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Alle Drogen legalisieren

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Begonnen von rincewind, 08. November 2010, 12:07:34

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NuEM

Zitat von: pünktchen am 08. November 2010, 15:10:49
ich bin seit zwanzig jahren für die vollständige legalisierung aller drogen, nur tut sich da leider nichts. stattdessen geht der bekloppte krieg gegen die drogen immer weiter und zerstört millionen leben und ganze gesellschaften.

Zitat von: NuEM am 08. November 2010, 14:28:32Ein Gegenargument ist vielleicht, dass durch eine Legalisierung eine Harmlosermachung (ich vermeide hier bewusst das Wort Verharmlosung) potentiell gefährlicher Suchtmittel zumindest in der allgemeinen Wahrnehmung stattfindet. Würde das nicht bei einigen Menschen die Hemmschwelle senken, so etwas mal auszuprobieren?

na und? vielleicht saufen sie dafür weniger.

Zitat von: NuEM am 08. November 2010, 14:28:32
Und gibt es nicht Drogen, bei denen schon der einmalige Konsum zu starker Abhängigkeit führen kann?

nein, die gibt es nicht. das sind blöde horrormärchen auf dem niveau von haschischspritzen und lsd-im-kindergarten.

dem ganzen liegt ein seltsames mechanisches modell von abhängigkeit zugrunde. tatsächlich macht einen nicht die droge süchtig, sondern man wird süchtig nach der droge. das ist ein kleiner, entscheidener unterschied. die drogenwirkung bedient ein bedürfnis, das schon da ist. und das geht nicht weg, wenn man sie nicht nimmt, sondern manifestiert sich vielleicht in anderen süchten oder sozial mehr oder weniger akzeptablen verhaltensweisen.

@ skepsis: entkriminalisierung ist nicht dasselbe wie legalisierung.

Danke für die Richtigstellung. Wie gesagt kenne ich mich in der Thematik nicht aus.

71hAhmed

Zitat von: rincewind am 08. November 2010, 17:36:20
Die größten Profiteure einer restriktiven Drogenpolitik sind ja die professionellen Drogenringe selber. Eine riesen Ladung von XY vom Zoll beschlagnahmt? Wen juckts? Dann steigen halt die Schwarzmarktpreise. Man könnte da glatt auf Verschwörungstheorien kommen ...

Der geringe Schwund durch Transportprobleme ist von vorneherein einkalkuliert, wie in jedem seriösen Geschäft. Im Baumarkt bezahlst du ja auch die von anderen geklauten Schrauben mit.  ;D

Ansonsten finde ich die Idee gut. Kontrollierte Qualität zu angemessenen Preisen, da brauchen die Leutchen keine Beschaffungskriminalität mehr, können arbeiten gehen (und wenns in den neuen Läden als Fachverkäufer ist,als Lieferfahrer) und ihr Hobby finanzieren. Die medizinischen Risiken werden minimiert.
Und der bisher übersehene Punkt: der Staat verdient an den Steuern (Lohnsteuer, Umsatzsteuer und "Sektsteuer"), kann davon die Aufklärung und Therapie bezahlen und hat noch Geld übrig für ander sinnvolle Sachen wie Bildung.


Rattentod

Was heisst der Staat verdient an den Steuer? Verdient???
Wenn in Kalifornien die Legalisierung durchgegangen wäre, hätten sie damit den Staatshaushalt sanieren können! Und zwar locker! VERDIENEN ist gar kein Ausdruck...

Da ist soviel Kohle drin, dass ich überhaupt nicht verstehen kann, warum sie es nicht machen...

71hAhmed

Zitat von: Rattentod am 08. November 2010, 22:47:32
Was heisst der Staat verdient an den Steuer? Verdient???
Wenn in Kalifornien die Legalisierung durchgegangen wäre, hätten sie damit den Staatshaushalt sanieren können! Und zwar locker! VERDIENEN ist gar kein Ausdruck...

Da ist soviel Kohle drin, dass ich überhaupt nicht verstehen kann, warum sie es nicht machen...

Weil man nicht nach jahrzehntelangem Draufprügeln den Schutz der (un)mündigen Bürger über Bord werfen kann, um damit Kasse zu machen. Was gäbe das denn für ein Bild von den Politikern? Wo wäre die Glaubwürdigkeit (...ääh was) ;D

heterodyne


71hAhmed


J9126

Ich bin da derselben Meinung wie Rincewind und Skepsis. Der Motor der die Drogenmafia am Laufen hält ist die Illegalität und der "Krieg gegen die Drogen".

Natürlich sollte man jetzt keine Drogen im Supermarkt auslegen, aber wenn man Süchtigen in Apotheken unter ärztlicher Kontrolle ihre tägliche Ration zuteilt, kommt das allemal billiger als die Bekämpfung der Dealer und der Beschaffungskriminalität. Der Sumpf würde dann über kurz oder lang ausgetrocknet werden und da es weniger Dealer gibt wird es wohl auch weniger Menschen geben die überhaupt erst damit anfangen. In der ersten Zeit würde es sicher Gegenaktionen der Dealer und Drogenkartelle geben, aber da müßte man durch.

Wir sind doch in Afghanistan, also warum nicht vor Ort den Kleinbauern ihr Opium zu fairen Preisen abkaufen und daraus Medikamente und ungepanschte Drogen herstellen? Die Bauern müßten natürlich vor der Rache der Drogenbosse geschützt werden... :police:

heterodyne

Ich muß zugeben, als ich die Idee zum ersten Mal hörte, bzw las ist mir ein wenig die Kinnlade gefallen.
Habe dann die Nachrichen bewußter in der Hinsicht verfolgt - was für Drogenkriege, Bekämpfung an finanziellen und humanitären Mitteln eingesetzt wird steht in keiner Relation zum Erfolg.
Denke auch, dass eine kontrollierte Freigabe besser wäre. Keiner kifft deswegen nicht, weil es illegal ist. Wenn man es auslässt, dann deswegen weil man nicht anfällig ist, oder zu gut weiß, was passieren kann.

Das Aufheben der Prohibition war auch nicht einfach.

Sleeper

Ein Problem besteht für mich in der Gefahr eines ausufernden Drogentourismus, falls ein Land alleine aus der aktuellen Drogenpolitik ausschert. Vergleichbare Probleme kennt man ja z.B. aus den Niederlanden oder früher aus der Schweiz. Die Käufer kommen halt in das Land, wo der Stoff am verfügbarsten ist - aus nachvollziehbaren Gründen. Rausschmeißen kann man sie vorm Hintergrund des Schengener Abkommens nicht so einfach. Alle auswärtigen Konsumenten gratis versorgen wird niemand wollen. Und dann hätte man zwar keinen einheimischen Schwarzmarkt mehr, aber würde einen auswärtigen Schwarzmarkt im eigenen Land schaffen. Man kann dann zwar anführen, in der Sache Recht zu haben und zumindest die einheimischen Konsumenten vor Gefahren zu bewahren. Doch das Ziel, offene Drogenszene, Schwarzmarkt, Beschaffungskriminalität etc. zu bekämpfen, wäre verfehlt.

Ein weiteres Problem: Deutschland ist per internationalen Abkommen zu seiner Drogenpolitik verpflichtet. Wie weit die Verpflichtungen gehen, ob man einfach austreten kann oder wie weit etwaige Sanktionen gehen kann ich jetzt nicht unbedingt ad hoc beurteilen. Aber eins ist klar: Zur Zeit sind sämtliche konservative Parteien gegen jedwede Lockerung. Beispielsweise wird überall in Deutschland, wo es CDU-Regierungen gibt, gegen kontrollierte Heroinabgabe geschossen. Und zwar, obwohl alle bisherigen Erhebungen für einen erheblichen Nutzen sprechen. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass jede konservative Regierung völlig am Kabel dreht, wenn ein Nachbarland sämtliche Drogen legalisiert. Gerade wieder vorm Hintergrund des Schengener Abkommens, wenn über ein Land mit liberalen Drogengesetzen plötzlich die Nachbarländer mitversorgt werden - ohne, dass dort eine entsprechend liberale Politik gewünscht ist.

Ich bin grundsätzlich auch für eine möglichst liberale Drogenpolitik. Aber insbesondere in Europa mit seinen offenen Grenzen lässt sich das nicht ohne internationalen Konsens durchsetzen.

Toiletman

Eine Legalisierung aller Drogen halte ich für großen Unsinn. Wirklich stark toxische Substanzen sollten weiterhin verboten bleiben wie Kokain bzw. Crack oder auch Meth. Legalisieren würde ich hingegen sofort Hanf obwohl ich ihn persönlich net mag aber es gebietet einfach die Vernunft solange Alk und Nikotin legal sind. Ausserdem bin ich für eine legalisierung von Alternativen zu Alkohol mit weniger Nebenwirkungen. Es wurden ein paar Stoffe gefunden, die viele der "guten" Eigenschaften von Ethanol haben aber einige der schlechten eben nicht. Soetwas sollte in meinen Augen legalisiert werden, was letztlich den Krankenkassen helfen würde, da Alkoholschäden weniger würden. Evtl. auch legale Alternativen zu Partydrogen. MDMA wirkt neurotoxisch aber es gibt ähnliche Substanzen, die nicht neurotoxisch sind. Am Ende könnte man auf alles noch schön steuern schlagen und es wäre trotzdem noch billiger als beim dealer. Opioide sollten hingegen auf keinen Fall zum freien Verkauf freigegeben werden obwohl die meisten von ihnen nicht toxisch sind. Aber die Suchtgefahr ist insbesondere bei Opioiden einfach extrem hoch. Als jemand mit chronischen Schmerzen kann ich dies auch persönlich bestätigen. War selbst mal abhängig als ich sofortwirksame Opioide nahm. Es wurde immer mehr und immer schwieriger. Habe letztlich auf Retardpräperate umgestiegen, da es ohne von den Schmerzen nicht ging. So ein Entzug war mit Clonidin und Benzos in den Ferien garnicht so schwer aber das Schmerzproblem schon. Mit den Retardpräperaten nach einem strengen Zeitplan konnte ich die Dosis langsam aber immer weiter senken bis ich an der bei mir persönlich mindest wirksamen Dosis ankam und habe auch keinen Drang wieder mehr zu nehmen davon.

Ridcully

@ Sleeper: Dass ein Alleingang kaum möglich ist, ist klar. Das ändert nichts daran, dass eine Legalisierung vernünftig wäre.

@ Toiletman: Deine Vorurteile zur Toxität verschiedener Drogen sind Unfug, aber darum geht es auch gar nicht. Die Frage ist, ob das Verbot weiterhilft. Offenbar nehmen die Leute die Drogen doch trotzdem.

71hAhmed

Zitat von: Ridcully am 19. November 2010, 18:38:34
@ Sleeper: Dass ein Alleingang kaum möglich ist, ist klar. Das ändert nichts daran, dass eine Legalisierung vernünftig wäre.

Genau so ist es.


@ Toiletman:

Es geht nicht um medizinische Anwendungen, sondern um "Genussmittel".

Aus eigener Erfahrung:
Ein nicht unerheblicher Grund für die Einnahme (zur Zeit) illegaler Drogen besteht nicht in der Drogenwirkung selber, sondern in der Vorstellung, etwas zu tun, dass nicht die Billigung der Autoritäten findet, das Versteckspiel mit den Autoritäten und das Gefühl, sich vom Mainstream der anerkannten Psychopharmaka abgrenzen zu können.
Fällt der Anreiz des Verbotenen weg, wird das Ganze weniger interessant. Ist das Ganze legal, entfällt die Gefährdung durch nicht kalkulierbare Dosierung, toxische Streckmittel und ähnliches.
Im grossen und ganzen wäre meiner Meinung nach eine Legalisierung ein sinnvoller Weg, Schäden zu minimieren und einen bewussten und verantwortlichen Umgang mit psychoaktiven Substanzen zu gewährleisten.



Wirsing

Hmmmmm. Ich persönlich bin eigentlich zwar auch eher jemand, der einer Lockerung der Gesetzgebung eher positiv gegenübersteht, nur kam mir da grad mal ein Gedanke..... Wie sind dann solche Dinge zu behandeln? Als Lebensmittel (müßten sie ja eigentlich, da diese für die Aufnahme in den Körper vorgesehen sind). Mal angenommen, das Zeug ist legal und als Lebensmittel deklariert, was passiert dann mit Leuten, die anderen z.B. heimlich liquid Extasy in ein Getränk mischen  ???. Erfüllt das dann den Tatbestand einer Körperverletzung? Oder was ist mit Quacksalbern, die so ein Zeug zur Behandlung einsetzen? Erfolge in der Schmerztherapie z.B. könnten die dann ja sicherlich vorweisen und dem Kunden erzählen, was er ihnen genau in welcher Dosierung gegeban hat, müßte er ja wahrscheinlich auch nicht....

71hAhmed

Das ist doch schon geklärt. Wenn du jemandem heimlich Alkohol in sein Glas gibst, hast du juristisch ein Problem, also, wo ist das Problem?
Quacksalber wird es immer geben, egal welche Stoffe legal oder illegal sind. Und die Substanzen,die verwendet werden, sind eh zum Teil nicht zugelasssen.

Wirsing

Zitat von: 71hAhmed am 19. November 2010, 20:54:57
Das ist doch schon geklärt. Wenn du jemandem heimlich Alkohol in sein Glas gibst, hast du juristisch ein Problem, also, wo ist das Problem?
Quacksalber wird es immer geben, egal welche Stoffe legal oder illegal sind. Und die Substanzen,die verwendet werden, sind eh zum Teil nicht zugelasssen.

Wenn Du Dir das mal nicht zu einfach machst.... 
Das mit dem Alkohol, so mutmaße ich jetzt mal, stellt nur einen Straftatbestand dar, wenn der "heimliche Mischer" weiß, das sein Opfer Alkoholiker ist. Wenn nicht, wird sicherlich argumentiert, das Opfer hätte Alkohol in großer Menge bemerken müssen.

Der Quacksalber hätte nun aber die Möglichkeit, eine wirksame Substanz zu verabreichen (darf er ja zur Zeit noch nicht, da er medizinischer Laie ist) und die Erfolge für sich zu verbuchen, was dann zu einer Legitimation seiner angewendeten Methode führen würde, wobei er sich um Fehlschläge nicht kömmern müßte, da man ihn als medizinischen Laien ja nicht wegen eines Kunstfehlers zur Verantwortung ziehen kann.

Also ich halte Deine Argumentation für recht unreflektiert. Mich würde dennoch mal interessieren, was eine juristisch bewanderte Person zu meinen Fragen sagt  ???.