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99,9 % aller Pestizide sind natürlichen Ursprungs

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Begonnen von eLender, 06. Januar 2015, 21:58:35

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eLender

Ich beschäftige mich momentan ein wenig intensiver mit pflanzlichen Toxinen, insbesondere seit das Thema Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) immer mal wieder hochkocht. Das sind stark leberschädigende und krebserregende Substanzen, die in vielen Unkräutern (u.a. Greiskräutern) vorkommen und immer mal wieder in Lebensmiteln (zuletzt Bio-Kräutertees) gefunden werden. Ich bin dann irgendwann auf die Aussage im Titel gestoßen, die von einem recht hochkarätigen Biochemiker namens Bruce Ames geäußert wurde. Ich fasse mal kurz zusammen:

Pflanzen produzieren natürliche Pestizide, um sich gegen Fraßfeinde zu schützen. Diese finden sich auch in allen möglichen Früchten und Gemüsen in nicht unerheblichen Mengen. Ames hat berechnet, dass der Anteil der synthetischen Pestizide (also der mit der "Giftspritze" hinzugefügten) nur einen durchschnittlichen Anteil von 0,01 % an der Gesamtmenge der Pestitide in pflanzlicher Nahrung ausmacht.

Dabei sind die natürlichen Pestizide mindestens genauso toxisch wie die synthetischen. Er hat sich in seiner Arbeit auf die karzinogene Wirkung konzentriert und gilt als der Erfinder einer mikrobiologischen Screeningmethode, um solche Stoffe zu identifizieren. Dabei wurde festgestellt, dass die natürlichen Pestizide ein vergleichbar hohes karzinogenes Potential wie die synthetischen haben. Mit anderen toxikologischen Wirkungen (organschädigend, erbgutschädigend, reproduktionsschädigend etc.) wird es ähnlich aussehen (siehe PA).

Finde ich ein starkes Argument, wenn es mal wieder um die ach so schädlichen Pestizide und die harmlose Natur geht. Abgesehen von einer maßlosen Überschätzung des toxikologischen Potentials synthetischer Pestizide (Stichwort: Riskikobewertung) spricht das auch nicht unbedingt für eine rein pflanzliche Ernährung, insbesondere Rohkost könnte man als Riskikofaktor einschätzen (Kochen eliminiert zumindest einen Teil der Toxine). Gut, das mit der Rohkost ist wohl nicht so wirklich überraschend.

Um jetzt keine Panikmache ala Ehgartner zu betreiben, sei darauf hingewiesen, dass die Dosis immer das Gift macht. Selbst wenn die Substanzen potentiell krebserregend sind, in der Menge zeigen sie dies im Tierversuch nicht (wie übrigens auch die synthetischen Pestizide).

Eine Sache macht mich aber ein klein wenig stutzig: Im WP-Artikel zur Person findet sich der Hinweis, dass er mittlerweile eine Firma für Nahrungsergänzugsmittel betreibt und als starker Proponent dafür auftritt. Macht ihn ja nicht gerade seriöser. Nichtsdestotrotz ist seine frühere Forschung solide.

Wen es interessiert, hier ein Artikel, der die Aussage beinhaltet:

http://toxnet.nlm.nih.gov/cpdb/pdfs/Paracelsus.pdf

Sein Eintrag auf WP: http://de.wikipedia.org/wiki/Bruce_Ames
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Robert


eLender

Zitat von: Roberta am 06. Januar 2015, 22:07:56
Machste einen Blog draus?

*Hust* Danke für die Ehre, aber da bräuchte ich noch ein bisserl mehr Zeit. Mal sehen, was ich die nächsten Wochen so zusammenbringe.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Krebskandidat

Hier spricht er sogar von 99,99 %.

Zu den PA's fällt mir die Sache mit dem Borretsch ein.

http://www.pflanzenforschung.de/de/journal/journalbeitrage/das-gift-von-der-wiese-pyrrolizidinalkaloide-nahrungsmi-10149

Schon amüsant. Die Gentechgegner pochen auf weitere drölfzig Studien über gv-Pflanzen, auf dass sich endlich mal ein winziges Indiz auf eine eventuelle Schädlichkeit offenbart, während sie weitaus giftigeres Gemüse in sich reinschauffeln und davon ausgehen, dass dieses gesund - weil ja "natürlich" - sei. Bis mal jemand auf die Idee kommt das Zeug von Mutter Natur auch mal zu untersuchen.

Auch in den Honig können PA's durch Bienen getragen werden. Und die Leute haben Angst vor maximal 0,9 % gv-Pollen in Honig, der ohnehin nur 0,5 % Pollen enthält...
"wenn gott nicht das universum und unsere physik gesetze geschaffen hat dann wie kann es sein dass wasser bei genau 0 Grad friert und bei genau 100 Grad kocht? Zufällig 2 runde zahlen, was wäre die wahrscheinlichkeit?"

sumo

Das Thema kam mir auch gerade unter im Buch
"Die Angst der Woche-Warum wir uns vor den falschen Dingen fürchten" von Walter Krämer
unter. Ich finde dieses Thema höchst interessant. Erstmals habe ich in Büchern von Pollmer davon gelesen.

uran

Häufig sind es gerade diese Pestizide, die wir an den Pflanzen schätzen. Der scharfe Geschmack von Zwiebeln und Knoblauch beispielsweise. Auch ganz interessant: Capsaicin wird von Chillis gebildet um eben nicht von Säugetieren gefressen zu werden, sondern von Vögeln, bei denen es nicht an die Schmerzrezeptoren andocken kann.
Es hört ja nicht bei den Pestiziden auf, die die Pflanzen absichtlich produzieren. Es gibt auch einfach Abfallprodukte. Beispielsweise Formaldehyd, enthalten in vielen Früchten, wie Äpfel und Weintrauben.

Passend hierzu auch:
http://wissenskueche.de/2015/01/auswaerts-gebloggt-gibt-es-sanfte-pestizide/

pelacani

Und der gefährlichste Abfall im Haushalt ist der in der Biotonne (wenn auch aus anderen Gründen).

Typee

Das Buch von Krämer kenne ich auch, ob nun gerade die 99,99%-Quote richtig ist: mag sein, mag auch nicht sein, interessiert mich auf die Nachkommastelle aber auch nicht wirklich. Interessanter ist die Beliebigkeit, mit der da argumentiert wird:

da ist das grundsätzlich unsinnige Sortieren in "liebe" Gifte, die die Natur selbst zusammenbraut, und "böse" künstliche Gifte,

da ist die Unkenntnis darüber, wo die lieben und die bösen Gifte im Einzelfall eigentlich herkommen - am Beispiel Dioxine gerne demonstriert, und was das z.B. für Bioeier aus Freilandhaltung bedeutet,

da ist die Inkonsequenz, wenn z.B. im Weinbau moderne organische Pflanzenschutzmittel abgelehnt werden, die hochspezifisch wirken und fast rückstandsfrei abgebaut werden, aber bei den Bio-Winzern niemand Probleme damit hat, gewässerschädliches und anreicherndes Kupfersulfat zu verkleckern,

undundund.

Interessant ist noch eins: der Bio-Großvermarkter Alnatura hat jetzt schon mehrfach Produkte beanstandet bekommen, die unzulässig hohe Konzentrationen von Schadstoffen hatten. Alnatura hat lobenswerterweise jeweils zurückgerufen, damit aber ein Grundsatzproblem der Branche offengelegt. Durch den Verzicht auf Pflanzenschutz wachsen bei bestimmten Produkten, z.B. Teekräutern, auch gewisse Kräutlein mit, die man nicht restlos händisch wegjäten kann, und von denen stammen dann die Schweinereien, die, nachdem sie Ökotest aufgespürt hat, plötzlich gar nicht mehr zu den "lieben" gehören. Aufgefallen ist das, weil Alnatura-Produkte am Markt weit verbreitet sind und unter Testern damit relevant werden. Was bei kleineren Labels aus den selben Gründen alles im Produkt landet, wegen dürftigerer Qualitätskontrollen bei der Herstellung durchschlüpft und von Ökotest bis Test wegen geringer Verbreitung keinen interessiert, kann man sich vorstellen. Ich hätte übrigens gerne auch mal eine Probe aus dem Dinkelsack beim Norwegerpulli-Bioladen gezogen, von ganz tief unten, und den auf Aflatoxine getestet.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

uran

Zitat von: Typee am 07. Januar 2015, 09:32:37[...]da ist die Inkonsequenz, wenn z.B. im Weinbau moderne organische Pflanzenschutzmittel abgelehnt werden, die hochspezifisch wirken und fast rückstandsfrei abgebaut werden, aber bei den Bio-Winzern niemand Probleme damit hat, gewässerschädliches und anreicherndes Kupfersulfat zu verkleckern,[...]
Vor allem wenn man sich dann noch vor den unbekannten (und extrem unwahrscheinlichen) Langzeitfolgen von Pestizidrückständen in absolut vernachlässigbaren Konzentrationen sorgt, wenn in dem Produkt bereits >10 % karzinogenes Ethanol enthalten ist.

Omikronn

Dazu passt folgender Spruch: Es sind die natürlichen Sachen sind die "töten"...
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.