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Umgang mit der Esoterikgesellschaft..

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Begonnen von Bionic, 10. Mai 2010, 00:26:52

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John

Hallo,

dann will ich auch kurz etwas ueber mich erzaehlen: Ich kenne auch beide Seiten sehr gut. Ich bin im Dunstkreis einer spiritistische Gemeinschaft / Freikirche aufgewachsen. Kindliche Indoktrination - wie Dawkins es nennt - in seiner Reinform. Spaeter durch die Schule und vor allem durch das Studium (ich habe einen Dr. rer. nat. - Titel) entwickelte ich mich immer mehr zum Atheisten und distanzierte mich mehr und mehr von der Spiritualitaet... bis genau das geschah, was ich oben als eine Ursache fuer esoterischen Glauben beschrieben habe: Es sind kurz hintereinander zwei Menschen gestorben, die mir sehr nahe standen. Also beschaeftigte ich mich wieder vermehrt mit Religion und Spiritualitaet... ich brauchte das. Der Gedanken an ein Jenseits brachte Trost... schlimmer noch: Jede Aeusserung von Personen, die gegen ein Jenseits sprach, fuehlte sich fuer mich so an, als haette diese Person die beiden mir lieben Menschen umgebracht oder er/sie wollte es. Das ist natuerlich Bloedsinn - aber es hat einige Zeit gedauert, bis ich innerlich wieder die noetige Distanz zur Thematik hatte. Waehrend der Zeit habe ich auch nach Beweisen fuer ein Jenseits gesucht. Dank der naturwissenschaftlichen Ausbildung weiss ich allerdings gut, was ein Beweis ist und wichtiger: was KEIN Beweis ist. Ich wurde also nicht wirklich fuendig (auch, wenn ich einiges wirklich interessant finde und dem durchaus sowas wie "Indiziencharakter" zuschreiben wuerde).

Inzwischen habe ich wieder meinen "Normalzustand" erreicht: Ich bin ueberzeugt davon, dass es keinen Gott, kein Jenseits, keine Engel, keine Telephatie etc. gibt.

Die allgemeine Antwort der Esoteriker: "Nur, weil XY nicht bewiesen ist, heisst das noch lange nicht, dass XY nicht existiert/funktioniert." hat zwei Probleme:
1.) Es stimmt. Streng genommen koennen wir nicht wissen, dass es XY nicht gibt.
2.) Esoteriker haengen da meistens klammheimlich ein stummes "... also stimmt XY" hintendran.

Es ist noch immer so, dass Punkt 1 fuer mich ein schoener Gedanke ist. Ich bin ein aroganter narzistischer Naturwissenschafts-Nerd... aber in einigen Punkten die Spiritualitaet betreffend ist es ein schoener Gedanke, dass ich mich in meiner Ueberzeugung "das gibt es nicht" irren koennte.

Zitat von: KathaKombe am 18. Mai 2010, 09:54:54Ich frage mich nur, wie Akademiker an so etwas glauben können? Das geht mir nicht in den Kopf.

Weil wirklich kein Mensch wirklich rein rational denkt - auch, wenn es sich fuer jeden so anfuehlt.

Zitat von: KathaKombe am 18. Mai 2010, 09:54:54(...) Ich habe ehrlich auch keine Lust mehr auf Diskussionen, die wenigsten (keine!) lassen sich überzeugen.

Es kommt drauf an, was das Ziel einer Diskussion ist. Wenn es darum geht, das Gegenueber zu ueberzeugen, wird man sehr haeufig enttaeuscht werden, auch, wenn man definitiv Recht hat. Das liegt wie gesagt in der Natur des Menschen. Wenn es hingegen zunaechst um ein Gedankenaustausch geht, so kann das immernoch sehr fruchtbar und interessant sein. James Randi hat mal auf seiner Homepage von einer solchen Diskussion berichtet: "We agreed that we disagree and parted as best friends."

Ich gebe DIr aber Recht: Die Mehrheit solcher Diskussionen verlaeuft sehr unerfreulich. Ich habe da auch so meine Erfahrungen...

Zitat von: KathaKombe am 18. Mai 2010, 09:54:54Vielleicht ist das auch typisch deutsch, Fehler nicht zugeben zu wollen? Ich habe damit keinerlei Probleme. Shit happens, man muss nur daraus lernen wollen/können. ;) ;)

Ich glaube eher, dass das typisch menschlich ist. <Hobbypsychologie>Irrtuemer sind narzistische Kraenkungen, die wir nur einfach wegstecken, wenn wir ein gutes gesundes Selbstbewusstsein haben, so dass wir unser Selbstbild - dass wir gut und liebenswert sind - erhalten koennen, obwohl wir uns geirrt haben. Das koennen aber nur die wenigsten wirklich ohne Probleme.<\Hobbypsychologie>

Viele Gruesse
John

Bionic

Zitat von: GeMa am 15. Mai 2010, 01:11:52
Wer will das denn? Kann sein, dass ich es überlesen habe, aber so eine Forderung ist mir auch hier noch nicht begegnet.
Wer will das???  ??? Willst du mich veräppeln? Wozu macht ihr dann das hier?
Also wenn du diese Forderung bis lang noch nicht gelesen hast,...
Ich würde wollen dass der Aberglaube ausgrottet wird!!

pünktchen

und wie stellst du dir das bitte vor?


menschen wollen häufig einfach nicht denken, sondern lieber glauben. darüber lässt sich mit ihnen dann auch schlecht diskutieren. wenn es sich nur um ein randthema ihres weltbildes handelt, sind sie manchmal bereit, darüber nachzudenken und das glauben sein zu lassen. leider ist das eher selten.

aber eine welt ohne aberglaube? ich z.b. halte liberale für marktabergläubig, sollte ich ihren aberglauben jetzt ausrotten? es reicht doch, wenn ich mich über sie lustig mache. dat eenen sien uhl is det annern sien nachtigall.


Bionic

Zitat von: Supiine am 18. Mai 2010, 23:03:12
Bionik speziell für dich: (Supiine kann nur trollen)
Was speziell für mich? Ich hab dich nicht angegriffen!
Zitat von: pünktchen am 18. Mai 2010, 17:24:18
aber eine welt ohne aberglaube? ich z.b. halte liberale für marktabergläubig, sollte ich ihren aberglauben jetzt ausrotten? es reicht doch, wenn ich mich über sie lustig mache. dat eenen sien uhl is det annern sien nachtigall.
Das hab ich mir auch gedacht. Man könnte ja einfach ein Gegenkonzept erstellen um sich darüber lustig zu machen.

KathaKombe

Zitat von: John am 18. Mai 2010, 13:16:08
Randi hat mal auf seiner Homepage von einer solchen Diskussion berichtet: "We agreed that we disagree and parted as best friends."

Ich glaube eher, dass das typisch menschlich ist. <Hobbypsychologie>Irrtuemer sind narzistische Kraenkungen, die wir nur einfach wegstecken, wenn wir ein gutes gesundes Selbstbewusstsein haben, so dass wir unser Selbstbild - dass wir gut und liebenswert sind - erhalten koennen, obwohl wir uns geirrt haben. Das koennen aber nur die wenigsten wirklich ohne Probleme.<\Hobbypsychologie>


Hallo John, gut geschrieben! Gruß Katha

rincewind

@Katha: Du bist hier kein Exot, es haben einige von uns ähnliche Esoerfahrungen gemacht. Unter anderem deswegen wenden sich einige vehement gegen den Unfug, weil sie selber mitbekommen haben, dass sowas eben nicht unbedingt harmlos sein muss. Esoterik im weitesten Sinne kann Leben zerstören.

@John: Ich würde nicht soweit gehen, die Ursache (primär) in einer narzistischen Verletzung zu sehen, Narzissmus ist eine ziemlich ernsthafte Persönlichkeitsstörung, von der unmöglich alle Esos betroffen sein können. Mit seiner Meinung daneben zu liegen, ist eigentlich für jeden Alltagserfahrung. Das Problem sind wohl eher die Konsequenzen, die mit einem Irrtumseingeständnis einhergehen können. Während der eine mit der Schulter zuckt und sagt "Wieder was gelernt" können für andere ihre kompletten Weltbilder einstürzen, würden sie auch nur eine Spur von ihrer Überzeugung abweichen. Sowas versucht man zu vermeiden. Rein funktional gesehen ist sowas sogar zu verstehen.

Eimer

Zitat von: rincewind am 19. Mai 2010, 11:14:35
Ich würde nicht soweit gehen, die Ursache (primär) in einer narzistischen Verletzung zu sehen, Narzissmus ist eine ziemlich ernsthafte Persönlichkeitsstörung, von der unmöglich alle Esos betroffen sein können.
Narzissmus ist eben auch eine Charaktereigenschaft (die die meisten - mehr oder weniger - haben) und die nur im Extremfall zur Persönlichkeitsstörung  ausartet. Meine Erfahrung mit Esos ist die, daß Esoterik den allerallermeisten Betroffenen hilft, sich als etwas Besonderes zu fühlen, ausserhalb der "normalen" Welt. Das wertet die Persönlichkeit subjektiv enorm auf. Die Angst vor einer "Narzistischen Kränkung" steht meiner Meinung nach bei den meisten Esos auf dem Weg zur Vernunft als erstes im Weg.
ZitatMit seiner Meinung daneben zu liegen, ist eigentlich für jeden Alltagserfahrung.
Eine Meinung ist etwas anderes als ein Selbstbild.

Vogelspinne

Zitat von: Bionic am 19. Mai 2010, 01:58:12
Zitat von: Supiine am 18. Mai 2010, 23:03:12
Bionik speziell für dich: (Supiine kann nur trollen)
Was speziell für mich? Ich hab dich nicht angegriffen!




Hähhh? Das sollte bedeuten, dass ich die Links hier für dich eingestellt habe, damit du dich davon überzeugen kannst, dass wir die angeblich nicht vorhandenen Artikel sehr wohl thematisieren. Eben für dich, weil es Sup-sup-sup-iigitt-neee (Supiine) sowieso nicht interessiert.


BodminPill

Zitat von: B. Eimer am 19. Mai 2010, 12:13:09Narzissmus ist eben auch eine Charaktereigenschaft (die die meisten - mehr oder weniger - haben) und die nur im Extremfall zur Persönlichkeitsstörung  ausartet. Meine Erfahrung mit Esos ist die, daß Esoterik den allerallermeisten Betroffenen hilft, sich als etwas Besonderes zu fühlen, ausserhalb der "normalen" Welt. Das wertet die Persönlichkeit subjektiv enorm auf. Die Angst vor einer "Narzistischen Kränkung" steht meiner Meinung nach bei den meisten Esos auf dem Weg zur Vernunft als erstes im Weg.

Das kann ich bestätigen. Sämtliche Esoteriker, die bisher meinen Weg kreuzten, hatten in ihrer Biographie einen ziemlichen Bruch; berufliches Scheitern, zerrüttete Partnerschaft, familiäre Probleme usw.
In der "esoterischen Welt" ist es dann jedoch sehr leicht, sich z.B. in Wochenendseminaren zum Meister für was-auch-immer ausbilden zu lassen, anschließend seine Zimmerwand mit wichtig aussehenden Diplomen zu pflastern und sich gegenüber anderen z.B. als Lebensberater zu gerieren. Bei sehr vielen dieser Leute hab ich außerdem den Verdacht, daß sie sich - bewußt oder unbewußt - daran aufgeilen, auf die ein oder andere Art Macht über ihre oftmals verzweifelten Klienten ausüben zu können, nachdem sie vielleicht selbst jahrelang getreten wurden.

Vogelspinne

Zitatz.B. als Lebensberater zu gerieren. Bei sehr vielen dieser Leute hab ich außerdem den Verdacht, daß sie sich - bewußt oder unbewußt - daran aufgeilen, auf die ein oder andere Art Macht über ihre oftmals verzweifelten Klienten ausüben zu können, nachdem sie vielleicht selbst jahrelang getreten wurden.

Ganz konkret ist es ein großes Problem, dass ausgerechnet die Leute, die mit ihrem eigenen Leben nicht klar kommen, plötzlich anderen helfen wollen. Das Abdriften in die Esoterik ist nicht nur Weltflucht, sondern die Flucht vor den eigenen Problemen und der Weg zum Lebensberater, Heiler etc. pp. fängt in der Regel damit an, dass man selbst in der Esoterik Hilfe sucht und dort auf Biegen und Brechen motiviert wird Ausbildungen zu machen und damit zu arbeiten.

Das funktioniert wie ein Schneeballsystem, der Klient ist der potentielle Kunde für alle weiteren Angebote und über Ausbildungen wird das meiste Geld verdient, nur darum geht es. Ob derjenige nun wirklich geeignet ist, interessiert dabei nicht und ferner könnte man das ja gar nicht beurteilen, denn man ist schließlich als Ausbilder in der Szene auch nur psychologischer Laie.

Hier wäre an erster Stelle die Gesetzgebung gefragt.

rincewind

Zitat von: B. Eimer am 19. Mai 2010, 12:13:09
Zitat von: rincewind am 19. Mai 2010, 11:14:35
Ich würde nicht soweit gehen, die Ursache (primär) in einer narzistischen Verletzung zu sehen, Narzissmus ist eine ziemlich ernsthafte Persönlichkeitsstörung, von der unmöglich alle Esos betroffen sein können.
Narzissmus ist eben auch eine Charaktereigenschaft (die die meisten - mehr oder weniger - haben) und die nur im Extremfall zur Persönlichkeitsstörung  ausartet.

Naja, ev. eine Begriffsverwirrung, ich habe das als klinischen Begriff aufgefasst, was man umgangssprachlich als Narzissmus bezeichnet, ist meist keiner in dem Sinne.

http://www.neuro24.de/show_glossar.php?id=1167

KathaKombe

@ rincewind, schön, dass ich nicht alleine bin. :)
@ BodminPill, die meisten hatten einen Bruch in ihrer Biographie, aber nicht alle (die ich kenne). Allerdings dies entspricht
Zitat von: BodminPill am 19. Mai 2010, 13:36:21
... und sich gegenüber anderen z.B. als Lebensberater zu gerieren. Bei sehr vielen dieser Leute hab ich außerdem den Verdacht, daß sie sich - bewußt oder unbewußt - daran aufgeilen, auf die ein oder andere Art Macht über ihre oftmals verzweifelten Klienten ausüben zu können, nachdem sie vielleicht selbst jahrelang getreten wurden.
GENAU meinem Verdacht. Oft sind es eben (so wie ich) ganz gewöhnliche, mittelmäßig begabte Menschen. Meist ohne Abitur oder eine akademische Ausbildung. Klug vielleicht, aber nicht hochbegabt. Also nix mit Karriere oder sonstigen besonderen Leistungen. Was ja an sich nicht weiter schlimm ist, es können nicht nur Alphatiere unterwegs sein, es muss auch die Ameisen geben. Und dann, muss man sich eben auch mit seinem kleinen Leben ,,gut" fühlen können und in sich ruhen können. Das ist eine enorme Leistung, kann nicht jeder und dann bietet sich einem dieser unendliche Esomarkt an. Puh ..... (Aber das kannst du doch niemandem ins Gesicht sagen, den Freund bist du dann los :D :D :D)
@ Vogelspinne, genau!


... ha ha, ich halte mich trotzdem für außergewöhnlich  ;)

mossmann

Zitat von: BodminPill am 19. Mai 2010, 13:36:21


Das kann ich bestätigen. Sämtliche Esoteriker, die bisher meinen Weg kreuzten, hatten in ihrer Biographie einen ziemlichen Bruch; berufliches Scheitern, zerrüttete Partnerschaft, familiäre Probleme usw.
In der "esoterischen Welt" ist es dann jedoch sehr leicht, sich z.B. in Wochenendseminaren zum Meister für was-auch-immer ausbilden zu lassen, anschließend seine Zimmerwand mit wichtig aussehenden Diplomen zu pflastern und sich gegenüber anderen z.B. als Lebensberater zu gerieren. Bei sehr vielen dieser Leute hab ich außerdem den Verdacht, daß sie sich - bewußt oder unbewußt - daran aufgeilen, auf die ein oder andere Art Macht über ihre oftmals verzweifelten Klienten ausüben zu können, nachdem sie vielleicht selbst jahrelang getreten wurden.

Damit kommst Du aber imo in einer Diskussion nicht wirklich weiter, denn dann heisst es:

"Durch mein Scheitern und meine Schicksale habe ich ERFAHRUNGEN gemacht und bin KOMPETENT, anderen den Weg zu weisen ... ich kann aus der Krise führen ..."

Das ist ein typisches Schema von Brandon Bay & Konsorten:

Ich war krank, habe mich geheilt und bin jetzt berufen, auch andere zu heilen.
Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend