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Ritalinbashing im Stern

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Begonnen von Heinz-Rüdiger, 03. November 2009, 12:21:39

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Heinz-Rüdiger

Ich bin absolut sauer wie Betroffene* mal wieder stigmatisiert werden nur damit ein paar Deppen mehr eine Zeitung kaufen:
http://www.stern.de/magazin/heft/stern-nr-45-29102009-ritalin-1517937.html

*solche, die es wagen ADHS evidenzbasiert zu behandeln.

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Über Ritalin:
http://www.psiram.com/index.php?title=Ritalinkritik
Über Hüther:
http://www.psiram.com/index.php?title=Gerald_H%C3%BCther


Conni

Zitat von: Boris am 03. November 2009, 12:21:39
Ich bin absolut sauer wie Betroffene* mal wieder stigmatisiert werden nur damit ein paar Deppen mehr eine Zeitung kaufen:
http://www.stern.de/magazin/heft/stern-nr-45-29102009-ritalin-1517937.html

*solche, die es wagen ADHS evidenzbasiert zu behandeln.

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Über Ritalin:
http://www.psiram.com/index.php?title=Ritalinkritik
Über Hüther:
http://www.psiram.com/index.php?title=Gerald_H%C3%BCther



Oh, "ruhiggestellt", mit Stimulanzien, na klar .....

Und ich verwette meinen Hintern, dass Hüther in dem Artikel herumgeistert ....

Wer zufällig das Deppenblatt hat, könnte es mir freundlicherweise zukommen lassen, gerne auch gescannt an die EW-Adresse.

rincewind

In der Vorschau ist ca. zu sehen, worum es geht: Die wollen mit nem harten Feriencamp ADHS loswerden ...
ZitatAdrian will endlich wegkommen von dieser verdammten Pille. Deswegen ist er hier

Die haben einen Knall ...


Heinz-Rüdiger

Leserbrief und offizielle Stellungnahme des ADS ev.:
http://www.ohotest.de/ads-ev/images/Dokumente/stern%20-%20leserbrief%20vom%2031.10.09.pdf
ZitatLeserbrief zum Artikel ,,Zeit des Erwachens – Zuwendung statt Ritalin", Stern Nr. 45 /
2009


Sehr geehrte Damen und Herren,

als Selbsthilfeverband, der sich seit seiner Gründung im Jahre 1984 u.a. auch für eine sachliche, unaufgeregte und vorurteilsfreie Aufklärung über die medikamentöse Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS bzw. ADS) einsetzt, hat uns die Kernbotschaft des Artikels sehr überrascht: ,,Zur Heilung der ADHS genügen 8 Wochen Abenteuerurlaub auf der Alm"! Nicht, dass wir den betroffenen Kindern das Alm-Erlebnis nicht gönnen würden, aber die Aussage, dass die damit verbundene intensive Zuwendung ein vollwertiger Ersatz für eine medizinisch indizierte medikamentöse Behandlung und andere therapeutische Maßnahmen mit nachgewiesener Wirksamkeit sei, halten wir für ziemlich verwegen. Dagegen sprechen die in unserer Elterninitiative über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen von Generationen von Eltern von ADHS-betroffenen Kindern. Medikamente, wie z.B. das im Artikel angeprangerte Ritalin®, mit dem Wirkstoff Methylphenidat haben in der Behandlung von ADHS einen wichtigen Stellenwert. Damit werden die betroffenen Kinder nicht ,,ruhig gestellt", wie fälschlicher Weise behauptet wird, sondern vielmehr in die Lage versetzt, ihr Verhalten besser zu steuern. Nicht die Zappeligkeit – die bei vielen Betroffenen entweder sogar gänzlich fehlt oder nur zeitweise oder in geringer Ausprägung vorhanden ist – ist das eigentliche Problem der Betroffenen, sondern ihre Hirnstoffwechsel bedingten Schwierigkeiten bei der Verhaltenssteuerung. Bestimmungsgemäß verschrieben und dosiert ist Methylphenidat ein wirksames und hilfreiches Medikament, das es vielen Betroffenen erst ermöglicht, ihr Verhalten hinreichend zielgerichtet und situationsangepasst zu steuern, um ihr Recht auf Chancengleichheit im Rahmen ihrer jeweils gegebenen Begabungsstruktur und Fähigkeiten wahrnehmen zu können.
Mit seiner Interpretation, wonach ADHS durch mangelnde Zuwendung, unsere schnelllebige Zeit, überforderte Eltern, alleinerziehende Frauen, zu hohe Anforderungen in der Schule und andere Umwelteinflüsse verursacht werde, vertritt Professor Hüther gegenüber dem Hauptstrom der einschlägig forschenden und lehrenden Wissenschaft eine Außenseitermeinung. Bereits im Januar 2002 haben 85 namhafte, einschlägig forschende und lehrende Wissenschaftler – überwiegend Universitätsprofessoren - aus den USA, Kanada, Australien, Israel, Schweden, Großbritannien, Neuseeland, den Niederlanden und Norwegen in einer gemeinsamen Erklärung ihren forschungsgestützten Konsens darüber veröffentlicht, dass es sich bei ADHS um ein primär ererbtes Störungsbild handelt, zu dessen Entstehung die familiäre Umgebung keinen bedeutenden eigenen Beitrag liefert, und dass die grundlegende Symptomatik, aus der ADHS selbst besteht, nicht alleine oder primär das Ergebnis von negativen Umweltfaktoren ist. Im Dezember 2005 schlossen sich 107 einschlägig forschende Wissenschaftler und praktizierende Experten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Luxemburg dieser gemeinsamen Erklärung vollumfänglich an. Dabei stützten sich die Unterzeichner auf eine Liste von 555 (!) detailliert aufgeführten Forschungsveröffentlichungen, die der Konsensuserklärung als Anhang beigefügt waren.
Der im anschließenden Interview zitierte Professor Glaeske ist zwar Pharmakologe und Arzneimittelexperte, hat aber keinerlei Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von ADHS und ist mithin kein ADHS-Experte. Bei den von ihm durchgeführten Studien handelt es sich um rein quantitative Studien (Verschreibungsstatistiken). Auch wenn im Artikel ein anderer Eindruck erweckt wird, handelt es sich bei den von ihm als Ursachen vermuteten Umweltfaktoren (alleinerziehende Mütter, benachteiligte Familien, Patchworkfamilien) ebenfalls nicht um Ergebnisse die durch seine Verschreibungsstatistiken gestützt werden, sondern um eigene Schlussfolgerungen und Mutmaßungen. Dies gilt auch für seine Vermutung, wonach 40% der mit Methylphenidat behandelten Kinder überhaupt keine Medikation benötigen würden. Dies lässt sich in dieser Pauschalität überhaupt nicht sagen, da es immer auf die besonderen Umstände des Einzelfalls ankommt, die er nicht kennt und für deren diagnostische Beurteilung ihm ohnehin die fachliche Qualifikation fehlt.
Schlussendlich relativiert sich auch die – vordergründig scheinbar erschreckend hohe – Zunahme der Methylphenidat-Verschreibungszahlen seit 1990, wenn man weiß, dass sich in Deutschland fundierte Kenntnisse über die Diagnostik und Behandlung von ADHS im Jahre 1990 nur auf einige wenige Spezialisten beschränkten, während das neurobiologisch begründete Störungsbild den allermeisten Ärzten und Psychologen damals noch unbekannt war. Die Zunahme der Medikationsverordnungen ging seitdem einher mit der zunehmenden Verbreitung des einschlägigen Fachwissens unter den deutschen Fachleuten.
Mit freundlichen Grüßen
AdS e.V. - Ebersbach
Michael Townson
1. Vorsitzender

hic fuit

Ich habe mir den Artikel mal angeguckt:
1. Eine ziemlich aufwändige Fotostrecke, Tenor "die jungen Wilden&Unangepassten&Underdogs in der Natur".
2. Ziemlich langer Artikel, inklusive Arztinterview.
3. Alle ins Auge fallenden Aussagen und Fotos sind Methylphenidat-kritisch (z.B. "ruhiggestellt", "ich will meine Pille haben"), diese Aussagen werden im Text stets konkretisiert und relativiert.

Ein Beispiel dafür die groß herausgestellte Aussage des Interviewpartners, 40% der Verschreibungen seien unsinnig/überflüssig/falsch. Wenn man dann das Interview liest, stellt sich heraus, dass der Interviewpartner viele seriöse Sachen geäußert hat, z.B. im Bereich Diagnose, so dass sich die 40% auf einmal ganz anders lesen.

Der stern hat aus einer gar nicht mal so schlechten Faktensammlung - z.B. kam die detaillierte Auswertung des Almaufenthalts bei mir völlig seriös an - eine übel-emotional besetzte Story zusammengezimmert. Wer lesen kann, ist damit mal wieder klar im Vorteil.
Die Argumentationslinie der stern-Redaktion auf den Leserbrief ist damit vorgezeichnet: "Wieso - im Artikel steht doch alles ganz ordentlich da?!" Dass die mal wieder Antijournalismus betrieben haben, wird untergehen.

Edit: sollte ich mit meiner relativ positiven Einschätzung der im Fließtext detailliert angegebenen Fakten falsch liegen - was natürlich auch sein kann - umso schlimmer für den stern.

Conni

Wenn Du das zu Hause hast, kannst Du es bitte scannen + schicken?

hic fuit

Ich muss es mir von einem Kollegen besorgen, morgen.

rincewind

Das wäre ein Blog wert.

Der Brief, wie er ist.

wumbaba

Aus Gesprächen mit "betroffenen" Eltern und Pädagogen habe auch ich (rein subjektiv versteht sich) den Eindruck gewonnen, das Ritalin auch auf Drängen von Eltern und Erziehern verabreicht wird, weil diese mit ihrem Nachwuchs resp. aufgeweckten Kindern einfach nicht klar kommen (siehe Zitat Professor Glaeske). Ohne mich jetzt intensiver mit der Problematik befasst zu haben würde mich dabei interessieren, ob es dazu auch zuverlässige Untersuchungen hinsichtlich der Methylphenidatgabe bei nachweislich NICHT an ADS\ADHS leidenden Kindern gibt.
"Es gibt Inseln der Vernunft auf dieser Erde, in einem Meer des Blödsinns. Hier müssen wir stehen und Brücken bauen, auf dass einmal ein Kontinent der Vernunft entsteht." (J.Weizenbaum)

Conni

Zitatnachweislich NICHT an ADS\ADHS leidenden Kindern

Das wäre ein grober Behandlungsfehler und ein Verstoß gegen das BMTG. Nachweisliche Nicht-ADHSler werden vom Ritalin nicht geerdeter, sondern aufgeputscht.

Die Ritalingabe hat nichts damit zu tun, dass die Eltern "nicht mit dem Kind zurecht kommen", sondern dass das Kind Probleme hat, nicht nur zu Hause und nicht nur mit dem Verhalten. Das ist ein ganzer Rattenschwanz an Dingen, die das Kind Stück für Stück zum Außenseiter machen und unbehandelt z.B. in einer Suchtkarriere oder Suizid enden können.

Wenn Du immer nur die "unerzogenen" Kinder siehst, ist das ein falscher Eindruck. Die stilleren dieser Kinder haben massive Schulängste, geringes Selbstwertgefühl und können ihre Potentiale nicht ausschöpfen.

Die meisten Eltern wollen es sogar erst ohne Medis schaffen, bis es nicht mehr geht. Dann aber gibt es eine Verbesserung, die einen verwundert, weil man einerseits mit "Erziehung" nichts machen konnte, die "Chemie" aber wie von Zauberhand wirkt.

Graf Zahl

Auch wenn nur Anekdoten, aber ich kann das aus eigener Beobachtung bestätigen. ADHS-Kinder sind ohne ihre Medikamente teils eine regelrechte Gefahrt für sich selbst. Und egal was sie dann tun, das ist nie böser Wille oder Dummheit, sondern die können einfach nicht anders und leiden selbst darunter. Mit Medikamenten funktioniert oft überhaupt erst die Eingliederung in eine Gruppe und eine vernünftige Teilnahme am Unterricht, am Spielen, am Sport. Dann sind sie "plötzlich" normal. D.h. durchaus auch wild und verrückt wie alle anderen Kinder.

wumbaba

@ Conni
ZitatWenn Du immer nur die "unerzogenen" Kinder siehst, ist das ein falscher Eindruck.
Das stimmt sicher und ist auch das was ich meine, aber sag das mal den Eltern! Ich habe erlebt, das ein unerzogenes Kind (nur frech und anarchisch, also eigentlich kein ADHSler) mit der Ritalinkeule ruhig gestellt werden sollte. Zum Glück gab es hier eine recht blickige Kindergärtnerin, die sich traute, mit den Eltern mal "Tacheles zu reden".
Daher meine Befürchtung, das es durchaus auch viele unsinnige Behandlungen geben könnte.
Schade, das wir das Medikament früher nicht schon hatten, auch mir wäre so viel erspart geblieben... :'(
"Es gibt Inseln der Vernunft auf dieser Erde, in einem Meer des Blödsinns. Hier müssen wir stehen und Brücken bauen, auf dass einmal ein Kontinent der Vernunft entsteht." (J.Weizenbaum)

cohen

Das Ruhigstellen mit der "Keule" funktioniert sowieso nicht, Wumbaba.
Außerdem können sich die Eltern das Betäubungsmittel (es betäubt ja nicht, die Bezeichnung hat rechtliche Gründe) nicht im Supermarkt kaufen.

wumbaba

ZitatAußerdem können sich die Eltern das Betäubungsmittel (es betäubt ja nicht, die Bezeichnung hat rechtliche Gründe) nicht im Supermarkt kaufen.
Zum Glück! Dem Missbrauch wäre´aus den genannten Gründen sicher Tür und Tor geöffnet.  :-\
"Es gibt Inseln der Vernunft auf dieser Erde, in einem Meer des Blödsinns. Hier müssen wir stehen und Brücken bauen, auf dass einmal ein Kontinent der Vernunft entsteht." (J.Weizenbaum)

P.Stibbons

Guten Morgen!
Bin neu hier und hab mir erlaubt, etwas Material im Hüther-Thread (Wunsch-Thread) zu posten  ;)

Auf gute Zusammenarbeit...

Ponder