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Geschrei: "Blackfacing-Skandal" bei ZDF

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Begonnen von sweeper, 15. Dezember 2013, 12:49:38

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Belbo

Zitat von: sweeper am 18. Dezember 2013, 14:52:42
Zitat von: mossmann am 18. Dezember 2013, 14:19:36
hat jemand mal den Artikel in der Rundschau gelesen?

da sind gute Argumente drin ...

Ich sach ja: da haben einige das Buch nicht verstanden:
ZitatUnd das, obwohl der Stadtwettenaufruf gleich auf mehreren Ebenen klar rassistisch war. Gesucht wurden 25 Paare, verkleidet als Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer und ,,Jim sollte natürlich schwarz geschminkt sein. Schuhcreme, Kohle, was auch immer." Dass es auch schwarze Augsburger gibt: nicht mitgedacht. Dass Schuhcreme und Kohle auf das rassistische Klischee des schmutzigen Schwarzen verweisen: geschenkt.
Im Buch geht es darum, dass sich Jim und sein erwachsener (weißer) Freund Lukas eigentlich nicht unterscheiden - denn Lukas ist als (Dampf-)Lokführer ja auch schwarz im Gesicht  ::)

Daher auch das Buchcover, an dem sich Gethen so gestört hat:


Hier werden mit allen graphischen Mitteln die Gemeinsamkeiten unterstrichen.
Es ist - so die implizite Aussage des Buches - schlichtweg dumm, jemand wegen seiner Hautfarbe (oder wegen seiner mit Dreck verbundenen Tätigkeit) zu diskriminieren.


Da ist mir irgendwie die Welt mal näher:

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article122988104/Jim-Knopf-ist-nicht-so-bloed-wie-diese-Stadtwette.html

Zitat
Jim Knopf besiegt den rassistischen Drachen
Die Kulturwissenschaftlerin Julia Voss hat das vor gar nicht allzu langer Zeit durchbuchstabiert – in einem Buch, das in vielen Redaktionen Aufsehen erregt hat, aber natürlich nicht in der von "Wetten, dass ...?". Voss deutet Jim Knopf darin als schwarzen Siegfried, der die rassistischen Drachen besiegt: "Achtung", so steht es bekanntlich auf einem Schild eingangs der Drachenstadt, "der Eintritt ist nicht reinrassigen Drachen bei Todesstrafe verboten." Michael Ende, der sich mit fünfzehn dem Widerstand gegen die Nazis anschloss, hat das auch als Mahnung dahin geschrieben.



Zumal, mitten in Zeiten der Verdrängung, 15 Jahre nach Ende der Nazidiktatur, ein Negerjunge zum Helden eines deutschen Kinderbuches wird....

Zitat
Die Rassentrennung in allen zivilen Bereichen der USA wurde 1964 durch den von Präsident Lyndon B. Johnson initiierten Civil Rights Act von 1964 abgeschafft.

MrSpock

Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

celsus

Anatol Stefanowitsch hat zum Thema geschrieben:
http://astefanowitsch.tumblr.com/post/70083922017/blackface-bei-wetten-dass

ZitatJedes Mal, wenn ein schwarzgeschminkter Weißer irgendwo auftritt, sagt das: Schwarze können das nicht. Schwarze kennen wir nicht. Schwarze gibt es in unserer Mitte nicht. Was Schwarze von dieser Rolle halten würden, wenn es sie in unserer Mitte gäbe, interessiert uns nicht.

Verstärkt wurde diese rassistische Grundeinstellung in der Wetten-dass-Sendung noch durch den bodenlosen Vorschlag, doch ,,Kohle" oder ,,Schuhcreme" zu verwenden, um sich schwarz zu schminken. Damit wird ein direkter Bezug zu den offen rassistischen Anfeindungen hergestellt, die sich schwarze Menschen in Deutschland ganz selbstverständlich gefallen lassen müssen – ,,Bist du in Schuhcreme gefallen?", ,,Oh, du bist ja ganz schmutzig im Gesicht" u.ä. Diejenigen, die nicht glauben, dass weiße Deutsche so etwas zu schwarzen Deutschen und schwarzen Menschen allgemein sagen, zeigen damit nur eins: sie haben sich noch nie mit einem schwarzen Freund oder einer schwarzen Freundin in der Öffentlichkeit bewegt (vermutlich, weil sie keine schwarzen Menschen kennen, obwohl sie bei Rassismusvorwürfen immer schnell dabei sind, einen angeblichen schwarzen Freund zu zitieren, der die Rassismusvorwürfe lächerlich und das Blackface total lustig findet).

Und von dort weiter zu
http://isdonline.de/offener-brief-an-die-zdf-wetten-dass-redaktion-schockiert-ueber-die-saalwette-der-sendung-in-augsburg-14-12-2013/

ZitatDie Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) ist schockiert und verurteilt den öffentlichen Aufruf zu Blackfacing, bei der es sich um eine rassistische Praxis handelt, die allzu oft verharmlost wird. In den USA gilt Blackface bis heute als Symbol für das Trauma des Rassismus und der Sklaverei. Diese Praxis entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den sogenannten ,,Minstrel Shows", wo schwarzbemalte weiße Darsteller das Klischee des naiven, schwachsinnigen, aber immer lustigen Schwarzen präsentierten. Es ist keine ausschließlich amerikanische Praxis. Auch in Großbritannien und Frankreich gilt Blackface als Ausdruck des Rassismus der Kolonialzeit. In Deutschland gehört die karikierende und stereotypisierende Darstellung von Schwarzen Menschen beispielsweise zur Darstellungspraxis in DEFA Filmen, aber auch zur frühneuzeitlichen Karnevalstradition. Diese Darstellungsweise war in jedem Kontext und zu jeder Zeit negativ belegt und steht für die Abwertung Schwarzer Menschen. Wer sich Bilder zu dieser diffamierenden Tradition anschaut, wird feststellen, dass die Geschwärzten häufig überzeichnet und dreckig aussehen. Auch dass in Augsburg lebende schwarze Menschen von vornherein nicht angesprochen wurden, sollte zum Denken anregen.

The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Groucho

Zitat von: celsus am 18. Dezember 2013, 22:43:47
Anatol Stefanowitsch hat zum Thema geschrieben:

Der hat sich so zum richtigen Schwätzer entwickelt.

sweeper

@celsus:

In der Tat hat die erhitzte Twitter-Diskussion einige Blogger angeregt, sich zu äußern.

1. Zu den erwähnten Minstrel-Shows  - deren durchgängig und ausschließlich diskriminierende Tönung ich "gefühlt" anzweifle, wissend, dass gerade in der Musik durch die Jahrhunderte jede Art von Travestie und Burleske gang und gäbe ist:
von den fahrenden Gauklern und Sängern = "Ménéstrels" über die mit Stereotypen arbeitende Commedia dell'arte bis hin zu virtuosen Kastratensängern und weiblichen Hosenrollen incl überzeichneten Buffo-Partien und je nach Sujet mit bemalten Gesichtern - :

http://sciencefiles.org/2013/12/18/blackfacing-antirassisten-sind-die-wahren-rassisten/
Zitat...

Black Faced Comedians

Behind the cork mask

Der ganze Vorwurf des Rassismus basiert auf der Annahme, dass weiße Komödianten Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts allesamt rassistische Schweine waren, die sich das Gesicht schwarz angemalt haben, um Schwarze zu diffamieren. Das ist eine starke Annahme, und sie ist schlicht falsch, wie ein Blick in das Buch von William J. Mahar "Behind the Burnt Cork Mask" zeigt. Gleich vorweg: Es gab auch Rassisten unter den Black Faced Comedians, aber die Realität ist wie so oft deutlich komplexer als diejenigen, die alles so genau wissen und vor allem Rassismus sofort erkennen, denken.
http://www.amazon.de/gp/product/0252066960/ref=as_li_tf_tl?ie=UTF8&camp=1638&creative=6742&creativeASIN=0252066960&linkCode=as2&tag=kritiscwissen-21
Kurz: Es mag Komödianten gegeben haben, die ihre Verkleidung genutzt haben, um sich über Schwarze lustig zu machen, aber die Mehrheit der Komödianten, die als black face unterwegs waren, hat die Maske genutzt, um der Mittelschicht den Spiegel vorzuhalten, um die gesellschaftlichen Zustände in den USA zu veralbern und um Gesellschaftskritik zu üben. Dass es heute ausgerechnet Mitglieder der deutschen Mittelschicht sind, die das Blackfacing zum ausschließlich rassistischen Gegenstand stilisieren wollen, ist vor diesem Hintergrund mehr als makaber...

2.  Dem gegenüber - leider undifferenziert:
http://www.grabbelkiste.org/2013/12/17/blackfacing/
Zitat...Damals (zu Shakespeares Zeit, also 1649) war das ein veritabler Skandal, der die Gesellschaft wahrscheinlich auf Monate beschäftigt hätte. Das Stück war ein Skandalstück, nicht die klassische Tragödie, als die es heute angesehen wird.

Dieser Skandal hatte sich zur Kolonialzeit längst abgenutzt, das Stück hatte seinen Reiz verloren und brauchte einen neuen Aufreger.

Und hier musste ein findiger Regisseur die Umdeutung des Mohrs vom Mauren zum Schwarzafrikaner vorgenommen haben. Denn eines dieser afrikanischen Halbtiere, dass eine kostbare weiße Frau heiratet – das geht nun wirklich nicht...
Leider falsch - vermutlich ist schon die angeführte historische Begründung wishful thinking.
Dass es das "Mauren"-Motiv in Kunst und Musik gab - keine Frage.
Die von mir erwähnte Monostatos -Arie aus "Zauberflöte" kombiniert aber "a la turca"-Musikalisches Motiv mit Text "weil ein Schwarzer hässlich ist" - d.h. die (auch stereotype) Unterscheidung braun vs schwarz bzw nordafrikanisch oder orientalisch contra zentralafrikanisch=rabenschwarz gab es zu Mozarts Zeiten nicht.

Und leider übersieht die Blogschreiberin völlig den "prohibition of mixed marriage act" aus der Apartheidzeit in Südafrika - noch übertrumpft durch den Immorality Act
Zitat1957. Immorality Act No 23

This is a kind of extension of the IMMORALITY ACT of 1927 and its amendment of 1950, which forbade extra-marital intercourse between Whites and non- Whites.

It "makes it an offence for a white person to have intercourse with a black person. It is also an offence to entice, solicit, or importune another to commit any of these acts or to attempt to do so or to conspire with another to commit such acts. The maximum penalty for this offence is seven years' imprisonment" (Dugard 1978: 69f).

Das Unglück solcher "gemischtrassigen" Liebesbeziehungen wurde mit dem poetischen Bild "Chocolate on Cream" beschrieben...

3.   ein down-to-earth-Standpunkt:
http://matzesgedanken.wordpress.com/2013/12/16/wetten-dass-jim-knopf-nicht-fur-blackfacing-taugt/
Zitat...Bei ,,Wetten, dass..." wurde jetzt in Augsburg, der Heimat der Puppenkiste, dazu aufgerufen, als Jim Knopf oder Lukas der Lokomotivführer verkleidet, die Stadtwette zu bestreiten. Soweit, so unverfänglich, sollte man meinen, sind es doch zwei der bekanntesten Gesichter und bei Klein und Groß beliebt.

Die Art des Aufrufs war, wie ich mehreren Quellen entnehmen konnte, sagen wir mal, eher nicht so gelungen bis scheisse (Tipps zum Schwärzen des Gesichts, Formulierung klar so, dass nur von weißen Teilnehmern ausgegangen wird, ergo schwarze Menschen aus der Norm fallen...). Auch stieß vielen Leuten auf, dass Jim auf seine Hautfarbe reduziert, während Lukas über den Job definiert wurde.

Aber rechtfertigt das die Welle und Art der Empörung? Meiner Meinung nach nein. Ich gehe sogar weiter: Die Empörung, die sich in social-media-Zeiten ja gerne schnell und laut erhebt, um dann ohne nachhaltige positive Folgen wieder abzuflauen, schadet mehr, als sie nutzt.

Der Reihe nach. ...

4. Und - last, not least - mein persönlicher Favorit, die Parodie:
http://popanken.wordpress.com/2013/12/18/hipstercaping-randgruppe-als-trittbrettfahrer/

ZitatHipstercaping: Randgruppe als Trittbrettfahrer

Nachdem Markus Lanz in seiner Unterhaltungsshow "Wetten, dass...?" zum Blackfacing, einer rassistischen Tradition aus dem 19. Jahrhundert, aufgerufen hatte, beschäftigten sich weite Teile der Medien wieder verstärkt mit positiver und negativer Diskriminierung von People of Colour (PoC). Diese Diskussion nutzen nun auch andere Gruppen, die meinen, von der Gesellschaft an den Rand gedrängt zu werden, als Trittbrett, um auf ihre Missstände aufmerksam zu machen.
In Berlin Prenzlauer Berg hat sich Popanken mit Daniel Rattmann, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Hipster in Deutschland, getroffen. Der 25-jähirge Veranstaltungstechniker, DJ, Schriftsteller, Gitarrist und Modelabelgründer kann die Aufregung um die 25 Blackfaces bei "Wetten, dass...?" gut verstehen. "Es ist nicht schön, wenn einer Kultur mit so viel Ignoranz begegnet wird, dass man sie auf das Äußere reduziert. Natürlich ist unsere Geschichte eine andere, als die der der PoC, aber ich konnte mich gut in sie hineinversetzen."

Daniel sitzt mit eine Tasse Chai Latte in einem Café und starrt durch die große Glasscheibe auf die Schönhauser Allee. "Sehen Sie das?" Er deutet auf die Straße. Ein junger Mann mit herunterhängenden Hosenträgern, einem Jutebeutel und einer senfgelben Mütze läuft vorbei – mit einem breiten Grinsen. "Der betreibt Hipstercaping. Er setzt sich ganzjährig eine Mütze auf und denkt, er wäre einer von uns, dabei hat er keine Ahnung, was dahintersteckt. Ich sehe viele von ihnen hier. Auch wenn ich mal in Kreuzberg bin. Das ist nicht zu fassen. Sie kleiden sich wie wir und doch haben sie nichts mit uns gemeinsam. Für sie sind wir nur die gut angezogenen, die es in die Hauptstadt geschafft haben. Das ist tägliche Realsatire und das tut weh." ...
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

sweeper

Im übrigen hat Psiram ja seit kurzem ein eigenes kleines Rassismus-Tag im Netz:

http://www.diaxsrake.de/language/de/2013/12/04/psiram-im-busch/
Zitat...Und so hat sich gestern Psiram, vormals Esowatch, in die dunkle Ecke dazugestellt.

Erst retweeteten sie diesen nur mäßig lustigen Cartoon. Falls der Link nicht mehr funktioniert, man sieht einen Homöopathen ohne Grenzen in einer Hütte sitzen, die mit allen Klischees vom afrikanischen Buschmann bestückt ist. Ein Afrikaner in Holzmaske sitzt am Tisch, im Hintergrund brodelt ein Kessel, Schädel an einem Stab stehen in der Ecke, usw. Aber ganz modern, sitzt auch ein Computer auf einem Tisch. Der Homöopath ohne Grenzen erklärt: "Nee, ehrlich das ganze Zeug brauchst du nicht, wenn du deine Patienten verscheissern willst. Globuli reichen völlig, Kollege"

Warum das rassistisch ist, muss man eigentlich nicht erklären, aber nun gut: Was für eine mittelalterliche Vorstellung von Afrika. Sitzt der Medizinmann da in seiner Hexenhütte, ein Trank brodelt und die Raubvogelklaue hängt bereit. Das war vermutlich das letzt Mal lustig, als Deutschland noch dachte eine Kolonialmacht zu sein. Entsprechend wurde Psiram mit Entsetzen begegnet, aber statt Einsicht gab es nur batziges neokoloniales Whitesplaining..
Tja, das wiederum ist ähnlich unaufgeklärt wie die Dame, die den Immorality Act des südafrikanischen Apartheidsregime nicht kannte: natürlich gibt es auch heutzutage Witch Doctors - besonders im südlichen Afrika.

Für Psiram muss dieses Phänomen aus verschiedenen Gründen ein Thema sein - z.B.
ZitatPublic health specialists are now enlisting sangomas in the fight, not only against the spread of HIV/AIDS, but also diarrhoea and pneumonia, which are major causes of death in rural areas, especially in children
Zitathttp://www.looklocal.co.za/looklocal/content/en/north-east-joburg/north-east-joburg-news-municipal?oid=6604458&sn=Detail&pid=490272&Sangomas-and-healers-must-register
..."Once the Council of Traditional Healers Bill is passed in Parliament, healers and sangomas, local and foreign, will be required to register with the council. Those found to be involved in malpractice will be prevented from practicing.

"Bogus foreign healers will be kicked out of the country. Local quacks and fakers will have their membership and registration with the council rescinded and they will be banned from practising," Chauke said.

While traditional healing practice will be regulated, various forums will be formed to train and build traditional healing skills and capacity at regular workshops run by state and municipal health authorities....
http://www.psiram.com/ge/index.php/Matthias_Rath#Rath_und_AIDS
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Terry Pratchett

gesine2

Was mich an der ganzen Sache (also nicht speziell der ZDF-Nummer) grundlegend stört, ist ein absurd tiefer Level der Argumentation, der einige cranks schon fast wieder wissenschaftlich arbeitend aussehen läßt. Aus zB wikis
ZitatBlackface ist eine rassistisch geprägte Theater- und Unterhaltungsmaskerade, die in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entstand. Dabei malten sich weiße Künstler das Gesicht schwarz Blackface ist eine rassistisch geprägte Theater- und Unterhaltungsmaskerade, die in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entstand. Dabei malten sich weiße Künstler das Gesicht schwarz und spielten den „naiven, trunkenen, schwachsinnigen und immer fröhlichen Neger“, so wie vor allem nordamerikanische Weiße sich Schwarze vorstellten.
also in der (schon entstellenden, verzerrenden) Kurzform
Zitatwenn Blackfacing-Rassismus, dann geschwärzte Gesichter
wird doch eiskalt und vorgeblich unumstößlich geschlossen
Zitatwenn geschwärzte Gesichter, dann Rassismus (und zwar Blackfacing)

In diesem und auch anderen Zusammenhängen darauf angesprochene Menschen² sind durchaus in der Lage, die Ungültigkeit des Überganges
ZitatWenn ein Mensch ermordet wurde, ist er tot
nach
ZitatWenn ein Mensch tot ist, wurde er ermordet
zu erkennen, wehren sich gegen eine Gleichsetzung beider Varianten. Zu Recht.
Erstaunlicherweise rücken sie² aber trotzdem nur in den allerwenigsten Fällen von ihrer gleichwertig bescheuerten Umkehrung ab.

/Edit/
Zitatnatürlich gibt es auch heutzutage
Und im Laufe des gerade zuende gehenden Jahres wurden mir einige megarassistische Dokus vorgesetzt (zugegebenermaßen nicht alle in diesem, sondern in den letzten vier Jahren produziert). Denn die zeigten im Rahmen ethnobotanischer, pharmakologischer oder soziologischer Betrachtungen genau solche Szenarien wie das von Kumi skizzierte (ok: Nicht so schicke Holzmasken).
Dergleichen bauen die Betroffenen höchstwahrscheinlich nur deswegen auf, damit später solche Vollhorste blanken Sexismus´ wie -mit Verlaub- "muschileaks" etwas haben, an dem sie sich aufgeilen können, sich in ihrer Eigenwelt positionieren können als die kämpfende Speerspitze von was auch immer aktuell aufgebauscht wird.

Und selbstverständlich ist wieder einmal jedweges rationale Denken verboten, in diesem Falle als 'whitesplaining' aussortiert, früher mal als 'konterrevolutionär' und was im Laufe der Zeit sonst noch für Namen für eine Poppersche Eigenimmunisierung ausgedacht worden sind.

_____
² über ein Leben gesammelte Anekdoten, dieser Blödsinn beschränkt sich keineswegs auf bei PC sinnleer 'Argument'ierende.
_____________________
ne schöne jrooß, gesine2

pelacani

ZitatTipps zum Schwärzen des Gesichts, Formulierung klar so, dass nur von weißen Teilnehmern ausgegangen wird, ergo schwarze Menschen aus der Norm fallen...
Äh, verstehe ich jetzt nicht. Warum sollten sich schwarze Menschen nicht auch Schuhcreme ins Gesicht schmieren dürfen?

Homeboy

Zitat von: Pelacani am 19. Dezember 2013, 09:06:53
ZitatTipps zum Schwärzen des Gesichts, Formulierung klar so, dass nur von weißen Teilnehmern ausgegangen wird, ergo schwarze Menschen aus der Norm fallen...
Äh, verstehe ich jetzt nicht. Warum sollten sich schwarze Menschen nicht auch Schuhcreme ins Gesicht schmieren dürfen?
... habe ich schon in tv/kino gesehen. die reaktion darauf bewerte ich als gespalten. einerseits wäre das ja von politischem und/oder kritischen gehalt richtung traditionelles blackfacing, andererseits, wer dieses historische detail nicht kennt, der findet es vielleicht lustig, wenn schwarze sich noch schwärzer machen. perfide fand ich das in kriegsfilmen, wo der schwarze soldat keine tarnfarbe fürs gesicht braucht, wenn es ins himmelfahrtskommando geht...

ich bin etwas pessimistisch, was die chance angeht solche themen überhaupt halbwegs befriedigend zu diskutieren oder gar zu nennenswerten ergebnissen zu führen, dazu sind sie doch reichlich überkomplex *achselzuck*

MrSpock

Zitat von: Homeboy am 19. Dezember 2013, 10:12:50
perfide fand ich das in kriegsfilmen, wo der schwarze soldat keine tarnfarbe fürs gesicht braucht, wenn es ins himmelfahrtskommando geht...


Stimmt, da fällt mir wieder ein, dass ich auf Befehl mir auch mit einem rußgeschwärzten Korken während meiner Bundeswehr-Zeit das Gesicht selber geschwärzt habe. Die Parallele zum Blackfacing war mir noch nie so bewußt wie seit "Wetten daß..."
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Conina

Ein Glück, dass Michael Jackson sich gebleicht hatte, so kann man sich ohne mögliche Fettnäpfchen als King of Pop kostümieren.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

MrSpock

Dann ist ja das Buch "Shades of grey" politisch korrekt.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

sumo

bei Anatol Stefanowitsch halte ich bereits den ersten Satz schon für unüberlegt oder gänzlich falsch. Man hat sich früher nicht schwarz angemalt, um den Schwarzen zu zeigen, daß "..sie es nicht können...", sondern schlicht deswegen, weil es keine Schwarzen gab, die für die entsprechende Rolle in Frage kamen, als Operngänger kann ich mich nicht erinnern, besonders viele schwarze Tenöre oder Bassisten zu gehört zu haben, wenn es mal den Othello gab. Das mag jetzt anders sein, schließlich hat niemand irgendwas gesagt, als Simon Estes in Bayreuth den Holländer gab, es reichte aus, daß der Mann seinen Part perfekt singen kann.

sweeper

Einmal das; darüber hinaus gibt es mit Sicherheit auch eine Verbindung zur commedia dell' arte:



Die Arlecchino-Maske war häufig schwarz; hier könnte auch eine Wurzel für die schwarze Gesichtsbemalung mancher Morristanz-Traditionen sein:

With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Conina

Zitat von: MrSpock am 19. Dezember 2013, 10:56:34
Zitat von: Homeboy am 19. Dezember 2013, 10:12:50
perfide fand ich das in kriegsfilmen, wo der schwarze soldat keine tarnfarbe fürs gesicht braucht, wenn es ins himmelfahrtskommando geht...


Stimmt, da fällt mir wieder ein, dass ich auf Befehl mir auch mit einem rußgeschwärzten Korken während meiner Bundeswehr-Zeit das Gesicht selber geschwärzt habe. Die Parallele zum Blackfacing war mir noch nie so bewußt wie seit "Wetten daß..."

Ich habe mal gegoogelt, in den USA tarnen sich die Soldaten mit grün, schwarz und braun.

Das Schwarz und das Grün braucht man auch, wenn man braune Haut hat.

Es geht um das verwischen von Konturen, nicht nur um eine Abdunklung.

Man darf keine typischen Gesichtszüge/ -konturen erkennen.

Und das ist schon lange so. Dieses Bild ist von 1965:
http://www.flickr.com/photos/armymaterielcommand/7159947916/

Hier sieht man das auch schön:


Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.