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Kauft nicht von Juden

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Begonnen von cohen, 13. März 2011, 18:30:29

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Tezcatlipoca

Zitat von: NuEM am 17. März 2011, 11:30:10
Zumindest interssant, wie schwer allein diese Diskussion zu führen ist. Steckt offenbar einiges an Emotionen dahinter. Dabei sind wir nur Zuschauer, und nicht selbst betroffen.

Meine Meinung zur Region: Beide Seiten haben genug Leute mit dem Interesse, den Konflikt am Brodeln zu halten. Dadurch wird jede Annäherung sabotiert, der Konflikt eskaliert erneut, die Taten der jeweils anderen Seite sind Legitimation für neue Gegenaktionen, und so geht es weiter, Jahrzehnt um Jahrzehnt.

Wir können dabei nur zusehen, vielleicht mahnen. Aber am Ende sind es die Menschen, die es betrifft, auf beiden Seiten, die über ihren Schatten springen und das Dilemma auflösen müssen.
Konflikte sollten hier eigentlich nicht entstehen.
Diverse Leute äußern ihre Meinung dazu.
Ein Teil davon fühlt sich von dem Slogan peinlich berührt und an die NS-Kampagne erinnert. Das ist eine Tatsache.
Ein anderer Teil fühlt sich davon nicht berührt. Auch das ist eine Tatsache.
Das ist, wie sich darüber streiten, ob das Glas halb leer oder halb voll ist. die einen sehen es so, die anderen so.

Hätte der Slogan gelautet "Kauft nicht bei Holländern", hätte ich das übrigens auch unmöglich gefunden.
Gruß, T.


Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird.

Janus

Letztlich ist in den letzten 10 Jahren wirklich einseitig Israels Rechte Regierungen das Problem. Man hatte damals Arafat dazu gebracht Israel anzuerkennen und einen ernsthaften Waffenstillstand zu haben. Aber rechte Parteien sabottierten den Friedensprozess und zerstörten jede Hoffnung, sodass auch Palästinenser ihre Hoffnung verloren und sich anstatt der weltlichen Autonomiebehörde der islamistischen und militanten Hamas zuzuwenden, was dann auch wieder zu vermehrten Problemen für die Israels führten. Es ist wirklich ein Teufelskreis, wo man sich gegenseitig hochschaukelt.

Die Situation wird auch nicht besser werden, da sowohl die islamistische Militanz bei den Palästinensern zunimmt als auch die Israelis ein großes demographisches Problem haben, da sich die chassidischen Extremisten vermehren wie Karninchen. Wenn dieser Trend weiter geht wird auch Israel mittelfristig keine Demokratie mehr sein. Vielleicht ist die Diaspora doch die bessere Heimat.

NuEM

Zitat von: Tezcatlipoca am 17. März 2011, 17:53:05
Konflikte sollten hier eigentlich nicht entstehen.
Diverse Leute äußern ihre Meinung dazu.
Ein Teil davon fühlt sich von dem Slogan peinlich berührt und an die NS-Kampagne erinnert. Das ist eine Tatsache.
Ein anderer Teil fühlt sich davon nicht berührt. Auch das ist eine Tatsache.
Das ist, wie sich darüber streiten, ob das Glas halb leer oder halb voll ist. die einen sehen es so, die anderen so.

Hätte der Slogan gelautet "Kauft nicht bei Holländern", hätte ich das übrigens auch unmöglich gefunden.

Ich sehe, was du meinst. Ich glaube aber auch, dass es einen feinen Unterschied gibt zwischen "Kauft keine Waren aus Holland, weil die Holländische Regierung dieses oder jenes tut" und "Kauft nicht beim Holländer (um die Ecke)".

cohen

http://feuerbringer.com/2011/03/17/halfte-der-deutschen-hasst-juden/#more-7600

ZitatPassend zum aktuellen Boykott israelischer Waren durch linke Aktivisten in Bremen (siehe auch: Blöder als die SS erlaubt) wurde eine neue Studie veröffentlicht, die europaweit die Verbreitung des Antisemitismus untersucht.

Ergebnis: Die Deutschen sind führend in Westeuropa. (UPDATE)

Die Studie namens ,,Intoleranz, Vorurteil, Diskriminierung: Ein europäischer Bericht" befragte rund 1000 Menschen in allen teilnehmenden EU-Ländern.


http://migration-boell.de/web/diversity/48_2171.asp

ZitatDer Diskurs über die antisemitische Israelkritik ist eng verbunden mit der Frage nach den Facetten des Antisemitismus. Lässt man den Forschungsstand Revue passieren, kann man relativ gut zwischen einem traditionellem und einem so genannten transformierten neueren Antisemitismus unterscheiden, der sich dadurch auszeichnet, dass er weniger offen und direkt ist, sondern unter Rekurs auf traditionelle Stereotype über Juden/innen und das Judentum scheinbar nicht gegen Juden/innen gerichtet ist (Zick & Küpper, 2005). Zum traditionellen Antisemitismus gehören der konspirative Verdacht jüdischen Einflusses und die Unterstellung einer Mitschuld an der eigenen Verfolgung. Zum transformierten Antisemitismus gehören der fast schon klassische sekundäre Antisemitismus, also die Leugnung, Relativierung und Schlussstrichforderung, der Vorwurf der Vorteilsnahme aus dem Holocaust, sowie die Unterstellung, dass Juden/innen sich von der Gesellschaft separieren und ihr gegenüber nicht loyal seien.

Eine besondere Facette ist die vor seit rund 10 Jahren aufgekommene Variante des israelbezogenen Antisemitismus. Antisemitisch ist die Kritik an Israel dann, wenn sie das Existenzrechte Israels und sein Recht auf Selbstverteidigung aberkennt, mit antisemitischen Stereotypen arbeitet, doppelte Standards an Israel anlegt oder Juden/innen in Generalhaftung für israelische Politik nimmt. Auch die außergewöhnlich hohe Emotionalität mit der über Verfehlungen Israels im Nah-Ost-Konflikt oft gesprochen wird und die Einseitigkeit von Berichten und Bewertungen sind dem Antisemitismus zumindest sehr nahe. Besonders deutlich verweist der Antisemitismus dabei auch auf den Vergleich zwischen Juden und Nazi-Täter und NS-Assoziationen, wie der Missbrauch von Begriffen wie ,,Vernichtungskrieg" mit Blick auf den Nah-Ost-Konflikt. Die insbesondere von der sächsischen NPD ins Leben gerufene Bezeichnung ,,Bomben-Holocaust" für die Angriffe auf Dresden in den letzten Kriegstagen ist ein besonders drastischer Versuch eines solchen Begriffsmissbrauchs, der auf eine Umkehr von Opfern und TäterInnen drängt.

Belbo

...habe jetzt alle Beiträge nochmal durchgelesen, und kann nicht den geringsten Hinweis entdecken,  jemand wäre  der Meinung ist es gäbe nicht zuviel Antisemetismus....nur auf dem Plakat halt nicht.

NuEM

ZitatAntisemitisch ist die Kritik an Israel dann, wenn sie das Existenzrechte Israels und sein Recht auf Selbstverteidigung aberkennt,

Nö, das wäre anti-israelisch. Nicht das ich so einen gefährlichen Unsinn tun, oder auch nur gut heißen würde. Niemals! Aber antisemitisch ist das allein nicht, es sei denn, man setzt den Staat Israel mit "Semiten" oder Juden gleich.

Zitatmit antisemitischen Stereotypen arbeitet,

Korrekt, allerdings eine quasi rekursive Definition.

Zitatdoppelte Standards an Israel anlegt

Nö, das ist höchstens scheinheilig, aber nicht antisemitisch. Tun Leute sowieso andauernd bei allem Möglichen, ohne gleich anti[Gruppe] zu sein. Relevant für die Bewertung ist hier, warum jemand doppelte Standards anlegt.

Zitatoder Juden/innen in Generalhaftung für israelische Politik nimmt.

Grenzwertig, ich neige zum Ja. Leute, die eventuell nicht mal in Israel wohnen, für die Politik Israels verantwortlich zu machen, auf der Basis, dass sie ja auch Juden seien, ist mindestens bescheuert, und wahrscheinlich Ausdruck von Antisemitismus.

MrBaracuda

Welchem Land außer Israel wird noch das Existenzrecht aberkannt?

Belbo

Südkorea
Nordkorea
Taiwan
Tibet

MrBaracuda

Von wem? Ich seh Nord und Süd, China - Taiwan und China - Tibet. Ergänz mich ruhig. Außerhalb dieser Gegend und Länder würde ich behaupten, dass es einen Zuspruch oder Indifferenz statt Ablehnung gibt.

Belbo

Weiss ich nicht, das waren nur die Länder die mir auf die Schnelle zu Deiner Frage eingefallen sind. Von wem wird denn offiziell das Existenzrecht Israels nicht anerkannt? Syrien? Iran? Jordanien?

MrBaracuda

Es ging mir nicht primär um Staaten, sondern um Gruppierungen. Ich nehme z.B. stark an, dass selbst Exiltebitaner und deren Freunde nicht die Existenz Chinas aberkennen, sondern nur den Anspruch auf Tibet.

Belbo

...hättest Du die Frage etwas präziser formuliert....., wobei es ja auch nicht um die Tibetaner geht, sondern um die Chinesen die Tibet als Staat nicht anerkennen, erkennen eigentlich die Israelis Palästina als Staat an?

T-M

Zitat von: MrBaracuda am 19. März 2011, 13:36:13
Außerhalb dieser Gegend und Länder würde ich behaupten, dass es einen Zuspruch oder Indifferenz statt Ablehnung gibt.

Es ist ja nun nicht so, als ob es für Israel außerhalb nur Ablehnung gäbe.

Ich finde es wesentlich interessanter, dass das Wort "Existenzrecht" (das irgendwer ablehnt oder anerkennt) praktisch ausschließlich bei Isreal gebraucht wird. Selbst bei sehr umstrittenen Staaten wie Südossetien redet niemand vom "Existenzrecht".

Belbo

Israel hat natürlich auch eine mit diesen Ländern nicht zu vergleichende Gründungsgeschichte, aus der heraus dann eben auch andere worte benutzt werden.
....wir kommen da denke ich auf gefährliches Gebiet und sollten uns überlegen ob wir das nicht in eine historische Debatte "Notwendigkeiten und Gefahren bei der Gründung Israels" und eine politische Debatte "Der Nahostkonflikt heute welche Lösungsansätze gibt es" aussplittet.
Denn das Existenrecht heute anzuzweifeln halte ich für so verwegen wie dumm.

T-M

Bevor Missverständnisse auftreten: Ich bin überhaupt nicht dafür, Israel irgendwie zu "Beseitigen" oder gar schlimmeres. Ich halte es auch für ziemlich dumm, wenn jemand fordern würde, dass ein Land, dass mittlerweile auch schon eine jahrzehntelange Geschichte hat, solle verschwinden und nicht mehr existieren! Von solchen Ansichten distanziere ich mich ausdrücklich!

Das einzige, worauf ich hinaus will, ist, dass man meiner Meinung nach Israel (oder besser: dessen Politik) ebenso kritisieren darf, wie alle anderen Länder auch, ohne automatisch ein Antisemit zu sein.

Und mir missfällt einfach das Wort "Existenzrecht" irgendwie, weil es für mich irgendwie so klingt, dass Israel für seine Existenz noch einmal ein gesondertes Recht bräuchte, das bei anderen Staaten nicht erforderlich sei und über das irgendwer (wer?) getrennt befinden müsste.

Ich lehne überhaupt nicht das Existenzrecht Israels ab, indem ich etwa gar meinte, es dürfe oder solle nicht existieren. Ganz im Gegenteil! Nur das Wort an sich finde ich irgendwie seltsam, weil ich das Gefühl habe, dass damit seltsame Implikationen einhergehen könnten.