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Psychotherapie

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Begonnen von Deceptor, 02. Juni 2009, 20:43:48

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eos

Ein guter Artikel zum Thema ist übrigens hier erschienen:

http://www.zeit.de/2009/41/Psychotherapie

Interessant sind neben dem Artikel noch die Wortmeldungen in den Kommentaren darunter (offensichtlich von Psychotherapeuten z.B. "MannohneNamen").
Was die für ein Verständnis von Qualitätskontrolle haben, ist haarsträubend. Noch bedenklicher ist aber, daß sie meinen, ihre Supervision hätte irgendetwas mit Wissenschaft zu tun.

flipp

Zitat von: Conni am 05. Juni 2009, 07:27:28
2. Phasenmodell (orale, anale und genitale Phase):
Damit habe ich mehr Schwierigkeiten, dass der Mund dem Säugling als sexuelle Befriedigung dient. Verhaltensbiologisch ist es so, dass alle Säuger-Jungen gerne ihre Welt erkunden, indem sie Dinge ins Maul nehmen. Und Babys tun das eben auch. Explorationsverhalten? Und dass mit der Sauberkeitserziehung der Charakter geprägt wird, halte ich für Humbug. Wo würdest Du da die neurologischen Korrelate sehen?

Der Mund (Küssen) ist beim Erwachsenen offensichtlich Organ der sexuellen Befriedigung. Warum sollte das bei Säuglingen prinzipiell anders sein?

Was verstehen Sie unter Charakter? Der Charakter bildet sich im Laufe der Sozialisation nicht zuletzt durch die Erziehung durch die Eltern. Dass die "Sauberkeitserziehung" als grundlegender Bestandteil der Erziehung nicht der Charakterbildung diene, ist offensichtlicher Widersinn.

Zitat von: Conni am 05. Juni 2009, 07:27:28
3. Ödipuskomplex:
Nun wird nicht nur noch absurder, sondern auch problematisch. Dass ein Kind Geschlechtsverkehr mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil haben will, würde ja bedeuten, dass alle Fälle von Kindsmissbrauch sozusagen eine Wunscherfüllung wären. Warum aber traumatisiert das die Kinder? Ich weise darauf hin, dass solche Fälle von einigen Analytiker auch so dargestellt wurden, dass es eben für das Kind nicht schlimm gewesen sein und der heimliche, weil verbotene Wunsch nach dem Geschlechtsverkehr nur nicht bewusst war. (Und auf solche Beispiele bezieht sich auch meine Kritik am Unbewussten). Das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!

Sie scheinen frühkindliche Sexualität mit Geschlechtsakt zu identifizieren und anzunehmen, dies sei eine Annahme der Psychoanalyse. Bitte belegen Sie das.

"Dass ein Kind Geschlechtsverkehr mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil haben will, würde ja bedeuten, dass alle Fälle von Kindsmissbrauch sozusagen eine Wunscherfüllung wären"

M.a.W.: Der Junge hat den Wunsch, mit der Mutter Geschlechtsverkehr zu haben. Daraus folgt, dass wenn der Vater den Jungen vergewaltigt, dies eine Wunscherfüllung ist.

Oder: Der Junge hat den Wunsch, von der Mutter gestreichelt und geküsst zu werden. Daraus folgt, dass wenn die Mutter den Jungen vergewaltigt, dies eine Wunscherfüllung ist.

Es sollte offensichtlich sein, wie wirr Ihre Argumentation ist, die Sie anderen unterschieben wollen.

Der ödipale Konflikt besteht darin, dass das Kind in die exklusive Gattenbeziehung zwischen Vater und Mutter tritt mit dem Anspruch, unbedingt von der Mutter umsorgt zu werden. Diese unbedingte Sorge ist zunächst auch - offensichtlich - unabdingbar. Allerdings drängt die Gattenbeziehung auf Restitution (was in der Ablösung vom Kind - "Rausschmiss" - im Lauf dessen Entwicklung zum Erwachsenen auch erfolgt) Versteht der Vater dies nicht (etwa aufgrund einer psychischen Störung) und akzeptiert die unbedingte Sorge der Mutter nicht als notwendig und drängt in Folge dessen zu früh in die mit der Geburt entstandene Beziehung, so kann dies verheerende Folgen für das Kind haben. In dieser Triade bestehen offensichtlich verschiedene Konflikte, die im günstigsten Fall in einer gelingenden Sozialisation  sublimiert aber nie vollständig beseitigt werden.

"Und auf solche Beispiele bezieht sich auch meine Kritik am Unbewussten"

Kritsieren Sie das Unbewußte oder das Konzept des Unbewußten? Mangelhafte Sprachbeherrschung ist meist Indiz eines mangelhaften Verstehens.

Zitat von: Conni am 05. Juni 2009, 07:27:28
Karl Jaspers hat sich zu dem Thema auch geäußert. Insgesamt sehr umfangreich, das ganze. Wie schon gesagt, da ganze krankt daran, dass die Analytiker die neuen Erkenntnisse der Psychologie (die sie sogar als szientistische Schulpsychologie verpönen) und der Neurowissenschaften nicht in ihre Konstrukte einbezogen haben. Sie verstehen sich als etwas eltäres, über die übrigen Wissenschaften erhabenes, so dass wissenschaftliche Überprüfungen ihrer Modell schlicht überflüssig seien, dass sie individuell (sic!) am Patienten verstehend arbeiten, also reine Hermeneutik betreiben.

Was verstehen Sie unter Hermeneutik? Bitte nehmen Sie die Erkenntnisse der objektiven Hermeneutik zur Kenntnis.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: flipp am 14. Januar 2012, 15:24:04
Was verstehen Sie unter Hermeneutik? Bitte nehmen Sie die Erkenntnisse der objektiven Hermeneutik zur Kenntnis.

Ähem, und Sie nehmen bitte zur Kenntnis, dass Sie hier etwas von jemandem wissen wollen, den es hier nicht mehr gibt und Sie sich auf einen über ein halbes Jahr alten Beitrag beziehen.

Binky

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 14. Januar 2012, 15:36:08

Ähem, und Sie nehmen bitte zur Kenntnis, dass Sie hier etwas von jemandem wissen wollen, den es hier nicht mehr gibt und Sie sich auf einen über ein halbes Jahr alten Beitrag beziehen.

Die Beiträge stammen aus Juni 2009, also hat sich flipp sogar ca. 2,5 Jahre zu spät geäußert. Ich finde aber manche älteren Beiträge interessant. Ohne flipp wäre mir das entgangen, danke!

P.Stibbons

ZitatDer Mund (Küssen) ist beim Erwachsenen offensichtlich Organ der sexuellen Befriedigung. Warum sollte das bei Säuglingen prinzipiell anders sein?


Der Mund dient dem Säugling ( wie dem Erwachsenen) primär zur Nahrungsaufnahme.
Ohne den Mund gibts Sondenernährung oder i.v.

Für den gestillten (satten) Säugling ist der Mund auch primär Kontaktaufnahme-Organ zur Mutter - dies hat mit Sexualität nichts zu tun und vermutlich auch nur begrenzt mit Ausbildung der Beziehungsfähigkeit.
Sonst hätten nämlich alle Menschen, die mit der Nuckelflasche aufgezogen wurden, ne handfeste Bindungsstörung:

Das wäre dann in Westdeutschland fast die gesamte Generation der Nachkriegskinder,
Damals galt es nämlich als chic, sein Kind nicht zu stillen (schon gar nicht nach Bedarf zu füttern), weil die Mär umging, das Stillen ruiniere die Ästhetik der weiblichen Brust oder so ähnlich.
Dank Nestlé und co war Flaschenfüttern der Trend.

Der Mund ist für den Säugling bald das Werkzeug, mit dem es sich selbst und seine Umgebung erforscht: alles wird in den Mund gesteckt. Darauf wurde hier schon eingegangen.

Es kommt weiterhin als Vorstufe zum Sprechen die stimmliche Äußerung dazu:
zunächst eher als unbewusste Selbstoffenbarung der Gestimmtheit  im Brabbeln, später per Imitation und Bestärkung durch die glücklichen Eltern Silben, Wörter etc.

Mit Sexualität - auch im weitesten Sinne - hat dies alles nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Andersherum wird ein Schuh draus:
Eine erfüllend gelebte Beziehung spiegelt auch im Bereich der Sexualität Aspekte einer im Säuglings-und Kleinkindalter angelegten positiv erlebten Bindungsbeziehung. Manchmal können auf diese Weise sogar kindliche Defizite nach-heilen.


flipp

Und weiter:

Das heranwachsende Kind muss sich in der Entwicklung hin zu einer reifen Heterosexualität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil identifizieren. Der Junge muss sich mit dem Vater identifizieren, bzw. als Mann, repräsentiert durch den Vater. Das heißt, er muss im Endergebnis eine gesundes (normales - wie auch immer) männliches Sexualverhalten als gesund/normal/erlaubt für sich akzeptieren. Sich mit jemandem zu identifizieren bedeutet im Kern, sich diesem anderen anzugleichen, es ihm gleich zu tun. Und es dem Vater gleich zu tun, bedeutet offensichtlich, die Mutter zu begehren. Es bedeutete weiterhin, die exklusive Gattenbeziehung der Eltern durch eine exklusive Gattenbeziehung Sohn-Mutter zu ersetzen. Dass dies massives Aggressionspotential birgt, sollte klar sein. Dieses werden im günstigen Fall sowohl Vater als auch Mutter verhindern. Diese Konflikte müssen im Laufe der Entwicklung dahingehend aufgelöst werden, dass das Kind seine Identifikation mit dem Elternteil dahingehend sublimiert, dass es sein Begehren nicht länger auf die Mutter, sondern auf Frauen im allgemeinen richtet. Das Begehren der Mutter wird durch das Inzesttabu gedeckelt. Das ist nur kursorisch. Bei einem kleinen Mädchen sind die ödipalen Konflikte entsprechend anders.

Allgemein: Die Erkenntnisse der Psychoanalyse und ganz besonders den Ödipuskomplex betreffend lassen sich recht leicht nachvollziehen, wenn man die Folgen dieser logisch zwingend existierenden Triade Vater-Mutter-Kind expliziert.

Belbo zwei

Allgemein: Die Erkenntnisse der Psychoanalyse und ganz besonders den Ödipuskomplex betreffend lassen sich recht leicht nachvollziehen, wenn man die Folgen dieser logisch zwingend existierenden Triade Vater-Mutter-Kind expliziert.


Das schon, nur wenn man  die logisch zwingend existierenden Triade nicht als logisch betrachtet bleibt ganz schön viel Unsinn übrig. Gottseidank gibt es zur Überprüfung von vielem was wir als logisch zwingend empfinden, wissentschaftliche Methoden.

P.Stibbons

Lieber Flipp, für Ihre Interpretationen sind Sie  bzw. die Psychoanalyse in der Beweispflicht.

Mich erinnern diese spekulativen Theorien (welche zu Zeiten Freuds in Ermangelung verlässlicherer Methoden des Erkenntnisgewinns als Arbeitshypothesen noch eine Berechtigung gehabt haben mögen...) an Goethes Naturbeobachtungen:

manchmal hat man tatsächlich das "Glück", dass sich das Erscheinungsbild eines Baumes in seiner Blattform wiederspiegelt - daraus kann man aber heutzutage keine brauchbare Systematik mehr ableiten.

Ratiomania

Zitat von: flipp am 14. Januar 2012, 16:25:59


Allgemein: Die Erkenntnisse der Psychoanalyse und ganz besonders den Ödipuskomplex betreffend lassen sich recht leicht nachvollziehen, wenn man die Folgen dieser logisch zwingend existierenden Triade Vater-Mutter-Kind expliziert.


Und jetzt nochmal in klaren Worten... ganz allgemein für die "Gemeinen".

Binky

Zitat von: Ratiomania am 14. Januar 2012, 16:47:46
Zitat von: flipp am 14. Januar 2012, 16:25:59


Allgemein: Die Erkenntnisse der Psychoanalyse und ganz besonders den Ödipuskomplex betreffend lassen sich recht leicht nachvollziehen, wenn man die Folgen dieser logisch zwingend existierenden Triade Vater-Mutter-Kind expliziert.


Und jetzt nochmal in klaren Worten... ganz allgemein für die "Gemeinen".

Da hat sich einer hier betätigt: http://www.webwriting.ch/spiel/heissluft.php

Ich versuche es einmal: Es ist logisch zwingend, daß es Vater-Mutter-Kind gibt, bei denen die Psychoanalyse ihre Erkenntnisse drüberstülpen kann.  ;D

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Ratiomania am 14. Januar 2012, 16:47:46
Zitat von: flipp am 14. Januar 2012, 16:25:59


Allgemein: Die Erkenntnisse der Psychoanalyse und ganz besonders den Ödipuskomplex betreffend lassen sich recht leicht nachvollziehen, wenn man die Folgen dieser logisch zwingend existierenden Triade Vater-Mutter-Kind expliziert.


Und jetzt nochmal in klaren Worten... ganz allgemein für die "Gemeinen".

Er meint wohl, dass zwingende logische Schlüsse logisch zwingend wären. Ob das "expliziert" dann im Sinne Carnaps gemeint ist, weiß ich aber auch nicht. Man sollte das mal analysieren.

Binky

Dann, sehr geehrter Herr Dr. Wenn, würde man die verschwommenen Begriffsinhalte der Psychoanalyse anhand Mutter-Vater-Kind, die zwingend logisch existieren, verdeutlichen.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Binky am 14. Januar 2012, 17:38:35
Dann, sehr geehrter Herr Dr. Wenn, würde man die verschwommenen Begriffsinhalte der Psychoanalyse anhand Mutter-Vater-Kind, die zwingend logisch existieren, verdeutlichen.

Die Konstruktion des Zwingenden, gerade bei Freud, hält der Kohärenz des Eigentlichen weniger stand, als situative Konstruktionen das vermuten lassen. Insofern ist das Analogon des Eigentlichen nach wie vor der springende Punkt. Dieses aber zu dekonstruieren würde bedeuten, das Es im Sein zu verleugnen.

Binky

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 14. Januar 2012, 17:48:07
Zitat von: Binky am 14. Januar 2012, 17:38:35
Dann, sehr geehrter Herr Dr. Wenn, würde man die verschwommenen Begriffsinhalte der Psychoanalyse anhand Mutter-Vater-Kind, die zwingend logisch existieren, verdeutlichen.

Die Konstruktion des Zwingenden, gerade bei Freud, hält der Kohärenz des Eigentlichen weniger stand, als situative Konstruktionen das vermuten lassen. Insofern ist das Analogon des Eigentlichen nach wie vor der springende Punkt. Dieses aber zu dekonstruieren würde bedeuten, das Es im Sein zu verleugnen.

Aber die Kohärenz des Eigentlichen sollte die zwingend-logische Dialektik der Explementierung psychoanalytischer Konstrukte auf Dyaden und Tetraden reproduzieren.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Binky am 14. Januar 2012, 17:56:20
Aber die Kohärenz des Eigentlichen sollte die zwingend-logische Dialektik der Explementierung psychoanalytischer Konstrukte auf Dyaden und Tetraden reproduzieren.

Dem mag ich so nicht folgen. Ohne Adorno zu zitieren, möchte ich trotzdem sagen, dass Explementierung in diesem Sinne immer ein Akt der Dialektik ist. Oder, um es verständlicher zu formulieren:virtueller Substativismus ist per se das, was er darstellt.