Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Britische Politiker fordern Verbot der Homöopathie

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Elke, 25. Februar 2010, 11:32:43

« vorheriges - nächstes »

rincewind

Zitat von: Adromir am 25. Februar 2010, 19:57:27
Manchmal kotzt es mich echt an, daß jeder irgendwie meint, er habe Ahnung von Medizin. Ich erkläre anderen ja auch nix über deren Beruf.
Besonders nervig ist es dann bei den überzeugten Homöopathieanhängern, die noch nicht mal wissen, wie Homöopathie eigentlich funktioniert...

versteh Dich gut ... Medizin ist nochmal ein Spezialfall. Denn es geht ja meist um den eigenen Körper. Da fühlt man sich automatisch als Experte, auch wenn man noch nicht mal weiß, wo die Leber sitzt.

Hlodyn

ZitatOder die Personen dann trotzdem wegen jedes Wehwechens zu einem gerannt kommen, weil man ja angehöriger eines medizinischen Berufes ist... Da bin ich mittlerweile mitleidslos und sage dann ganz klar: "Wenn du lieber deine Zeit und Geld mit Homöopathika verdamelst, brauchst du meinen Rat ja anscheinend nicht"
Oh ja das kenne ich auch, so knallhart wie du wäre ich auch gerne aber irgendwie bin ich da viel zu diplomatisch. Leider! Naja, solche Leute halte ich mir vom Leib indem ich denen bei jedem Wehwehchen (wo ich eh von vornherein weiss, dass sie sich, egal was ich sage, mit Glaubuli vollstopfen) sage: "Ja also da hilft nur ein Antibotikum und Cortison!" Die fragen dich spätestens nach dem zweiten mal nie wieder nach rat.  8)
Zitat
Manchmal kotzt es mich echt an, daß jeder irgendwie meint, er habe Ahnung von Medizin. Ich erkläre anderen ja auch nix über deren Beruf.
Boah ja da könnt ich auch austicken. Vor allem wenn die milde lächelnd meinen, dass man ja nichts für seine beschränkte Sichtweise könne.  :kotz: Die denken echt sie hätten das gesamte medizinische Wissen dieser Erde von ihrem Heilpraktiker gelernt, der ja schließlich so einige Wochenendseminare mitgemacht hat!
Zitat"mir hats aber geholfen".
Mit diesem Satz werden bei manchen Leuten ja nicht nur Naturgesetze ausser Kraft gesetzt, sondern auch jahrelange Forschung widerlegt! Was interessiert mich, was ein Wissenschaftler sagt, wenn's bei mir geholfen hat! Oder gar bei der Katze vom Briefträger!
Durch den Segen des Internets finden diese Leute ja auch massig andere Leute bei denen "es geholfen hat"! Wozu Studien? Da steht doch, dass es noch 100 anderen geholfen hat!

Adromir

Deswegen lieber ein paar unbekannten im Internet ihr dummes Gesülze um die Ohren klatschen, als sich auf die Diskussionen im Familienkreis einzulassen. Ist manchmal echt guter Frustabbau

Katharina


rincewind

Man muss einfach akzeptieren, dass Kommunikation manchmal einfach nicht mehr möglich ist. Z.B. wenn es einem Teilnehmer an grundlegendem Wissen mangelt. Ich hatte mal mit einem engen Verwandten eine heftige Diskussion über Astrologie. Da stellte sich plötzlich raus, dass er nicht wusste, dass Sterne (wenigstens jene, die Sternbilder bilden) Sonnen sind. Da habe ich dann abgebrochen ...
Man kann Wissen, welches man sich über Jahre aneignet, dem anderen nicht in ein paar Minuten vermitteln, jedenfalls meistens nicht.

BodminPill

In meinem näheren Umfeld (Familie & Freunde) habe ich auch schon so ziemlich resigniert.  :-[ Es ist schier unmöglich, jemanden zu überzeugen, der felsenfest davon überzeugt ist, daß Homöopathie, Geistheilung oder sonstiger Schwachsinn ihn oder sie von einem Leiden befreit hätte. Solche Leute leben in ihrer eigenen Welt, was das angeht und sind für sachliche Argumente oder wissenschaftliche Tatsachen nicht mehr erreichbar. Umso trauriger, daß es sich dabei oft um sehr nette und eigentlich gebildete Leute handelt.

Adromir

Zitat von: BodminPill am 26. Februar 2010, 12:09:00
Solche Leute leben in ihrer eigenen Welt, was das angeht und sind für sachliche Argumente oder wissenschaftliche Tatsachen nicht mehr erreichbar. Umso trauriger, daß es sich dabei oft um sehr nette und eigentlich gebildete Leute handelt.

Oh ja, mein Vater ist da so ein Beispiel. Dipl- Ing Maschbau und Mathematiker. Mit dem kann man wissenschaftliche Diskussionen führen. Darüber, ab wann etwas wissenschaftlich als Bewiesen gilt, wofür große Stichproben notwendig ist und, und und.. Wenns dann ums Thema Medizin hört alles bei "Mir hats aber geholfen", "Wenns nicht wirken würde, warum verschreiben Ärzte es dann", "Wer heilt hat recht" auf...

Auf der anderen Seite dann mein "Schwiegervater". Einfacher Arbeiter, jahrelanger Schweißer. Eines Tages erzählte er mir dann von einem Erlebnis bei nem Homöopathen und Kinesiologen. Sein lapidarer Kommentar dazu: "Ich bin mir vorgekommen, wie in einer Jahrmarktbude".

Vielleicht ist es manchmal besser, von einem Thema wirklich keine Ahnung zu haben und sich dessen bewusst zu sein, als mit irgendwelchem Halbwissen glänzen zu wollen..

Windle Poons

Hmmmm. Meiner Erinnerung nach gibt es sehr wohl eine Korrelation zwischen Bildungsstand und kritischem Denken gegenüber der Schulmedizin. Nur daß in der Regel gebildete Personen eher zu dem Kreis der Kritiker gehören. Ich muß nochmal schauen, ob ich die Studien dazu finde.

Elke

Zitat von: Windle Poons am 26. Februar 2010, 13:50:57
Hmmmm. Meiner Erinnerung nach gibt es sehr wohl eine Korrelation zwischen Bildungsstand und kritischem Denken gegenüber der Schulmedizin. Nur daß in der Regel gebildete Personen eher zu dem Kreis der Kritiker gehören. Ich muß nochmal schauen, ob ich die Studien dazu finde.

Genau darum geht es. Es sind an erster Stelle Akademiker, die auf Heilquack schwören. Diese gehen ja auch ins Reformhaus, in den Ökoladen und können sich das leisten. Bestimmter Alternativ-Dreck wird heute generell von privaten Krankenversicherungen bezahlt, da ist kein Arbeiter versichert. Zudem haben sie Kohle für sämtliche Alternativen, die nebenbei noch genutzt werden. Man fühlt sich damit fortschrittlicher, wissender und bewusster, egal ob es um Bio oder Alternativ-Methoden geht. Man ist immer informiert, liest einen Ratgeber nach dem anderen um "naturheilkundlich" gebildet zu sein und selbst autark behandeln zu können.

Das ist nicht das Profil der Unterschicht. Die sind in den letzten Jahren nachgezogen, weil niemand mehr am Thema vorbeikommt und auch jede Regenbogenpresse ständig darüber berichtet. Diese Leute machen sich teilweise gar keine Gedanken darüber, wie etwas funktioniert, wenn ein Mensch des Vertrauens sagt: das hilft, dann macht man auch mal ohne wissen zu wollen, was dahinter steckt. Die weniger Gebildeten vertiefen sich auch nicht in die Thematik und sie wollen auch keine Selbstbehandler sein. In der Regel wird auf den Hausarzt gehört und wenn der HÖ gibt, nimmt man das genauso wie Antibiotika.

Wazir

Zitat von: Vogelspinne am 26. Februar 2010, 14:17:29Genau darum geht es. Es sind an erster Stelle Akademiker, die auf Heilquack schwören...  
...und bei denen mehr die Mädels, die hinterherrennen, die Hardcore-Macho-Softies, die die Platzhirsche darstellen.

Danke für den Hinweis, Vogelspinne.

Das entspricht haarklein dem Eindruck, den ich seit Jahrzehnten habe.

Damals war es chic, alternativ zu sein.
Alternativ sein ist automatisch besser...
..hieß es damals.
Alle in der Altersgruppe haben geklatscht.


Sleeper

Die Medizin hat einfach ein Glaubwürdigkeitsproblem. In unserem Gesundheitssystem können sich Ärzte nicht ausreichend Zeit nehmen, um Patienten ihre Behandlung zu erklären. Und es gibt einige Ärzte, die da auch keinen Bock drauf haben. Zusätzlich kommen noch die allfälligen - und meistens auch richtigen - Berichte über Verstrickungen der Pharmaindustrie etc. hinzu.
Da kommt vielen Leuten ein Heilpraktiker, der sich Zeit nimmt und sympathisch und glaubwürdig wirkt, einfach gerade recht.

Dass die Alternative zu einem teils fehlerbehaftetem Gesundheits- und Wissenschaftssystem nicht die vollkommene Abkehr von Wissenschaftlichkeit zu Gunsten von sympathischem Geschwurbel ist, sehen die Leute da einfach nicht.
Nur wenn man das Glaubwürdigkeitsproblem löst, werden sich die Leute vom Esomüll abwenden.

cohen

Das mit der Zeit und der Glaubwürdigkeit stammt doch 1:1 aus der Propaganda der Alternativen und von pseudokritischen Journalisten.

Ich kann´s eigentlich schon gar nicht mehr hören. Ich kenne es anders.

Sleeper

Selbstverständlich stammt das aus der Propaganda der Alternativen. Aber so fühlen die Leute. Und wie gesagt, dass alternativer Unsinn in Wirklichkeit keine Alternative ist, verstehen die Leute nun mal nicht. Ob das mit der Zeit und der Glaubwürdigkeit nun nur ein subjektives oder ein tatsächliches Problem ist, spielt gar nicht die Rolle. Aber genau hier können die Schwurbler den Hebel ansetzen. Und das muss man ihnen wegnehmen.

BodminPill

Die Wahrheit dürfte wie so oft in der Mitte liegen. Natürlich ist es einerseits ein leichtes für profilierungssüchtige Journalisten, auf der Pharma-Lobby und dem Gesundheitssystem herumzuhacken. Andererseits ist es aber schon so, daß es Fälle gab, bei denen sich die Pharmaindustrie nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat (der Contergan-Skandal z.B.), und daß in unserem Gesundheitssystem schon seit längerem nicht mehr alles rund läuft, ist auch nicht so einfach von der Hand zu weisen.
Darüberhinaus ist es im Arztberuf wie in allen anderen Berufen auch, sprich es gibt kompetente und weniger kompetente Vertreter dieser Zunft, und wer vielleicht des öfteren an Letztere geraten ist, dem fehlt nunmal irgendwann das Vertrauen, besonders wenn es um so etwas wichtiges, wie die eigene Gesundheit geht.

Elke

Naja, wenn ich zum Schreiner gehe und der Mist baut, gehe ich zu einem anderen Schreiner, wenn der wieder Mist baut, suche ich mir den nächsten. Ich würde jedoch nie auf die Idee kommen, mein Schreiner-Anliegen bei einem Klempner in Auftrag zu geben.

Und gerade wenn es um die Gesundheit geht, ist ja das Risiko am aller höchsten.

Deswegen finde ich das Argument mit Ärzten schlechte Erfahrungen gemacht zu haben, absolut oberflächlich und naiv.

Man darf bei dem Thema aber auch nie vergessen, dass gerade in den letzten Jahren der Markt von pseudowissenschaftlichen Publikationen überschwemmt wurde, die allem Unwissenschaftlichen und Unwirksamen einen "seriösen" und wissenschaftlichen Anstrich verleihen. Der Akademiker, der auf Alternative-Heilmethoden schwört beruft sich darauf und ist entsetzt, wenn ihn jemand Esoteriker nennt, außerdem kann er sich sehr wohl als Atheist bezeichnen.