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Methadon als Krebsmittel?

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Begonnen von Schwuppdiwupp, 12. Juni 2017, 17:31:32

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Schwuppdiwupp

Auf Facebook kursiert gerade ein Link zu einer offensichtlich manipulierten (d. h. mit Kommentaren versehenen) PlusMinus-Sendung, in der es um die (angebliche?) positive Wirkung von Methadon während einer laufenden Chemotherapie geht.
Dem Anschein nach will die Pharmaindustrie dieses Wissen unterdrücken. Verbreitet wird das manipulierte Video von "W wie Wahrheit", die offenbar unter anderem auch Impfgegner sind:

https://www.facebook.com/WWieWahrheit/?hc_ref=NEWSFEED

Hier der originale Beitrag der ARD:

http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/methadon-krebstherapie-forschung-100.html

Anscheinend will "W wie Wahrheit" hier neue Freunde für ideren Verschwörungstheorien und Impfgegnertum angeln.

Kennt sich jemand mit Methadon als unterstützendes Medikament in der Krebstherapie aus?
Ach, was weiß denn ich ...

biomango

im swr Marktchek ist das Thema auch aufgetaucht. Eine Onkologin aus Ulm (? ) hat damit angeblich schon Erfolg gehabt. Ihr Versuch Industriegelder für eine Studie einzusammeln ist gescheitert, aber das Krebszentrum in Heidelberg will sich der Sache annehmen

nachtrag nicht Marktchek sondern hier :
http://www.swr.de/zur-sache-baden-wuerttemberg/kein-geld-fuer-medizinstudie-hilft-methadon-gegen-krebs/-/id=3477354/did=19282698/nid=3477354/1unolq2/index.html

lanzelot

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=65110
Zitat]Inzwischen ist eine klinische Phase-I/IIb-Studie für Patienten mit Kolon­tumoren in Planung (DOI: 10.1055/ s-0035-1559240). Ihr Design wurde vergangenes Jahr in Leipzig auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroentero­logie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vorgestellt. Friesen: »In Phase I soll das Toxizitätsprofils, die dosislimitierende Toxizität von D,L-Methadon, die maximal tolerierte Dosis sowie die für den Phase-II-Teil der Studie empfohlene Dosis eva­luiert werden«. Hauptziel der doppel­blinden, randomisierten Phase-II-Studie sei die Bestimmung des progressionsfreien Überlebens in Woche 12 der Therapie mit D,L-Methadon versus Placebo. Zumindest für austherapierte Krebspatienten sei dieses Studien­design allerdings keine Alternative, räumt Friesen ein. Denn diese müssten sich womöglich von ihrer letzten Hoffnung auf Besserung verabschieden, falls sie dem Placeboarm zugeteilt werden würden. »Ein ethisches Dilemma, für das es derzeit wohl keine zeitnahe Lösung gibt«

Und: https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Zeitschriften/4_2014/S.11_2.pdf

Kommt in die Erprobung/ klinische Phase und damit in den Fokus wissenschaftlicher Arbeiten, aber keineswegs ein etabliertes Verfahren oder gar ein Wundermittel. Das ist noch einiges zu tun.
Es wäre dann zu klären inwieweit die Gabe von Methadon tatsächlich Einfluss auf die verlängerte Lebenszeit der Betroffenen hat/hatte.
Das die prognostizierte Lebenszeit sich verlängert hat, kann auch andere Einflussfaktoren haben.

Aber grundsätzlich...warum sollte so etwas nicht möglich sein. Viele Substanzen und Wirkstoffe habe multiple Wirkungsansätze. Manche kommen als UAW um die Ecke, andere sind/werden positiv nützlich.

Typee

Zitat von: lanzelot am 12. Juni 2017, 19:09:48

Aber grundsätzlich...warum sollte so etwas nicht möglich sein. Viele Substanzen und Wirkstoffe habe multiple Wirkungsansätze. Manche kommen als UAW um die Ecke, andere sind/werden positiv nützlich.

Ja, selbst Thalidomid hat ja seine sinnvollen Nischen gefunden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Thalidomid#Neue_Indikationen
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Daggi

War schon bei Psiram angelangt, und wird im Wiki am Rande erwähnt:

https://www.psiram.com/de/index.php/LDN#LDN_bei_Krebs

Eventuell müssten die Autoren den Abschnitt auf den neuesten Stand bringen.

Schwuppdiwupp

Zitat von: lanzelot am 12. Juni 2017, 19:09:48
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=65110
Zitat]Inzwischen ist eine klinische Phase-I/IIb-Studie für Patienten mit Kolon­tumoren in Planung (DOI: 10.1055/ s-0035-1559240). Ihr Design wurde vergangenes Jahr in Leipzig auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroentero­logie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vorgestellt. Friesen: »In Phase I soll das Toxizitätsprofils, die dosislimitierende Toxizität von D,L-Methadon, die maximal tolerierte Dosis sowie die für den Phase-II-Teil der Studie empfohlene Dosis eva­luiert werden«. Hauptziel der doppel­blinden, randomisierten Phase-II-Studie sei die Bestimmung des progressionsfreien Überlebens in Woche 12 der Therapie mit D,L-Methadon versus Placebo. Zumindest für austherapierte Krebspatienten sei dieses Studien­design allerdings keine Alternative, räumt Friesen ein. Denn diese müssten sich womöglich von ihrer letzten Hoffnung auf Besserung verabschieden, falls sie dem Placeboarm zugeteilt werden würden. »Ein ethisches Dilemma, für das es derzeit wohl keine zeitnahe Lösung gibt«

Und: https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Zeitschriften/4_2014/S.11_2.pdf

Kommt in die Erprobung/ klinische Phase und damit in den Fokus wissenschaftlicher Arbeiten, aber keineswegs ein etabliertes Verfahren oder gar ein Wundermittel. Das ist noch einiges zu tun.
Es wäre dann zu klären inwieweit die Gabe von Methadon tatsächlich Einfluss auf die verlängerte Lebenszeit der Betroffenen hat/hatte.
Das die prognostizierte Lebenszeit sich verlängert hat, kann auch andere Einflussfaktoren haben.

Aber grundsätzlich...warum sollte so etwas nicht möglich sein. Viele Substanzen und Wirkstoffe habe multiple Wirkungsansätze. Manche kommen als UAW um die Ecke, andere sind/werden positiv nützlich.

Immerhin scheint die Nachricht nicht ganz verkehrt zu sein, dass die wissenschaftliche Untersuchung einer denkbaren positiven Wirkung von Methadon nicht gerade forciert wird.

Was aber nichts daran ändert, dass "W wie Wahrheit" diesen Umstand für ihre Zwecke bei Facebook auszuschlachten versucht.
Ach, was weiß denn ich ...

lanzelot

Zitat von: Schwuppdiwupp am 13. Juni 2017, 16:26:09

Immerhin scheint die Nachricht nicht ganz verkehrt zu sein, dass die wissenschaftliche Untersuchung einer denkbaren positiven Wirkung von Methadon nicht gerade forciert wird.
Was aber nichts daran ändert, dass "W wie Wahrheit" diesen Umstand für ihre Zwecke bei Facebook auszuschlachten versucht.
Könnte ich so nicht bestätigen. Es ist eine heterogene Situation mit vielen Einflussgrößen und Fragestellungen welche abschließend geklärt sein sollten und die dann aufschiebende Wirkung entwickeln.
Finanzierung ist nur ein Faktor, Studiendesign, die Auswahl der Teilnehmer, die ethische Situation, Definition klinischer Endpunkte, Hoheitsrechte-:) u.v.a., 

Mir gefällt der Begriff "austherapiert" nicht. Der kommt in dem Kontext nicht mehr zur Anwendung.
Entweder bewegt der Patient sich in den Palliativ-Sektor und dann sind eh keine kurativen Maßnahmen angezeigt, oder es ist noch etwas zu tun.
Bei Sprüchen wie "austherapiert" und "da kann man nichts mehr machen"...bekomme ich einen dicken Hals. Das ist für Betroffene ein Schlag ins Gesicht, auch wenn es inhaltlich dem nahe käme.
So kommuniziert man nicht.

Dies hat die gute Frau Dr. Friesen unglücklich formuliert und argumentiert. Das ist unklar.
Ob sie mit ihrem Projekt eine Lösung bringen kann, ist jetzt nicht abzusehen. Da müsste man sich noch intensiver auseinandersetzen.

Und das auf Facebook sich jemand findet der dies ausschlachtet... ich wäre irritiert, wenn es nicht so wäre. Da brauchst Du auch nicht dagegen zu argumentieren, Zeitverschwendung.
   


Schwuppdiwupp

Och, derjenige, der mal wieder ohne vorher nachzuschauen, von wem er was teilt, wurde bereits (nicht nur von mir!) austherapiert. :police:
Ach, was weiß denn ich ...

lanzelot

Zitat von: Schwuppdiwupp am 13. Juni 2017, 21:18:12
Och, derjenige, der mal wieder ohne vorher nachzuschauen, von wem er was teilt, wurde bereits (nicht nur von mir!) austherapiert. :police:
Na dann, wenn es mehr nicht braucht.

Zu beachten wäre auch noch, dass wir halt über Opioide sprechen, welche in der Substitution und in der Palliativmedizin, als niedriger dosiertes Schmerzmittel zur Anwendung kommt.
Möglicherweise wären auch noch Schranken im Kopf zu überwinden. Schlussendlich ist die Argumentation der Gegner aber auch zu sehen und gut beschrieben im Beitrag der ARD.
Einige wenige, einzelne Fälle, mit unklaren Zusammenhängen, sind noch keine Grundlage für Millioneninvestitionen.

Ich hatte zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn an Untersuchungen zu Anti-Craving-Mitteln gearbeitet, bzw zur polygenen Disposition, mit der die Ansprechbarkeit gesteigert werden sollte.
Wollte am Ende auch keiner ran. Das hatte viele Gründe, aber keiner davon hätte für eine VT gereicht.

Den Schritt, mit der Charite weitere Daten zur begleitenden Behandlung mit Methadon zu sammeln, halte ich für eine gute Idee. Ob das reicht...
So oder so werden Jahre vergehen.
Und was Fressebuch-Freaks, daraus machen kann eh keiner verhindern.


Tezcatlipoca

Das ist jedenfalls etwas, was man eingehend prüfen sollte.
Eigentlich müssten zur Kombination Methadon-Chemotherapie eine Menge weiterer Daten vorliegen...

Ist natürlich klar, dass jetzt auf die Pharmaindustrie eingeprügelt wird, weil die kein Methadon-basiertes Krebsmittel entwickeln möchte. Aber es ist tatsächlich sinnlos, das zu tun, wenn man von vornherein weiß, dass man die Kosten niemals wieder reinholen kann. Kein Arzt wird Antikrebs-Methadon für 100 Scheine pro Dosis verschreiben, wenn er ganz leicht Antischmerz-Methadon für ein paar Cent verordnen kann...
Gruß, T.


Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird.

lanzelot

Zitat von: Tezcatlipoca am 15. Juni 2017, 13:14:07
Das ist jedenfalls etwas, was man eingehend prüfen sollte.
Eigentlich müssten zur Kombination Methadon-Chemotherapie eine Menge weiterer Daten vorliegen...
Sehe ich ähnlich.
Und Daten liegen offensichtlich eine Menge vor. Bin gerade am sammeln. Es gibt so einige Arbeiten, welche sich mit Methadon im Zusammenhang mit Krebserkrankungen beschäftigen, sowohl als Einzelpräparat, wie auch in Kombination, aber eben überwiegend im Kontext der Analgesie.
aktuelles Beispiel:  http://apps.who.int/trialsearch/Trial2.aspx?TrialID=NCT02531906

Und die WHO hat Methadon in die Liste der Medikamente aufgenommen, welche weltweit für alle zugänglich sein sollen. Aber auch da zum Symptomanagment in der Palliativmedizin.
http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2017/essential-medicines-list/en/ 
Das kommt in Deutschland auch schon zur Anwendung. Bisher steht es zwar in Listen empfohlener Arzneimittel zum Symptom-Management, kommt aber meiner Erfahrung eben nicht nicht sehr oft zum Einsatz.
Und dann ist es eines der Mittel welches subkutan appliziert wird, wenn die orale Gabe nicht mehr möglich ist.
Evtl. wird die Aufnahme in die WHO-Liste das Ganze etwas beschleunigen.

lanzelot

Interessante Meldung.
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.streit-ueber-krebstherapie-in-ulm-stopp-fuer-ein-heilsversprechen-gegen-krebs.e3a1a054-4288-46f1-aa74-3b54b2da8fbf.html
Finde ich gut, da hat die Klinik angemessen reagiert.

ZitatEs gehe nicht, ,,dass man auf der Plattform der Universitätsklinik ein nicht geprüftes Heilverfahren propagiert", sagt der Klinikchef.
Für ihn noch schlimmer: Das Arzt-Patientenverhältnis sei durch die vielen Medienberichte an vielen Orten ,,unterminiert" worden. Claudia Friesen als Chemikerin habe diese Folgen ihrer Medienpräsenz für praktizierende Ärzte offenbar nicht verstanden, oder es sei ihr egal gewesen
Am Ende müsse das Heilversprechen dennoch Studien und ein offizielles Zulassungsverfahren gedeckt werden, wie das für alle neuen Medikamente in Deutschland gelte. ,,Diese Tour muss auch Frau Friesen gehen"
Ob er glaube, die Forscherin bald wieder in einer Fernsehsendung zu sehen? ,,Ich fürchte, ja.
.
Man vergisst bei ihrer ganzen Präsenz und den vielen Aussagen, die Dame ist keine Ärztin. Wie bringt sie ihre vereinzelten Beobachtungen in kausale Zusammenhänge?
Inwieweit ist sie als Chemikerin unmittelbar in die Behandlungen von Patienten involviert, aus denen sie (mit welcher Kompetenz?) derartige Schlussfolgerungen zieht und postuliert.

ZitatDie Chemikerin, die von vielen Krebspatienten und deren Ärzten kontaktiert wird, kennt rund 750 Fälle und weiß von hundert Patienten, die ,,drastisch von D,L-Methadon profitiert" haben,
Ach herrjeh, wie nennt man das noch mal? :teufel
Quack-Methodik in Reinkultur, verpackt in echte Dramatik.

Peiresc

Hier Bericht über die engagierte Forscherin, die von der kaltherzig-bürokratischen Uni ausgebremst wird.

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/klinikum-stellt-forscherin-kalt-15395244.html

Belbo

Hier die Stellungnahme der DGHO ....könnte hilfreich sein das auch zeitnah über den Blog zu verbreiten, die Wellen schlagen ja hoch im Netz und ich mag mir die tausenden enttäuschten Menschen gar nicht vorstellen. Diese Chemikerin und Plusminus haben doch komplett was an der Waffel.

https://www.dgho.de/informationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/170712_Patienteninformation_Methadon.pdf

Belbo

Man mag es ja immer nicht glauben.... Frau Dr. Claudia Friesen, als Referentin beim Kongress des Vereins "Biologische Krebsabwehr":

https://www.biokrebs-kongress.de/referenten

Weitere Referenten (Auszug):

Beatrice Anderegg, Spirituelles Heilen
Traudel Beickler, systemische Familientherapeutin
Susanne Betzold,  Atempädagogin
Dr. med. Susanne Bihlmaier, TCM-Ärztin, antikrebsaktive Ernährung
Birgit Bonk-Hollerbach , Ayurveda-Therapeutin, Klangschalen-Massage (nach Peter Hess)
Christa Bray , Handauflegen
David Crean, Body Resonance Therapeut und Ausbilder, Schauspieler, Regisseur
Dr. rer. nat. Claudia Friesen, Methadon-Forschung bei Tumorerkrankungen
Elisabeth Dietmair, Jin-Shin-Jyutsu
Justine Felix, Spirituelle Heilerin
Viktor Glaser, Heilpraktiker
Astrid Hanke-Distelrath, Heilpraktikerin und Fußreflexzonentherapeutin
Günter und Bärbel Heede, Quantenheilung, Matrix Inform Seminare und Bücher
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