Hallo,
Ich bin zum ersten Mal in einem Forum und bin auf der Suche nach einem passenden Threat nicht fündig geworden.
Daher habe ich nun einen neuen erstellt.
Ich selbst bin Veganer, lese euren Artikel aber mit einer großen Sympathie, weil mir Einiges, was in der veganen Bewegung abläuft, selbst auf den Senkel geht.
Ich bin in weiten Teilen zufrieden mit dem Artikel, so wie er geschrieben ist, da er berücksichtigt, dass Veganismus eine viel zu breite Bewegung ist, als dass man alle über einen Kamm scheren könnte. So gibt es sicher welche, die aus esotherischen Gründen vegan sind, oder weil sie glauben dadurch ihre Krankheiten heilen zu können.
Hier und da musste ich zwar merken, dass meine dicke Haut an ihre Grenzen kommt - mit Sicherheit sind abschreckende Elemente viel stärker betont als ich es persönlich für notwendig erachtet hätte - im Großen und Ganzen bin ich weitesgehend jedoch einverstanden.
Im Laufe des Artikels ist mein Stimmung dann allerdings etwas gekippt, da hier grobe Fehler begangen werden und eine skeptische und/oder wissenschaftliche Herangehensweise vermissen lassen.
Link zum Artikel über Veganismus:
https://www.psiram.com/de/index.php/VeganismusIm Unterkapitel "Risiken eines erhöhten Sojaverzehrs" heißt es:
1.
>> Das King’s College London kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Frauen mit einem Kinderwunsch durch eine sojareiche Ernährung seltener schwanger werden. Das in Soja enthaltene Genistein, ein Phytoöstrogen, beeinträchtigt bereits in geringen Mengen Spermien auf ihrer Wanderung zur Eizelle.
Als Quelle ist ein Artikel von Mail Online angegeben.
https://www.dailymail.co.uk/health/article-387376/Is-soya-bean.htmlDort heißt es lediglich:
>> Scientists from King's College, London, revealed soya is far from a magic bean when it comes to helping women conceive. Professor Lynn Fraser said chemicals in soya could prevent sperm binding with an egg. After adding genistein to sperm samples, she found it had a negative effect. For women who are trying to get she advised: "It might practical, if you eat a lot of soya-based products, to restrict your diet for a short period over your window of ovulation."
Schon hier hätte man erkennen können, dass diese Untersuchung die Behauptung, ein erhöhter Sojakonsum würde darin resultieren, dass Frauen seltener schwanger würden, überhaupt nicht stützen kann.
Denn das wurde hier überhaupt nicht getestet. Man hat den Stoff isoliert und gezielt auf Spermien aufgetragen ( "After adding genistein to sperm samples" ). Es ist
überhaupt keine empidemiologische Untersuchung durchgeführt worden, bei der Frauen mit einer sojareichen Ernährung seltener schwanger geworden sind.
Lynn Fraser sagt auch nur, dass die Möglichkeit bestehe, dass ein hoher Konsum zu soetwas führen könne. Doch der Psiram-Autor hat diese Aussage grob verfälscht und es als Tatsache dargestellt. Damit stellt sich dieser Artikel leider auf das redaktionelle Niveau mit Spiegel und Co. Ich meinte gelesen zu haben, dass Psiram von Akademikern betrieben wird ...

Da der Artikel von mail online vom Mai 2006 ist, schätze ich, dass er sich auf die Ergebnisse folgender Studie der Wissenschaftler um Lynn Fraser veröffentlicht am 3.Februar 2006 bezieht: "Effects of estrogenic xenobiotics on human and mouse spermatozoa"
https://academic.oup.com/humrep/article/21/5/1184/987275Und dort bewahrheitet sich meine Vermutung, dass das Ergebniss im Psiram-Artikel (möglicherweise ohne böse Absicht) verzerrt dargestellt worden ist.
>> Human and mouse sperm responses to genistein are very similar, [...] further investigation is needed to determine whether this could impair fertility.
Aber die Aussage wird ja durch eine zweite Quelle gestützt. Einem Artikel auf der Seite Innovations-Report.
https://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin-gesundheit/bericht-11025.htmlAber auch dieser Artikel kann die Behauptung, die im Psiram-Artikel aufgestellt wird nicht belegen. Dort heißt es:
>> Im nächsten Schritt will Fraser herausfinden, was bei menschlichen Spermien in vivo geschieht und nach Verbindungen in der Samenflüssigkeit suchen, die den Wirkungen der Umwelt-Östrogene entgegenwirken.
Auch möchte ich anmerken, dass der Mechnismus mit dem Genistein möglicherweise die Fruchtbarkeit von Spermien senkt nicht etwa eine Behinderung auf der Wanderung der Spermien zur Eizelle ist, sondern eine Behinderung des Eindringens der Spermien in die Eizelle. Was aus den Artikeln, spätestens aber den Studien hätte klar werden müssen.
2.
Eine weitere Aussage die im selben Unterkapitel getroffen wird:
>> Beim Menschen wurden - so eine Studie aus den USA - Hirnprobleme beobachtet. Wer gerne Tofu aß, dessen intellektuelle Fähigkeiten litten. Je mehr Sojakäse auf dem Speiseplan stand, desto schlechter war die Denkfähigkeiten der Menschen. Tofu-Verzehr war auch mit einem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen assoziiert. Als Wirkmechanismus wird von den Autoren der Studie eine Beteiligung von Isoflavonoiden aus Sojabohnen an den strukturellen Veränderungen im Gehirn diskutiert.
Zwei Quell-Links führen auf die Seite der dge sind aber leider tot. Ich habe versucht dge-Artikel zu dem Thema zu finden. Ich bin nicht fündig geworden. Die dge scheint ulkigerweise Soja und Hülsenfrüchte nur in den Himmel zu loben.
Eine andere Quelle, die angegeben worden ist, ist ein Artikel von Deutschlandfunk.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/alternative-zur-milch.993.de.html?dram:article_id=154386Dort heißt es:
>> Beim Menschen wurden – so eine Studie aus den USA – Hirnprobleme beobachtet. Wer gerne Tofu aß, dessen intellektuelle Fähigkeiten litten. Je mehr Sojakäse auf dem Speiseplan stand, desto schlechter die Denkfähigkeiten der Menschen. Ob sich diese Befunde bestätigen lassen, muss man abwarten, aber man muss sie sehr ernst nehmen.
Von hier ist Wort für Wort abgeschrieben worden.
Nur die Realtivierung am Ende hat man ausgelassen. Allein das finde ich jornalistisch unterirdisch. In den Quellen unter dem Artikel von Deutschlandfunk sind einige Studien verlinkt. Keine einzige bezieht sich jedoch auf das Gehirn von Menschen, auf die Denkfähigkeit von Menschen oder Demenzerkrankungen. Der Autor des Psiram-Artikels muss hier vollkommen unkritisch übernommen haben. Akademiker?
Aber ich habe mir die Mühe gemacht und nach Studien gesucht, die solche Einflüsse belegen könnten. Für euch

Ich habe mich dafür extra auf Paleo- und Keto-Seiten herumgetrieben.
Ich wurde jedoch enttäuscht. Ich fand lediglich epidemiologische Studien ohne Kohorte bei denen Korrelationen festgestellt worden sind.
Wissenschaftlich geringeres Gewicht dürften dann wohl nur noch Einzelfallstudien und Expertenmeinungen haben.
Hier, damit man sich selbst ein Bild machen kann:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0306987713005628Und so könnte ich vermutlich Stunden lang weiter machen. Wer auch immer diesen Artikel geschrieben hat, hat weder ökotrophologisches, noch jornalistisches Verständnis, noch ist er sich bewusst wie man wissenschaftlich arbeitet, oder aber es war ihm schlicht egal und es war für ihn ausreichend einen Psiram-Artikel von solch mieser Qualität abzuliefern. Wie ihr aus meinem Beitrag erkennen werdet, enthält der Psiram-Artikel nicht wenige Fallschausagen. Der gesammte Gesundheitsteil bedarf Überarbeitung.
Ich freue mich auf konstruktive Anmerkungen und bin auch gerne bereit mitzuhelfen. Wie ich bereits schrieb, ist es auch mir wichtig, dass Menschen nicht mit falschen Heilsversprechen in den Veganismus gelockt werden, oder sich oder andere in Gefahr bringen, weil sie die Notwendigkeit eine vegane Ernährung entsprechend gründlich zu planen unterschätzen.
Mit freundlichen Grüßen
Max Grassfed