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Deutsch => Hinweise und Vorschläge für Psiram-Artikel => Thema gestartet von: Schwuppdiwupp am 12. Juni 2017, 17:31:32

Titel: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 12. Juni 2017, 17:31:32
Auf Facebook kursiert gerade ein Link zu einer offensichtlich manipulierten (d. h. mit Kommentaren versehenen) PlusMinus-Sendung, in der es um die (angebliche?) positive Wirkung von Methadon während einer laufenden Chemotherapie geht.
Dem Anschein nach will die Pharmaindustrie dieses Wissen unterdrücken. Verbreitet wird das manipulierte Video von "W wie Wahrheit", die offenbar unter anderem auch Impfgegner sind:

https://www.facebook.com/WWieWahrheit/?hc_ref=NEWSFEED (https://www.facebook.com/WWieWahrheit/?hc_ref=NEWSFEED)

Hier der originale Beitrag der ARD:

http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/methadon-krebstherapie-forschung-100.html (http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/methadon-krebstherapie-forschung-100.html)

Anscheinend will "W wie Wahrheit" hier neue Freunde für ideren Verschwörungstheorien und Impfgegnertum angeln.

Kennt sich jemand mit Methadon als unterstützendes Medikament in der Krebstherapie aus?
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: biomango am 12. Juni 2017, 18:19:24
im swr Marktchek ist das Thema auch aufgetaucht. Eine Onkologin aus Ulm (? ) hat damit angeblich schon Erfolg gehabt. Ihr Versuch Industriegelder für eine Studie einzusammeln ist gescheitert, aber das Krebszentrum in Heidelberg will sich der Sache annehmen

nachtrag nicht Marktchek sondern hier :
http://www.swr.de/zur-sache-baden-wuerttemberg/kein-geld-fuer-medizinstudie-hilft-methadon-gegen-krebs/-/id=3477354/did=19282698/nid=3477354/1unolq2/index.html
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: lanzelot am 12. Juni 2017, 19:09:48
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=65110
Zitat]Inzwischen ist eine klinische Phase-I/IIb-Studie für Patienten mit Kolon­tumoren in Planung (DOI: 10.1055/ s-0035-1559240). Ihr Design wurde vergangenes Jahr in Leipzig auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroentero­logie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vorgestellt. Friesen: »In Phase I soll das Toxizitätsprofils, die dosislimitierende Toxizität von D,L-Methadon, die maximal tolerierte Dosis sowie die für den Phase-II-Teil der Studie empfohlene Dosis eva­luiert werden«. Hauptziel der doppel­blinden, randomisierten Phase-II-Studie sei die Bestimmung des progressionsfreien Überlebens in Woche 12 der Therapie mit D,L-Methadon versus Placebo. Zumindest für austherapierte Krebspatienten sei dieses Studien­design allerdings keine Alternative, räumt Friesen ein. Denn diese müssten sich womöglich von ihrer letzten Hoffnung auf Besserung verabschieden, falls sie dem Placeboarm zugeteilt werden würden. »Ein ethisches Dilemma, für das es derzeit wohl keine zeitnahe Lösung gibt«

Und: https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Zeitschriften/4_2014/S.11_2.pdf

Kommt in die Erprobung/ klinische Phase und damit in den Fokus wissenschaftlicher Arbeiten, aber keineswegs ein etabliertes Verfahren oder gar ein Wundermittel. Das ist noch einiges zu tun.
Es wäre dann zu klären inwieweit die Gabe von Methadon tatsächlich Einfluss auf die verlängerte Lebenszeit der Betroffenen hat/hatte.
Das die prognostizierte Lebenszeit sich verlängert hat, kann auch andere Einflussfaktoren haben.

Aber grundsätzlich...warum sollte so etwas nicht möglich sein. Viele Substanzen und Wirkstoffe habe multiple Wirkungsansätze. Manche kommen als UAW um die Ecke, andere sind/werden positiv nützlich.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Typee am 13. Juni 2017, 09:50:59
Zitat von: lanzelot am 12. Juni 2017, 19:09:48

Aber grundsätzlich...warum sollte so etwas nicht möglich sein. Viele Substanzen und Wirkstoffe habe multiple Wirkungsansätze. Manche kommen als UAW um die Ecke, andere sind/werden positiv nützlich.

Ja, selbst Thalidomid hat ja seine sinnvollen Nischen gefunden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Thalidomid#Neue_Indikationen
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Daggi am 13. Juni 2017, 12:46:07
War schon bei Psiram angelangt, und wird im Wiki am Rande erwähnt:

https://www.psiram.com/de/index.php/LDN#LDN_bei_Krebs

Eventuell müssten die Autoren den Abschnitt auf den neuesten Stand bringen.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 13. Juni 2017, 16:26:09
Zitat von: lanzelot am 12. Juni 2017, 19:09:48
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=65110
Zitat]Inzwischen ist eine klinische Phase-I/IIb-Studie für Patienten mit Kolon­tumoren in Planung (DOI: 10.1055/ s-0035-1559240). Ihr Design wurde vergangenes Jahr in Leipzig auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroentero­logie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vorgestellt. Friesen: »In Phase I soll das Toxizitätsprofils, die dosislimitierende Toxizität von D,L-Methadon, die maximal tolerierte Dosis sowie die für den Phase-II-Teil der Studie empfohlene Dosis eva­luiert werden«. Hauptziel der doppel­blinden, randomisierten Phase-II-Studie sei die Bestimmung des progressionsfreien Überlebens in Woche 12 der Therapie mit D,L-Methadon versus Placebo. Zumindest für austherapierte Krebspatienten sei dieses Studien­design allerdings keine Alternative, räumt Friesen ein. Denn diese müssten sich womöglich von ihrer letzten Hoffnung auf Besserung verabschieden, falls sie dem Placeboarm zugeteilt werden würden. »Ein ethisches Dilemma, für das es derzeit wohl keine zeitnahe Lösung gibt«

Und: https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Zeitschriften/4_2014/S.11_2.pdf

Kommt in die Erprobung/ klinische Phase und damit in den Fokus wissenschaftlicher Arbeiten, aber keineswegs ein etabliertes Verfahren oder gar ein Wundermittel. Das ist noch einiges zu tun.
Es wäre dann zu klären inwieweit die Gabe von Methadon tatsächlich Einfluss auf die verlängerte Lebenszeit der Betroffenen hat/hatte.
Das die prognostizierte Lebenszeit sich verlängert hat, kann auch andere Einflussfaktoren haben.

Aber grundsätzlich...warum sollte so etwas nicht möglich sein. Viele Substanzen und Wirkstoffe habe multiple Wirkungsansätze. Manche kommen als UAW um die Ecke, andere sind/werden positiv nützlich.

Immerhin scheint die Nachricht nicht ganz verkehrt zu sein, dass die wissenschaftliche Untersuchung einer denkbaren positiven Wirkung von Methadon nicht gerade forciert wird.

Was aber nichts daran ändert, dass "W wie Wahrheit" diesen Umstand für ihre Zwecke bei Facebook auszuschlachten versucht.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: lanzelot am 13. Juni 2017, 19:26:34
Zitat von: Schwuppdiwupp am 13. Juni 2017, 16:26:09

Immerhin scheint die Nachricht nicht ganz verkehrt zu sein, dass die wissenschaftliche Untersuchung einer denkbaren positiven Wirkung von Methadon nicht gerade forciert wird.
Was aber nichts daran ändert, dass "W wie Wahrheit" diesen Umstand für ihre Zwecke bei Facebook auszuschlachten versucht.
Könnte ich so nicht bestätigen. Es ist eine heterogene Situation mit vielen Einflussgrößen und Fragestellungen welche abschließend geklärt sein sollten und die dann aufschiebende Wirkung entwickeln.
Finanzierung ist nur ein Faktor, Studiendesign, die Auswahl der Teilnehmer, die ethische Situation, Definition klinischer Endpunkte, Hoheitsrechte-:) u.v.a., 

Mir gefällt der Begriff "austherapiert" nicht. Der kommt in dem Kontext nicht mehr zur Anwendung.
Entweder bewegt der Patient sich in den Palliativ-Sektor und dann sind eh keine kurativen Maßnahmen angezeigt, oder es ist noch etwas zu tun.
Bei Sprüchen wie "austherapiert" und "da kann man nichts mehr machen"...bekomme ich einen dicken Hals. Das ist für Betroffene ein Schlag ins Gesicht, auch wenn es inhaltlich dem nahe käme.
So kommuniziert man nicht.

Dies hat die gute Frau Dr. Friesen unglücklich formuliert und argumentiert. Das ist unklar.
Ob sie mit ihrem Projekt eine Lösung bringen kann, ist jetzt nicht abzusehen. Da müsste man sich noch intensiver auseinandersetzen.

Und das auf Facebook sich jemand findet der dies ausschlachtet... ich wäre irritiert, wenn es nicht so wäre. Da brauchst Du auch nicht dagegen zu argumentieren, Zeitverschwendung.
   

Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 13. Juni 2017, 21:18:12
Och, derjenige, der mal wieder ohne vorher nachzuschauen, von wem er was teilt, wurde bereits (nicht nur von mir!) austherapiert. :police:
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: lanzelot am 14. Juni 2017, 18:02:04
Zitat von: Schwuppdiwupp am 13. Juni 2017, 21:18:12
Och, derjenige, der mal wieder ohne vorher nachzuschauen, von wem er was teilt, wurde bereits (nicht nur von mir!) austherapiert. :police:
Na dann, wenn es mehr nicht braucht.

Zu beachten wäre auch noch, dass wir halt über Opioide sprechen, welche in der Substitution und in der Palliativmedizin, als niedriger dosiertes Schmerzmittel zur Anwendung kommt.
Möglicherweise wären auch noch Schranken im Kopf zu überwinden. Schlussendlich ist die Argumentation der Gegner aber auch zu sehen und gut beschrieben im Beitrag der ARD.
Einige wenige, einzelne Fälle, mit unklaren Zusammenhängen, sind noch keine Grundlage für Millioneninvestitionen.

Ich hatte zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn an Untersuchungen zu Anti-Craving-Mitteln gearbeitet, bzw zur polygenen Disposition, mit der die Ansprechbarkeit gesteigert werden sollte.
Wollte am Ende auch keiner ran. Das hatte viele Gründe, aber keiner davon hätte für eine VT gereicht.

Den Schritt, mit der Charite weitere Daten zur begleitenden Behandlung mit Methadon zu sammeln, halte ich für eine gute Idee. Ob das reicht...
So oder so werden Jahre vergehen.
Und was Fressebuch-Freaks, daraus machen kann eh keiner verhindern.

Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Tezcatlipoca am 15. Juni 2017, 13:14:07
Das ist jedenfalls etwas, was man eingehend prüfen sollte.
Eigentlich müssten zur Kombination Methadon-Chemotherapie eine Menge weiterer Daten vorliegen...

Ist natürlich klar, dass jetzt auf die Pharmaindustrie eingeprügelt wird, weil die kein Methadon-basiertes Krebsmittel entwickeln möchte. Aber es ist tatsächlich sinnlos, das zu tun, wenn man von vornherein weiß, dass man die Kosten niemals wieder reinholen kann. Kein Arzt wird Antikrebs-Methadon für 100 Scheine pro Dosis verschreiben, wenn er ganz leicht Antischmerz-Methadon für ein paar Cent verordnen kann...
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: lanzelot am 15. Juni 2017, 14:06:49
Zitat von: Tezcatlipoca am 15. Juni 2017, 13:14:07
Das ist jedenfalls etwas, was man eingehend prüfen sollte.
Eigentlich müssten zur Kombination Methadon-Chemotherapie eine Menge weiterer Daten vorliegen...
Sehe ich ähnlich.
Und Daten liegen offensichtlich eine Menge vor. Bin gerade am sammeln. Es gibt so einige Arbeiten, welche sich mit Methadon im Zusammenhang mit Krebserkrankungen beschäftigen, sowohl als Einzelpräparat, wie auch in Kombination, aber eben überwiegend im Kontext der Analgesie.
aktuelles Beispiel:  http://apps.who.int/trialsearch/Trial2.aspx?TrialID=NCT02531906

Und die WHO hat Methadon in die Liste der Medikamente aufgenommen, welche weltweit für alle zugänglich sein sollen. Aber auch da zum Symptomanagment in der Palliativmedizin.
http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2017/essential-medicines-list/en/ 
Das kommt in Deutschland auch schon zur Anwendung. Bisher steht es zwar in Listen empfohlener Arzneimittel zum Symptom-Management, kommt aber meiner Erfahrung eben nicht nicht sehr oft zum Einsatz.
Und dann ist es eines der Mittel welches subkutan appliziert wird, wenn die orale Gabe nicht mehr möglich ist.
Evtl. wird die Aufnahme in die WHO-Liste das Ganze etwas beschleunigen.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: lanzelot am 12. Juli 2017, 21:18:22
Interessante Meldung.
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.streit-ueber-krebstherapie-in-ulm-stopp-fuer-ein-heilsversprechen-gegen-krebs.e3a1a054-4288-46f1-aa74-3b54b2da8fbf.html
Finde ich gut, da hat die Klinik angemessen reagiert.

ZitatEs gehe nicht, ,,dass man auf der Plattform der Universitätsklinik ein nicht geprüftes Heilverfahren propagiert", sagt der Klinikchef.
Für ihn noch schlimmer: Das Arzt-Patientenverhältnis sei durch die vielen Medienberichte an vielen Orten ,,unterminiert" worden. Claudia Friesen als Chemikerin habe diese Folgen ihrer Medienpräsenz für praktizierende Ärzte offenbar nicht verstanden, oder es sei ihr egal gewesen
Am Ende müsse das Heilversprechen dennoch Studien und ein offizielles Zulassungsverfahren gedeckt werden, wie das für alle neuen Medikamente in Deutschland gelte. ,,Diese Tour muss auch Frau Friesen gehen"
Ob er glaube, die Forscherin bald wieder in einer Fernsehsendung zu sehen? ,,Ich fürchte, ja.
.
Man vergisst bei ihrer ganzen Präsenz und den vielen Aussagen, die Dame ist keine Ärztin. Wie bringt sie ihre vereinzelten Beobachtungen in kausale Zusammenhänge?
Inwieweit ist sie als Chemikerin unmittelbar in die Behandlungen von Patienten involviert, aus denen sie (mit welcher Kompetenz?) derartige Schlussfolgerungen zieht und postuliert.

ZitatDie Chemikerin, die von vielen Krebspatienten und deren Ärzten kontaktiert wird, kennt rund 750 Fälle und weiß von hundert Patienten, die ,,drastisch von D,L-Methadon profitiert" haben,
Ach herrjeh, wie nennt man das noch mal? :teufel
Quack-Methodik in Reinkultur, verpackt in echte Dramatik.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Peiresc am 13. Juli 2017, 09:23:21
Hier Bericht über die engagierte Forscherin, die von der kaltherzig-bürokratischen Uni ausgebremst wird.

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/klinikum-stellt-forscherin-kalt-15395244.html
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Belbo am 13. Juli 2017, 09:32:48
Hier die Stellungnahme der DGHO ....könnte hilfreich sein das auch zeitnah über den Blog zu verbreiten, die Wellen schlagen ja hoch im Netz und ich mag mir die tausenden enttäuschten Menschen gar nicht vorstellen. Diese Chemikerin und Plusminus haben doch komplett was an der Waffel.

https://www.dgho.de/informationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/170712_Patienteninformation_Methadon.pdf
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Belbo am 13. Juli 2017, 09:53:00
Man mag es ja immer nicht glauben.... Frau Dr. Claudia Friesen, als Referentin beim Kongress des Vereins "Biologische Krebsabwehr":

https://www.biokrebs-kongress.de/referenten

Weitere Referenten (Auszug):

Beatrice Anderegg, Spirituelles Heilen
Traudel Beickler, systemische Familientherapeutin
Susanne Betzold,  Atempädagogin
Dr. med. Susanne Bihlmaier, TCM-Ärztin, antikrebsaktive Ernährung
Birgit Bonk-Hollerbach , Ayurveda-Therapeutin, Klangschalen-Massage (nach Peter Hess)
Christa Bray , Handauflegen
David Crean, Body Resonance Therapeut und Ausbilder, Schauspieler, Regisseur
Dr. rer. nat. Claudia Friesen, Methadon-Forschung bei Tumorerkrankungen
Elisabeth Dietmair, Jin-Shin-Jyutsu
Justine Felix, Spirituelle Heilerin
Viktor Glaser, Heilpraktiker
Astrid Hanke-Distelrath, Heilpraktikerin und Fußreflexzonentherapeutin
Günter und Bärbel Heede, Quantenheilung, Matrix Inform Seminare und Bücher
.
.
.





Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: sumo am 13. Juli 2017, 17:16:40
da kann man durchaus froh sein, daß Hamer tot ist und niemand die 5 Gesetze des Todes vorträgt.....
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: lanzelot am 13. Juli 2017, 17:22:01
Zitat von: sumo am 13. Juli 2017, 17:16:40
da kann man durchaus froh sein, daß Hamer tot ist und niemand die 5 Gesetze des Todes vorträgt.....
Vortragen kann die trotzdem jemand. Warum sollte sich ein Befürworter seiner absurden Thesen von seinem Tod abhalten lassen?
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: ZKLP am 18. August 2017, 22:31:39
Die beiden Links wollte ich gerade im Sammelthread unterbringen, aber hier ist es vermutlich besser aufgehoben:

Frankfurter Allgemeine (Blogs): Methadon, Krebs und das Spiel mit der Hoffnung

http://blogs.faz.net/deus/2017/08/16/methadon-krebs-und-das-spiel-mit-der-hoffnung-4546/

ZitatDie emotional geführte Debatte um Methadon mit ihren Vorwürfen von Profitgier und Menschenverachtung fördert aber vor allem eines: Sie untergräbt das Vertrauen in Ärzte, die Arzneimittelhersteller und damit in die evidenzbasierte Medizin. Sie treibt Patienten geradezu in die Arme der Quacksalber, welche medizinische  Ergebnisse nach ihren Gunsten auslegen und sich falsche oder falsch interpretierte Informationen zunutze machen. So ist der Fall Methadon nah an einer Verschwörungstheorie, nicht zuletzt gefördert durch die einseitige und unkritische Berichterstattung.

Und passend dazu:

Ärzteblatt: Methadon in der Krebstherapie: Nicht ohne Absprache mit dem Onkologen

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77415/Methadon-in-der-Krebstherapie-Nicht-ohne-Absprache-mit-dem-Onkologen

ZitatAufgrund aktueller Medienberichte ist das Interesse an Methadon derzeit außer­ordentlich groß. Es geht sogar so weit, dass Krebspatienten ohne Absprache mit ihrem Onkologen eine Therapie mit Methadon beginnen. Welche lebensbedrohlichen Konsequenzen das haben kann, schildern sechs Ärzte vom Universitätsklinikum Jena und Dresden anhand von drei Fallbeispielen im Deutschen Ärzteblatt (Dtsch Arztebl 2017; 114: 1530–35). Ihre Erfahrungen stehen im Gegensatz zur erneuten Berichterstattung des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus vom 16. August. Hier wurde die Gegenwehr von Ärzten und Verbänden als ,,absurd" eingestuft.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Vanitas am 22. August 2017, 18:34:30
Hallo, ich bin neu im Forum. Ich weiß also noch nicht so viel.
Über Methadon kann ich vielleicht schon was schreiben.
Aber ich weiß noch nicht, ob ich in dieses Forum passe.
Wo und wie soll ich mich vorstellen.
Sorry, bin wirklich ganz frisch hier :D
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: celsus am 22. August 2017, 18:39:56
Zitat von: Vanitas am 22. August 2017, 18:34:30
Hallo, ich bin neu im Forum. Ich weiß also noch nicht so viel.
Über Methadon kann ich vielleicht schon was schreiben.
Aber ich weiß noch nicht, ob ich in dieses Forum passe.
Wo und wie soll ich mich vorstellen.
Sorry, bin wirklich ganz frisch hier :D

Hi Vanitas,

wilkommen im Psiram-Forum. Eine weitergehende Vorstellung ist nicht notwendig. Einfach frisch drauf los schreiben  :grins2:
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Sauropode am 22. August 2017, 18:40:41
Hallo!

Ganz entspannt sein und einfach schreiben, was Dir am Herzen liegt. Eine Vorstellung ist nicht nötig.

:grins2:
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Belbo am 22. August 2017, 19:06:45
Zitat von: Vanitas am 22. August 2017, 18:34:30
Hallo, ich bin neu im Forum. Ich weiß also noch nicht so viel.
Über Methadon kann ich vielleicht schon was schreiben.
Aber ich weiß noch nicht, ob ich in dieses Forum passe.
Wo und wie soll ich mich vorstellen.
Sorry, bin wirklich ganz frisch hier :D

Sei gegrüsst und willkommen, was weisst Du denn über Methadon?
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Vanitas am 22. August 2017, 20:27:54
Es gibt da einen Beitrag der Schweizer Krebsliga:

ZitatMethadon in der Krebstherapie: Einschätzung der Krebsliga

Die Krebsliga zweifelt an der Wirksamkeit von Methadon bei Krebspatienten im Hinblick auf ein verbessertes Überleben und warnt ausdrücklich vor unrealistischen Hoffnungen und Erwartungen. Die Krebsliga gibt als nicht medizinische Organisation keine Therapie-Empfehlungen ab. Wir bitten Krebsbetroffene sich mit Fragen zu Methadon an ein onkologisches Behandlungsteam zu wenden.
https://www.krebsliga.ch/medien/medienmitteilungen/pages/2017/methadon-in-der-krebstherapie-einschaetzung-der-krebsliga/ (zuletzt aufgerufen 22.08.17; 21:17 Uhr)
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Vanitas am 22. August 2017, 20:43:57
Die Universität Ulm hat auch Stellung dazu genommen:

ZitatStellungnahme zur Tumortherapie mit Methadon
Gemeinsame Stellungnahme der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm, des Universitätsklinikums Ulm und des Comprehensive Cancer Center Ulm zur Tumortherapie mit Methadon vom 23.08.2016

Durch einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks in der Tagesschau24 wurde der Eindruck erweckt, dass eine Behandlung mit Methadon bei Patienten mit Tumoren (insbesondere Glioblastome und Leukämien) die Wirkung von Chemotherapien verstärkt und zu einer fast vollständigen Zerstörung der Tumoren führen kann. Dieses Therapiekonzept habe sich insbesondere bei Patienten mit weit fortgeschrittener Erkrankung bewährt und es seien insgesamt 80 Patienten erfolgreich behandelt worden.

Hierzu möchten wir Folgendes feststellen:
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die von der Arbeitsgruppe der Molekularbiologin Frau Dr. Friesen am Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm erhoben wurden, beziehen sich ausschließlich auf vorklinische Experimente entweder mit Zellkulturen oder tierexperimentellen Studien.
Diese Daten lassen sich nicht automatisch auf die Situation beim Patienten übertragen. Es gibt zahlreiche interessante wissenschaftliche Konzepte zur Verstärkung der Wirkung von Chemotherapie oder zur Resensitivierung von Tumoren gegenüber chemotherapeutischen Protokollen. Viele dieser Konzepte zeigen leider beim Einsatz am Patienten nicht den gewünschten Effekt.
Um die Wirksamkeit einer solchen Konzeptes, wie des Einsatzes von Methadon zur Therapie von Tumoren, zu beurteilen, ist es daher unbedingt notwendig, prospektive, kontrollierte, randomisierte Studien bei Patienten durchzuführen.
http://www.uniklinik-ulm.de/news/article/1119/stellungnahme-zur-tumortherapie-mit-methadon-1.html
(zuletzt aufgerufen 22.08.17; 21:38 Uhr)

Auch dieser Link zum Radio-Kommentar über Methadon könnte hilfreich sein
http://www.br.de/radio/bayern2/wissen/iq-wissenschaft-und-forschung/methadon-gegen-krebs-100.html
(zuletzt aufgerufen 22.08.17; 21:43 Uhr)
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Belbo am 22. August 2017, 20:46:24
Zitat von: Vanitas am 22. August 2017, 20:27:54
Es gibt da einen Beitrag der Schweizer Krebsliga:

ZitatMethadon in der Krebstherapie: Einschätzung der Krebsliga

Die Krebsliga zweifelt an der Wirksamkeit von Methadon bei Krebspatienten im Hinblick auf ein verbessertes Überleben und warnt ausdrücklich vor unrealistischen Hoffnungen und Erwartungen. Die Krebsliga gibt als nicht medizinische Organisation keine Therapie-Empfehlungen ab. Wir bitten Krebsbetroffene sich mit Fragen zu Methadon an ein onkologisches Behandlungsteam zu wenden.
https://www.krebsliga.ch/medien/medienmitteilungen/pages/2017/methadon-in-der-krebstherapie-einschaetzung-der-krebsliga/ (zuletzt aufgerufen 22.08.17; 21:17 Uhr)

In welchen trüben Gewässern, Frau Dr. Friesen inzwischen fischt, hatte ich hier schon verlinkt.

https://forum.psiram.com/index.php?topic=15744.msg215009#msg215009

Das deckt sich mit dem schon hier verlinkten Beitrag:

http://blogs.faz.net/deus/2017/08/16/methadon-krebs-und-das-spiel-mit-der-hoffnung-4546/

Schlimm halt, dass der Hype so viel falsche Hoffnungen und Leid verursachen wird. Wie die plusminus Redaktion das mit ihrem Gewissen vereinbart? Keine Ahnung.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Vanitas am 22. August 2017, 21:12:53
Sorry, dass sich die Links gleichen hatte ich noch nicht bemerkt.
Nun, wie es aussieht stacheln die das sogar noch weiter an:
ZitatMethadon als Krebsmittel: Wie Patienten, Ärzte und Verbände auf einen Plusminus-Bericht reagieren
http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/methadon-krebstherapie-reaktionen-100.html
(zuletzt aufgerufen 22.08.17; 22:11 Uhr)
(hoffentlich habe ich jetzt nicht schon wieder einen deckungsgleichen Link verwendet?)

Sogar in meiner eigenen Familie glauben alle an eine
"Krebsverschwörung" :skeptisch:
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Vanitas am 22. August 2017, 21:33:13
Sogar die Uni München gibt eine Stellungnahme:

ZitatAuf Grund der fehlenden Belege für eine antiproliferative Wirkung von D,L-Methadon beim Menschen,
der ausgeprägten interindividuellen pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Unterschiede
(17) und dem damit verbundenen Risiko für Nebenwirkungen (16, 18, 19) raten wir von der Verwendung von D,L-Methadon zur Tumortherapie ab (5-7, 20). 
Darüber hinaus stellt D,L-Methadon auf Grund des erhöhten Risikos für Nebenwirkungen im Vergleich
mit anderen Opioiden (21) und der hohen Anzahl an Opioid assoziierten Überdosierungen (22) ein
Opioid der zweiten Wahl dar (23).
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Klinik-und-Poliklinik-fuer-Palliativmedizin/download/de/aktuelles/20170705_DGP_Stellungnahme_Methadon.pdf
(zuletzt aufgerufen 22.08.17; 22:32 Uhr)
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: eLender am 22. August 2017, 21:43:52
Willkommen Vanitas!

Das mit dem Methadon scheint tatsächlich über die Schleuder Plusminus gehypt worden zu sein. Ich habe auf FB mal kurz in einem Faden dort gelesen. Da wurde Krebspatienten sogar Hinweise und Vorschläge gemacht, wie sie an das Methadon kommen könnten. Im öffentlich-rechtlichen Medien versagt des öfteren mal die Qualitätskontrolle bzw. man hat dort Aktivisten, die ihre Stellung schamlos für eigene Interessen nutzen.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Vanitas am 23. August 2017, 07:38:51
Ihr hattet ja schon geschrieben, dass "W wie Wahrheit" dies jetzt wohl als Vorwand sieht die Gerüchteküche so ordentlich anzuheizen und eine Verschwörung im "Pharma-Kartell" zu unterstellen.
Wahrscheinlich, damit noch mehr Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen sollen.
Ich frage mich, ob die alles, was die Wissenschaftler/innen mühsam zusammengetragen haben wieder zu nichte machen wollen.

Ich habe mal im Wiki unter "Arzneimittelgesetz (Deutschland)" recherchiert und bin auf folgendes gestoßen:
ZitatNeueren Aspekten, insbesondere der Bedeutung von bestimmten Präparaten im Sport (,,Doping"), trägt das Gesetz Rechnung, indem es die Anwendung von Dopingmitteln (§ 6a), die auf einer durch das Bundesinnenministerium zu erlassenden Rechtsverordnung basierenden Liste verboten sind, unter Strafe stellt (§ 95).
https://de.wikipedia.org/wiki/Arzneimittelgesetz_(Deutschland)
(zuletzt aufgerufen 23.08.17; 8:37 Uhr)

Ich frage mich, ob Methadon nicht auch in diese Richtlinie mit hineinfällt? (Doping)  :police:

Da gabs doch schon mal ein anderes "Wundermittel" gegen Krebs oder nicht? Wie hieß das noch gleich?
War das nicht "Dichloracetat"?
http://www.mind-difference.info/fitness-gesundheit/dca-krebs-heilung/
(zuletzt aufgerufen 23.08.17; 8:44 Uhr)
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Conina am 28. August 2017, 10:32:36
https://www.arznei-telegramm.de/html/htmlcontainer.php3?produktid=049_02&artikel=1706049_02k

ZitatIm Blickpunkt
METHADON GEGEN KREBS?

Mehrere Kollegen bitten uns um Einschätzung des Nutzens von Methadon (METHADDICT u.a.) gegen Krebs. Anlass sind Fernsehsendungen, in denen eine spezielle Zubereitung des hierzulande ausschließlich zur Substitutionsbehandlung bei Opioidabhängigkeit zugelassenen Opioids als viel versprechende und kostengünstige unterstützende Therapie bei Krebs dargestellt wird. Die Pharmaindustrie würde die Erforschung des patentfreien Mittels jedoch zu Gunsten teurer Innovationen nicht finanzieren, weil mit Methadon kein Geld zu verdienen sei.1 Methadon soll nach dem Prinzip eines Wirkverstärkers über Aktivierung von Opioidrezeptoren auf Tumorzellen die Wirkung einer Chemotherapie verbessern.2 Patienten scheinen die Verweise auf in-vitro- und tierexperimentelle Ergebnisse sowie die suggestiven anekdotischen Berichte so zu überzeugen, dass sie die Behandlung mit Methadon aktiv einfordern.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: ajki am 10. April 2018, 09:54:13
Mein lieber Schwan....

Der Fall Methadon (http://www.deutschlandfunk.de/ueber-krebs-und-hoffnung-der-fall-methadon.740.de.html?dram:article_id=414968)

Deutschlandfunk, Marcus Anhäuser und andere zu dem Riesenfass "Methadon" aufgrund medialen Hypes 2017

Hier die zusammenfassende Rückschau bis dato

ZitatJutta Hübner: "Die hat uns direkt nach den ersten Sendungen über die Patienten erreicht, fast schon am Tag danach ging das los. Und dann nahm das einen irrsinnigen Schwung an, dass praktisch jeder Patient danach fragte, egal ob stationär, in der Ambulanz, in meiner Sprechstunde - also alle Patienten fragten. Da brauchen Sie fast schon in der Klinik oder in der Praxis eine Task Force, die nichts anderes mehr macht."

ZitatMedizinjournalist Marcus Anhäuser: "Den Impact hat's ja gehabt. Also, wenn es mir als Journalist darum ginge, nur Impact zu haben, dann ist die Geschichte ein voller Erfolg. Weil alle Medien haben das übernommen, alle haben dieselbe Geschichte erzählt. Von daher betrachtet ist es ein Erfolg. Aus Sicht von Patienten, und wenn ich das selber als Journalist betrachte, würde ich sagen: Es ist komplett in die Hose gegangen. "

ZitatSo mag es die Onkologin Jutta Hübner nicht sehen. Sie beobachtet die Dynamik eher mit Sorge. "Wir müssen damit rechnen, dass das in Zukunft häufiger passiert, weil sich unsere Gesellschaft in diese mediale Entwicklung herein begibt. Und wir können nicht jedes Mal, wenn irgend so ein Thema wuppt in den sozialen Medien, gleich mit einer Riesen-Studie hinterherschießen.

Denn so eine Studie erfordert Ressourcen - Ressourcen finanziell, Ressourcen bei den Forschern und Ressourcen bei den Patienten, die an der Studie teilnehmen. Und die sind weg für irgendeine andere Studie, die vielleicht viel besser wäre. Wir haben ja eine hohe Verantwortung, uns wirklich zu überlegen, mit unseren begrenzten Möglichkeiten, was ist denn ganz oben auf der Liste, weil es wirklich Patienten weiterbringt. Und deshalb finde ich ist das auch ethisch gerade eine ganz schwierige Frage."
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: ajki am 12. April 2018, 15:31:12
In Ergänzung zum DLF-feature und in Bezug darauf hat Marcus Anhäuser auf seinem SciBlogs-Anteil Plazeboalarm (http://scienceblogs.de/plazeboalarm/) nochmal erklärend / weitergehend nachgelegt:

Methadon-Kritik: Vom Dilemma des einzelnen Krebspatienten und den Interessen der Allgemeinheit (http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/methadon-vom-dilemma-des-einzelnen-krebspatienten-und-den-interessen-der-allgemeinheit/)

Der Blog beschreibt seine (eine) grundlegende Schwierigkeit im Zusammenhang, wenn man auf einzelne Betroffene reagieren muß, die auf seine (eine) generelle mediale Kritik empört reagieren. Dieses Problem ist natürlich allgemein gültig und war schon häufiger auch gesellschaftlicher Streitfall (der Musterfall im Widerstreit öffentlicher / privater Interessenlagen war / ist vielleicht der Bereich AIDS und der Drang vieler Betroffener nach schnellem, gar "sofortigem" Zugang zu neuen, kaum / gar nicht beforschten Mitteln und natürlich auch zu "Wundermitteln").

Der Drang zu (noch) nicht hergestellter Evidenz bei Arzneimittelprodukten betrifft natürlich auch das gesamte Feld der esoterischen (Un-) "Heilmittel" - wenn es keine Evidenz für irgendeine (positive) Wirkung gibt, dann bleibt ja das Erleben der eigenen Unwohlsein-Gefühle trotzdem erhalten und muß dementsprechend von Vielen irgendwie bearbeitet werden. Das ist vielleicht DAS klassische Einfallstor für Quackery und Eso-Mist.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Conina am 12. April 2018, 23:45:44
Ich habe es mir auch angehört, das erinnert an Regividerm damals.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: ajki am 13. April 2018, 06:05:22
Naja, der Unterschied ist schon, dass damals bei Regividerm eine durchaus lautstarke mediale Reaktion zur Schleichwerbung erfolgte - in recht publikumsstarken medialen Produkten. Mal davon abgesehen, dass das "Wundermittel" Regividerm auch nur eine Pflegesälbchen ist - damals als Medizinprodukt eingestuft und letztlich auch nicht viel mehr geworden.

Bei dem massiven Kaliber "Methadon" würde man deutlich mehr erwarten als Reaktion auf die Schleichwerbung. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die paar Jahre später seit Regividerm (und vielem anderen ÖR-Schmarrn) scheinen die Abstumpfungsprozesse in der Öffentlichkeit mittlerweile einen Stand erreicht zu haben, dass es furchtbar mühsam ist, so eine verdeckte ÖR-Fehlleistung überhaupt noch als solche darstellen zu können.

Und: wie es auch im psiram Regividerm-Artikel schön zu lesen ist, hat ja die "knallharte Enthüllungsstory" über die finsteren Verhinderungspraktiken der noch finsterern Fama-Industrie auch brav einen Preis bekommen für die Super-Story. Man mag schon gar nicht mehr nachschauen... aber muss schon befürchten, dass auch der "Methadon"-Hype journalistisch belobhudelt wurde.
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: celsus am 16. Juni 2018, 18:03:54
Fall Friesen:

ZitatEine aufrichtige, faktenbasierte Diskussion ist im Interesse aller Beteiligten

vs.

ZitatVor kurzem ist unsere Kanzlei bereits für Frau Dr. Friesen erfolgreich gerichtlich gegen einen Arzt aus Ludwigsburg vorgegangen.

https://www.presseportal.de/pm/128908/3961403

Vielleicht ist sie doch einfach nur mediengeil?
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Peiresc am 16. Juni 2018, 19:06:54
ZitatDie Wahrheit ist, dass das Experiment gemäß den angewendeten Ethik-Regeln nach 33 Tagen abgebrochen werden musste, weil im Tierversuch eine krebskranke (tumortransplantierte) Maus in der Gruppe der unbehandelten krebskranken Mäuse, die als Kontrolle zu den mit Methadon behandelten Mäusen dienten, im Sterben lag.
:rofl2 ... oh, Verzeihung, das ist mir so rausgerutscht. Ich wollte eigentlich auf den Beileid-Smiley klicken.

ZitatIn einem solchen Fall ist das Experiment insgesamt zu beenden. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus den dazugehörigen Informationen der Studie selbst, die man schlicht hätte nachlesen können
Schade, dass sie keinen Link dazu liefern.  8)
Titel: Re: Methadon als Krebsmittel?
Beitrag von: Peiresc am 23. Mai 2019, 20:14:55
https://www.aerzteblatt.de/archiv/207500/Arznei­mittel­kommission-der-deutschen-Aerzteschaft-Aus-der-UAW-Datenbank (https://www.aerzteblatt.de/archiv/207500/Arzneimittelkommission-der-deutschen-Aerzteschaft-Aus-der-UAW-Datenbank)

ZitatFall 2
Im zweiten Fall geht es um einen 59-jährigen Patienten, bei dem ein Glioblastom multiforme WHO Grad IV reseziert worden war. Parallel zu einer nachfolgenden Radiochemotherapie mit Temozolomid nahm der Patient in der Hoffnung auf eine antitumoröse Wirksamkeit Methadon ein (genaue Dosierung nicht bekannt). Dies geschah ohne Kenntnis der behandelnden Ärzte, da Familienangehörige ihm das Mittel besorgt hatten. Temozolomid musste aufgrund einer ungewöhnlich schnell aufgetretenen Thrombozytopenie abgesetzt werden. Gleichzeitig traten Übelkeit, Verwirrtheit, Gangunsicherheit und Obstipation auf. Der Verdacht auf eine Tumorprogression oder ein Hirnödem bestätigte sich in der MRT-Diagnostik jedoch nicht. Infolge der Gangunsicherheit des Patienten, der – wie fremdanamnestisch eruiert werden konnte – wohl eine Dosissteigerung von Methadon zugrunde lag, kam es zu einem Sturz mit schwerem Schädelhirntrauma.