Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Die grüne Hysterie

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von eLender, 27. Januar 2015, 21:51:31

« vorheriges - nächstes »

eLender

ZitatVor 50 Jahren fingen die Deutschen an, sich Sorgen um die Umwelt zu machen. Heute leben sie in einem Öko-Musterland. Dieser Erfolg wird nun zur Gefahr: Bio ist eine Art Religion – die Widersprüche und Irrsinn erzeugt

http://www.welt.de/print/wams/article136742944/Die-gruene-Hysterie.html

Im Anhang noch ein lesenswerter Kommentar von M. Miersch aus dem aktuellen Focus.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Kapuzino

Hm. Beide Texte drücken eigentlich nur gedankliche Hilflosigkeit der Autoren aus. Sie gehören zur anderen Hälfte des Mainstreams, der ratlos ihrem Pendent, den Öko- Bioeiferern gegenübersteht. Wenn man Grün als Ausfluss einer "Bewegung" auffasst, hat man den polit-ökonomischen Kontext nicht verstanden, in dem aus genau diesem Grund die verschiedensten Moralismen sich gegenseitig schuldig sprechen.
K.

   

Groucho

Zitat von: Kapuzino am 08. Februar 2015, 16:31:23
Wenn man Grün als Ausfluss einer "Bewegung" auffasst, hat man den polit-ökonomischen Kontext nicht verstanden, in dem aus genau diesem Grund die verschiedensten Moralismen sich gegenseitig schuldig sprechen.

Wie ist dann der polit-ökonomische Kontext, der "Grün" verstehen lässt?

Patches O Houlihan

Zitat von: Kapuzino am 08. Februar 2015, 16:31:23
Hm. Beide Texte drücken eigentlich nur gedankliche Hilflosigkeit der Autoren aus. Sie gehören zur anderen Hälfte des Mainstreams, der ratlos ihrem Pendent, den Öko- Bioeiferern gegenübersteht. Wenn man Grün als Ausfluss einer "Bewegung" auffasst, hat man den polit-ökonomischen Kontext nicht verstanden, in dem aus genau diesem Grund die verschiedensten Moralismen sich gegenseitig schuldig sprechen.
K.

nicht, dass ich nun bewusst schmerzhaft stochern wollte, aber du studierst nicht zufällig Soziologie?

bisher hast du nun, so meine Wahrnehmung, mehrfach mit dem Modul operiert "wer blablabla, der hat das nicht verstanden", natürlich ohne klar zu benennen, sondern in vagen Andeutungen lassend, wie was verstanden wäre. das ist unbefriedigend.
Fair fände ich nun ein sauberes Trommelfeuer an strukturierten, kurzen und dichten Argumenten, wie denn "Grün" zu verstehen sei. und bitte keine Schlagwortorgie mit Halbwahrheiten. und bitte trotzdem mit Blick auf den historischen Kontext ihrer Entstehung, diesen nämlich unterschlagend und auf die gegenwärtige FDP-mit-Dosenpfand zu verweisen wird der historisch-prozessualen Systemperspektive (wenn du hier solche Worte benutzt, machst du dich ggf. lächerlich) nicht gerecht.

oder um es in den schlichten Worten dieses Marx zu sagen:
Zitat von: Groucho am 08. Februar 2015, 17:02:47
Wie ist dann der polit-ökonomische Kontext, der "Grün" verstehen lässt?

Patches O Houlihan


Kapuzino

Zitat von: Patches O Houlihan am 12. Februar 2015, 15:00:52
du studierst nicht zufällig Soziologie?

Lernen Soziologen polit-ökonomische Kontexte ?

Zitat von: Patches O Houlihan am 12. Februar 2015, 15:00:52
mit dem Modul operiert "wer blablabla, der hat das nicht verstanden"

Ein Indiz für nicht verstanden wäre blablabla schon.
Aber das Blabla ist ja im Faz-Fall ein Feuilletonstil, der sich mit Wörtern wie Religion und Hysterie erst mal interessant macht, aber dann nur allerlei Beobachtungen und gefühlt widersprüchliche Sachen aufzählt.
Die Religiösität ist nirgends näher bestimmt und wird ziemlich allgemein irgendwo im Grünen verortet.
Mit so nem Text kann man eigentlich nicht viel anfangen, weil da nichts wirklich ausgeführt wird.
Das Wort Hysterie setzt auf simple Parteinahme der angesprochenen Klientel.
Der Gentechnik-Artikel ist auch nur ein ausgewalzter Allgemeinplatz. Mir ist, als wenn ich ihn in den letzten zwanzig Jahren zum zwanzigsten mal in Varianten lese.

Vielleicht ist ja so Zeitungsgeschreibs nichts, worüber man gut reden kann.
Kein Argument, keine richtige These.
Bei jedem Lesen der Texte werd ich ratloser. Wo soll man anfangen ? 

Vielleicht doch mit dem Polit-Ökonomischen ?
Nachdem, was ich hier im Forum erlebt habe, bezweifele ich, ob das Sinn hat. Sowas zum Beispiel:
Zitat von: Patches O Houlihan am 12. Februar 2015, 15:00:52
Fair fände ich nun ein sauberes Trommelfeuer an strukturierten, kurzen und dichten Argumenten, ...
hab ich hier noch nicht entdeckt, aber egal.
Die gemeinsame Erörterung einer Sache lässt sich zudem nicht gut als "Trommelfeuer" umsetzen.
Da rate ich zur Geduld und zur Verzahnung der Einwürfe. Das soll sich dorch erst im Gespräch entwickeln.
Wenn alles schon fertig durchdacht und formuliert wäre, könnte man ja gleich ein Buch schreiben.

Vielleicht erst mal als Skizze:

Seit der schnell expandierenden Industrieproduktion (D 19.Jhd.) gibt es Naturzerstörung, etc. pp.
Die erzeugt ein Unbehagen.
Das setzt sich um in:
- einer sachlich-technischen Sorge (Rohstoffe am Ende, Klima etc.)
- einem romantischen Moralentwurf (Lebensreform, Öko, Bio etc.)
- einer funktionalen Sorge des Staates um die Konkurrenzfähigkeit seines Standortes

Der Moralismus der romantischen Bewegung wird von sachlichen Beobachtern zu Recht als irrational erlebt.
Das ledigliche Standortinteresse des Staates wird nicht erkannt und dem Staat, eine, in Wirklichkeit nur den jeweiligen Wünschen entspringende Aufgabe untergeschoben.
Wenn der Staat diesen vermeintlichen "Aufgaben" nicht nachkommt, schreibt man dem folglich falsche Ursachen zu, z.B. Lobbyeinflüsterung von den einen Seite bzw. den Druck der moralistischen "Ökohysterie" von den anderen.
Die ganz eigenen Standort-Kalkulationen der Staaten werden moralisch gedeutet (Ausfluss von ...), also "Meinungen" oder externen Interessen zugeschrieben

Keine dieser Reaktionen erkennt die notwendige (und nicht moralische) Gleichgültigkeit kapitalistischer Produktion gegenüber ihren Grundlagen.

so weit erst mal

Patches O Houlihan

entweder es steht nicht drin oder ich habs nicht verstanden:
Zitat von: Groucho am 08. Februar 2015, 17:02:47
Wie ist dann der polit-ökonomische Kontext, der "Grün" verstehen lässt?

pelacani

Zitat von: Kapuzino am 13. Februar 2015, 17:11:20
Aber das Blabla ist ja im Faz-Fall ein Feuilletonstil, der sich mit Wörtern wie Religion und Hysterie erst mal interessant macht, aber dann nur allerlei Beobachtungen und gefühlt widersprüchliche Sachen aufzählt.

Hier geht's schon los. Nirgends in dem gesamten Thread vorher ist von der FAZ die Rede. Was nutzt da alle Durchblickerei, wenn sie freischwebend in der Luft hängt.

ZitatMensch, werde wesentlich!
- Angelus Silesius

eLender

Kapuzino, ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was du eigentlich sagen willst. Ist es das:

:dagegen:

oder jenes:

:protest:

Dann erspare dir doch das Geschreibe und nutze den Smiley (ggf. auch in Kombination).
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Typee

Bisher hab ich mich ja rausgehalten, Kapuzino, aber jetzt hör doch mal:

ZitatLernen Soziologen polit-ökonomische Kontexte ?

in der Wirtschaftssoziologie, ja.

ZitatAber das Blabla ist ja im Faz-Fall ein Feuilletonstil...

Was für'n Faz-Fall?

ZitatDie Religiösität ist nirgends näher bestimmt und wird ziemlich allgemein irgendwo im Grünen verortet.

Religionen sind viel älter als die Grünen und könnten ganz gut ohne die existieren. Ansonsten weiß ich auch nicht, worauf Du da rauswillst.

ZitatDer Gentechnik-Artikel ist auch nur ein ausgewalzter Allgemeinplatz. Mir ist, als wenn ich ihn in den letzten zwanzig Jahren zum zwanzigsten mal in Varianten lese.

Na, dann zeig's uns doch mal, wo der Bartel den Most holt. So mit Faktenfaktenfakten, Du weißt schon.

Zitat
Vielleicht erst mal als Skizze:

Seit der schnell expandierenden Industrieproduktion (D 19.Jhd.) gibt es Naturzerstörung, etc. pp.
Die erzeugt ein Unbehagen.
Das setzt sich um in:
- einer sachlich-technischen Sorge (Rohstoffe am Ende, Klima etc.)
- einem romantischen Moralentwurf (Lebensreform, Öko, Bio etc.)
- einer funktionalen Sorge des Staates um die Konkurrenzfähigkeit seines Standortes

Wenn Du sowas sauber belegt und unter Vermeidung von Allgemeinplätzen schreiben willst, brauchst Du mindestens 4, wenn nicht 5 Jahre, ungefähr 300 bis 400 Druckseiten und einen Prof., der Dich sorgfältig anleitet, weil Du Dich sonst hoffnungslos verläufst. Dafür darfst Du hinterher auch einen akademischen Grad führen. Wenn Du Pech hast, schreibt ein Dutzend anderer Doktoranden gerade am selben Thema, dann ist es damit Essig. Glaub mir einfach mal, ich weiß, wovon ich da rede.

Abgesehen davon verstehe ich nicht ganz, was der romantische Moralentwurf mit polit-ökonomischen Kontexten zu tun haben soll. Wenn Du das auch noch einbeziehen willst, erhöhe ich die Druckseitenprognose auf 500 bis 600.

ZitatDer Moralismus der romantischen Bewegung wird von sachlichen Beobachtern zu Recht als irrational erlebt.

So? Dann mach Dich einmal mit dem Begriff der "Wertrationalität" vertraut. Und dann werfen wir den Definitionsapparat an und schauen, was wir uns unter einem "sachlichen Beobachter" vorstellen dürfen. Ich kann Dir eins aus dem Nähkästchen verraten: wenn wir zwischen Wert- und Zweckratio abwägen, sind wir mitten in Geschmacksfragen gelandet. Aber erst mal Schwamm drüber.

ZitatDas ledigliche Standortinteresse des Staates wird nicht erkannt und dem Staat, eine, in Wirklichkeit nur den jeweiligen Wünschen entspringende Aufgabe untergeschoben.
Wenn der Staat diesen vermeintlichen "Aufgaben" nicht nachkommt, schreibt man dem folglich falsche Ursachen zu, z.B. Lobbyeinflüsterung von den einen Seite bzw. den Druck der moralistischen "Ökohysterie" von den anderen.
Die ganz eigenen Standort-Kalkulationen der Staaten werden moralisch gedeutet (Ausfluss von ...), also "Meinungen" oder externen Interessen zugeschrieben

Wenn das keine Allgemeinplätze sind. Und was hat das mit der Ausgangsfrage zu tun? Ich finde generell, dass Du ein Problem damit hast, Deine Gedanken so zu formulieren, dass man Dir folgen kann.

ZitatKeine dieser Reaktionen erkennt die notwendige (und nicht moralische) Gleichgültigkeit kapitalistischer Produktion gegenüber ihren Grundlagen.

Na schön, der Kapitalismus hat aus sich heraus keine moralische Dimension, weder eine gute noch eine böse. Das ist nun nicht so wahnsinnig neu. Aber auch hier: was lernt uns das? - frug mein Mathelehrer. Bringt uns das dem Phänomen "Grüne" irgendwie näher? Wieso sind "Grüne" im späten 20. Jahrhundert hochgekommen, und nicht in der Hochzeit des Manchester-Kapitalismus, wo noch nicht einmal jemand versuchte, dem Kapitalismus von außen moralische Leitplanken zu verpassen?

Ich werde den Eindruck nicht los, dass Du die Ökonomie hier maßlos über-, und den kulturgeschichtlichen Überbau sträflich unterschätzt. Aber auch damit wärst Du nicht der erste.

Zitatso weit erst mal

Drohen lass ich mir nicht.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Robert

ZitatSeit der schnell expandierenden Industrieproduktion (D 19.Jhd.) gibt es Naturzerstörung

Blödsinn. Mindestens seit der Antike gibt es großflächige Naturzerstörung.

Patches O Houlihan

Nich doch Roberta, willst du damit etwa sagen, dass man bereits in der Antike anfing die Wälder Spaniens/Iberiens großflächig abzuholzen und weit vor dem 19.Jh.  nichts mehr von den Wäldern übrig geblieben war, um das Unterfangen weiterzubetreiben?

Das ist doch nur eine Anti-Antike-Verschwörungstheorie. Die Menschen in der Antike waren allesamt Helden, kennt man doch von diesem gelben Dounat-Fan.

Nebenbei: schon Gilgamesh zog los, um Zedern zu organisieren, da er ein Held und Mann der Tat war, selbstredend erfolgreich und mit dem Blut derer erkauft, die ihn daran hindern wollten.

Edit: Naturzerstörung lässt sich von Naturnutzung nicht unbedingt gut angrenzen. Was ist mit den uralt-Steinbrüchen, den Riesenprojekten, wo mal kurz über zig Jahre Hafenbassins angelegt wurden usw.

Wolleren

Das mit der Umwelt ist immer etwas komplexer als gedacht:
http://www.slf.ch/ueber/organisation/oekologie/gebirgsoekosysteme/projekte/carbon_storage_vs_albedo/index_DE
Wald ist nicht immer und überall toll für die Klimabilanz, auch wenn das aktuelles Dogma ist.

Und gestern hat die SZ doch tatsächlich eine Karte veröffentlicht, auf der Nationen danach eingefärbt sind, wie viel Plastik sie in die Weltmeere leiten (Europa: nicht viel, Skandinavien sogar ganz wenig, böse: China und Indonesien). Für die grüne Hysterie in D ist das ganz schlecht (und in CH und A erst!), ich weiß auch nicht, wie die SZ auf so eine Greenpeace-feindliche Aktion kommt.

(OT: heute hat die SZ einen schönen, lesenswerten, ganzseitigen Artikel über persönliche Erfahrungen mit Naturheilkunde, Heilpraktikern u. dergl.: Die Alternativen kommen sehr schlecht weg, um nicht zu sagen, sie werden vernichtet, zernichtet eigentlich).

Belbo

Raubbau an ökologischen Systemen ist immer total super, und natürlich das entwaldete Istrien mit den heutigen weltweiten Verlusten vergleichbar...... $) ...ach die Eiben hab ich ganz vergessen....

http://de.wikipedia.org/wiki/Osterinsel#Fr.C3.BChgeschichte

Robert

Jaklar, ich finde ökologischen Raubbau total gut.  $)

http://www.muk.uni-frankfurt.de/43150163/199?

In der Antike wurde der gesamte Mittelmeerraum entwaldet. Die Maccia ist ein Rest. Die ursprünglichen mediterranen Wälder sind weg. Und zwar ganz weg.

http://de.m.wikipedia.org/wiki/Mittelmeerraum#Vegetation

ZitatMit Ende der Eiszeiten hat sich in dieser Region jeweils der sommertrockene, subtropische Klimatyp eingestellt, so dass feuchtigkeitsliebende Pflanzen nach Norden abgedrängt und – je nach Biotop – immergrüne Hartlaubgewächse oder Nadelhölzer bestimmend wurden. Zwar ist aufgrund jahrtausendealten menschlichen Eingriffs die ursprüngliche Vegetation nur schwer zu bestimmen, aber es ist wahrscheinlich, dass der Mittelmeerraum einst vollständig von Wäldern dieser Arten bedeckt war.