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Alle Drogen legalisieren

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Begonnen von rincewind, 08. November 2010, 12:07:34

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Roland K.

>>Tut mir leid, das mag ja in der Theorie irgendwie zurechtzubiegen sein, aber das was Sie da vorschlagen richtet sich an Sozialversicherungsfachangestellte mit Reihenhaus, Bausparvertrag und Opel Astra Kombi.<<

Ja, warum nicht. Und ich könnte mir vorstellen, dass ein guter Arzt den einen oder anderen dazu bewegen kann, es erst einmal mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern zu probieren.

>>Ich glaube kaum, dass Sie damit einen nennenswerten Anteil der aktuellen Konsumenten ansprechen. Was soll der Anreiz sein? Der Preis? Und dafür diese Bürokratie, inklusive Datensammlung und ungefragten Hilfsangeboten?<<

Der Preis wäre sicherlich ein Anreiz. Damit wäre es für viele möglich aus der Prostitution oder Beschaffungskriminalität herauszukommen. Mit der Bürokratie hätten die Konsumenten ja nichts zu tun. Und Hilfsangebote - waum nicht.   

Toiletman

Ich fände es gut, wenn legale Drogen dann in speziellen staatlichen Geschäften erhältlich wären wie in Schweden der Alkohol es ist. Diese Stelle kann dann auch den Drogenkonsum erfassen, was für die Behandlung im Krankheitsfall wichtig wäre. Diese Informationen wären dann natürlich vertraulich und würden nur dem Arzt gegeben werden. Dies könnte man zum Beispiel mit dem neuen Personalausweis gut automatisiert machen.

71hAhmed

Zitat von: Toiletman am 21. November 2010, 20:26:16
Ich fände es gut, wenn legale Drogen dann in speziellen staatlichen Geschäften erhältlich wären wie in Schweden der Alkohol es ist. Diese Stelle kann dann auch den Drogenkonsum erfassen, was für die Behandlung im Krankheitsfall wichtig wäre. Diese Informationen wären dann natürlich vertraulich und würden nur dem Arzt gegeben werden. Dies könnte man zum Beispiel mit dem neuen Personalausweis gut automatisiert machen.

Warum staatlich? Apotheken sind auch nicht staatlich, sondern lediglich staatlich geregelt und kontrolliert. Warum nicht das gleiche für einen neuen "Geschäftsbereich", mit Alterskontrolle, gesetzlichen Regelungen über Personalqualifikation usw. Würde mehr Arbeitsplätze schaffen und echte Konkurrenz sorgt für Preiskontrolle.

Godesberg

Zitat von: Toiletman am 21. November 2010, 20:26:16
Ich fände es gut, wenn legale Drogen dann in speziellen staatlichen Geschäften erhältlich wären wie in Schweden der Alkohol es ist. Diese Stelle kann dann auch den Drogenkonsum erfassen, was für die Behandlung im Krankheitsfall wichtig wäre. Diese Informationen wären dann natürlich vertraulich und würden nur dem Arzt gegeben werden. Dies könnte man zum Beispiel mit dem neuen Personalausweis gut automatisiert machen.

Nochmal: was soll der Anreiz sein? Ich kenne niemanden der es akzeptieren würde, dass sein Konsumverhalten aufgezeichnet würde, nie im Leben. Das ist völlig neben der Realität.

Ich würde es mir ja nicht mal gefallen lassen, wenn mein Milchkonsum namentlich erfasst würde (ich zahle im Supermarkt in bar).

Godesberg

Zitat von: Roland K. am 21. November 2010, 20:15:27
Der Preis wäre sicherlich ein Anreiz. Damit wäre es für viele möglich aus der Prostitution oder Beschaffungskriminalität herauszukommen. Mit der Bürokratie hätten die Konsumenten ja nichts zu tun. Und Hilfsangebote - waum nicht.   

Nein, der Preis ist ganz sicher kein Anreiz.
1. Um ein paar Euro zu sparen wird keiner seine Daten zum Konsumverhalten öffentlichen Stellen preisgeben.
2. Der Dealer hat keine Festpreise, notfalls wird er eben billiger. Fraglich ob eine staatliche Stelle diesen Preiskampf gewinnen kann und subventionieren möchte ich mit meine Steuergeldern vielleicht den Almwirt aber garantiert nicht den Kokainsüchtigen.

Rattentod

Ich glaube, man muss das Problem trennen.

Problem 1: Drogenkriminalität
Problem 2: Drogensucht & Wer darf?

Ich denke, dass Legalisierung Problem 1 ziemlich in den Griff kriegen würde. Einfach so.

Problem 2 ist komplizierter.
Ich bin grundsätzlich für anonyme Vergabe aber soziale Ächtung. Ähnlich wie es auch bei Zigaretten besteht. Werbeverbot, und man bekommt überall zu hören wie böse es ist. Bäh bäh!
Härtere Sachen nur gegen ärztliche Verschreibung. Die Details sind sicher kompliziert zum ausarbeiten.

Was mich allerdings wirklich nervt, ist das hier in dem Bereich ein Denkverbot besteht. Auch nur das ansprechen einer solchen Maßnahme kommt politischem Selbstmord gleich. Keiner traut sich ran. Vielleicht ist es ja tatsächlich sinnlos Drogen zu legalisieren, aber das muss man empirisch zeigen können, nicht einfach sagen "Drogen sind böse" und fertig...

BasementBoi

Was würde denn eine Legalisierung aller Drogen in Deutschland für Euch persönlich bedeuten?

Rattentod

Ich kann jetzt mal nur für mich sprechen: Nix. Habe meinen letzten Joint vor mindestens 5 Jahren geraucht. Eher mehr. Und gedenke nicht wieder anzufangen. Egal ob legal oder nicht.


Sleeper

Bei sämtlichen Anreizen muss man zwischen Gelegenheitskonsumenten und (Schwerst-)abhängigen unterscheiden.

Für beide Gruppen gibt es einen recht eindeutigen Vorteil: Die Gesundheit. Der Schwarzmarkt bringt gestreckte Drogen mit sich. Und die Streckmittel richten - je nach Konsumform und Droge - mitunter weitaus größere Schäden an, als die Droge selbst.

Für (Schwerst-)abhängige, also vornehmlich Abhängige von Opiaten (Heroin&Co), würde ich - wenn eine entsprechende Abhängigkeit durch einen Arzt attestiert ist - die Droge auf Rezept ausgeben. Für die Abhängigen ist der Vorteil eindeutig: Besserer Lebensstil, keine Kriminalisierung. Es ist ja nicht gerade so, dass die Konsumenten harter Drogen tierisch Bock auf ein Leben auf der Straße, verbunden mit Beschaffungskriminalität und Prostitution und sonstigem Elend hätten.

Und warum macht das Ganze aus staatlicher Sicht sein? Auch eindeutig: Erheblich sinkende Kriminalität, erheblich steigende Gesundheit der Konsumenten. Und Kosten sparen tut das Ganze auch noch. Pro Tag und Patient werden für kontrollierte Heroinvergabe 45 Euro veranschlagt, also knapp 16500 Euro/Jahr. Diese Kosten ließen sich dabei wohl noch erheblich senken, wenn man das Heroin einfach auf Rezept über die Apotheke ausgibt (im Moment: Fixerräume mit speziellen Betreuern). Das hört sich erstmal nach recht viel an.
Aber etliche Kosten würden dadurch wegfallen. Stichwort Beschaffungskriminalität. Habe hier mal spontan was: 80% der Eigentumsdelikte in Kassel wurden von Drogenabhängigen verübt. Insgesamt würde ich mal einfach so schätzen, dass man mindestens 10% der Richter und Polizisten weglassen könnte. Ein Polizist verdient um die 2000€/Monat brutto, also 24000€/Jahr. Ein Richter so ca. das Dreifache. Dazu kommt noch natürlich etliches an Nebenkosten, Infrastruktur, etc. Ein Tag Gefängnis kostet 80-100 Euro. Wieviel Zeit verbringt ein Schwerstabhängiger im Gefängnis? Bei einem Mittelwert von 90€ wären das knapp 33000 Euro/Jahr. Wie viel Zeit verbringt ein Schwerstabhängiger im Gefängnis? Eins von fünf Jahren? Dann wären das schon alleine 6500 Euro/Jahr. Dann muss man noch die fallenden Kosten im Gesundheitswesen durch den besseren Gesundheitszustand einberechnen. Außerdem ist davon auszugehen, dass einige Abhängige dann arbeiten gehen, statt Stütze zu kassieren (ja, das können auch Heroinabhängige).


Das andere Thema sind Gelegenheitskonsumenten oder "Partykonsumenten". Nochmal: Auch die würden alleine schon aus gesundheitlichen Gründen vermutlich in aller Regel lieber kontrollierte Drogen konsumieren als Schwarzmarktdrogen; allein schon auf Grund der entsprechenden gesundheitlichen Vorteile. Die Vorteile dürften sich dann auch bei den Krankenkassen bemerkbar machen.
Preislich wird der Schwarzmarkt im Übrigen nie mit legalem Drogenverkauf kontrollieren können, denn die Preise von Schwarzmarktdrogen werden zum Großteil nicht durch die Herstellung, sondern eben durch die Schwarzmarktinfrastruktur bestimmt. Auf dem Schwarzmarkt bezahlt der Konsument illegale Grenzpassagen, militärische Kosten im Herstellungsland, Bestechungsgelder, Kuriere, Großhändler, Kleinhändler, Streckmittel und sonstwas mit. Deshalb könnte der Schwarzmarkt nie mit einem legal erhältlichen Produkt konkurrieren.
Eine spannende Frage wäre natürlich wirklich, ob man das Konsumverhalten bei diesen Konsumenten erfasst oder nicht. Das könnte natürlich wirklich abschreckend wirken. Deswegen würde ich bei neuer Gesetzgebung anfangs überhaupt kein Konsumverhalten aufzeichnen. Einen Nachteil gegenüber jetzt hätte man dadurch ja nicht - auch jetzt hat man keine Infos darüber, da alles über den Schwarzmarkt geht. Bei legaler Erwerbsmöglichkeit wäre der Schwarzmarkt auf einen Schlag platt. Wenn man in einer Aufzeichnung des Konsumverhaltens erhebliche Vorteile sieht, könnte man das dann nach und nach einführen. So lange die registrierenden Stellen die Daten vernünftig behandeln, wird sich auch kein neuer Schwarzmarkt bilden.

J9126

So ähnlich sehe ich das auch. Über kurz wird die Finanzierung solcher Großprojekte (Süchtigen wird ihre Dosis regelmäßig in Apotheken oder Krankenhäusern ausgehändigt, Hilfsangebote und Betreuung sind vor Ort)  sicher nicht billiger als jetzt der Kampf gegen Drogen und Beschaffungskriminalität, aber über lang würde die Eindämmung der Kriminalität sich bezahlt machen.

Ich sehe die freie, anonyme Ausgabe an "Partykokser" allerdings etwas kritischer. Dennoch würde der Schwarzmarkt sicher erhalten bleiben, wenn man nicht auch dieses Klientel bedient, da die Dealer immer noch genügend Absatz haben würden. Die Lösung wäre sozusagen freier, vielleicht anonymisierter Verkauf in der Apotheke. Der Staat kann mit Sicherheit die Preise der Mafia unterbieten (Was hindert uns in unseren Breiten im Treibhaus Koka zu pflanzen und Opium aus Afghanistan zu importieren?), so daß man sich dann hinter der Oma in der Apotheke anstellen kann.

ODER: Um Überfälle auf Apotheken zu verhindern wird das Zeug einfach in jeder Polizeiwache anonym verkauft/an Süchtige gegen Rezept ausgegeben.

Nicht verharmlosen darf man aber die Negativen Auswirkungen des Drogenkonsums. Ich schätze aber daß wenn der Coolness- und Illegalitätsbonus und die Bewerbung der Drogen durch Dealer wegfallen, der Konsum in den ersten 2 Jahrzehnten zurückgehen würde, speziell wenn man kein Heroin oder Crack, sondern "nur" Kokain an Partypeople verkauft.

Roland K.

Zitat von: Godesberg am 21. November 2010, 20:46:51
Zitat von: Roland K. am 21. November 2010, 20:15:27
Der Preis wäre sicherlich ein Anreiz. Damit wäre es für viele möglich aus der Prostitution oder Beschaffungskriminalität herauszukommen. Mit der Bürokratie hätten die Konsumenten ja nichts zu tun. Und Hilfsangebote - waum nicht.   

Nein, der Preis ist ganz sicher kein Anreiz.
1. Um ein paar Euro zu sparen wird keiner seine Daten zum Konsumverhalten öffentlichen Stellen preisgeben.
2. Der Dealer hat keine Festpreise, notfalls wird er eben billiger. Fraglich ob eine staatliche Stelle diesen Preiskampf gewinnen kann und subventionieren möchte ich mit meine Steuergeldern vielleicht den Almwirt aber garantiert nicht den Kokainsüchtigen.

Wenn der Drogenhandel über den (unautorisierten) Dealer weiter starfbar bleibt, dann kann ein Dealer nie und nimmer preislich mit dem Staat mithalten. Im Gegenteil, der Staat würde in zahlreichen Feldern finanziellen Nutzen ziehen.

UHU

Wenn man sieht was alleine Alkohol angerichtet hat,völlig legal Unkontrolliert.
Das Suchtverhalten die Auswirkungen der verschiedenen Drogen vergleicht.
So kann der Schuß nur nach Hinten losgehen,wie beim Alkohol
Ob man einem Menschen legale oder illegale Drogen verabreicht ist beim Einstieg in
die Sucht völlig egal. Das Wort illegal hat aber immer noch die Funktion einer Bremse.
Ein gutes Beispiel ist der Medikamenten Missbrauch.
Stell dir vor man könnte diese ganzen Suchtbomben Rezeptfrei an der Apotheke kaufen.



BasementBoi

Zitat von: UHU am 22. November 2010, 18:24:18
Wenn man sieht was alleine Alkohol angerichtet hat,völlig legal Unkontrolliert.
Das Suchtverhalten die Auswirkungen der verschiedenen Drogen vergleicht.
So kann der Schuß nur nach Hinten losgehen,wie beim Alkohol
Ob man einem Menschen legale oder illegale Drogen verabreicht ist beim Einstieg in
die Sucht völlig egal. Das Wort illegal hat aber immer noch die Funktion einer Bremse.
Ein gutes Beispiel ist der Medikamenten Missbrauch.
Stell dir vor man könnte diese ganzen Suchtbomben Rezeptfrei an der Apotheke kaufen.




Da würdest du dann richtig zuschlagen, oder?

poochiee

Zitat von: BasementBoi am 22. November 2010, 20:29:28
Da würdest du dann richtig zuschlagen, oder?
Wenn man keine Ahnung oder nichts zu sagen hat... :fresse:

heterodyne

@ UHU - das Problem ist halt andererseits, verbieten bringt auch nichts. Sowohl in der Prohibition als auch jetzt während allgemeiner gesetzlicher Ächtung von Drogen florieren kriminelle Banden die das Zeug herstellen und verticken.
Genau deswegen ist der Übergang auch so problematisch - wenn die Drogen wegfallen, lösen sich die Banden ja nicht auf. Die suchen sich einfach neue, bzw andere Betätigungsfelder. Diese Organisationen hat man sich mühsam gezüchtet, die wird man auch nur mühsam wieder los.
Nur ist das mMn unabhängig von dem Punkt Drogen legal oder nicht legal zu sehen. Die Strukturen existieren jetzt nun mal.