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Alexander-Technik / Feldenkrais

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Begonnen von thomas_c, 08. August 2010, 12:27:26

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thomas_c

Moin,

der Artikel zur Alexander-Technik ist in meinen Augen widersprüchlich. Im zweiten Absatz heißt es, dass Alexander nach einem Schlaganfall "durch die Anwendung seiner Technik [...] innerhalb eines Jahres die bewusste Kontrolle über seinen Körper zurück" gewann.
Im letzten Absatz steht dann, es gebe "für keine einzige der angepriesenen Indikationen einen glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis" - wo doch eben das bei Alexander selber offenbar der Fall war. (Schlaganfall als Indikation ist in der Liste zwar nicht angegeben, ich würde es trotzdem als ziemlichen Erfolg werten, nach so einer Erkrankung alleine wieder auf die Beine zu kommen.)

Zum Feldenkrais-Artikel:
Abgesehen von den Tippfehlern ("Melbroune" statt Melbourne, "muskuloskelatal" statt muskuloskeletal) - esowatch sagt von sich selbst, es sei ein "Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme", also der unvernünftigen Überzeugungssysteme. Dennoch wird im Feldenkrais-Artikel gesagt, die Methode scheine "eine das Körperempfinden bzw. die körperliche Selbsteinschätzung leicht verbessernde Übungsform zu sein. Einen wirklichen medizinischen Anspruch vertritt sie aber nicht."
Inwieweit ist es noch irrational, wenn a) gewisse Wirksamkeiten nachweisbar sind (wie die zitierten Studien im Artikel belegen) und b) von den Vertretern selber nicht mehr versprochen wird als sie auch halten können?

Grüße

thomas_c

EsoTypo


Irian

Zitat von: thomas_c am 08. August 2010, 12:27:26Im letzten Absatz steht dann, es gebe "für keine einzige der angepriesenen Indikationen einen glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis" - wo doch eben das bei Alexander selber offenbar der Fall war. (Schlaganfall als Indikation ist in der Liste zwar nicht angegeben, ich würde es trotzdem als ziemlichen Erfolg werten, nach so einer Erkrankung alleine wieder auf die Beine zu kommen.)

Seit wann ist eine einzelne (noch dazu vorurteils-behaftete) Anekdote ein Wirksamkeitsnachweis?

thomas_c

Zitat von: Irian am 08. August 2010, 12:45:32Seit wann ist eine einzelne (noch dazu vorurteils-behaftete) Anekdote ein Wirksamkeitsnachweis?

Dann müsste das gekennzeichnet werden. Im Text heißt es ganz klar: "Doch durch die Anwendung seiner Technik gewann er innerhalb eines Jahres die bewusste Kontrolle über seinen Körper zurück [...]."

Kein Konjunktiv und keine Quellenangabe. Stattdessen klare Aussage im Indikativ.
Was soll es denn nun sein - Anekdote oder Fakt?

Grüße

thomas_c

Daggi

Seit etwa 60 Jahren gibt es Empfehlungen, wie Therapien als wirksam oder unwirksam unterschieden werden können. Dazu gehören kontrollierte, korrekt mit den Daten veröffentlichte Studien mit Statistik und einer ausreichend grossen Probandenzahl. Ein Problem kann die unverzichtbare Verblindung machen, weil bei manchen Methoden eine doppelte Verblindung schwer zu erreichen ist.

Einzelne, ausgewählte Therapieerfolge sagen wenig über eine Methode etwas aus. Wichtig ist auch immer zu fragen, wie ein anfänglicher Therapieerfolg nach einer Weile aussieht.

Grundsätzlich muss auch immer gecheckt werden, ob bei einer bestimmten Krankheit nicht spontane Rückbildung oder "Selbstheilungen" nicht eigentlich die Regel sind. Dann ist es noch schwieriger zu beurteilen ob eine bestimmte Methode wirkt, weil man dann nämlich den spontanen Heilungsverlauf "abziehen" muss, bzw beweisen muss dass es sich konkret im Einzelfall nicht um eine spontanen Heilung handelt.

Daggi

Dann müsste das gekennzeichnet werden. Im Text heißt es ganz klar: "Doch durch die Anwendung seiner Technik gewann er innerhalb eines Jahres die bewusste Kontrolle über seinen Körper zurück [...]."

Kein Konjunktiv und keine Quellenangabe. Stattdessen klare Aussage im Indikativ.
Was soll es denn nun sein - Anekdote oder Fakt?


Da hast Du völlig recht mit deiner Kritik. Der Artikel wurde ursprünglich von Paralex verfasst. Er müsste noch einmal überarbeitet werden. Man müsste auch nach aktueller Literatur aus den letzten Jahren suchen, vielleicht gibt es da was.

thomas_c

Zitat von: Daggi am 08. August 2010, 13:00:57Man müsste auch nach aktueller Literatur aus den letzten Jahren suchen, vielleicht gibt es da was.

Ja, eine Studie aus dem Jahr 2008 = http://www.alexandertechnik-schleswig-holstein.de/documents/Aerzteblatt.pdf

Zitat von: DaggiEin Problem kann die unverzichtbare Verblindung machen, weil bei manchen Methoden eine doppelte Verblindung schwer zu erreichen ist.

Meiner Erfahrung nach ist gerade bei körperorientierten Therapien auch die Erwartungshaltung und vor allem die Mitarbeit der Patienten von entscheidender Bedeutung. Wenn jemand keinen Bock hat, gesund zu werden, kriege ich ihn auch nicht gesund.

Ich bin übrigens eindeutig pro Alexander-Technik und Feldenkrais :)

Daggi


Ich bin übrigens eindeutig pro Alexander-Technik und Feldenkrais :)


na, wunderbar ! Wir sehen das Ganze eher aus der Distanz. Der Ärzteblatt-Artikel bezieht sich auf eine Studie im British Medical Journal von 2008 die von der Rufford Foundation gesponsort war. Die müsste man noch auswerten im Artikel.

thomas_c

Zitat von: Daggi am 08. August 2010, 13:46:59na, wunderbar ! Wir sehen das Ganze eher aus der Distanz.

Ich weiß  :grins2:

Die Studie gibt es übrigens hier:
http://www.bmj.com/cgi/content/full/337/aug19_2/a884

Weitere Informationen zu wissenschaftlichen Untersuchungen der Alexander-Technik finden sich u.a. hier (ist zwar eine Alexander-Technik-Seite, aber vielleicht trotzdem interessant):
http://www.alexandertechnique.com/research.htm

KathaKombe

noch so ein esoterischer Schmarrn  :P

thomas_c

Zitat von: KathaKombe am 08. August 2010, 17:00:07
noch so ein esoterischer Schmarrn  :P

Danke fürs sachliche Gespräch ...

KathaKombe

Zitat von: thomas_c am 08. August 2010, 18:25:27
Danke fürs sachliche Gespräch ...

musste jetzt einfach einmal sein, lese seit Monaten nur noch solchen Schrott, geballt,
irgendwann denkst du, dümmer geht nimmer


velniuksti

Zitat von: KathaKombe am 09. August 2010, 06:11:53
Zitat von: thomas_c am 08. August 2010, 18:25:27
Danke fürs sachliche Gespräch ...

musste jetzt einfach einmal sein, lese seit Monaten nur noch solchen Schrott, geballt,
irgendwann denkst du, dümmer geht nimmer



@KathaKombe : Kannst du denn nen Link zeigen, wo Alexandertechnik / Feldenkrais mit einer Ideologie bzw. Weltanschauung präsentiert wird? Ich kann mir ansonsten natürlich vorstellen, dass die Kombination von "Körper" und "Bewußtsein" bei EW zu hochgerollten Zehennägeln führt, möchte allerdings gern dagegenhalten, dass eine Vielzahl von Tätigkeiten (virtuoses Instrumentalspiel, Handwerkliches Arbeiten, Akrobatik usw.) mit einem trainierten Gleichgewichtssinn, einer ausgeprägten Muskulatur und Koordinationsgabe zusammenhängt - und wenn das idiotiefrei etwas ist, was durch z. B. Feldenkrais trainiert wird - ist das dann nicht vll. etwas wenig fürs Wiki?

thomas_c

Zitat von: KathaKombe am 09. August 2010, 06:11:53musste jetzt einfach einmal sein, lese seit Monaten nur noch solchen Schrott, geballt,
irgendwann denkst du, dümmer geht nimmer

Von mir aus. Aber was mir etwas gegen den Strich geht, ist die Tatsache, dass dieses gesamte Forum resp. EsoWatch ja gerade auf dem Anspruch wissenschaftlicher Objektivität gründen, wenn es um irgendwelche Theorien geht. Und auf der anderen Seite sind genau diese Leute dann reflexartig mit absolut subjektiven Meinungen bei der Hand, wenn es um Dinge geht, die sie - und da wette ich drum - noch nie in ihrem Leben ausprobiert, geschweige denn sich in die Materie eingearbeitet haben.

Weder die Feldenkrais-Methode noch die Alexander-Technik haben, wie velniuksti andeutete, irgendetwas mit abgedrehten Weltanschauungen oder dergleichen zu tun. Es geht schlicht darum, dass sich durch bewusste Bewegung, d.h. bewusst wahrgenommene Bewegung, das Bewegungsverhalten insgesamt verbessern lässt. Ohne diese Annahme würde auch die klassische Physiotherapie nicht funktionieren. Nur dass es Alexander und Feldenkrais nicht um Therapie ging, sondern sie eine Methode entwickelten, das Bewegungsverhalten ökonomischer zu gestalten, in dem man überflüssige Muskelanspannung reduziert (dasselbe gilt z.B. auch für die Progressive Muskelrelaxation) und eingefahrene Bewegungsmuster unterbricht.

Der größte Unterschied ist einfach, dass man sich nicht auf die Leistung anderer Leute wie den Arzt oder den Physio verlassen darf, sondern selber aktiv werden muss. Das eine wie das andere ist ein (körper-)pädagogisches Konzept, das kontunierliche Arbeit an sich selbst erfordert.

Und nein - ich bin weder Alexander-, noch Feldenkrais-Lehrer. Wie in einem anderen Post erwähnt, bin ich Sportwissenschaftler, habe sowohl das eine wie auch das andere ausprobiert und kenne Leute, denen das extrem geholfen hat.

cohen

Ist das sowas, wie Rückenschule als Privatstunde mit Anfassen?

Die Studienlage bei der Physiotherapie ist doch sowieso extrem bescheiden.
Deswegen ist das schwierig.

Was ich als "Warnsignale" für die Bullshittigkeit von Methoden kenne, sind Neutralitätsbausteine bei Wikipedia und Gekampel auf den Diskussionsseiten.

Das scheint bei Alexander und Feldenkrais so zu sein.

Bei Quackwatch ist Feldenkrais auch erwähnt:
http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/dictionary/mdfg.html

Gorski hat über Feldenkrais gebloggt:

http://scienceblogs.com/insolence/2009/08/md_anderson_enters_the_blogosphere_and_g.php

Hier gibt´s die Retourkutsche:

http://utahfeldenkrais.org/blog/2009/08/dr-david-gorski-king-of-the-quacks/