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Schwierigkeiten mit der Psychologie

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Begonnen von Scipio 2.0, 25. Juli 2019, 16:37:01

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simpel

ich kenn das Buch, hab sogar mal gelesen  ;)

Mein Eindruck war gespalten. Teilweise regt Degen zum Nachdenken an, aber teilweise fand ich seine "Mythen" etwas an den Haaren herbeigezogen. Schon gleich das erste Kapitel "Pfusch an der Couch - Psychotherapie hat die Macht, Menschen von seelischen Störungen und Neurosen zu heilen" Das mögen ja manche Leute denken, aber das ist doch eher der naive Teil der Bevölkerung - das hoffe ich zumindest.
Wenn das Buch aber allg. dazu beiträgt, dass Leute vorsichtig bleiben hätte es ja schon was gebracht.

Peiresc

Zitat von: Scipio 2.0 am 26. Juli 2019, 13:37:41Lektüre des Buches "Lexikon der Psycho-Irrtumer" von Rolf Degen.
Ich habe das Buch nicht gelesen (und habe das auch nicht vor), deshalb muss ich ein wenig vorsichtig sein mit der Beurteilung.

Mir scheint, es gibt ein Genre, das nennt sich ,,Entlarvungsliteratur". So etwas ist bei Lichte besehen nicht ganz einfach zu schreiben: man steckt entweder richtig drin im Stoff, dann hat man keine Zeit für so was, oder man muss altbackene Brötchen wieder aufwärmen und mit Senf der Marke ,,Täterä, alles Scharlatane" servieren. Wenn solche Texte hin zum Seriösen tendieren, dann müssen sie Fachliteratur zitieren, womit sich die Katze schon einigermaßen in den Schwanz beißt.

Die Antwort auf die Frage, ob Psychotherapie wirkt, würde ich von solchen Büchern nicht erwarten. Es ist eine Frage wie die, ob Tabletten helfen. Wir haben sie mal gestreift, hier:
https://forum.psiram.com/index.php?topic=16154.0

Natürlich gibt es auf dem Gebiet der Psychotherapie so etwas wie einen grauen Markt der Methoden (wie in allen Gebieten, wo keine streng kontrollierten Untersuchungen möglich sind). Und schließlich bleibt noch die Frage: was bietet der Autor als Alternative an? Von was für einem Menschenbild geht er aus?

simpel

Man muss Degen zugutehalten - finde ich auch eine der stärkeren Seiten seines Buches, dass er viel weiterführende Literatur zu jedem Kapitel angibt. Allerdings ist es schon 2002 rausgekommen, also teilweise gibt es da inzwischen sicher auch noch neueres.

Im Klappentext heißt es: "Dachten Sie, dass Psychotherapie seelische Störungen und Neurosen heilt? .... Persönlichkeit.. durch geeignete Techniken ... steigern lässt? Alles falsch, ...
... Sein Fazit: Der Mensch ist nicht zu ändern. Er ist, wie er ist.
" (fett von mir)
Die Schlussfolgerung finde ich zu platt. Ein Mensch ist nicht von außen veränderbar, aber, wenn jemand ein Verhalten bei sich erkannt hat, das ihn belastet und bei dem der Leidensdruck hoch genug ist, ist es änderbar oder so anzupassen, dass besser damit zu leben ist. Sogar eine Akzeptanz kann dann schon eine Veraenderung sein. Dabei kann ein Gesprächspartner hilfreich sein, z.B. Denkanstöße geben, auf die man irgendwann vielleicht auch selber stoßen würde,  es aber einfacher und schneller macht, wenn man input von außen bekommt.

Vielleicht hat es was mit Erwartungshaltung zu tun. Weder Psychologe, noch Psychiater oder sonst wer kann was 'fixen', die Arbeit muss schon jeder selber leisten.




Belbo

Zitat von: simpel am 26. Juli 2019, 15:02:10
Man muss Degen zugutehalten - finde ich auch eine der stärkeren Seiten seines Buches, dass er viel weiterführende Literatur zu jedem Kapitel angibt. Allerdings ist es schon 2002 rausgekommen, also teilweise gibt es da inzwischen sicher auch noch neueres.

Im Klappentext heißt es: "Dachten Sie, dass Psychotherapie seelische Störungen und Neurosen heilt? .... Persönlichkeit.. durch geeignete Techniken ... steigern lässt? Alles falsch, ...
... Sein Fazit: Der Mensch ist nicht zu ändern. Er ist, wie er ist.
" (fett von mir)
Die Schlussfolgerung finde ich zu platt. Ein Mensch ist nicht von außen veränderbar, aber, wenn jemand ein Verhalten bei sich erkannt hat, das ihn belastet und bei dem der Leidensdruck hoch genug ist, ist es änderbar oder so anzupassen, dass besser damit zu leben ist. Sogar eine Akzeptanz kann dann schon eine Veraenderung sein. Dabei kann ein Gesprächspartner hilfreich sein, z.B. Denkanstöße geben, auf die man irgendwann vielleicht auch selber stoßen würde,  es aber einfacher und schneller macht, wenn man input von außen bekommt.

Vielleicht hat es was mit Erwartungshaltung zu tun. Weder Psychologe, noch Psychiater oder sonst wer kann was 'fixen', die Arbeit muss schon jeder selber leisten.

Erstmal sind es halt Ärzte, nun kommt da ein Mensch der an was leidet, und dann versuchen sie zu helfen. Gerade in diesem Bereich halt sehr schwierig, aber solange die Not des Patienten in Vordergrund steht..... M.E. sehr aufschlussreich, keine Ahnung ob man bei ihm einen Termin haben könnte:

https://www.srf.ch/play/radio/kontext/audio/die-krux-mit-psychiatrischen-diagnosen?id=cc00d441-f20f-4a3e-9aef-89d79a2cc67d

simpel

ich hab grad keine Zeit mir das Link anzuhören. Mir ist nur der Titel aufgefallen: "die Krux mit psychiatrischen Diagnosen"

Anmerken will ich nur kurz: es gibt schon einen Unterschied zwischen Problemen wie z.B. bei der Entscheidungsfindung oder bei einer Prokrastination (Aufschieberitis) und psychiatrischen Krankheitsbildern.