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Alle Drogen legalisieren

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Begonnen von rincewind, 08. November 2010, 12:07:34

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rincewind


NuEM

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass sich jeder "reinpfeifen" dürfen sollte, was er oder sie möchte. Es ist schließlich der eigene Körper, über was soll man Herr sein, wenn nicht darüber. Der Gedanke, dass es gesetzlich geregelt ist, was ich zu mir nehmen darf, erscheint mir absurd.

Andererseits muss ich zugeben, mich mit der Thematik und den eventuell damit zusammenhängenden Problemen nur wenig auskenne. Was mir aber nur zu offensichtlich erscheint, ist dass Gesetze Drogen zwar illegal machen, diese aber auch nicht aus der Welt schaffen.

Federvieh

Oh nee. Voll dagegen. Dieses gepanschte zeug. dann liebr kontrollierte produktion ala bier und anderen genußmitteln. bzw eben ausgabe wie in holland oder so. Wer aufm schwarzmarkt dealt, soll weiterhin strafbar sein.

rincewind

Zitat von: NuEM am 08. November 2010, 13:06:40
Was mir aber nur zu offensichtlich erscheint, ist dass Gesetze Drogen zwar illegal machen, diese aber auch nicht aus der Welt schaffen.

Das ist es ja. Es schafft nur einen riesigen kriminellen Schwarzmarkt. Das ging schon mit der Prohibition in USA damals nicht gut.

rincewind

Zitat von: nachteule am 08. November 2010, 13:09:52
Oh nee. Voll dagegen. Dieses gepanschte zeug. dann liebr kontrollierte produktion ala bier und anderen genußmitteln. bzw eben ausgabe wie in holland oder so. Wer aufm schwarzmarkt dealt, soll weiterhin strafbar sein.

Man müsste die Abgabe natürlich regulieren, sicher auch mit Altersbeschränkung.

Enkidu

und in Mexiko wäre damit auch Frieden

Skepsis

Ich wollte ja eigentlich Stellung dagegen beziehen, bis ich dann den verlinkten Artikel gelesen habe: Weiß einer hier näheres über Portugal?

Gruß

PS: Der Grund für meine Vorbehalte liegt in dem hohen Suchtpotential der sog. harten Drogen begründet. Und, ja, ich weiß, dass auch Alkohol schädlich sein kann....

rincewind

Zitat von: Skepsis am 08. November 2010, 13:27:44
PS: Der Grund für meine Vorbehalte liegt in dem hohen Suchtpotential der sog. harten Drogen begründet. Und, ja, ich weiß, dass auch Alkohol schädlich sein kann....

Das kann eigentlich kein Argument sein. Nikotin hat z.B. (für genetisch entsprechend Disponierte) ein mindestens so hohes Suchtpotential wie Heroin. Und von Alkohol wegzukommen, wenn man mal drin steckt, ist bekanntermaßen auch nicht besonders einfach.

Ob man nun Drogen aller Art gut findet oder nicht - das Bedürfnis ist offenbar schon immer vorhanden. (Von Reichholf gibts z.B. die etwas steile Hypothese, dass die Sesshaftwerdung mit Alkohol zu tun hätte ...)

Zu meinen, man könne solche Bedürfnisse per Verbot in den Griff bekommen, ist albern. Zumindest nicht in einer Demokratie. Sowas funktioniert ja noch nicht mal im Knast. Und jegliche Erhöhung des Drucks steigert den Wert der Ware, und die Dealer reiben sich die Hände.

Ein riesen Argument für die legale kontrollierte Abgabe ist (neben dem schlichten Aushungern der Drogenmafia) die Qualitätssicherung. In der Regel stirbt man nicht an der Substanz selbst - mit sauberem Heroin z.B. kann man wunderbar alt werden, sondern an Sekundärerscheinungen des Schwarzhandels. Gestreckte Ware, Druck zur Beschaffungskriminalität etc.

Rattentod

Es Gibt auch einen Wikipedia Artikel dazu:
http://en.wikipedia.org/wiki/Arguments_for_and_against_drug_prohibition

In Kalifornien wurde hier ja schon ein Vorstoß versucht, der allerdings wohl scheiterte:
http://ef-magazin.de/2010/11/03/2650-drogenpolitik-marihuana-freigabe-in-kalifornien-gescheitert

Es wäre wohl rational Drogen zu legalisieren. Gottseidank ist Vernunft keine Entscheidungsgrundlage in unserer Gesellschaft...

@Skepsis
Zu Portugal: http://en.wikipedia.org/wiki/Drug_policy_of_Portugal
War wohl ein Erfolg.

lg

(Edit Rincewind: Name rausgenommen)

NuEM

Ein Gegenargument ist vielleicht, dass durch eine Legalisierung eine Harmlosermachung (ich vermeide hier bewusst das Wort Verharmlosung) potentiell gefährlicher Suchtmittel zumindest in der allgemeinen Wahrnehmung stattfindet. Würde das nicht bei einigen Menschen die Hemmschwelle senken, so etwas mal auszuprobieren? Und gibt es nicht Drogen, bei denen schon der einmalige Konsum zu starker Abhängigkeit führen kann? Dem würde ich jedoch entgegnen, dass andererseits durch den Wegfall des Reizes des Verbotenen dieser Effekt zumindest ausgeglichen wird. Belastbare Zahlen habe ich aber weder für das Eine, noch für das Andere.

Skepsis

Zitat von: rincewind am 08. November 2010, 13:44:47
...
Das kann eigentlich kein Argument sein. Nikotin hat z.B. (für genetisch entsprechend Disponierte) ein mindestens so hohes Suchtpotential wie Heroin. Und von Alkohol wegzukommen, wenn man mal drin steckt, ist bekanntermaßen auch nicht besonders einfach.

Stimmt alles. Aber die Wahrscheinlichkeit, nach einer geringen Anzahl von Drogenverbrauch abhängig zu werden, ist bei Alkohol z.B. verschwindend gering, bei Kokain oder Crack aber sehr hoch.

Zitat
Zu meinen, man könne solche Bedürfnisse per Verbot in den Griff bekommen, ist albern....

Ein riesen Argument für die legale kontrollierte Abgabe ist (neben dem schlichten Aushungern der Drogenmafia) die Qualitätssicherung.

Dem stimme ich zu: Ich befürworte z.B. als Übergangslösung die Abgabe von Drogen in chemisch bzw. pharmazeutisch reiner Form an Abhängige, um ihnen den Aufbau eines 'normalen' Lebens zu ermöglichen. Das wird bisher, meines Wissens, nur in einigen Bundesländern bei sog. 'Schwerstabhängigen' praktiziert, ich halte die ggw Praxis für zu restriktiv.

Ich habe mir mal den Wiki-Artikel über Portugal (@Rattentod: Danke für den Link) durchgelesen. Der dort beschriebene Vorgehensweise (also Entkriminalisierung des Besitzes kleiner Mengen Drogen zum Eigenverbrauch verbunden mit Therapie) könnte ich sofort zustimmen.

Gruß

pünktchen

ich bin seit zwanzig jahren für die vollständige legalisierung aller drogen, nur tut sich da leider nichts. stattdessen geht der bekloppte krieg gegen die drogen immer weiter und zerstört millionen leben und ganze gesellschaften.

Zitat von: NuEM am 08. November 2010, 14:28:32Ein Gegenargument ist vielleicht, dass durch eine Legalisierung eine Harmlosermachung (ich vermeide hier bewusst das Wort Verharmlosung) potentiell gefährlicher Suchtmittel zumindest in der allgemeinen Wahrnehmung stattfindet. Würde das nicht bei einigen Menschen die Hemmschwelle senken, so etwas mal auszuprobieren?

na und? vielleicht saufen sie dafür weniger.

Zitat von: NuEM am 08. November 2010, 14:28:32
Und gibt es nicht Drogen, bei denen schon der einmalige Konsum zu starker Abhängigkeit führen kann?

nein, die gibt es nicht. das sind blöde horrormärchen auf dem niveau von haschischspritzen und lsd-im-kindergarten.

dem ganzen liegt ein seltsames mechanisches modell von abhängigkeit zugrunde. tatsächlich macht einen nicht die droge süchtig, sondern man wird süchtig nach der droge. das ist ein kleiner, entscheidener unterschied. die drogenwirkung bedient ein bedürfnis, das schon da ist. und das geht nicht weg, wenn man sie nicht nimmt, sondern manifestiert sich vielleicht in anderen süchten oder sozial mehr oder weniger akzeptablen verhaltensweisen.

@ skepsis: entkriminalisierung ist nicht dasselbe wie legalisierung.

Rattentod

Ich finde die Vorgehensweise in Portugal auch gut.

Persönlich finde ich es gut, auch einen radikalen Schritt wie völlige Legalisierung zu überdenken.
Leider wird hier zuviel mit populistischem Müll und Panikmache statt rationalen Argumenten entschieden.

Leider finde ich keinen Link dazu, muss es daher aus meinem trüben Hirn fischen, aber vor Jahren gab es in (zumindest Teilen) Österreich eine Drogenbus-Initiative. Ein Bus von einer Anti-Drogeninitiative wurde vor Discos und in die Nähe von Umschlagplätzen gestellt und es wurde angeboten die Drogen die gekauft wurden zu prüfen. Spritzen getauscht.

Ganz ohne Repressalien usw. Wurde nach einer vertrauensbildenden Zeit wohl gut angenommen, schlechte Qualität wurde aufgedeckt und die vor allem jugendlichen Konsumenten haben sich wohl auch gerne beraten lassen. War aus Sicht der Beteiligten ein voller Erfolg.

Ein paar Vollkoffer haben dann so lange Zeter und Mordio geschrien, bis die Initiative aufgegeben werden musste...

@Rincewind: Thx, bin so gewohnt mit lg ... zu unterzeichnen ;)

rincewind

Die größten Profiteure einer restriktiven Drogenpolitik sind ja die professionellen Drogenringe selber. Eine riesen Ladung von XY vom Zoll beschlagnahmt? Wen juckts? Dann steigen halt die Schwarzmarktpreise. Man könnte da glatt auf Verschwörungstheorien kommen ...

@pünktchen: Ich glaube, bei dem Ganzen steckt auch noch ne Menge calvinistisches Gedankengut dahinter.

rincewind

Zitat von: nachteule am 08. November 2010, 13:09:52
Wer aufm schwarzmarkt dealt, soll weiterhin strafbar sein.

(Vorhin glatt überlesen.)

Es geht doch genau darum, diesen Schwarzmarkt auszutrocknen. Für Aspirin z.B. gibts ja auch keinen Schwarzmarkt, weil ich es legal zu vernünftigem Preis kaufen kann.