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Ernährungsideologie

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Begonnen von Groucho, 06. Januar 2014, 14:53:42

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Groucho

beim SpON:

http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/kinderernaehrung-gesunde-lebensmittel-schmackhaft-machen-a-936832.html

Und ewig grüßt das Murmltier. Auch hier werden wieder äußterst fragwürdige Hypothesen (5x Obst/Gemüse am Tag, Vollkorn, viel trinken) als unwidersprechbare Dogmen ausgegeben.

Die DGE scheint immer mehr ein sektioder Verein zu werden - oder war es schon immer.

Auch die Aussage des ansonsten geschätzen RKI, dass jedes sechste Kind von 7-10 übergewichtig sei, deckt sich nicht mit meinen persönlichen Erfahrungen (ich sehe wirklich viele Kinder, aber ok, nur in einer Region, kann mich da täuschen), und die Einschränkung auf 7-10 gibt einem zu denken. Welchen informellen Nährwert eine solche Aussage hat ohne Gesamtbetrachtung, erschließt sich mir nicht. Zumal Kinder diesen Alters mit ihren Wachstumsschüben gerne mal ein Speckröllchen ansetzen können, um im Jahr danach ein schon fast bedenklicher Spargel zu sein. Bin ja kein Statistiker, aber das riecht förmlich nach Cherry picking / fitting.

Meine größten Bedenken habe ich aber, dass man mit so allgemeinen, restriktiven Vorgaben genau das Gegenteil erreicht und Kindern ein natürliches Essverhalten ab-, und Esstörungen antrainiert.

Omikronn

Ich frage mich woher eigentlich dieser tief verwurzelte Glaube kommt dass bestimmte Lebensmittel Gesund und andere per Definition ungesund sind. Das ganze wirkt auf mich wie ein religiöser Bussvorgang, ähnlich dem, dass man den ganzen Gelüsten (alles was auch nur ansatzweise schmeckt) entsagen soll.

ZitatMeine größten Bedenken habe ich aber, dass man mit so allgemeinen, restriktiven Vorgaben genau das Gegenteil erreicht und Kindern ein natürliches Essverhalten ab-, und Esstörungen antrainiert.
+1, und im schlimmsten Fall pflanzt sich dann u.U. eine bestehende Ideologie fort. 
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Typee

...und wenn man das Ergebnis liest, sind die Kinders bei alledem sogar gesund!

Einerseits kann ich die DGE ja verstehen, wenn sie eine Gegenmeinungsmacht aufbauen will. Nur Fertigproduziertes und Vorverdautes ist halt auch nicht gut. Das Problem, das ich dabei habe, ist aber auch, dass den Leuten mit solchen Kampagnen von Anfang an die somatische Intelligenz systematisch abtrainiert und durch einen Satz von Verhaltensnormen ersetzt wird, nach denen beispielsweise eine fünfköpfige Familie 25 Portionen Obst oder Gemüse täglich vertilgen müsste, und das bei Strafe schlechten Gewissens.

Ja, über die Auswahl der Kinder von 7 bis 10 habe ich anfangs auch gerätselt. Immerhin reichte die Gesamtprobe ja von 0 bis 17. Anscheinend wollte man herausfinden, ob die Einschulung dick macht.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Juliette

Ich glaube, viel wichtiger ist das gemeinsame, möglichst regelmäßige Essen zumindest einer täglichen, vorwiegend selbstgekochten Hauptmahlzeit in den Familien (oder in welchem Rahmen auch immer). Nur gemeinsam lernt man Neues auszuprobieren und Freude am Genießen und Zubereiten - und gleichzeitig Kommunikation. Und selbst wenn die Jugendlichen dann für eine Weile in die Fastfoodschiene abdriften, kommt meiner Erfahrung nach die kulinarische Prägung irgendwann wieder durch.

Klar, wenn die Eltern schon nur eine Pizza in den Ofen schieben können oder ansonsten im Umfeld alles Scheiße ist, dann hilft das nichts. Und in einer Gesellschaft, in der Lebensmittel ganz allgemein nichts mehr "wert" sind, ist es auch schwierig.


Groucho

Zitat von: Typee am 06. Januar 2014, 18:21:41
Ja, über die Auswahl der Kinder von 7 bis 10 habe ich anfangs auch gerätselt. Immerhin reichte die Gesamtprobe ja von 0 bis 17. Anscheinend wollte man herausfinden, ob die Einschulung dick macht.

Vielleicht haben sie die Schulranzen mitgewogen.

Gefährliche Bohnen

Zitat von: Groucho am 06. Januar 2014, 22:14:22
Zitat von: Typee am 06. Januar 2014, 18:21:41
Ja, über die Auswahl der Kinder von 7 bis 10 habe ich anfangs auch gerätselt. Immerhin reichte die Gesamtprobe ja von 0 bis 17. Anscheinend wollte man herausfinden, ob die Einschulung dick macht.

Vielleicht haben sie die Schulranzen mitgewogen.

Das wird's sein. Ab Sekundarstufe II wird dann nämlich auch wieder auf das Mitnehmen aller 20 Farbnuancen der Buntstifte verzichtet, Bücher werden standardmäßig vergessen und überhaupt reichen Block und Kuli dann völlig aus, was zu einer beträchtlichen Gewichtsabnahme führt  ;D
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

MrSpock

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 06. Januar 2014, 23:00:12
Zitat von: Groucho am 06. Januar 2014, 22:14:22
Zitat von: Typee am 06. Januar 2014, 18:21:41
Ja, über die Auswahl der Kinder von 7 bis 10 habe ich anfangs auch gerätselt. Immerhin reichte die Gesamtprobe ja von 0 bis 17. Anscheinend wollte man herausfinden, ob die Einschulung dick macht.

Vielleicht haben sie die Schulranzen mitgewogen.

Das wird's sein. Ab Sekundarstufe II wird dann nämlich auch wieder auf das Mitnehmen aller 20 Farbnuancen der Buntstifte verzichtet, Bücher werden standardmäßig vergessen und überhaupt reichen Block und Kuli dann völlig aus, was zu einer beträchtlichen Gewichtsabnahme führt  ;D

Kuli? Block? Wurde doch längst durch das iPad ersetzt.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

generalerror

Zitat von: Typee am 06. Januar 2014, 18:21:41
...und wenn man das Ergebnis liest, sind die Kinders bei alledem sogar gesund!

Einerseits kann ich die DGE ja verstehen, wenn sie eine Gegenmeinungsmacht aufbauen will. Nur Fertigproduziertes und Vorverdautes ist halt auch nicht gut. Das Problem, das ich dabei habe, ist aber auch, dass den Leuten mit solchen Kampagnen von Anfang an die somatische Intelligenz systematisch abtrainiert und durch einen Satz von Verhaltensnormen ersetzt wird, nach denen beispielsweise eine fünfköpfige Familie 25 Portionen Obst oder Gemüse täglich vertilgen müsste, und das bei Strafe schlechten Gewissens.

Ja, über die Auswahl der Kinder von 7 bis 10 habe ich anfangs auch gerätselt. Immerhin reichte die Gesamtprobe ja von 0 bis 17. Anscheinend wollte man herausfinden, ob die Einschulung dick macht.
Nur hat die DGE Angst davor, dass irgendwann mal wirklich evidenzbasiert untersucht wird, wie viele Fertigprodukte man essen muss, damit es ungesund wird und dabei herauskommt, dass kaum jemand tatsächlich so viele Fertigmahlzeiten vertilgt und das würde dann das Dogma widerlegen, dass wir uns alle "zu ungesund" ernähren.

Dass die Einschulung dick macht, ist übigens tatsächlich schon belegt worden, siehe hier: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/51091/Kinder-werden-kurz-nach-der-Einschulung-dick

Daraus werden sicherlich wieder einige Journalisten und sicherlich auch einige so genannte Ernährungsexperten geschlossen haben, dass das Schulessen in Deutschlands Grundschulen "zu ungesund" ist.

Robert

Zitatdass die Einschulung dick macht...

Man sollte viel lieber einmal den Zusammenhang von chronischem Stress und Übergewicht näher beleuchten, vielleicht gäbe das interessante Erkenntnisse....

Typee

Zitat von: Robert am 10. Februar 2014, 07:47:23
Zitatdass die Einschulung dick macht...

Man sollte viel lieber einmal den Zusammenhang von chronischem Stress und Übergewicht näher beleuchten, vielleicht gäbe das interessante Erkenntnisse....

Oder noch näherliegend: mit Beginn der Schulzeit fängt für viele Kinder das Rumsitzen an.
Zitat von: generalerror am 10. Februar 2014, 06:57:48
Zitat von: Typee am 06. Januar 2014, 18:21:41
...und wenn man das Ergebnis liest, sind die Kinders bei alledem sogar gesund!

Einerseits kann ich die DGE ja verstehen, wenn sie eine Gegenmeinungsmacht aufbauen will. Nur Fertigproduziertes und Vorverdautes ist halt auch nicht gut. Das Problem, das ich dabei habe, ist aber auch, dass den Leuten mit solchen Kampagnen von Anfang an die somatische Intelligenz systematisch abtrainiert und durch einen Satz von Verhaltensnormen ersetzt wird, nach denen beispielsweise eine fünfköpfige Familie 25 Portionen Obst oder Gemüse täglich vertilgen müsste, und das bei Strafe schlechten Gewissens.

Ja, über die Auswahl der Kinder von 7 bis 10 habe ich anfangs auch gerätselt. Immerhin reichte die Gesamtprobe ja von 0 bis 17. Anscheinend wollte man herausfinden, ob die Einschulung dick macht.
Nur hat die DGE Angst davor, dass irgendwann mal wirklich evidenzbasiert untersucht wird, wie viele Fertigprodukte man essen muss, damit es ungesund wird und dabei herauskommt, dass kaum jemand tatsächlich so viele Fertigmahlzeiten vertilgt und das würde dann das Dogma widerlegen, dass wir uns alle "zu ungesund" ernähren.


Vor allem bekäme man eine Interventionsstudie mit dieser Stoßrichtung an keiner Ethikkommission vorbei.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Belbo

....das sich die Kinder einfach nur noch ein Viertel von dem bewegen wie vor der Schule, scheidet als Grund aus?

F. A. Mesmer

Zitat von: Belbo am 10. Februar 2014, 09:51:23
....das sich die Kinder einfach nur noch ein Viertel von dem bewegen wie vor der Schule, scheidet als Grund aus?

von den regelmäßig falsch proportionierten tischen und stühlen (immer entweder zu groß oder zu klein) mal ganz abgesehen, mit kaputtem rücken macht sichs nämlich viel besser spocht, ebenso der schulstress (du bist schon in der 6.ten klasse und kannst englisch immernoch nicht wie ein muttersprachler, noch nichteinmal japanisch, dabei hatten das die meisten schon im kindergarten), der ja auch zu nervennahrung aka frustfressen verleiten kann.

Belbo

Zitat von: F. A. Mesmer am 10. Februar 2014, 09:55:45
Zitat von: Belbo am 10. Februar 2014, 09:51:23
....das sich die Kinder einfach nur noch ein Viertel von dem bewegen wie vor der Schule, scheidet als Grund aus?

von den regelmäßig falsch proportionierten tischen und stühlen (immer entweder zu groß oder zu klein) mal ganz abgesehen, mit kaputtem rücken macht sichs nämlich viel besser spocht, ebenso der schulstress (du bist schon in der 6.ten klasse und kannst englisch immernoch nicht wie ein muttersprachler, noch nichteinmal japanisch, dabei hatten das die meisten schon im kindergarten), der ja auch zu nervennahrung aka frustfressen verleiten kann.

...yepp, da war es doch eine gute Ideegleichzeitig noch die Schul- und Studienzeit zu verringern *ironieaus*

Robert

Zitat von: F. A. Mesmer am 10. Februar 2014, 09:55:45
Zitat von: Belbo am 10. Februar 2014, 09:51:23
....das sich die Kinder einfach nur noch ein Viertel von dem bewegen wie vor der Schule, scheidet als Grund aus?

von den regelmäßig falsch proportionierten tischen und stühlen (immer entweder zu groß oder zu klein) mal ganz abgesehen, mit kaputtem rücken macht sichs nämlich viel besser spocht, ebenso der schulstress (du bist schon in der 6.ten klasse und kannst englisch immernoch nicht wie ein muttersprachler, noch nichteinmal japanisch, dabei hatten das die meisten schon im kindergarten), der ja auch zu nervennahrung aka frustfressen verleiten kann.

Auch. Es geht um Dauerstress, und da wird als Stresshormon nicht Adrenalin, sondern Cortisol ausgeschüttet. Und Cortisol führt, wie man auch von corticoidhaltigen Medikamenten weiß, unter anderem zu Gewichtszunahme. Der Stress kommt wohl daher, dass schon von Anfang an manchen Kindern Druck gemacht wird, dass sie unbedingt aufs Gymnasium kommen sollen. Manches Kind hat einen 10-Stundentag, nebst Schule, Hausaufgaben und anderen Kram.

Zum Stress von Schulkindern:
http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/meldung/2012/10/meld01020.html.de

Die Altersbegrenzung bis 10 Jahre kann ich mir erklären, dass man Kinder vor der Pubertät untersuchen wollte, denn während der Pubertät schwankt das Gewicht erheblich.