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Psychotherapie

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Begonnen von Deceptor, 02. Juni 2009, 20:43:48

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Marie

Der Dammasch...  :o

Da kommt mir jedesmal das Essen hoch, wenn ich sowas lese seine Ausführungen sind sowas von daneben und es ist ja SO einfach an allem den Eltern (hier der Mutter) die Schuld zu geben.

Conni

Zitat von: Marie am 05. Juni 2009, 07:39:06
Der Dammasch...  :o

Da kommt mir jedesmal das Essen hoch, wenn ich sowas lese seine Ausführungen sind sowas von daneben und es ist ja SO einfach an allem den Eltern (hier der Mutter) die Schuld zu geben.

Lese mal genau und schaue, wie oft z.B. der Begriff "individuell" vorkommt.  ;)

Schau-ma-amoi

Zitat von: Conni am 05. Juni 2009, 07:27:28
Moin General,

wie ich mir schon Mühe gegeben habe zu erklären, kann man die Szene nicht darstellen, ohne die Grundlagen zu erklären. Und da muss man Freud erwähnen ganz sachlich. Wo ich aber auch bemerken muss, im Wiki ist Sachlichkeit und differenzierte Darstellung ein Muss, das ist selbstverständlich und für mich hier nicht weiter erwähnenswert.

Genauer:
1. Das Instanzenmodell (Es, Ich, Überich):
Klar ist, dass wir im Gehirn keine kleinen Homunculi haben, die einen ständig mit irgendwelchen unbewussten Dingen ärgern. Und es gibt diese 3 Instanzen nicht als klar getrennte Hirnstrukturen. Es gibt aber stammesgeschichtlich alte Hirnareale, die auch mit phylogenetisch alten Verhaltensweisen assoziiert sind, wie die Steuerung der Nahrungsaufnahme, Aggression, Sexualität, ... Ganz grob könnte man ,,Es" dazu sagen. Ebenso verhält es sich analog mit dem Überich und der Summe beider Verhaltensanteile als Persönlichkeit im Sinne von ,,ich".

2. Phasenmodell (orale, anale und genitale Phase):
Damit habe ich mehr Schwierigkeiten, dass der Mund dem Säugling als sexuelle Befriedigung dient. Verhaltensbiologisch ist es so, dass alle Säuger-Jungen gerne ihre Welt erkunden, indem sie Dinge ins Maul nehmen. Und Babys tun das eben auch. Explorationsverhalten? Und dass mit der Sauberkeitserziehung der Charakter geprägt wird, halte ich für Humbug. Wo würdest Du da die neurologischen Korrelate sehen?

3. Ödipuskomplex:
Nun wird nicht nur noch absurder, sondern auch problematisch. Dass ein Kind Geschlechtsverkehr mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil haben will, würde ja bedeuten, dass alle Fälle von Kindsmissbrauch sozusagen eine Wunscherfüllung wären. Warum aber traumatisiert das die Kinder? Ich weise darauf hin, dass solche Fälle von einigen Analytiker auch so dargestellt wurden, dass es eben für das Kind nicht schlimm gewesen sein und der heimliche, weil verbotene Wunsch nach dem Geschlechtsverkehr nur nicht bewusst war. (Und auf solche Beispiele bezieht sich auch meine Kritik am Unbewussten). Das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!

4. Trieblehre
Lebenstrieb (Libido): Ich gehe mal davon aus, dass jeder Mensch gerne leben will, doch einen Todestrieb kann ich mir ebenfalls nicht erklären. Aggressionen habe andere Ursachen als einen Tanatos-Trieb.

5. Symbollehre:
Traumdeutung: Dass ein Traum immer irgendwelche ,,verbotenen" Bewusstseinsinhalte nach draußen bringt, mag vielleicht sein. Dass aber alle Gegenstände entweder einen Phallus oder eine Vagina darstellen soll ist arg übertrieben. Irgendwie kann man jeden Gegenstand einer der beiden Kategorien zuordnen. Vor allem was Anna Freud und Melanie Klein über Kinderanalyse und den ,,Symbolen" mit denen die Kinder spielten, war ein arges Geschwurbel und eine Manipulation der Beteiligten (Kinder + Eltern). Ich erinnere mich, dass M. Klein über einen 4-jährigen schrieb, der mit Autos und einer Eisenbahn (Phallussymbole!) spielte, und sie hineindichtete, das wäre sein Wunsch nach Geschlechtsverkehr mit der Mutter. So, und an dieser Stelle brauche ich ein Kotz-Smily.

So, das habe ich alles schnell aus dem Kopf geschrieben, also erhebe bitte keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Achso, es gibt da noch ein Buch, leider ist mir der Name des Autors entfallen: "Sigmund Freud - Genie oder Scharlatan"

Karl Jaspers hat sich zu dem Thema auch geäußert. Insgesamt sehr umfangreich, das ganze. Wie schon gesagt, da ganze krankt daran, dass die Analytiker die neuen Erkenntnisse der Psychologie (die sie sogar als szientistische Schulpsychologie verpönen) und der Neurowissenschaften nicht in ihre Konstrukte einbezogen haben. Sie verstehen sich als etwas eltäres, über die übrigen Wissenschaften erhabenes, so dass wissenschaftliche Überprüfungen ihrer Modell schlicht überflüssig seien, dass sie individuell (sic!) am Patienten verstehend arbeiten, also reine Hermeneutik betreiben.


Na, ja, der Jaspers.  :(

Mir ist nicht klar, soll das ins Wiki? Wenn ja, find ich den Beitrag gelungen, hätte aber ganz gern einige Ergänzungen dazu. Und nun müssen noch Adler, Fromm, Reich, Jung - schon aufgrund ihrer großen praktischen Bedeutung einen ihnen gebührenden  :D Platz erhalten.

Conni

Ja na klar. Ich habe es ja nur kurz umrissen. Oje, der Jung mit seinen Archetypen  :o. Und Fromm: Kennst Du das Buch "Die Ursachen der menschliche Destruktivität"? Interessant geschrieben. Aber: Warum z.B. Hiltler einen "nekrophilen" Charakter hatte, erklärt er nicht.

Und so soll das nicht ins Wiki. Das wäre zu kurz. Viel zu kurz. Ich kann Dir ja, wenn ich damit durch bin, einen Entwurf zusenden.

Schau-ma-amoi

Zitat von: Conni am 05. Juni 2009, 08:39:21
Ja na klar. Ich habe es ja nur kurz umrissen. Oje, der Jung mit seinen Archetypen  :o. Und Fromm: Kennst Du das Buch "Die Ursachen der menschliche Destruktivität"? Interessant geschrieben. Aber: Warum z.B. Hiltler einen "nekrophilen" Charakter hatte, erklärt er nicht.

Und so soll das nicht ins Wiki. Das wäre zu kurz. Viel zu kurz. Ich kann Dir ja, wenn ich damit durch bin, einen Entwurf zusenden.

Ja, bitte.

Der Fromm, einer meiner Lieblinge.  >:(

Wir sollten uns aber nicht so sehr an den Protagonisten festmachen, sondern in erster Linie daran, wie ihre Schüler diese Konzepte umsetzen.

Neben der Psychoanalyse und ihren Unterformen sollten noch Rebirthing, Gestalttherapie, Bioenergetik, Primärtherapie, Verhaltenstherapie, Psychodrama und die klientenzentrierte Psychotherapie am Beginn beschrieben werden.

Eine Schweinearbeit ist das.  :(


Conni

ZitatEine Schweinearbeit ist das.

Ich weiß. Deswegen hat sich da noch keiner so rangewagt.

Skrzypczajk

In solchen Fällen kann man ja manchmal davon profitieren, dass andere sich die Schweinearbeit schon angetan haben, angefangen bei Wikipedia, z.B.

http://de.wikipedia.org/wiki/Psychotherapie
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Psychotherapie-_und_Selbsterfahrungsmethoden

Es bleibt aber eine Sauarbeit und ich frage mich, ob man sich die fürs Esowatch-Wiki wirklich antun sollte oder sich nicht lieber auf die Spielarten konzentrieren, die offenkundig Scharlatanerie sind, aber auch als "Psychotherapie" o.ä. verkauft werden. Da gibts ja auch schon ein paar Sachen im Wiki.

Schau-ma-amoi

Zitat von: Skrzypczajk am 05. Juni 2009, 09:48:48Es bleibt aber eine Sauarbeit und ich frage mich, ob man sich die fürs Esowatch-Wiki wirklich antun sollte oder sich nicht lieber auf die Spielarten konzentrieren, die offenkundig Scharlatanerie sind, aber auch als "Psychotherapie" o.ä. verkauft werden. Da gibts ja auch schon ein paar Sachen im Wiki.

Ja, ich teile deine Skepsis vollinhaltlich, versteh aber auch das Anliegen unserer Conni.

Aus der Patientenpraxis kann man das Problem verkürzt so darstellen, dass dort, wo die Ursachen von Krankheiten weitgehend unbekannt bzw. die Behandlungsmethoden unzureichend sind, immer ein Einfallstor für unseriöse, esoterische Behandlungsmöglichkeiten besteht. Bekannt geworden ist die sog. Managerkrankheit Magengeschwür. Insofern wären wir natürlich gefordert, etwas zu tun.

Ein anderes, verwandtes Problem liegt in der Küchenpsychologie der Laien. Hier wird nur allzu gern auf die Psyche als krankmachenden Faktor hingewiesen. Menschen mit bestimmten neurologischen Erkrankungen sind besonders häufig betroffen. Dass man die Patienten damit doppelt "bestraft", wird vom Laien oft nicht erfasst. Ein ordentlich ausgebildeter Psychotherapeut weiß allerdings sehr wohl Grenzen zu ziehen. Auf diesem sehr spannenden Gebiet (Kognitionswissenschaft) wissen wir aber noch viel zu wenig, womit nur Spekulation übrig bleibt, dies sollte nicht unser Revier sein.

Skrzypczajk

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 05. Juni 2009, 10:30:37
versteh aber auch das Anliegen unserer Conni.

Sehe ich auch. Schätze auch, dass das Projekt bei Conni in guten Händen wäre, was differenzierte Darstellung und so angeht.

Heinz-Rüdiger

Zur besseren Abgrenzung zur seriösen Psychotherapie ist das Konzept/Buch "Neuropsychotherapie" von Klaus Grawe zu empfehlen.
Grawe war Therapieforscher und hat vor allem Evidenzen der versch. "Schulen" verglichen und mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengebracht.

Ein MUSS wenn man sich kritisch mit dem Thema Psychotherapie auseinandersetzen will. Nur mal so als Tipp...

Conni

stimmt, den gibt es auch noch. Der wurde ja von den Analytiker auch ordentlich angezetert  ;D.

Heinz-Rüdiger

Zitat von: Conni am 05. Juni 2009, 17:00:51
stimmt, den gibt es auch noch. Der wurde ja von den Analytiker auch ordentlich angezetert  ;D.
Es gibt eine Passage in Grawes Buch, wo er vor einer psychoanalytischen Vereinnahmung des Präfixes "Neuro-" fast schon warnt, eben weil manche Analytiker ihre Therapie um jeden Preis wissenschaftlich erscheinen lassen mögen, diese es aber nicht ist.

Ich bin übrigens nicht pauschal gegen alle Formen der Psychoanalyse, in der Bewusstseinsforschung mag ihr noch ein Platz zustehen. Aber therapeutisch? Eher nicht.


Schau-ma-amoi

Zitat von: Achter am 05. Juni 2009, 17:08:31
Ich bin übrigens nicht pauschal gegen alle Formen der Psychoanalyse, in der Bewusstseinsforschung mag ihr noch ein Platz zustehen. Aber therapeutisch? Eher nicht.

Weshalb nicht und was verstehst du unter "therapeutisch"?

Heinz-Rüdiger

Zitat von: General Stumm v.  Bordwehr am 05. Juni 2009, 17:09:58
Zitat von: Achter am 05. Juni 2009, 17:08:31
Ich bin übrigens nicht pauschal gegen alle Formen der Psychoanalyse, in der Bewusstseinsforschung mag ihr noch ein Platz zustehen. Aber therapeutisch? Eher nicht.

Weshalb nicht

In der Bewusstseinsforschung/-philosophie ist die Rede von der Ersten- bzw. Dritten-Person-Perspektive - das Verhältnis von Subjektivität und Messbarem (bildgebenden. Verf.).
Psychoanalyse (im Wortsinn, nicht als postfreudianische Ideologie) kann einen Teil der Ersten-Person-Perspektive bedienen (freie Assoziation, Traumbeschreibung vielleicht). Obs was bringt keine Ahnung, aber es ist jedenfalls noch nicht ganz vom Tisch.
Mit Therapie hat das nichts zu tun.

Zitatund was verstehst du unter "therapeutisch"
Therapeutisch ist das, was hilft eine Krise, eine Störung, eine Krankheit zu bewältigen ohne in Abhängigkeit zu geraten (letzteres ist bei jahrelanger Psychoanalyse zumindest fraglich, bzw. es gibt mW keine aussagekräftigen Beweise daß das hilft).