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Sterbehilfe – wie geht’s in Deutschland weiter und was meint ihr dazu?

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Begonnen von Hildegard, 31. August 2014, 20:28:00

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71hAhmed

Zitat von: Groucho am 02. Oktober 2015, 00:17:32
Egal in welche Richtung eine Aussage geht, sie ist Spekulation, vielleicht mal etwas besser begründet als andere, aber eben nicht mehr.

Ahmed:


[Mist, Ahmed, ich habe aus Versehen Dein Posting editiert, statt zu zitieren, sorry. /G. ]
Groucho:
Das ist formal sicher richtig. Aber ich halte es da wie mit dem Agnostiker, der man ebenso formal eigentlich auch immer ist. Nur suggeriert dieses Nichtwissen im Gespräch gerne mal eine 50/50 Sache, und das ist es nun bestimmt nicht.

celsus

Völlige Abwesenheit von Evidenz halte ich für einen guten Grund, von Nichtexistenz auszugehen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

eLender

Zitat von: 71hAhmed am 02. Oktober 2015, 11:56:03
Ungewiß trifft es deutlich besser, denn die einzige Aussage, die wir machen können ist, daß wir mit unseren derzeitigen Erkenntnismethoden keine auch nur ansatzweise gesicherten Feststellungen dazu machen können.

Ich dachte, die Evidenzlage wäre die: Computer aus > Programm weg. Sind nicht alle mentalen Prozesse an physiologische Vorgänge im Hirn gebunden?
Wollte ich nur mal gesagt haben!

71hAhmed

Zitat von: 71hAhmed am 02. Oktober 2015, 11:56:03
Egal in welche Richtung eine Aussage geht, sie ist Spekulation, vielleicht mal etwas besser begründet als andere, aber eben nicht mehr.
Zitat von: Groucho
Das ist formal sicher richtig. Aber ich halte es da wie mit dem Agnostiker, der man ebenso formal eigentlich auch immer ist. Nur suggeriert dieses Nichtwissen im Gespräch gerne mal eine 50/50 Sache, und das ist es nun bestimmt nicht.
Das ist mir durchaus bewusst. Nur halte ich es trotzdem für wichtig, sich den  Punkt "keine ausreichenden Daten für eine tragfähige Aussage" immer mal wieder vor Augen zu halten. Immerhin ist Realität deutlich komplexer und komplizierter, als wir wohl jemals überblicken werden.

PS. Edit verziehen  :taetschel:

Zitat von: celsus am 02. Oktober 2015, 12:16:42
Völlige Abwesenheit von Evidenz halte ich für einen guten Grund, von Nichtexistenz auszugehen.
Eine spannende Frage, die man endlos diskutieren könnte. Zum einen kann fehlende Evidenz auch auf mangelnde Beobachtungsmöglichkeiten hindeuten, zum anderen auf eine Fehldeutung, unterschiedliche Bewertung oder das Ignorieren von Beobachtungen.

Zitat von: eLender am 02. Oktober 2015, 12:47:17
Ich dachte, die Evidenzlage wäre die: Computer aus > Programm weg. Sind nicht alle mentalen Prozesse an physiologische Vorgänge im Hirn gebunden?
Genau das ist die Frage. In Anbetracht dessen, daß wir über diese Zusammenhänge noch viel zu wenig wissen, würde ich mich da nicht festlegen wollen. Wenn schon die Vorstellung einer als Bedrohung empfundenen Situation (ein doch eher als mental zu bezeichnender Vorgang) dazu führen kann, körperliche Reaktionen hervorzurufen, scheint mir das doch nicht ganz so einfach erklärbar zu sein.

pelacani

Zitat von: 71hAhmed am 02. Oktober 2015, 19:02:03
Nur halte ich es trotzdem für wichtig, sich den  Punkt "keine ausreichenden Daten für eine tragfähige Aussage" immer mal wieder vor Augen zu halten.
Bei welcher Gelegenheit wäre es z. B. wichtig, sich diese Aussage vor Augen zu halten?

Ich meine, außerhalb der reinen Spekulation, mit irgendeinem Bezug auf die reale Welt?

Gefährliche Bohnen

Mir fällt dazu ein Zitat von Sam Harris ein:

ZitatMany people claim to find it impossible to imagine that they won't exist after death... Just try it for a second. Imagine that everyone in Paris right now is getting along fine without all of us. None of us are in Paris. We are really, really materially absent from whatever is going on in every other city on this planet right now. You were absent for all of human history before your birth. The idea that you simply can't imagine not existing after death is really just for a lack of trying, I think.

(https://www.youtube.com/watch?v=OSBaAT6WPmk Minute 49:53)

Edit: Ab Minute 47 passt auch gut.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

71hAhmed

Zitat von: Pelacani am 02. Oktober 2015, 19:50:43
Zitat von: 71hAhmed am 02. Oktober 2015, 19:02:03
Nur halte ich es trotzdem für wichtig, sich den  Punkt "keine ausreichenden Daten für eine tragfähige Aussage" immer mal wieder vor Augen zu halten.
Bei welcher Gelegenheit wäre es z. B. wichtig, sich diese Aussage vor Augen zu halten?

Ich meine, außerhalb der reinen Spekulation, mit irgendeinem Bezug auf die reale Welt?
Ein Beispiel mit Bezug zur realen Welt? Gerne. Nimm die ganze Diskussion um den Klimawandel. Daß sich das Klima wandelt, ist nix neues, tut es, seit dieser Planet sich eine Atmosphäre zugelegt hat. In wie weit menschliches Verhalten in welchem Maß dazu beiträgt, lässt sich aufgrund der Komplexität des Gesamtgeschehens und der Vielfalt der Einflußfaktoren nicht wirklich festlegen.
Trotzdem wird so getan, als gäbe es gesicherte Erkenntnisse, aufgrund derer planloser Aktionismus viele sinnvolle Maßnahmen verhindert.

Eine etwas langfristigere Klimakurve:
http://www.scotese.com/climate.htm
Was IST denn jetzt die "Normaltemperatur" der Erde im langfristigen Mittel? Ab wann ist die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs ausserhalb der Norm? 

celsus

The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

pelacani

Zitat von: 71hAhmed am 03. Oktober 2015, 07:53:37
Zitat von: Pelacani am 02. Oktober 2015, 19:50:43
Zitat von: 71hAhmed am 02. Oktober 2015, 19:02:03
Nur halte ich es trotzdem für wichtig, sich den  Punkt "keine ausreichenden Daten für eine tragfähige Aussage" immer mal wieder vor Augen zu halten.
Bei welcher Gelegenheit wäre es z. B. wichtig, sich diese Aussage vor Augen zu halten?

Ich meine, außerhalb der reinen Spekulation, mit irgendeinem Bezug auf die reale Welt?
Nimm die ganze Diskussion um den Klimawandel.

Nehm' ich.  ;) Aber soweit ich das bisher verstanden habe, geht es um die Geschwindigkeit des Klimawandels, die wahrscheinlich eine Anpassungsleistung erfordert. Der "Natur" (wahlweise einsetzen: "Gott") ist es völlig schnuppe, ob der Mensch überleben wird, so wie es ihr gleichgültig war, ob die Saurier einen Klimawandel überleben.

Und es bleibt doch offen, was dieses halbwegs vernünftige Beispiel damit zu tun hat, welche praktischen Konsequenzen man aus dem Umstand ziehen sollte, dass man sich eine Seele losgelöst vom Gehirn vorstellen kann.

ajki

Tja. Heute hat einmal mehr in Dtschl. der Bundestag im Zusammenhang mit "Sterbehilfe" entschieden, wohin der gesetzgeberische Weg gehen soll.

"Gut" daran ist aus meiner Perspektive die klare Ablehnung (und Kriminalisierung) von "Sterbehilfe-Vereinen" bzw. ähnlichen dubiosen Organisationen - ich denke es ist übereinstimmungsfähig, dass es unter keinen Umständen zu "Geschäften" mit und um den (eigenen) Tod kommen darf/soll. Und die hehren Selbstauskünfte solcher Parteiungen sind ja letztlich nie daraufhin überprüfbar, ob sie aus ehrlicher oder unehrlicher Überzeugung kommen (zumindest nicht für einen Moribunden, der ganz andere Problem hat als sich mit dubiosen Vereinshanseln zu beschäftigen).

"Schlecht" scheint alles andere (wie üblich) gelaufen zu sein - keinerlei Aussicht auf Verbesserung/Stärkung der Betroffenensituation(en). Wieder jede Menge unerheblicher Einlassungen im Zusammenhang vonseiten Unbetroffener (Kirchen, Religioten, Ärzte ohne Mörder, "und denkt an die Kinder!"-Leute...). Die Entscheidungsmacht über den freien Tod ist in Geranien wieder mal vertagt.
every time you make a typo, the errorists win


Groucho

Zitat von: ajki am 06. November 2015, 16:02:23
Tja. Heute hat einmal mehr in Dtschl. der Bundestag im Zusammenhang mit "Sterbehilfe" entschieden, wohin der gesetzgeberische Weg gehen soll.

"Gut" daran ist aus meiner Perspektive die klare Ablehnung (und Kriminalisierung) von "Sterbehilfe-Vereinen" bzw. ähnlichen dubiosen Organisationen - ich denke es ist übereinstimmungsfähig, dass es unter keinen Umständen zu "Geschäften" mit und um den (eigenen) Tod kommen darf/soll.

Die Lokführer wird es nicht freuen.

Conina

http://www.welt.de/politik/deutschland/article148505156/Bundestag-stimmt-fuer-Verbot-geschaeftsmaessiger-Sterbehilfe.html
ZitatDer entsprechende Paragraf, der vor allem auf die umstrittenen Sterbehilfevereine zielt, wird im Strafgesetzbuch eingefügt. Hinter dem Paragrafen, der die Tötung auf Verlangen verbietet, findet sich künftig unter Ziffer 2017 folgender Passus:

"Geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung

(1) Wer in der Absicht, die Selbsttötung eines anderen zu fördern, diesem hierzu geschäftsmäßig die Gelegenheit gewährt, verschafft oder vermittelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Als Teilnehmer bleibt straffrei, wer selbst nicht geschäftsmäßig handelt und entweder Angehöriger des in Absatz 1 genannten anderen ist oder diesem nahesteht."

Na ja, man kann sich als Angehöriger oder Amateur das nötige Grundwissen sicher zusammengoogeln. Ist bestimmt nicht schlimm, wenn man eine schmerzlose Selbsttötung verpfuscht. Irgendwann oder irgendwie klappt´s sicher.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Peiresc


Groucho