweit schlau gemacht, wie das für die von mir verwendeten Isotope relevant war. Ansonsten bin ich halt genauso Laie wie wohl die meisten hier.

mossmann

Zitat von: Wirsing am 24. März 2011, 17:49:53
Klar darfst Du mossman allerdings bin ich auch nur "Endanwender". Ich bin in der biomedizinischen Grundlagenforschung, arbeite aber auch mit diversen Isotopen zum labeln. Strahlenkundepraktika hab ich studienbedingt absolvieren müssen und halt die normale Sicherheitseinweisung in Isotopenlaboratorien mitgenommen und mich insoweit schlau gemacht, wie das für die von mir verwendeten Isotope relevant war. Ansonsten bin ich halt genauso Laie wie wohl die meisten hier.


Meine "Einweisung" ist halt schon lange her, musste damals studienbedingt mit diversen Geräten zur Strukturbestimmung hantieren (Röntgenkleinwinkelstreuung, radioaktive Tracer). Habe das dann aber nicht weiter vertieft und bin eher in Richtung Laserstrahlung gegangen (MALDI-TOF) ...

Radioaktive Strahlung war mir schon immer suspekt ...
Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

Wirsing

Mir natürlich auch  :D, allerdings muß man manchmal Kompromisse machen  ;).
Achja *schwärm*..... ich hätt auch gern ´n MALDI hier rumstehen, muß immer zu ´ner anderen AG latschen und darf das dann nicht mal selber machen  >:(. So´n feines Massenspec wäre hier echt prima, da ich mich derzeit intensivst mit unserer HPLC befassen darf und wenn ich hier nun noch ´ne schöne MALDI hingestellt bekäme, könnte ich meine "Kernkompetenzen" deutlich erweitern  ;D. Naja, aber ich glaub´wir kommen vom Thema ab und meine FPLC und mein ELISA schreien grade auch wieder nach "Bespaßung"  :-\. Bis später dann.

HorstHuber

Zitat von: Daggi am 24. März 2011, 14:40:15
Die Atemmasken, die die normalen Leute tragen, sind doch in Japan gang und gäbe.
Ich frage mich bloss ob das Placebos sind oder nicht. Wie sollen Maschen in einem Taschentuch oder Zellstoff oder was weiss ich, unterscheiden ob da ein Cäsiumatom oder ein O2-Molekül im Anmarsch ist? Bei Staubpartikeln ist das anders.
Unter normalen Bedingungen habe ich noch kein gasförmiges Cäsiumatom gesehen. Auch Iod (obwohl um ein vielfaches unreaktiver) hält sich nicht wirklich lang in "freier Natur"
Die meisten radioaktiven Elemente sind an Staub und Rußpartikel gebunden weshalb die Filterung über die Partikelgröße erfolgt. Welche Verteilung der Patrikelgröße in Japan vorliegt weis ich nicht, doch Cellulose kann sehr gut zwischen polaren und unpolaren Stoffen unterscheiden.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

niedlich

Na, das ist doch mal ein interessanter Artikel, erschienen in der TheJapanTimes, über Unterschiede zw. der japanischen und der ausländischen Presse: (http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20110321f1.html )

Foreign media take flak for fanning fears
Sensationalist reports spark debate on timid domestic press


Zunächst wird festgestellt, dass es in der gesamten "ausländischen" Presse die Tendenz zum sensationsheischenden Berichten gibt (Deutschland wird hier übrigens gar nicht erwähnt, cohen):
ZitatOSAKA — Some foreign media coverage of the crisis at the Fukushima No. 1 nuclear power plant has been so extreme it has fanned fears of a deadly radiation cloud descending on Tokyo and turning residents into walking zombies, before drifting across the oceans to menace the United States and Ireland.

Sehr interessant nun die Bewertung der japanischen Pressse:
Zitat
But I think it's clear that in certain matters, including nuclear safety, the Japanese public has not always been well-served by its domestic media," Lewis said.

"It is a very fine balance. But if the price paid for having a vigilant media is occasional bursts of sensationalism, I'd probably take that over a more acquiescent press whose worst failure is the dereliction of its fourth estate duties," he said.




niedlich

Aus der TheJapanTimes (http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20110327a3.html)

ZitatSigns of disaster were there to see
Seismology experts warned for years nuclear plants can't withstand true worst-case scenario


On Feb. 23, 2005, Kobe University professor Katsuhiko Ishibashi appeared before the Lower House Budget Committee and pointed out the risks of operating nuclear power plants in earthquake-prone Japan.

"An earthquake and its seismic thrust can hit multiple parts (of a nuclear plant)" and induce not one but a variety of breakdowns, Ishibashi, an expert on Earth and planetary sciences, told the lawmakers.

Such a scenario could knock out even the backup safety system and possibly result in a "severe accident," such as overheating of the reactor core or even a runaway nuclear reaction, he warned.
.....

Many experts, however, point to the Hamaoka nuclear plant in Shizuoka Prefecture as being at the greatest risk, since it stands atop an area where a fourth plate meets Honshu's two main plates. A quake likely to exceed magnitude 8.0 is expected there.The region has had a major quake approximately every 150 years, with the last, at magnitude 8.4, hitting in 1854.

Any serious damage to the Hamaoka facility would impact central Japan and beyond, and experts say people in Tokyo could be forced to evacuate if the plant were to start leaking radiation.

Kobe University's Ishibashi has stated in his reports that catastrophic failure at Hamaoka would be "a fatal blow to Japan" and affect generations to come.

Auf der Tepco Internetseite ist wohl immer noch zu lesen:
Zitat
"Japan's nuclear power plants are designed to withstand any earthquake imaginable and not to release radioactive materials to the surrounding area even if its facilities are damaged,"



40_Fieber

Zitat von: cohen am 24. März 2011, 12:44:53

Ich weiß es nicht Fieber.
Ich weiß bisher nur von den 180 mSv und den Verbrennungen.
Hier steht das auch so (BBC): http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-pacific-12845304


Die Lügerei bekommt langsam russische Dimensionen. Es waren 2 bis 6 Sievert:

Zitat
Fukushima Daiichi Nuclear Accident Update (27 March, 03:00 UTC)

As previously reported, three workers at the Fukushima Daiichi nuclear power plant were exposed on 24 March to elevated levels of radiation. The IAEA has received additional information on the incident from the Japanese authorities.

For two of the three workers, significant skin contamination over their legs was confirmed. The Japanese authorities have stated that during medical examinations carried out at the National Institute of Radiological Sciences in the Chiba Prefecture, the level of local exposure to the workers� legs was estimated to be between 2 and 6 sieverts.
While the patients did not require medical treatment, doctors decided to keep them in hospital and monitor their progress over coming days.

http://www.iaea.org/newscenter/news/tsunamiupdate01.html

http://kidmed*info/


cohen

http://www3.nhk.or.jp/nhkworld/english/movie/feature201104141604.html

http://jpquake.wikispaces.com/Journalist+Wall+of+Shame
ZitatThis Wall of Shame is being assembled by various people, many of whom are on the ground in Japan as residents, not temporarily assigned journalists, who are sick of the sensationalist, overly speculative, and just plain bad reporting that has gone on since the Tohoku quake in Japan on March 11. We feel that contacting each and every publication and reporter every time a bad report shows up independently is not effective, and it is our sincere hope that this will encourage journalists to aspire to a higher (some would say minimal) level of responsibility in their reports. If you would like to add a report of your own, feel free. What can you do if you've read some of the articles listed here and you want to do something? We're compiling a list of press organizations to which you can complain HERE.