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Spiegel Online und ADHS

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Begonnen von Dr. Ici Wenn, 29. Januar 2013, 12:15:02

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Hildegard

Ich wär übrigens immer noch an einer Verschreibung interessiert und würde auch gern berichten.
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40_Fieber

Wenn man glaubt, daß jede F.90 Diagnose auch tatsächlich eine ist, glaubt man auch an den Weihnachtsmann. Der Anstieg ist auf die Pauschalvergütung 2008 zurückzuführen, die für Pädiater besonders bescheuert ist :grins



ZitatAuf S. 174 ff wird die Methodik beschrieben, sie führt zu den Diagrammen auf Seite 177. Dort steht ,,kumulative ambulante Diagnoseraten (F90)" und für Jungen: 19,7%.

Wow! Wer Blödsinnszahlen anfordert bekommt sie auch ;D
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sweeper

Zitat von: 40_Fieber am 29. Januar 2013, 23:18:10
Wenn man glaubt, daß jede F.90 Diagnose auch tatsächlich eine ist, glaubt man auch an den Weihnachtsmann. Der Anstieg ist auf die Pauschalvergütung 2008 zurückzuführen, die für Pädiater besonders bescheuert ist :grins
Versteh ich nicht, was du damit sagen willst.
Die Pädiater hätten zu viele F.90 angegeben, weil das irgendwie vorteilhaft war?
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Terry Pratchett

40_Fieber

ÄND, 2009


ZitatSuche Chroniker, biete Zehner - Krankenkassen machen weiter Jagd auf Patientenbefunde

Helmut Anderten war empört. Die AOK Niedersachsen wandte sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an den Allgemeinarzt aus Hildesheim: Die Krankenkasse forderte ihn auf, eine Reihe seiner Patientendiagnosen noch einmal zu überprüfen, und bot im Gegenzug Geld - zehn Euro pro kontrollierter Krankenakte. ,,Plump" fand Anderten das. ,,Da war dieses Geschmäckle dabei: Für 'nen Zehner macht der Doktor am Tresen eine neue Diagnose."

Anderten wies die Kasse schroff zurück und warnte seine Kollegen in einem Rundschreiben vor den Avancen. Der Fall kochte hoch. Auch anderswo klagten Mediziner über Kassen-Anfragen. Inzwischen streitet das gesamte Gesundheitssystem über mögliche Bestechung in deutschen Praxen. Die Schuld sehen Ärzte, Kassen und Verbände jeweils beim anderen - und beim Gesundheitsfonds.

Seit dem Start des Fonds zum Jahresbeginn gilt für die Kassen: Je älter und kränker ein Versicherter, desto mehr Geld erhalten sie für ihn. Für 80 ausgewählte Krankheiten - chronische und kostspielige - bekommen sie besondere Zuschläge. Zur Einordnung müssen Ärzte bei jeder Diagnose einen genauen Code angeben.

Der AOK Bundesverband klagt, diese Codes seien oft nicht korrekt. In extremen Fällen gingen einer Kasse dadurch Tausende Euro pro Patient verloren, sagt Sprecher Udo Barske und findet: ,,Das ist nicht verantwortbar." Vorwürfe, es gehe bei Aktionen wie in Hildesheim um Korruption, kann er nicht nachvollziehen. ,,Wir wollen nur erreichen, dass ordentlich gearbeitet wird", betont Barske. Es gehe allein um die ,,richtige" Codierung. upcoding oder was???

Nach dem Aufruhr bei Anderten und seinen Kollegen holte sich die AOK in Niedersachsen die Kassenärztliche Vereinigung (KV) an ihre Seite. Beide verschicken nun gemeinsam Briefe an die Arztpraxen im Land. Das Anliegen ist geblieben - und die Zehn-Euro-Offerte auch.

Anderten ist besänftigt. Mit der zwischengeschalteten KV sei das Ganze zumindest formal korrekt, meint er. Viele sehen das anders. Medizinerverbände und auch das Bundesgesundheitsministerium überschlagen sich mit Warnungen vor Korruption und Manipulation.
http://kidmed*info/

sweeper

Interessant,
War das die Antwort auf meine Frage?
Geben Pädiater zu viele F. 90 an, weil es für sie vorteilhaft ist?
So was lässt sich ja - das lässt dein Artikel vermuten - überprüfen.

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Terry Pratchett

The Doctrix

Zitat von: bayle am 29. Januar 2013, 21:22:17
Meiner persönlichen Erfahrung nach darf von vielen Allgemeinmedizinern nicht erwartet werden, dass sie eine psychiatrische Dgn. etwa nach ICD-10 oder gar nach Leitlinien-Kriterien stellen; sondern nur eine, die die Überweisung zum Facharzt rechtfertigt

Und dennoch trauen sich viele Hausärzte erstaunlich viel zu - zumindest bei der Verordnung von Psychopharmaka. Dass bei z.B. einer leichten depressiven Episode gar kein Antidepressivum sondern eine ambulante Psychotherapie gemäss Guidelines die 1st-line Therpie ist, interessiert da nicht weiter.

Und Ängste kann man ja priiiima mit Lorazepam behandeln, ist 'ne echte Wunderpille.        ;D
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

40_Fieber

Zitat von: sweeper am 30. Januar 2013, 09:22:04
Geben Pädiater zu viele F. 90 an, weil es für sie vorteilhaft ist?
So was lässt sich ja - das lässt dein Artikel vermuten - überprüfen.

Es geben ALLE Irgendwas an und am allerliebsten Psychodiagnosen:

http://fudder.de/aktion/mitreden/forum/?view=single_thread&cat_uid=9&conf_uid=28&thread_uid=743&page=3

ZitatLauterbach warnte erneut vor einer falschen Codierung der Diagnosen und sieht voraus: ,,Damit können gravierende gesundheitliche Schäden für die Patienten entstehen."

Das ist einmal mehr völliger Unsinn, was dieser Mann da von sich gibt. Als ob Ärzte ihre Behandlungsweise nach vorgegangenen ICD-Codes ausrichten würden, in der Klinik nach vorangegangener Aufnahme oder in der Praxis nach Entlassung oder Überweisung.

Denn jedermann weiß doch, dass die Diagnosesammlung in Entlassungsberichten bereits heute durch formale und wirtschaftliche "Codierungsnotwendigkeiten" bedingt wird. Und dass zweitens in vielen Fällen keine optimale Codierung für den einzelnen Krankheitsfall möglich ist, sondern oftmals bestenfalls eine Hilfs- oder Minderklassifizierung.

Und dass vor allem viele Ärzte wichtigeres für den Patienten zu tun haben, als sich um die "Perfektionierung" von Diagnosesammlungen zu kümmern, die allein den Kassen, nicht aber dem Patienten nutzen.

Herr Lauterbach unterschätzt hier die Ärzte, oder er vermutet bereits betriebsblinde Medizinbetreiber, wie er sie sich wohl als funktionärs- und Managementgesteuerte MVZ-Angestellte gerne vorstellt.

Vor allem aber zeigt dieses Statement, dass er von der Praxis ärztlicher Behandlung überhaupt keine Ahnung hat.

Zu Ihrer Infomation, Herr Prof. Lauterbach: Falsche Codierung kerursacht keine Gesundheitschäden. Falsche Codierung verursacht allenfalls Einnahmeverschiebungen zwischen den Kassen aus dem Gesundheitsfonds.

Gesundheitschäden werden durch falsche Behandlungen verursacht. Auch infolge von Arbeitsüberlastung und Frustration von Ärzten, die sich immer mehr um Codierung und andere Bürokratie als um Patienten kümmern müssen. Infolge Ihrer zynischen Politik!
http://kidmed*info/

sweeper

OK.
Heißt das, dass an den durch die Presse geisternden Behauptungen, die Mehrheit aller ADHS- Diagnosen seien falsch, was dran ist?

Und: dürfen Kinderärzte ohne Zusatzqualifikation überhaupt ADHS diagnostizieren?
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Terry Pratchett

40_Fieber

Nein. Bei dieser Erhebung sind nicht die Diagnosen falsch, sondern nur die Codierung. Das ist was anderes.

http://www.aerzteblatt.de/archiv/124403/Buerokratie-in-Praxen-und-Krankenhaeusern-Vom-Versuch-den-Alltag-in-Ziffern-zu-pressen

Zitat
,,Zu mir kommen Patienten, die sagen: ,Mir ist so komisch' oder ,Mir geht's nicht gut. Ich hab Stress mit meiner Freundin.' Versuchen Sie einmal, das in einen ICD-Code zu übertragen." Das koste viel Zeit und Überlegung. Wende ist durchaus bewusst, dass von der gewissenhaften Dokumentation des Krankheitsgeschehens letztlich die Höhe der Gesamtvergütung und damit indirekt das eigene Honorar abhängt. Für die eigene medizinische Dokumentation nütze ihr die Verschlüsselung aber nichts. Die Folge ist eine ,,doppelte Buchführung", Ärger über die verlorene Zeit und dann noch die Unsicherheit, ob etwaige Kodierfehler später einmal sanktioniert werden. Denn: ,,Das, was ich mit dem Patienten bespreche, kann man nicht in Ziffern pressen."

Es paßt einfach nicht. Wie kodiert man "Stress mit Freundin"? BurnOut? Depression?
Oder gar Schulprobleme mit anschließender außerordentlicher Entwicklungsdiagnostik? Psychosomatik? ADHS? Entwicklungsstörung? Such Dir was aus, sonst gibt es kein Geld für die aufwendige Untersuchung. Du mußt eine Diagnose eingeben, denn nur Diagnosen bringen Geld.


Jeder darf ADHS diagnostizieren - nur die Ritalin verordnen darf nicht jeder. Kinderärzte aber schon. Soweit ich das sehe sind die Ritalinverordnungen aber stabil geblieben seit 2010. Es wird also häufiger diagnostiziert als verschrieben.

Ob was falsch ist kann nur eine Studie klären. Aber eine, die keine Schrottdaten verwendet.
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sweeper

OK.
Warum werden dann solche Schlussfolgerungen aus diesen schwammigen Daten gezogen und als Sau durch die Medienlandschaft getrieben?
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Ratiomania

Zitat von: sweeper am 30. Januar 2013, 11:25:05
OK.
Warum werden dann solche Schlussfolgerungen aus diesen schwammigen Daten gezogen und als Sau durch die Medienlandschaft getrieben?

Weil "Pillen gegen Probleme" ein Superthema ist und Klicks/Werbeeinnahmen bringt?

Schon Regividerm-Skandal vergessen? Mutige Medien gegen die Pharmaschweine kommt immer gut. Und verkauft sich gut.


sweeper

@Ratiomania:

Stimmt schon.
Aber allein daran kann's nicht liegen:

http://m.aerzteblatt.de/news/53215.htm

Wissen denn selbst die Redakteure vom Ärzteblatt nicht, dass diese Daten von der Barmer keine seriösen Daten sind?
Was will man damit bezwecken - die Frage stellt sich doch.

Und immerhin kann man aus den Zahlen entnehmen, dass für die Klientel der Barmer gilt:
So und so viele Patienten sind wegen eines psychischen Problems zum Arzt gegangen - wie immer die Diagnose dann verschlüsselt wurde.




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40_Fieber

ZitatWissen denn selbst die Redakteure vom Ärzteblatt nicht, dass diese Daten von der Barmer keine seriösen Daten sind?
Was will man damit bezwecken - die Frage stellt sich doch.


Ähem. Soll das Ärzteblatt verkünden, daß Ärzte seit Jahren komische Diagnosen abrechnen weil es keine vernünftigen gibt? Was glaubst Du, wer dann auf die Finger bekommt? Doch nicht diejenigen, die das realitätsferne Codiersystem eingeführt haben. Wenn man das killt haben wir hier schlagartig Ärztemangel weil Praxen schließen müssen wenn lange Gespräche nicht irgendwie codierbar bleiben.

Und den Kassen würde das auch nicht gefallen. Die wollen ja möglichst viele Schwerkranke.

ZitatUnd immerhin kann man aus den Zahlen entnehmen, dass für die Klientel der Barmer gilt:
So und so viele Patienten sind wegen eines psychischen Problems zum Arzt gegangen - wie immer die Diagnose dann verschlüsselt wurde.

Es wird auch kaum einer ohne psychische Probleme durchs Leben kommen. Spätestens nach einem Todesfall hat man eines und das muß codiert werden auch wenn es keine Codierung dafür gibt - denn eine Depression ist das zweifelsohne nicht. Macht aber genauso viel Arbeit.
http://kidmed*info/

sweeper

.
ZitatSoll das Ärzteblatt verkünden, daß Ärzte seit Jahren komische Diagnosen abrechnen weil es keine vernünftigen gibt? Was glaubst Du, wer dann auf die Finger bekommt? Doch nicht diejenigen, die das realitätsferne Codiersystem eingeführt haben. Wenn man das killt haben wir hier schlagartig Ärztemangel weil Praxen schließen müssen wenn lange Gespräche nicht irgendwie codierbar bleiben.

Na ja. So klingt es halt, als ob bestimmte Ärzte ( besonders im Raum Würzburg) den Eltern von Kindern mit Schulschwierigkeiten Gefälligkeitsdiagnosen verschaffen, damit die Kinder dann Ritalin verschrieben bekommen können, um in der Schule besser klarzukommen.. Die entsprechende Schachtel ist im Ärzteblatt ja auch abgebildet.

Am Problem der Codierung und Abrechenbarkeit von psychischen Störungen ändert das aber nichts:
es gibt nur jetzt irgendwelche "Schuldigen" -
nämlich die Eltern, die ihre Kinder angeblich systemkompatibel machen wollen und die gewissenlosen Ärzte, die die Diagnosen leichtfertig vergeben.

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Terry Pratchett

Lord Ahriman

Zitat von: 40_Fieber am 30. Januar 2013, 17:44:05
Und den Kassen würde das auch nicht gefallen. Die wollen ja möglichst viele Schwerkranke.

Nanu, wann hat sich das denn geändert? Bisher dachte ich, die wollten möglichst viele Gesunde haben?!