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Antipsychiatrie

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Begonnen von RatioTrap, 09. Januar 2019, 20:55:03

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RatioTrap

Moinmoin liebes Psiram-Forum,

ich bin neu hier, aber beim ersten Blick ins Forum kann ich mir vorstellen
wie anstrengend die Diskussionen und Attacken sind, denen Ihr Euch als
"skeptische Menschen der Aufklärung" aussetzt. Und dankbar will ich Euch
entgegen rufen "sapere aude" und Euch an meine Brust drücken. 

Danke für Eure Arbeit!

Ich denke einige der Leute die hier Aufklärungsarbeit machen, sind selbst
in irgendeiner Art Betroffene von Scharlatanerie und Sektentum.

Als betroffener Mensch, egal ob es um Sekte, Sucht, Betrug, Krankheit geht, kommt
man irgendwann mit institutioneller Hilfe und Betroffenen-Selbsthilfe in Berührung.
Die Wichtigkeit dieser Selbsthilfe ist heute ziemlich unbestritten, ich sehe Euch
als eine dieser Hilfen zur Selbsthilfe.

Aber, Euer Eintrag zur "Antipsychiatrie" ist leider sehr verengt auf die "Antipsychiatrie"
der Scientologen verfasst. Der Aspekt ist unheimlich wichtig, ich hatte ihn gar nicht
auf dem Schirm, doch ist der Artikel geeignet,  die wissenschaftliche und Betroffenen Arbeit
im antipsychiatrischen Sinn der IrrenOffensive und Patientenkollektive zu diskreditieren
und in einen sektiererischen Zusammenhang zu stellen.

Die antipsychiatrische Bewegung hat in den letzten 120 Jahren hervorragende Ärzt*innen und
Sozialarbeiter*innen inspiriert und organisiert, die klinischen Irrenanstalten zum Positivem
verändert und unzählige niedrigschwellige Angebote, wie Selbsthilfegruppen, aufgebaut.

David Graham Cooper, Ronald D. Laing, Franco Basaglia, Thomas Szasz, Gregory Bateson
sind bedeutende Wissenschaftler, Antipsychiatrie-Urgesteine und nicht zuletzt empathische
Humanisten.  Die muss man deutlich von Menschenfängern der Scientology abgrenzen!
Auch damit die Klinge der Kritik nicht stumpf wird, aber vor Allem im Respekt und Andenken
an das Wirken dieser Menschen.

Ich wäre heilfroh, wenn der Artikel etwas ausgearbeitet wird, damit eine differenzierte Betrachtung
erfolgen kann. Ich kann mich da auch gerne dran beteiligen.

Jetzt hab ich mir den Artikel nochmal angeguckt. puhh, das geht echt gar nicht!

"Es wird u.a. behauptet, dass die "Seele" bzw. der "Geist" kein Bestandteil des Körpers ist und daher auch nicht medizinisch behandelt werden kann."

Wer behauptet das? Scientology? Weil Bateson, der selber in Heilanstalten gearbeitet und
auch Medikamente eingesetzt hat, trotzdem antipsychiatrische Kritik äußerte, sowas nie sagte.

"Psychiatriekritiker rekrutieren sich vor allem aus dem Psycho(esoterik)markt. "

Was denn jetzt? Allg. Psychiatriekritik oder Antipsychiatrie? Antipsychiatrische
Psychiatriekritik ist ein spezielle Form der Kritik an klinischen Einrichtungen und
einem dogmatischen Krankheitsbegriff.

Allg. Psychiatriekritik kommt aus allen Schichten, wenngleich sich im bürgerlichen
Milieu die Psychoanalyse und Uppers & Downers auf Rezept seit Jahrzehnten halten
kann.  Der Anteil Eso-Spinner ist da natürlich größer, weil Betroffene natürlich mehr
Anlass zur Kritik haben.

Antipsychiatrische Kritik kommt vor Allem von akademischen, professionellen
und betroffenen Menschen die im klinischen Zusammenhang arbeiten bzw. leben.
Nicht überwiegend von "Psychoesoterikern". 

Eine instrumentale Kritik führt Scientology; das ist keine antipsychiatrische Kritik, sondern
eine Schutzbehauptung im Deckmantel der Antipsychiatrie.  Betroffene von Psychiatrisierung
sind hier nicht Partner auf Augenhöhe, sondern Opfer die gemolken werden sollen. 

Thomas Szazs, wird im Artikel zitiert -auch da eine spannende neue Information- hat zusammen
mit der Scientology die Citizens Commission on Human Rights gegründet. 1969. Zu einer Zeit
als die Aufklärung noch nicht so stark wie heute war. Diese Gründung ist unterwandert worden,
so wie dutzende Kommunalverwaltungen, Gerichte, Firmen. Das ist eine der perfiden Taktiken
dieser Assis. Wenn mensch unterwandert wird, sollte einem das eventuell nicht 50 Jahre nachgetragen
werden.

Thomas Szasz, die CCoHR und ihr deutscher Ableger "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen
Menschenrechte" scheint mir die einzige Schnittstelle zwischen Scientology und Antipsychiatrie zu sein.

2009 sagte Szasz, nach meiner Übersetzung:
"Ich hab mich mit der CCoHR eingelassen, lange nachdem ich als Kritiker der Psychiatrie etabliert war,
weil sie die einzige Organisation die Geld, Anwälte und die Absicht hatte Menschen, die nicht mehr
in der Psychiatrie sein wollten, zu befreien. Das hielt und halte ich für ein angebrachtes Ziel. Ich bin
Atheist, ich glaube genauso wenig ans Christentum,  an Islam und Buddhismus, wie ich an Scientology
glaube. Ich hab mit Scientology nichts zu schaffen."   Quelle en.Wikipedia

Dieser Mensch hat also vor Einrichtungen gestanden in denen Menschen gegen ihren Willen, der
medikamentös und  "therapeutisch" gedämpft wird, waren und wollte sie da raus holen. Ich denke
die Hilflosigkeit die einem da inne ist, ist Angehörigen von Scientologyopfern leider nachvollziehbar.
     
Ich habe das Gefühl der*die Autor*in empfand ein ähnliches Ungleichgewicht, weshalb am Ende des
Artikels nochmal kurz auf tatsächliche Strömungen der Antipsychiatrie-Bewegung verwiesen wird.
Unnötiger Art und Weise mit Klarnamen.

Der Name sollte da weg, das rückt ihn sonst für den eiligen Leser ins Sektenlicht, dem sein Arbeitsfeld
ist schon mit genug Stigma und Vorurteil behaftet. Ja ich hab auch gesehen, dass der Name auf wiki ist,
trotzdem

Lasst mich wissen wenn und wie ich helfen kann.

Kopf hoch, Augen und Herzen auf!
RatioTrap
euer autonomer Streetworker

Sauropode

Ich habe von dem Thema keine Ahnung, aber sind die von Dir beschriebenen Leute nicht was anderes als Vertreter der Antipsychiatrie?

Peiresc

Guten Abend, RatioTrap.

Du hast recht, der Antipsychiatrie-Artikel bei Psiram ist äußerst sparsam.

Für meine Begriffe ist es äußerst schwierig, eine Geschichte der Antipsychiatrie zu schreiben. Das liegt meiner unmaßgeblichen Meinung nach daran, dass die Psychiater den Konflikt scheuen. Sie versuchen lieber, die antipsychiatrischen Strömungen irgendwie zu Wort kommen zu lassen, zu "integrieren". Der Psychiater als solcher ist nämlich berufsbedingt darauf aus, seinen Gegenüber nicht zu verprellen (er hat es mit den eigentümlichsten und sonderbarsten Auffassungen zu tun, und wenn der Patient erzürnt wegbleibt, ist letzterem nicht geholfen). Der Widerstand, den die Psychiater leisten, ist eher passiv. Deshalb sind deutliche Stellungnahmen rar. Aber sie kommen vor.

Die WP-Artikel zur Psychiatriegeschichte sind nicht selten subtil verfälschend.

Aber ich will gleich mal Klartext reden, damit kein falscher Eindruck entsteht. 
Zitat von: RatioTrap am 09. Januar 2019, 20:55:03
David Graham Cooper, Ronald D. Laing, Franco Basaglia, Thomas Szasz, Gregory Bateson sind bedeutende Wissenschaftler, Antipsychiatrie-Urgesteine und nicht zuletzt empathische Humanisten.

Vergiss es. Szasz z. B. war ein Menschenfeind, Laing muss man völlig misstrauen, von den andern habe ich eher indirekte Kenntnis.
Zitat von: Peiresc am 22. Januar 2018, 07:27:38Abschließend noch zum antipsychiatrischen Scheiß:
ZitatDer Schutz von Freiheit und Eigentum vor all jenen, die diese Werte mißachten oder zerstören, sollte die Aufgabe von Richtern, Strafkammern und Gefängniswärtern, nicht von Psychiatern, Psychologen und Sozialarbeitern sein.
- Thomas Szasz, Grausames Mitleid, S. 292

Daggi

Ich glaube im Laufe der Jahre so eine Art Regel bei Psiram-Artikeln entdeckt zu haben:  je größer das Thema umso "sparsamer" der Artikel. Psiram ist meiner Meinung nach da am wertvollsten wo es um Themen geht zu denen man sonst im Internet nur wenig findet oder wo versucht wird Spuren zu verwischen und unangenehme Tatsachen vergessen zu machen. Ein typisches Beispiel ist der Artikel zum Thema Esoterik, der das Thema nur teilweise abdecken kann.

Manche Artikel hier haben eigentlich eher eine Funktion als Kurzerklärung eines Begriffs. Wenn in irgendeinem Artikel (zum Beispiel Scientology) von Antipsychiatrie die Rede ist, ist es für einen Laien tatsächlich notwendig kurz zu erklären was damit gemeint ist. So scheinen diese kurzen Anreiss-Artikel entstanden zu sein.

Ursache ist wohl die nur kleine Anzahl Autoren, die gleichzeitig sich mit dem Rückstoßfreien Antrieb, psycholytischer Therapie und Kristallschädel herumschlagen.

Daggi

In diesem Sinne kann ich nur wiederholen: Leute, die ihr Fachwissen habt, behaltet es nicht nur für euch (und Patienten/Kunden). Bedankt euch für denjenigen Teil des Internets der noch umsonst ist, und den ihr häufig nutzt, und bringt euer Wissen ein. Sei es als Diskussionsbeitrag oder als Email an Psiram. Irgendwann, manchmal schon nach Minuten wird das wahrgenommen werden und gegebenenfalls seinen Weg auf die Festplatten des Projekts finden. Vielleicht auch in Form eines Blogartikels.

Und: konstruktive Kritik ist natürlich auch immer gerne gesehen, auch wenn sie die Schwächen des Projekts aufzeigt oder radikal ist.

RatioTrap

Gerade Namensnennungen Unbeteiligter gehören ziemlich sofort getilgt, imho.

Ich hätte Lust den Artikel in 3 Teile zu teilen: 1. APsy der Irrenoffensive, 2.AP von
Scientology und 3. Szazs, die Scientology und das CCoHR. Da mach ich nen
Doc. fertig und schick das per e-mail?

@Sauropode

Doch die werden schon international als Antipsychiatrisch gelistet. Szasz solls zwar abgestritten haben...

@Daggi an welche Mail-Adresse, darf die Mail gehen?

@Peiresc

Wie Du auch an meinem Kommentar sehen kannst, machen die Leute -in dem Fall ich- viel
zu häufig den Fehler Internet Seiten einfach zu kopieren. Daher sollte so ein Artikel sauber
recherchiert sein. Also wie kriegen wir den Artikel sauber hin?

Denn; Kann da auch eher nur für Bateson und Basaglia sprechen. Basaglia ist mitverantwortlich für
die Abschaffung geschlossener Einrichtungen in Italien, was bei der UN als positive Revolution   
ankam. Bateson ist vor Allem für die umstrittene "Double-Bind" Kommunikation bekannt,
"nicht-authentische" Kommunikation als Trigger von Schizophren-Psychotischer Episoden.

Damit ist auch die Kommunikation zwischen Patient und Arzt gemeint, die immer latent im
Ungleichgewicht ist, zwischen krank und gesund, gescheiterter vs. gelungener Lebenslauf,
zwischen kann sich entscheiden und ist gezwungen in der Psychiatrie zu sein.

"wenn der Patient erzürnt wegbleibt, ist letzterem nicht geholfen" ist Ausdruck dieses Double-Binds.
Evtl. ist dem Patienten ja doch geholfen, weil er sich selbst gegenüber integer ist, statt in einer
Praxis zu Bleiben wo seine Kritik deshalb geduldet wird, weil Nicht-Duldung den natürlichen
Widerstand gegen Therapie verstärken würde.  Das ist nicht Authentisch, das ist bevormundend,
das ist "spürbewusst" im Raum gerade für sensible Menschen, die gern mal paranoid-schizophren
genannt werden, kann das angeblich triggern.

Die Patient*innen vor sich selbst zu schützen, mag ein Motiv sein, dass es keine große Kritik gegen
die Antipsychiatrie aus psychiatrischer Sicht gibt.

Ich halte das aber nur für einen sekundären Aspekt warum Psychiater*innen & Psychlog*innen so selten
gegen die Antipsychiatrie reden. Ein anderer ist der Leidensdruck von "Patient*innen" der sich
-manchmal legitim, manchmal nicht - gegen solche Kritik richtet, wenn 3 Monate lang 20 ehemalige
Patienten vorm Krankenhaus stehen, geht einem der Arsch auf Grundeis.

Der wohl wichtigste Aspekt ist aber die kognitive Dissonanz die ein Mensch ertragen müsste, der nach
Psych-KG arbeitet und sich offen mit fundamentaler antipsychiatrischer Kritik auseinandersetzte.
Da wird die moralische Legitimation, die Fachkompetenz und die Lebensgrundlage des
Psychiaters angegriffen, dem kann mensch sich nur schwer objektiv nähern, ohne in eine
existenzielle Sinnkrise zu fallen. Das nennt sich Verdrängung und ist in dem Zusammenhang
imho Berufskrankheit.

Da gilt wieder mal Hate the Game not the Player. Der Mensch der sich einem therapeutisch
Beruf widmet, macht das ja nur in einem Tausendstel aus böser Absicht. Im Gegenteil wollen
sie meist ehrlich helfen.

Ich denke das erkennen auch die Ärzt*innen an die versuchen Patientenkollektive zu supporten,
die versuchen antipsychiatrische Kritik im Alltag umzusetzen, wenig fixieren, begleitetes Medikamente
absetzen, etc.. . Es wird integriert, weil es funktioniert und die Arbeit rationalisiert und humanisiert. 

Das ich Dich zitiere soll keine Kritik an Dir sein, sondern an dem Zwiespalt in dem Du aus meiner Sicht
steckst, wenn Du, wie ich denke, in der Care-Arbeit tätig bist. Man ist, als Care-Arbeiter*in,    akuter Not
ausgesetzt und man muss akut handeln, man hat nicht die Mittel, das so zu tun wie man es richtig fände,
trotzdem muss man "es",sein Tun, vor dem Ich rechtfertigen.  Ich bin legitimiert das zu tun, weil ich heile,
obgleich mir das statistisch schwer zu beweisen scheint.

Ich habe große Hochachtung vor Menschen die sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe widmen.
Gleichzeitig habe ich schon Menschen verloren, weil Ärzte zu leichtfertig mit Antidepressiva umgehen,
für die Du als Otto-Gesund-Bürger 10€ für die Pille auf der Straße zahlst.

"Der Schutz von Freiheit und Eigentum vor all jenen, die diese Werte mißachten oder zerstören, sollte die Aufgabe von Richtern, Strafkammern und Gefängniswärtern, nicht von Psychiatern, Psychologen und Sozialarbeitern sein."
- Thomas Szasz, Grausames Mitleid, S. 292 

Meinst Du das er "Kranke" "Straftäter" im Strafvollzug sehen wollte? Ich glaube er meint wir können Psychiatrien
nicht benutzen, um unpassende Elemente zu entfernen und: ein Richter muss eine Einweisung vornehmen und
nicht der behandelnde Arzt. Wenn eine*r durchdreht und gewaltätig wird, ist Polizei/Gericht für Sanktion zuständig
und nicht die Pfleger. Dahin interpretiere ich das.

Sein Zitat jedenfalls,
kann ich, gerade vor dem Hintergrund der neuen Polizeigesetze, unterschreiben. Der darin enthaltene Pasus
zu Gefährdern -der explizit auch für "psychisch" Kranke Menschen gilt- kann schnell zur Umgehung der traditionellen
"Selbst- bzw. Fremdgefährdung"s Regelung genutzt werden. Ob das in der Realität dann so eintritt bleibt abzuwarten
und gegenteiliges zu hoffen und politisch zu erkämpfen.

Ja wenn Du Lust hast Dich über (anti-(psychiatrische Theorie und Praxis zu unterhalten, meld Dich doch mal per
PM (; Weil ich schweife ab...
Aber das was ich sage, beschreibt Antipsychiatrie-Kritik schon mal mehr als gleichnamiger Psiram-Artikel.

Das man diese Theorie kritisieren kann, meinetwegen. Und das die Praxis Supervision braucht, keine Frage.
Aber Scientology Psychiatriekritik und die Antipschiatriekritik der Patientenkollektive sind zwei ganz verschiedene
Paar Schuhe. So wie Geisteswissenschaft und Pseudowissenschaft.

Alles Gute
RatioTrap

Belbo

Es ist ja immer nicht so einfach solche Textwände zu entbeinen, was bleibt ist doch dass der Arzt Opfer seines Helfersyndroms geworden und der Patient am besten weiß was gut für ihn ist. In der Psychiatrie m.E. eine fahrlässige Herangehensweise.

Den Verschwörungstheoretischen Teil mal bei Seite gelassen.

Peiresc

Zitat von: RatioTrap am 10. Januar 2019, 00:09:27
Gerade Namensnennungen Unbeteiligter gehören ziemlich sofort getilgt, imho.
Wen meinst Du? Peter Lehmann?
Er hat einen Verlag namens "Antipsychiatrie", aber er darf im Antipsychiatrie-Artikel nicht erwähnt werden, soso.

ZitatPeter Lehmann hat ein Diplomstudium im Fach Sozialpädagogik absolviert. Er vertritt seit Ende der 1970er Jahre Positionen der humanistischen Antipsychiatrie und war 1980 Mitbegründer der Berliner ,,Irren-Offensive" e. V.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Lehmann_(Autor)

Ich habe einfach mal "Irrenoffensive" gegoogelt:
https://www.irrenoffensive.de/
:crazy
Ihre Erwähnung im Psiram-Artikel ist vollkommen gerechtfertigt. Da genügen 10 Sekunden, das zu erkennen.

Hat sich Peter Lehmann von der Irrenoffensive distanziert?

Zitat von: RatioTrap am 10. Januar 2019, 00:09:27an welche Mail-Adresse, darf die Mail gehen?
info ät psiram.com. Aber Du kannst Deine Beiträge auch hier zur Diskussion stellen, wenn sie keine persönlichen Daten enthalten.

RatioTrap

Hallo,

ich finde der Name, also die persönlichen Daten, eines Verlagsbesitzers haben in dem Artikel nichts zu suchen,
weil es keinen Beleg und keinen Hinweis außerhalb des Artikels gibt, dass er etwas mit Scientology zu tun hat.
Der Eintrag "Antipsychiatrie" kann den Eindruck aber durchaus erwecken.

Seine Arbeit scheint strafrechtlich und humanistisch so relevant, dass er 2011 den Verdienstorden der BRD gekriegt hat. Da in dem Wikipediaartikel aus dem die Informationen stammen, bis auf zum Verdienstorden, keine Quellen angegeben sind, gehe ich davon aus, dass er das selbst veröffentlicht hat.

Da viele Personen die antipsychiatrisch arbeiten, selbst betroffene von "psychischer Krankheit" sind, gehe ich davon aus das sie manchmal impulsiv und unbedacht handeln können. Zum Beispiel indem sie ihre eigenen Daten doxen in einem Anflug von naivem Transparenzanspruch. Das scheint bei Peter Lehmann nicht der Fall
zu sein.

http://agpf.de/Archiv/Psychiatrie-Kritik.htm#Talbot    auch in Ingo Heinemanns recht ausführlicher Scientology-Kritik wird darauf hingewiesen, dass " Damit nicht etwa gesagt werden [soll], dass sie [Lehmann,Talbot] Scientologen sind. Dafür gibt es keine nachprüfbaren Anhaltspunkte."
Ja habe überlegt ob ich seinen Namen benutze, weil bei Scientology ja immer ne Gefahr damit einhergeht, aber der ist denen wohl schon bekannt und ich beziehe mich hier positiv auf explizit SEINE Arbeit.

Und die werd ich jetzt mal durchforsten...

RatioTrap

ah :o

ihr habt Vergangenheit...

warum sagt das denn keiner...

http://www.antipsychiatrieverlag.de/info/heinemanningo.htm

edit:
Sind die bisherigen Vorgänge irgendwo vernünftig dokumentiert?


Peiresc

Zitat von: RatioTrap am 10. Januar 2019, 22:07:02
weil es keinen Beleg und keinen Hinweis außerhalb des Artikels gibt, dass er etwas mit Scientology zu tun hat.
Und wo findest Du die Behauptung, dass er was mit Scientology zu tun hat? Du wirst doch hoffentlich nicht bestreiten, dass Scientology was mit Antipsychiatrie zu tun hat? Und meinst Du, dass Herr Lehmann gezwungen wurde, seinen Verlag "Antipsychiatrie" zu nennen?

RatioTrap


Ich habe behauptet:

Zitat von: RatioTrap am 10. Januar 2019, 22:07:02

Der Eintrag "Antipsychiatrie" kann den Eindruck aber durchaus erwecken.


Sowas ist auch schon vorher nahegelegt worden, wie ich jetzt gesehen habe.


http://www.antipsychiatrieverlag.de/info/heinemanningo.htm


Okay also, es scheint so als wäre hier schonmal hinlänglich besprochen worden, was mich grade Brainfucked.

Scientolgy springt in den 60ern auf den Zug der Antipsychiatrie auf.

"Die Antipsychiatrie" in Form von Szasz hat sich nicht distanziert (zu spät) und
zumindest im Fall von Szasz wurde teilweise kollaboriert. s.o.

Die wirtschaftlich gut situierte Sekte, kann das Thema vielfältig für sich ausschlachten und hat bestimmt auch
einige Betroffene von Psychiatrie in ihren Reihen, sie gründen in den USA CCoHR und in der BRD KVPM und betreibt mit diesen Propaganda bis heute, die sich mit der von Patientenkollektiven überschneidet und versucht über ihre Organisationen Kunden für ihre "Alternativen" zu gewinnen.

Die "neue Antipsychiatrie" die sich dann Ende der 80er in de entwickelt und sich in Patientenkollektiven organisiert zum Beispiel durch Peter Lehmann, distanziert sich spätestens 2005 von Scientology. Deren Arbeit wird auf der einen Seite von Ministerien der BRD gefördert und mit Verdienstorden belohnt, und führt andererseits in Extremfällen von Hate-Crimes gegen Ärzt*innen über selbstorganisiertes Absetzen von Medikamenten, zu Fluchthilfe aus geschlossener Unterbringung.

Um 2005 kommt esowatch und Heinemann ins Spiel und es wird berichtet sowohl über die Antipsychiatrie der Patientenkollektive und der Scientology. Was dann passiert ist mühselig nachvollziehbar, ich bin noch ganz am Anfang.

Was empfindet Ihr als wichtige Themenblöcke für den Artikel?

RatioTrap


Ich streite ab, dass das Verhalten der Scientology auf Patienkollektive übertragbar wäre.
Und ich streite ab das die Scientology antipsychiatrisch arbeitet, diese Gehirnwäsche-Auditings
haben nichts mit antipsychiatrischer Praxis, die auf Selbstbestimmung abziehlt, zu tun.

Scientology "befreit" Menschen aus der Psychiatrie in ihre Sekte. Patientenkollektive entwickeln sich manchmal spontan in der Geschlossenen, wenn Menschen zusammen abhaun. Das sind fundamentale Unterschiede.

Die einen geben es vor, die anderen sind es. Nicht abstreiten will ich, dass jedes einzelne Patientenkollektiv für sich kritisch betrachtet werden muss, weil da spezielle Gefahren lauern. Genauso wie in der Psychiatrie.
Bei Scientology ist aber schon die Grundidee toxisch, nicht bloß einzelne Gruppen(dynamiken).


In meiner Artikelvorstellung sehe das dann in etwa so aus:

Einleitende Erklärung

Die Seite http//[...]antipsychatrie.htm behandelt sowohl die klassische und neue Antipsychiatrie von Betroffenen Selbsthilfegruppen, als auch die missbräuchliche Verwendung des Begriffs durch die Scientology. Patientenkollektive und Scientology sind zwei verschiedene Parteien, wenn es geschichtlich zumindest im US-amerikanischen und deutschen Raum Unterwanderungsversuche seitens der Scientology gab und evtl. noch gibt. Damit beschäftigt sich 3.) (Hyperlink einfügen)   

1.) Die Antipsychiatrie der Patientenkollektive
2.) Die Antipsychiatrie der Scientology
3.) Berührungspunkte der beiden Bewegungen

1.) Die Antipsychiatrie entwickelt sich parallel zur Institutionalisierung der psychologischen Schulen. Erste Vorläufer werden in romantischen Strömungen des Post-Revolutionären Frankreichs Anfang des 19. Jahrhunderts verortet. Die erste bekannte deutsche Antipsychiatrie Organisation war die Liga zur Wahrung der Interessen Geisteskranker, die der Ingenieur und Psychiatriepatient Georg Wetzer 1907 gegründet.

Diese Gruppen entstanden also zu Zeiten in denen Elektroschocktherapie, Isolation, Sterilisation  Lobotomie und Euthanasie von ,,Kranken" Themen waren, die allesamt noch umgesetzt werden sollten. Anfangs stießen diese Gruppen häufig auf Unverständnis und die Absprechung ihrer Mündigkeit. Bis diese Gruppen im 3.Reich in Deutschland komplett verschwinden, teilweise durch Verbot und Auflösung, teilweise durch Mord in Sanatorien und KZs.

klassische Antipsychiatrie
Ende der 1950er Jahre beginnt sich die Antipsychiatrie langsam selbst zu institutionalisieren, zunehmend solidarisieren sich Akademiker*innen mit den Anliegen von Psychiatriebetroffenen auseinander zu setzen.

In diesem Zusammenhang können Franco Basaglia, David L. Rosenhan, Erving Goffman, Ronald D. Laing und Thomas Szasz als relevante Personen der antipsychatrischen Bewegung heraus gestellt werden. Thomas Szasz hat 1969 mit dem Citizens Commission on Human Rights, das ein ,,U-Boot" der Scientology war und bis heute zu sein scheint zusammen gearbeitet dazu mehr unter
3.) Berühru[...]

neue Antipsychiatrie
Während sich in den 1960ern vor allem Fachkundige aus dem universitären Bereich stellvertretend für die Interessen der Psychiatrie-Betroffenen einsetzten, fanden sich seit den 1970er- und 1980er-Jahren Selbsthilfegruppen in Form von Patientenkollektiven zusammen und treten unter dem Terminus Antipsychiatrie auf. Sie greifen teilweise auf die Forderungen und Formulierungen der ursprünglichen Antipsychiatrie-Bewegung zurück.[24] Die Antipsychiatrie ist auch eine Teilströmung im Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener (BPE).[25]

Unter den Antipsychiatern gibt es unterschiedliche Auffassungen, die von der Kritik an der institutionellen Psychiatrie (speziell dem Klinikalltag), ihrer Krankheitsbeschreibungen und Behandlungen, bis zur vollkommenen Ablehnung von psychiatrischen Diagnosen und Behandlungsmethoden reicht. Ein Teil der Antipsychiater versteht sich trotz ihrer Kritik als Psychiater und Ärzte.[13]

Einigkeit herrscht in der Ablehnung von Zwangsmaßnahmen und Elektrokrampftherapie.[14] Eine Mehrheit spricht sich auch strikt gegen die Anwendung von Neuroleptika aus und sieht von ihnen lediglich Nebenwirkungen und Schäden ausgehen. Wenige (z. B. Cooper[15]) setzten hingegen in ihren antipsychiatrischen Versuchen auch Medikamente ein.  Auch die Medikation von Heranwachsenden die mit ADS bzw. ADHS diagnostiziert sind, wird kritisch gesehen.

Offene Wohngruppen, Entstigmatisierung von Betroffenen, Aufarbeitung der Verbrechen der Psychiatriegeschichte sind weitere Themen dieser Bewegung. 

Kritik an der Antipsychiatrie-Bewegueng der Patienkollektive

Einige antipsychiatrische Kreise sind strikt gegen Medikation, propagieren das und helfen aktiv beim Absetzen von Medikamenten. Unkontrolliertes Absetzen von Psychopharmaka kann neben Entzugserscheinungen auch psychische Ausnahmezustände hervor rufen, die ein medizinisches Risiko für die absetzende Person darstellt.
Dieser Kritik begegnen diese Kreise mit der Erwiderung, dass Betroffene sich eben dadurch unterstützen, dass sie sich gegenseitig informieren und einander beim Absetzen beistehen.

Ein weiteres Argument der Antipsychiatrie ist die Behauptung, dass die Psychiatrie vielfältig von den Mächtigen missbraucht wurde und wird, z.B. um Oppositionelle zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Ein weiterer Vorwurf ist die Kollaboration mit der Pharmaindustrie.

Peiresc

Zitat von: RatioTrap am 11. Januar 2019, 00:01:33ich streite ab das die Scientology antipsychiatrisch arbeitet
Ich würde das nicht unbedingt "arbeiten" nennen, was Scientology tut, ansonsten aber: kennst Du den Namen "Baghdad Bob"?

Zitat von: RatioTrap am 11. Januar 2019, 00:01:33
Patientenkollektive entwickeln sich manchmal spontan in der Geschlossenen, wenn Menschen zusammen abhaun.
Wie? So richtig, mit Brecheisen, aufgesägte Gitterstäbe, ins Brot eingebackene Feilen und so? Und wie können sie sich in "der Geschlossenen" bilden, wenn sie gerade abgehauen sind?

Sauropode

Ich störe mich immer noch am Begriff Antipsychiatrie, wenn es um Kritik geht. ,,Anti" heißt ,,gegen", also keine Verbesserungen im System, sondern abschaffen. Was ist dann aber die Alternative dazu? Scientology bietet diese ja an, nämlich die sekteneigenen Kurse. Aber sonst?