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Bio-Mineralwasser

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Begonnen von ZKLP, 15. November 2018, 12:40:39

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Typee

The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Belbo

Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 10:18:22
Nicht nur, wahrscheinlich unterstützt durch Kneipp, war und ist zum Teil noch das Heilwasserkuren ein gigantischer Wirtschaftszweig ,gewesen, man fahre nur durch, Karlsbad, Baden-Baden, Bad Boll....usw. da wurden in heutigen Verhältnissen, Millardenbeträge umgesetzt, das war eine Industrie, und investiert.Wir hatten im Park hinter der Schule einen "Sauerwasserbrunnen" der dem Stadtteil sein "Bad" verdankt.

Nur mal zur Illustration, das ist die "Trinkhalle" in Baden- Baden, da hat man nichts anderes gemacht als flaniert und "Heilwasser" gesüffelt. Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?

Auf BR gab es kürzlich einen hochinteressanten Beitrag über den Kuraufenthalt des jungen Brecht in Bad Steben.

https://www.br.de/radio/bayern2/bertolt-brecht-in-bad-steben102.html

Typee

Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 16:58:25
Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?

Na ja, mit der Evidenz war das jahrhundertelang so eine Sache. Die Wasseranwendungsklassiker wie der alte Kneipp haben da sicher nichts randomisiert und doppelt verblindet und dann sorgsam beobachtet. Aber stellen wir uns die historische Situation einmal vor:

Wasser, das einfach irgendwo aus einem Brunnen, einem See oder einem Fließgewässer geschöpft wird, war bis vor gar nicht allzu langer Zeit eine Hochrisikoflüssigkeit.  Irgendwo kamen die Typhus- und Choleraepidemien auch in Europa schließlich her, und z.B. die letzte große Cholera in London (1854) ging von einem innerstädtischen Trinkwasserbrunnen aus. Wer konnte, vermied es, das zu trinken. Dafür wurde bis an die Ostsee hinauf Wein gepflanzt. Davon gewann man eine Plörre mit so etwa 3 % Alkohol, weniger als ein Bier heute hat, unter 12 % bekommt man heute fast nichts mehr zu kaufen. Die hatte aber den Vorteil, dass man den Sauerschüttler halbwegs unbesorgt trinken konnte; ich vermute, die Berichte über den sagenhaften Weinkonsum des einen oder anderen Provinzfürsten lassen sich auf diese Weise relativieren. Aber Wasser in einer sinnvollen Tagesdosis trank da niemand.

Eine Kur konnte sich nur eine dünne privilegierte Oberschicht leisten, und dort waren Krankheiten wie die Gicht ("Podagra" an den Füßen, "Chiragra" an den Händen) sprichwörtlich verbreitet, das Zipperlein galt als Krankheit der Könige, begünstigt natürlich durch die großen Bratenstücke. Eines von Montaignes Essays ist ein einziges Klagelied über Harnleiterverstopfungen, die so ausgelösten Urämien waren wohl auch sonst ziemlich häufig - und tödlich. So, das war also der typische Gesundheitszustand der Kurgäste.

Diese Population bekommt nun einen Monat oder auch länger Schmalkost und jede Menge Wasser aus einer zuverlässig sauberen Quelle eingeflößt, womöglich auch noch mit einem leicht sauren pH-Wert, der aus den Kalzitsteinen etwas Gips und Kohlensäure macht. Ist doch klar, dass die wie neu geboren zurückkehren und die Bewässerungskur in höchsten Tönen loben.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Belbo

Zitat von: Typee am 13. Juli 2019, 17:26:54
Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 16:58:25
Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?

Na ja, mit der Evidenz war das jahrhundertelang so eine Sache. Die Wasseranwendungsklassiker wie der alte Kneipp haben da sicher nichts randomisiert und doppelt verblindet und dann sorgsam beobachtet. Aber stellen wir uns die historische Situation einmal vor:

Wasser, das einfach irgendwo aus einem Brunnen, einem See oder einem Fließgewässer geschöpft wird, war bis vor gar nicht allzu langer Zeit eine Hochrisikoflüssigkeit.  Irgendwo kamen die Typhus- und Choleraepidemien auch in Europa schließlich her, und z.B. die letzte große Cholera in London (1854) ging von einem innerstädtischen Trinkwasserbrunnen aus. Wer konnte, vermied es, das zu trinken. Dafür wurde bis an die Ostsee hinauf Wein gepflanzt. Davon gewann man eine Plörre mit so etwa 3 % Alkohol, weniger als ein Bier heute hat, unter 12 % bekommt man heute fast nichts mehr zu kaufen. Die hatte aber den Vorteil, dass man den Sauerschüttler halbwegs unbesorgt trinken konnte; ich vermute, die Berichte über den sagenhaften Weinkonsum des einen oder anderen Provinzfürsten lassen sich auf diese Weise relativieren. Aber Wasser in einer sinnvollen Tagesdosis trank da niemand.

Eine Kur konnte sich nur eine dünne privilegierte Oberschicht leisten, und dort waren Krankheiten wie die Gicht ("Podagra" an den Füßen, "Chiragra" an den Händen) sprichwörtlich verbreitet, das Zipperlein galt als Krankheit der Könige, begünstigt natürlich durch die großen Bratenstücke. Eines von Montaignes Essays ist ein einziges Klagelied über Harnleiterverstopfungen, die so ausgelösten Urämien waren wohl auch sonst ziemlich häufig - und tödlich. So, das war also der typische Gesundheitszustand der Kurgäste.

Diese Population bekommt nun einen Monat oder auch länger Schmalkost und jede Menge Wasser aus einer zuverlässig sauberen Quelle eingeflößt, womöglich auch noch mit einem leicht sauren pH-Wert, der aus den Kalzitsteinen etwas Gips und Kohlensäure macht. Ist doch klar, dass die wie neu geboren zurückkehren und die Bewässerungskur in höchsten Tönen loben.

Danke, was mir tatsächlich erst jetzt auffällt, dass das ja wirklich ein Auslöser für diese ganze Wasserhysterie sein könnte, zumal ja die "dünne priviligierte Oberschicht, ja echte substantiele Umsätze generiert hat, und ich mich zumindest bis in die Siebzigerjahre zu erinnern glaube, dass das grossflächig von den Krankenkassen auch für den einfachen Arbeiter finanziert wurde.

Typee

Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 17:40:13
... und ich mich zumindest bis in die Siebzigerjahre zu erinnern glaube, dass das grossflächig von den Krankenkassen auch für den einfachen Arbeiter finanziert wurde.

Wurde es. Gerechterweise muss man aber auch sagen: die Kostform des einfachen Arbeiters unter den Bedingungen des Wirtschaftswunders war so weit von der Kost der früheren Könige nicht mehr entfernt. Nur die Alkoholika, die waren stärker geworden. :prosit
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Sauropode

ZitatNur mal zur Illustration, das ist die "Trinkhalle" in Baden- Baden, da hat man nichts anderes gemacht als flaniert und "Heilwasser" gesüffelt. Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?

Das kenne ich noch von Karlovy vary, als wir meinen dort zur Kur weilenden Großvater besuchten. Da gab es in den Wandelhallen verschiedenen heiße und scheußlich, meist schwefelig schmeckender Quellen, von denen ich als Kind in der Annahme, dies sei gesund (versicherte mir jedenfalls meine Großmutter), gefühlt literweise getrunken habe und danach einen entsetzlichen Dünnpfiff bekam. Sowas merkt man sich.

Belbo

Zitat von: Typee am 13. Juli 2019, 19:16:08
Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 17:40:13
... und ich mich zumindest bis in die Siebzigerjahre zu erinnern glaube, dass das grossflächig von den Krankenkassen auch für den einfachen Arbeiter finanziert wurde.

Wurde es. Gerechterweise muss man aber auch sagen: die Kostform des einfachen Arbeiters unter den Bedingungen des Wirtschaftswunders war so weit von der Kost der früheren Könige nicht mehr entfernt. Nur die Alkoholika, die waren stärker geworden. :prosit

War aber dann auch nur noch schwer vom gemeinen Kegelausflug zu unterscheiden. ?

Typee

Zitat von: Sauropode am 13. Juli 2019, 19:34:03
ZitatNur mal zur Illustration, das ist die "Trinkhalle" in Baden- Baden, da hat man nichts anderes gemacht als flaniert und "Heilwasser" gesüffelt. Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?

Das kenne ich noch von Karlovy vary, als wir meinen dort zur Kur weilenden Großvater besuchten. Da gab es in den Wandelhallen verschiedenen heiße und scheußlich, meist schwefelig schmeckender Quellen, von denen ich als Kind in der Annahme, dies sei gesund (versicherte mir jedenfalls meine Großmutter), gefühlt literweise getrunken habe und danach einen entsetzlichen Dünnpfiff bekam. Sowas merkt man sich.

Ja und? Darmsanierung nennt sich das. Da kreuzen sich die Wege des Lieblingsmoleküls und des Lieblingsorgans unserer Zeit.
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(Neil deGrasse Tyson)

sehrsehr

Habe heute aus dem Einkaufsladen ein Informationsheft mit dem Titel:

,,Ist nicht jedes Mineralwasser bio?" - Mineralwasser-Wissen im Faktencheck

mitgenommen. Herausgeber ist die ,Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V.' mit Sitz in Neumarkt. Man stützt sich in dem kleinen Infoheft immer wieder auf ein BGH Urteil vom 13.09.2012, welches in seiner Urteilsbegründung auf ,,einen erheblichen Abstand zu konventionellen Mineralwässern" verweisen soll.

Nun ja, es wird viel über Wasserbelastung und -verschmutzung geschrieben, das sicher zu einem Kaufanreiz beim Leser sorgen soll.

Die letzte Doppelseite ziert abschließend eine Werbeanzeige der ,Rheinsberger Preussenquelle', die nicht nur Bio-Mineralwasser aus tiefen, teilweise eiszeitlichen Gesteinsschichten direkt vor den Toren Berlins abfüllen, sondern auch noch netterweise die für ihre Kunden offensichtlich gefährlichen Strichcodes auf dem Flaschenetiketten durchstreichen.

Cornus

Falls es jemand lesen möchte:
https://docplayer.org/74259587-Ist-nicht-jedes-mineralwasser-bio-mineralwasser-wissen-im-faktencheck.html

Ich habs nur angelesen. Jetzt hab ich Durst und sprudel ich mir mal ein Glas Leitungswasser auf.

Nogro

Zitat von: Cornus am 30. Juli 2019, 20:03:38
Jetzt hab ich Durst und sprudel ich mir mal ein Glas Leitungswasser auf.
Mit giftigem Klimagas? :o
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

Cornus


sehrsehr

Anforderung II.6:

Für das Mineralwasser liegt mindestens ein ganzheitlicher Qualitäts- nachweis des Endprodukts vor, um eine lebensfördernde, innere Struktur des Quellwassers auszudrücken, die deutlich besser ist als bei üblichen Leitungswässern.
Der Nachweis ist möglich durch Kristallbild mind. mit ,,gut", d.h.
</= 2,5 oder durch entsprechend positive Biophotonenuntersuchung (Keimfähigkeitstest), Tropfbildmethodik, Wirkungssensorik o.ä.

zitiert aus: https://www.bio-mineralwasser.de/fileadmin/user_upload/downloads/2019/Anhang_IV_Bio-MW-Richtlinien_01.2019.pdf

Kristallbild & Biophotonenuntersuchung...

celsus

Fragen dazu:

Was heißt "ganzheitlich"?

Was ist bei Wasser ein "Kristallbild"?

Was sind Biophotonen?

Was ist "Wirkungssensorik"?

Was bedeutet der Wert "</= 2,5", welche Einheit hat er und worauf bezieht er sich?

Geht Bio auch ohne sinnloses Geschwurbel?
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Nogro

Zitat von: celsus am 30. Juli 2019, 22:16:48
Fragen dazu:
Was ist bei Wasser ein "Kristallbild"?
Was bedeutet der Wert "</= 2,5", welche Einheit hat er und worauf bezieht er sich?
Ist doch ganz einfach:
ZitatWassertest nach Bovis Mai 2009
Getestet wurden Flaschen eines stillen Mineralwassers aus einem bekannten Supermarkt. Sie wurden über Nacht jeweils auf die entsprechende Energetisierungsunterlage gestellt.
1. Ohne Energetisierung    6500 BE
2. Energetisierung durch ein Wasserkristallbild ,,Wahrheit" von M. Emoto    > 9000 BE
3. Energetisierung durch ein Wasserkristallbild ,,Glück" von M. Emoto    > 10 000 BE
4. Energetisierung durch die ,,Blume des Lebens"    > 18 000 BE
5. Energetisierung mit dem ,,Faith von Ascension"
(Hierfür wurde das Faith über Nacht in eine mit Wasser gefüllte Kanne gelegt.)    > 26 700 BE
Quelle: https://de.ascension.eu/de/wissen/forschung-studien/wasser-qualitaet/
Somit ergibt sich ein Kristallbild-Bovis-Umrechnungsfaktor von 4000
Als Beigabe noch der Schwingungserhöhungsstuhl:

Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)